Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

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N. 98 leibniz an rudolf christian von bodenhausen, 8./18. August 1692 367 Man kan in Conicis noch viel ungethanes thun. Hatte ich selbst 20 köpfe, oder viel mehr 20 guthe freunde, so wolte ich einen (der sich auf dergleichen hauptsächlich legen wolte) bitten die universalia Conica zu tractiren, wie Des Argues und M. Pascal angefangen, deren gedancken La Hire zum theil herausgegeben. Daß sonst M. h. H. meinet es habe vor Cartesio niemand medias proportionales per Circulum et Conicam gegeben, darauff dienet, daß es Gregorius a S. Vincentio per parabolam et Circulum, sowohl als 5 per Hyperbolam et Circulum gethan[,] ja die veteres auch, wo mich recht besinne. Wenn m.h.H. Baron auch gleich die besten Waldenburg. retorten hätte, wolte ich ihm doch rathen lieber den Phosphorum in copia kommen zulaßen, als zu machen, weil es eine beschwerliche arbeit. Ich weiß niemand der ihn in copia mache, thut es H. Linck, so hielte ohnmasgeblich dafür, man sollte mit ihm handeln, vielleicht läßet er etwas nach. 10 Den Phosphorum sonst nach Italien und in sonderheit nach Florenz überzubringen, dazu sollte es nicht als gelegenheit fehlen. Ich habe noch unlängst den Phosphorum diesen winter machen laßen, in dem herzoglichen laboratorio, wiewohl niemand darinn war, der ihn vor diesen gemacht hatte, als ich. Allein ich that es nur deßwegen, damit es mein diener lernen möchte, dem ich auch probiren, und dergleichen lernen laßen, wie 15 auch das zeichnen, umb ihn in nothfallen auf reisen und sonst zu brauchen. Aber die copia phosphori s o l i d i (davon m. h. H. zweifelsohne redet) war gar gering. Was den liquidum leüchten machet, sind die ramenta solidi, so darinn verborgen. Ein teutscher Medicus nahmens Homberg, so zu Paris in der Academie Royale des Sciences und sich sonderlich durch den Phosphorum alda recommendirt gemacht, gibt einige observationes 20 davon heraus; so in den Neuen Monatlichen Memoiren der Academie Royale de Paris herfürkommen. Es wäre guth wenn M. h. H. eine nüzliche application des phosphori hätte, denn bißher hat man aus dieser an sich selbst schöhnen invention noch nichts rechts 1 ich | selbst erg. | 20 köpfe L 1 11 f. handeln | vielleicht läßet ... nach erg. |. Den L 1 12 und in . . . Florenz erg. L 1 18 zweifelsohne erg. L 1 4 herausgegeben: vgl. Ph. de La Hire, Nouvelle méthode en géométrie, 1673, Ph. de La Hire, Nouveaux élémens des sections coniques, 1679 u. Ph. de La Hire, Sectiones conicae in novem libros distributae, 1685, welches letztere Leibniz für die Acta erud. rezensierte (Sept. 1685, S. 399–401). 6 Gregorius: G. de Saint–Vincent, Opus geometricum, 1647, lib. III, V u. VI. 16 diener: vermutlich der in I,8 N. 169 erwähnte Schwede. 23 herfürkommen: W. Homberg, Manière de faire le phosphore brûlant de Kunkel und Diverses experiences du phosphore in: Mémoires de mathématique et de physique, 1692.

368 leibniz an rudolf christian von bodenhausen, 8./18. August 1692 N. 98 machen können. Der einige gewiße Nuzen ist daß man damit feüer kan machen, wenn man will, daher ihn iezo die Englischen Schiffleute gern auff langen reisen mit sich nehmen. So kan man auch damit ein stück loßbrennen, ohne sonst feüer zu appliciren, und was dergleichen mehr. Kunckel hat Pillen damit gemacht, davon hat man aber bisher noch keine sonderbare würckung erfahren. 5 Ich habe bloß zu M. h. H. satisfaction, und damit er gründtlich von dem problemate templi und deßen Analysi et Synthesi informiret sey, die zeit mir endtlich genommen (ob ich schohn deren überaus wenig ubrig habe) und in beykommenden papier sowohl alles explicirt als auch allerhand neue constructiones angedeutet, sonderlich aber die eine und lezte deutlich erclart, darinn die fenster concinn wie sie M. h. H. haben will. Und 10 dergestalt (damit wenn etwa D. Pio Lisci dergleichen fenster mit gewalt haben wolte, aber er nichts weiter zu sagen hat) kan M. h. H. die construction geben, ohne eben den modum quadrandi zu communiciren. Den mögen sie selbst suchen. In ubrigen habe ich schohn in meiner uberschickten solution solche fenster angedeutet, so aber nicht amphidextrae, doch also, daß dergestalt das gebeude nicht auff 4 puncten rühret, so in beykommenden 15 papier auch wiederumb erinnert habe. Weilen ich aber dieses nicht domi schreibe, also meine vorige figur und discours nicht bey der Hand habe, so habe ich auch nicht die vorigen literas genommen, wie ich sonst gern gethan hätte. Verbleibe M. h. H. Barons Dienstergebenster Diener G. W. L. Ms. Dammanianum will suchen zu uberkommen und zu schicken, wiewohl ganz ver- 20 sichert bin, daß es von keinem adepto herkomt. 9 f. aber (1) eine deutlich (2) die eine ... deutlich L 1 11 f. aber er . . . hat erg. L 1 4 Kunckel: J. Kunckel, Oeffentliche Zuschrifft, 1678. 14 uberschickten solution: Beilage zu I,8 N. 155, welche die Lösung des Aenigma enthielt (vgl. den Separatdruck LH XXXV 6,12 Bl. 5–9 u. Acta erud., Jun. 1692, S. 274–279). 20 Ms. Dammanianum: vgl. N. 182, Erl.

N. 98 leibniz an rudolf christian von bodenhausen, 8./18. August 1692 367<br />

Man kan in Conicis noch viel ungethanes thun. Hatte ich selbst 20 köpfe, oder<br />

viel mehr 20 guthe freunde, so wolte ich einen (der sich auf dergleichen hauptsächlich<br />

legen wolte) bitten die universalia Conica zu tractiren, wie Des Argues und M. Pascal<br />

angefangen, deren gedancken La Hire zum theil herausgegeben. Daß sonst M. h. H. meinet<br />

es habe vor Cartesio niemand medias proportionales per Circulum et Conicam gegeben,<br />

darauff dienet, daß es Gregorius a S. Vincentio per parabolam et Circulum, sowohl als 5<br />

per Hyperbolam et Circulum gethan[,] ja die veteres auch, wo mich recht besinne.<br />

Wenn m.h.H. Baron auch gleich die besten Waldenburg. retorten hätte, wolte ich<br />

ihm doch rathen lieber den Phosphorum in copia kommen zulaßen, als zu machen, weil<br />

es eine beschwerliche arbeit. Ich weiß niemand der ihn in copia mache, thut es H. Linck,<br />

so hielte ohnmasgeblich dafür, man sollte mit ihm handeln, vielleicht läßet er etwas nach. 10<br />

Den Phosphorum sonst nach Italien und in sonderheit nach Florenz überzubringen, dazu<br />

sollte es nicht als gelegenheit fehlen. Ich habe noch unlängst den Phosphorum diesen<br />

winter machen laßen, in dem herzoglichen laboratorio, wiewohl niemand darinn war,<br />

der ihn vor diesen gemacht hatte, als ich. Allein ich that es nur deßwegen, damit es<br />

mein diener lernen möchte, dem ich auch probiren, und dergleichen lernen laßen, wie 15<br />

auch das zeichnen, umb ihn in nothfallen auf reisen und sonst zu brauchen. Aber die<br />

copia phosphori s o l i d i (davon m. h. H. zweifelsohne redet) war gar gering. Was den<br />

liquidum leüchten machet, sind die ramenta solidi, so darinn verborgen. Ein teutscher<br />

Medicus nahmens Homberg, so zu Paris in der Academie Royale des Sciences und sich<br />

sonderlich durch den Phosphorum alda recommendirt gemacht, gibt einige observationes 20<br />

davon heraus; so in den Neuen Monatlichen Memoiren der Academie Royale de Paris<br />

herfürkommen. Es wäre guth wenn M. h. H. eine nüzliche application des phosphori hätte,<br />

denn bißher hat man aus dieser an sich selbst schöhnen invention noch nichts rechts<br />

1 ich | selbst erg. | 20 köpfe L 1 11 f. handeln | vielleicht läßet ... nach erg. |. Den L 1 12 und<br />

in . . . Florenz erg. L 1 18 zweifelsohne erg. L 1<br />

4 herausgegeben: vgl. Ph. de La Hire, Nouvelle méthode en géométrie, 1673, Ph. de La Hire,<br />

Nouveaux élémens des sections coniques, 1679 u. Ph. de La Hire, Sectiones conicae in novem libros<br />

distributae, 1685, welches letztere <strong>Leibniz</strong> für die Acta erud. rezensierte (Sept. 1685, S. 399–401).<br />

6 Gregorius: G. de Saint–Vincent, Opus geometricum, 1647, lib. <strong>III</strong>, V u. VI. 16 diener: vermutlich<br />

der in I,8 N. 169 erwähnte Schwede. 23 herfürkommen: W. Homberg, Manière de faire le phosphore<br />

brûlant de Kunkel und Diverses experiences du phosphore in: Mémoires de mathématique et de physique,<br />

1692.

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