Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Reihe III - Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek

04.05.2013 Aufrufe

einleitung XXXV oben erwähnte Auszug aus seinem Brief an Alberti beigefügt war, erhielt er schließlich eine Antwort (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 397–399). Als ihm Foucher im folgenden Brief (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 400–402) mitteilte: ” M r Thevenot est fasché de ce que vous ne nous avez pas fait part de vostre Mechanique que vous avez laissée à Florence‘‘ fühlte sich Leibniz verpflichtet, ausführlich auf die Situation seiner Dynamica einzugehen: ” La raison qui me fit laisser à Florence mon brouillon d’une nouvelle science de la Dynamique, est qu’il y eut un amy, qui se chargea de le debrouiller et de le mettre au net, et même de le faire publier. Et il ne tient qu’à moy qu’il paroisse, puisqu’il est mis au net, je n’ay qu’à y envoyer la fin. Mais toutes les fois que j’y pense, il me vient une foule de nouveautés là dessus, que je n’ay pas le loisir de digerer. Sans la guerre j’aurois repassé par la France, et j’aurois apporté bien des choses‘‘ (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 405). Nicht nur diese Passage, sondern auch Axiome der Philosophie (wie ” la nature n’agit jamais par saut‘‘ oder ” extrema in idem recidunt‘‘) betreffende Teile des Briefes erschienen auf Veranlassung Fouchers im Journal des sçavans vom 2. Juni 1692. Foucher begründete dies im Antwortbrief von August 1692 (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 406–409) damit, daß er das Interesse einer Vielzahl seiner Freunde an Kopien des Leibniz-Briefes auf diese Weise befriedigt habe. In Wirklichkeit aber beabsichtigte er, mit Leibniz eine öffentliche Diskussion über philosophische Grundannahmen zu führen. Entsprechend erschien auch seine Entgegnung auf Leibniz’ oben zitierten Brief von Januar 1692 (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 410–414) auszugsweise im Journal des sçavans vom 16. März 1693. Leibniz antwortete darauf im Sommer 1693. Der Eingang dieser Replik und deren Druck im Journal des sçavans vom 3. August 1693 wurden ihm von Foucher mitgeteilt (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 418 f. bzw. S. 419 f.). Foucher war es auch, der für Leibniz den Kontakt mit Gallois wiederherstellte und letzteren dazu bewog, Leibniz die bis dahin erschienenen Mémoires der Académie des sciences übersenden zu lassen (vgl. Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 408 f.), für die sich Leibniz in N. 118 bedankte. In diesen Mémoires fand Leibniz u. a. die Entdeckungsgeschichte des Phosphors aus der Sicht W. Hombergs (vgl. auch N. 98 u. N. 113), gegen die er im Antwortschreiben an Foucher vom 27. Oktober 1692 (vgl. Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 409–410) eindeutiger Stellung bezog als im Briefwechsel mit Bodenhausen (vgl. N. 127). Gallois bot Leibniz sogar die Veröffentlichung von dessen Arbeiten in den Mémoires an, für welchen Zweck Leibniz wiederum seinen an Pellisson gesandten Essay de dynamique empfahl. Nach dem Ableben Pellissons unterrichtete Foucher Leibniz regelmäßig über den Verbleib der Erstfassung dieses Essays, die Foucher selbst ein halbes Jahr später noch nicht gesehen hatte.

XXXVI einleitung Zunächst befand sie sich nämlich im versiegelten Nachlaß des am 29. Oktober 1692 verstorbenen M. Thévenot, im Juli 1693 lag sie P. Varignon zur Begutachtung vor. — Gegen Ende des Berichtszeitraums litt der Briefwechsel zwischen Leibniz und Foucher, in welchem u. a. die Hypothesis physica nova von 1671, die unendliche Teilbarkeit und das aktual Unendliche thematisiert wurden, immer mehr unter der Auseinandersetzung, die sich beide Philosophen im Journal des sçavans lieferten, bis er schließlich für zwei Jahre unterbrochen wurde. Leibniz’ Bekanntschaft mit Papin geht auf die gemeinsame Pariser Zeit zurück, wo er den damaligen Mitarbeiter von Huygens zum erstenmal traf (vgl. N. 56). Zu einem Briefwechsel zwischen Leibniz und dem ein Jahr jüngeren Papin kam es zunächst nicht. Da Papins naturphilosophische Auffassungen wesentlich durch die Descartessche Philosophie geprägt waren (vgl. auch Huygens’ Urteil in N. 90), mußte Leibniz mit dem durch die Brevis demonstratio erroris memorabilis Cartesii (Acta erud., März 1686, S. 161–163) gestarteten Angriff auf den Cartesianismus auch Papin auf den Plan rufen. Dessen Erwiderung De gravitatis causa et proprietatibus observationes erschien allerdings erst drei Jahre später (Acta erud., Apr. 1689, S. 183–188), nachdem der bis dahin recht unstete Papin Anfang 1688 eine Mathematikprofessur in Marburg angetreten hatte. Papins Verteidigung der Naturphilosophie Descartes’ richtete sich nicht nur gegen Leibniz, sondern auch gegen J. Ch. Sturm, Jac. Bernoulli u. a. Das zentrale Argument Papins beruhte auf der Annahme, daß die Ursache der Schwerkraft (potentia) ein Ätherwirbel sei, der mit (im Vergleich zur Geschwindigkeit der Körper) unendlicher Geschwindigkeit auf die Körper einwirke. Da diese Einwirkung zu jedem Zeitpunkt mit einer gleichen Anzahl gleich starker Stöße erfolge, sei sie proportional zur verstrichenen Zeit (und damit zur erlangten Geschwindigkeit der Körper) und nicht etwa proportional zum durchlaufenen Weg (und damit zum Quadrat der erlangten Geschwindigkeit der Körper). Die gleichen Proportionalitäten gälten auch für den Widerstand (resistentia), welcher der Bewegung von Körpern entgegenstehe. Leibniz stieß, aus Italien nach Deutschland zurückgekehrt, bei der Nacharbeitung der Acta eruditorum auf Papins Darlegungen und schrieb wahrscheinlich noch in Augsburg die Erwiderung De causa gravitatis et defensio sententiae suae de veris naturae legibus contra Cartesianos (Acta erud., Mai 1690, S. 228–239), die er Ende April 1690 von Wien aus an Mencke sandte (I, 5 N. 329). Die nicht sehr schmeichelhafte Charakterisierung Papins bildete den Hauptinhalt dieses ersten Leibnizschen Schreibens an den Herausgeber der Acta eruditorum nach der langen Italienreise. Wir zitieren hier den Anfang daraus

einleitung XXXV<br />

oben erwähnte Auszug aus seinem Brief an Alberti beigefügt war, erhielt er schließlich<br />

eine Antwort (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 397–399). Als ihm Foucher im folgenden<br />

Brief (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 400–402) mitteilte: ” M r Thevenot est fasché de<br />

ce que vous ne nous avez pas fait part de vostre Mechanique que vous avez laissée à<br />

Florence‘‘ fühlte sich <strong>Leibniz</strong> verpflichtet, ausführlich auf die Situation seiner Dynamica<br />

einzugehen: ” La raison qui me fit laisser à Florence mon brouillon d’une nouvelle science<br />

de la Dynamique, est qu’il y eut un amy, qui se chargea de le debrouiller et de le mettre<br />

au net, et même de le faire publier. Et il ne tient qu’à moy qu’il paroisse, puisqu’il est<br />

mis au net, je n’ay qu’à y envoyer la fin. Mais toutes les fois que j’y pense, il me vient<br />

une foule de nouveautés là dessus, que je n’ay pas le loisir de digerer. Sans la guerre<br />

j’aurois repassé par la France, et j’aurois apporté bien des choses‘‘ (Gerhardt, Philos.<br />

Schr. 1, S. 405). Nicht nur diese Passage, sondern auch Axiome der Philosophie (wie ” la<br />

nature n’agit jamais par saut‘‘ oder ” extrema in idem recidunt‘‘) betreffende Teile des<br />

Briefes erschienen auf Veranlassung Fouchers im Journal des sçavans vom 2. Juni 1692.<br />

Foucher begründete dies im Antwortbrief von August 1692 (Gerhardt, Philos. Schr.<br />

1, S. 406–409) damit, daß er das Interesse einer Vielzahl seiner Freunde an Kopien des<br />

<strong>Leibniz</strong>-Briefes auf diese Weise befriedigt habe. In Wirklichkeit aber beabsichtigte er, mit<br />

<strong>Leibniz</strong> eine öffentliche Diskussion über philosophische Grundannahmen zu führen. Entsprechend<br />

erschien auch seine Entgegnung auf <strong>Leibniz</strong>’ oben zitierten Brief von Januar<br />

1692 (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 410–414) auszugsweise im Journal des sçavans vom<br />

16. März 1693. <strong>Leibniz</strong> antwortete darauf im Sommer 1693. Der Eingang dieser Replik<br />

und deren Druck im Journal des sçavans vom 3. August 1693 wurden ihm von Foucher<br />

mitgeteilt (Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 418 f. bzw. S. 419 f.). Foucher war es auch, der<br />

für <strong>Leibniz</strong> den Kontakt mit Gallois wiederherstellte und letzteren dazu bewog, <strong>Leibniz</strong><br />

die bis dahin erschienenen Mémoires der Académie des sciences übersenden zu lassen<br />

(vgl. Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 408 f.), für die sich <strong>Leibniz</strong> in N. 118 bedankte. In<br />

diesen Mémoires fand <strong>Leibniz</strong> u. a. die Entdeckungsgeschichte des Phosphors aus der<br />

Sicht W. Hombergs (vgl. auch N. 98 u. N. 113), gegen die er im Antwortschreiben an<br />

Foucher vom 27. Oktober 1692 (vgl. Gerhardt, Philos. Schr. 1, S. 409–410) eindeutiger<br />

Stellung bezog als im Briefwechsel mit Bodenhausen (vgl. N. 127). Gallois bot <strong>Leibniz</strong><br />

sogar die Veröffentlichung von dessen Arbeiten in den Mémoires an, für welchen Zweck<br />

<strong>Leibniz</strong> wiederum seinen an Pellisson gesandten Essay de dynamique empfahl. Nach dem<br />

Ableben Pellissons unterrichtete Foucher <strong>Leibniz</strong> regelmäßig über den Verbleib der Erstfassung<br />

dieses Essays, die Foucher selbst ein halbes Jahr später noch nicht gesehen hatte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!