Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
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N. 101 rudolf christian von bodenhausen an leibniz, 24. August 1692 379 halte den jüngern vor einen guten kopff, so über sein principal studium medicinae in der geometria so weit kommen. Die Acta aber anni 1690 habe ich noch nicht sehen können, weil sie H. Magliab. nicht bekommen, habe also darumb nach Lucca geschrieben. Auf daß ich mich aber der hohen Offenbahrung (mit S. Paulo) daß ist, obgedachten Progressus nicht überhebe, finde ich je v. je einen Pfahl daran ich mich stoße, v. habe newlichst in durchsehen meiner schedarum folgende difficultäten gefunden: 5 2.) Nemblich, wie man per calculum die tangentem Curvae per chordam complicatam circa plures focos descriptae finde per centrum gravitatis commune. 3.) Wie man den calculum verkürtzen 10 könne, wenn man die tangentem curvae cujus abscissa x, ordinata y v. die aequatio sey: √ xx + yy + √ aa − 2ax + xx + yy + √ bb − 2bx + xx + yy = c. Dergleichen v. höhere aequationes (i. e. da noch mehr signa radicalia) sich finden in resolutione problematis, so M. h. H. im Schediasmate Me- 15 thodi differentialis gegeben, da die curva 5 focos hat, v. die aequation 5 signa radicalia, welche wegzunehmen per meth. vulgarem einen ad insaniam bringen sollte. Habe unterdeßen gedacht, man dürffe mir solches in 2 oder aufs höchste in 3 focis versuchen, v. die 20 gefundene valores tangentis tamquam seriem continuiren zu mehreren gegebenen focis. 4.) Letztlich 1 habe ich auch nicht finden können, qua methodo D nus Tschirnh. (wie er in Actis gedencket) ex quadratura data totius quadraturam partium finde; v. ist das exempel, so er da anführet, sehr curios, da er partem Lunulae Hippocraticae quadriret, 25 1 〈Teile der Figur von Leibniz’ Hand erg.〉 9 descriptae: vgl. III,4 N. 227. 16 Schediasmate: Leibniz, Nova methodus pro maximis et mininis, in: Acta erud., Okt. 1684, S. 467–473. 25 gedencket: E. W. v. Tschirnhaus, Additamentum ad methodum quadrandi, in: Acta erud., Sept. 1687, S. 524–527. 27 erg.: vgl. hierzu die entsprechende Zeichnung in N. 108.
380 leibniz an detlev clüver, Ende August 1692 N. 102 sagend es sey ADEA = △ o AF C, v. deßen demonstration so leicht, daß er sie auslaße. Ich aber bekenne, daß ich weder gedachten Methodum generalem, noch diese demonstration finden kan. Nehme also wegen erwehnter 4 difficultäten 5 meine Zuflucht zu M. h. H n als meinem einigen v. gütigsten Meister, so mich mit Seiner verlangten unterweisung in meinem gegenwärtigen v. verdrießlichen Zustande nechst Gott allein vergnügen kan, weil etliche mutationes politicae (davon 10 nicht viel zu schreiben) nebst einigen impedimentis moralibus in höhern dingen mich sehr perturbiren, biß Gott wird raht v. mittel schaffen, unterdeßen muß ich mich mit der philosophiae v. abstractis trösten, biß die Zeit wird zu den concretis helffen. Erwarte indeßen nachricht vom phosphoro, v. bitte meiner gewöhnlichen libertät v. confidence zu vergeben, darinnen 15 mich Seine gutheit vielleicht zu weit schreiten läßet. Verbleibe indeßen beharrlichst Di V. S. Ill ma Dev mo obl mo serv re R. C. B. Fir ce 24. Agost o 92. 102. LEIBNIZ AN DETLEV CL ÜVER [Hannover, Ende August 1692]. [100.] 20 Überlieferung: L Konzept: LBr. 163 Bl. 7–8. 1 Bog. 4 o . 1 S. (Bl. 8 r o ). Auf dem Rest des Bogens K von N. 100. Zu N. 102: Die nicht gefundene Abfertigung antwortet auf N. 100. Da Leibniz in seinem Brief an Clüver vom 27. April (7. Mai) 1694 (LBr. 163 Bl. 9) behauptet, daß er ” incontinent‘‘ geantwortet habe, nehmen wir eine Datierung auf Ende August an. Clüver beantwortet N. 102 mit einer nicht gefundenen Sendung, die Ausführungen über die Fläche der Parabel enthielt und vermutlich auf Ende 1692–Anfang 1693 zu datieren ist. Leibniz hat diese Sendung nicht erhalten. Da er folglich nicht antwortet, bringt Clüver sich mit seinem Brief vom 30. April 1694 (LBr. 163 Bl. 10–11) wieder in Erinnerung.
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N. 101 rudolf christian von bodenhausen an leibniz, 24. August 1692 379<br />
halte den jüngern vor einen guten kopff, so über sein principal studium medicinae in der<br />
geometria so weit kommen. Die Acta aber anni 1690 habe ich noch nicht sehen können,<br />
weil sie H. Magliab. nicht bekommen, habe also darumb nach Lucca geschrieben.<br />
Auf daß ich mich aber der hohen Offenbahrung (mit S. Paulo) daß ist, obgedachten<br />
Progressus nicht überhebe, finde ich je v. je einen Pfahl daran ich mich stoße, v. habe<br />
newlichst in durchsehen meiner schedarum folgende difficultäten gefunden: 5<br />
2.) Nemblich, wie man per calculum<br />
die tangentem Curvae per chordam complicatam<br />
circa plures focos descriptae finde<br />
per centrum gravitatis commune.<br />
3.) Wie man den calculum verkürtzen 10<br />
könne, wenn man die tangentem curvae cujus<br />
abscissa x, ordinata y v. die aequatio<br />
sey: √ xx + yy + √ aa − 2ax + xx + yy<br />
+ √ bb − 2bx + xx + yy = c. Dergleichen v. höhere aequationes (i. e. da noch mehr signa<br />
radicalia) sich finden in resolutione problematis, so M. h. H. im Schediasmate Me- 15<br />
thodi differentialis gegeben, da die curva 5 focos hat, v. die aequation 5 signa radicalia,<br />
welche wegzunehmen per meth. vulgarem einen<br />
ad insaniam bringen sollte. Habe unterdeßen<br />
gedacht, man dürffe mir solches in 2<br />
oder aufs höchste in 3 focis versuchen, v. die 20<br />
gefundene valores tangentis tamquam seriem<br />
continuiren zu mehreren gegebenen focis.<br />
4.) Letztlich 1 habe ich auch nicht finden können, qua methodo D nus Tschirnh. (wie<br />
er in Actis gedencket) ex quadratura data totius quadraturam partium finde; v. ist das<br />
exempel, so er da anführet, sehr curios, da er partem Lunulae Hippocraticae quadriret, 25<br />
1 〈Teile der Figur von <strong>Leibniz</strong>’ Hand erg.〉<br />
9 descriptae: vgl. <strong>III</strong>,4 N. 227. 16 Schediasmate: <strong>Leibniz</strong>, Nova methodus pro maximis et mininis,<br />
in: Acta erud., Okt. 1684, S. 467–473. 25 gedencket: E. W. v. Tschirnhaus, Additamentum ad<br />
methodum quadrandi, in: Acta erud., Sept. 1687, S. 524–527. 27 erg.: vgl. hierzu die entsprechende<br />
Zeichnung in N. 108.