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2009 - Hier entstehen die Internet-Seiten des Parallels Confixx ...

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JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />

Elysia timida (Mittelmeer), eine<br />

Schnecke, <strong>die</strong> langfristig Chloroplasten<br />

einlagert.<br />

tiers in Zoology), zeigte, dass <strong>die</strong> Sacoglossa-Arten, <strong>die</strong> keine Chloroplasteneinlagerung<br />

aufweisen, <strong>die</strong> basalen Formen innerhalb <strong>des</strong> Stammbaumes der Sacoglossa darstellen.<br />

Die Formen, <strong>die</strong> eine kurzfristige bis langfristige Einlagerung aufweisen, gruppieren in<br />

einem Monophylum, haben also einen gemeinsamen Vorfahren gehabt. Somit können<br />

wir postulieren, dass <strong>die</strong> Fähigkeit der Chloroplasteneinlagerung nur einmal in der Evolution<br />

der Sacoglossa entstanden ist. Betrachtet man allerdings <strong>die</strong> Stellung aller Schnekken,<br />

<strong>die</strong> langfristig Photosynthese betreiben können, so scheint <strong>die</strong>se Fähigkeit mehrfach<br />

unabhängig entstanden zu sein. Um unsere Hypothesen nicht nur auf molekulare Daten<br />

stützen zu können, erfolgt zurzeit eine Diplomarbeit (Anne Boers), in der <strong>die</strong> Phylogenie<br />

der Sacoglossa mit Hilfe morphologischer Merkmale rekonstruiert wird.<br />

Somit stellt sich <strong>die</strong> Frage, welches <strong>die</strong> Faktoren sind, <strong>die</strong> zu einer<br />

langfristigen Einlagerung von Chloroplasten führen. <strong>Hier</strong>für mussten<br />

wir zunächst in größerem Umfang klären, welche Algen überhaupt<br />

von den Sacoglossa gefressen werden und welche Chloroplasten<br />

langfristig in der Schnecke erhalten bleiben. Dies sind noch<br />

laufende Untersuchungen (Doktorarbeit: Katharina Händeler;<br />

Diplomarbeit: Gregor Christa). Frau Händeler hat, zunächst in<br />

Kooperation mit Prof. Knoop, ein System etabliert, mit Hilfe <strong>des</strong>sen<br />

wir nun über ein bestimmtes Chloroplastengen (tufA) <strong>die</strong> gefressenen<br />

Algen in den Schnecken identifizieren können. Da das ZFMK<br />

noch über kein S1 Labor verfügt, wurden alle weiteren Klonierungsarbeiten<br />

im Labor der Pharmazeutischen Biologie (Kooperation mit Prof. Dr G.<br />

König) durchgeführt. Ein großer Datensatz über gefressene Algen, wie auch über Algen<br />

aus den jeweiligen Biotopen, ist nun vorhanden und wird zurzeit ausgewertet. Ein weiteres<br />

Chloroplastengen (rbcl) wird ebenfalls im Rahmen der Diplomarbeit von Gregor Christa<br />

getestet.<br />

Chloroplasten werden ohne ihr umgeben<strong>des</strong> Zellmilieu als nicht funktionsfähig angesehen.<br />

Obwohl Plastiden über ein eigenes Genom verfügen, sind sie nicht in der Lage, alle<br />

Stoffwechselprodukte, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Aufrechterhaltung der Photosynthese notwendig sind,<br />

selber herzustellen. Mehr als 90 % <strong>die</strong>ser Gene sind in dem Algenkerngenom vorhanden.<br />

Es stellt sich <strong>die</strong> Frage, wie <strong>die</strong> Schnecken in der Lage sind, Chloroplasten so lange zu<br />

unterhalten, als auch den Photosyntheseprozess zu unterstützen und Nutzen daraus zu<br />

ziehen. Es wurde schon vor längerer Zeit ein möglicher horizontaler Gentransfer zwischen<br />

dem Algenkerngenom und dem Schneckenkerngenom postuliert. Dies wäre der einzige<br />

Fall von Gentransfer zwischen zwei mehrzelligen Organismen. 2008 und <strong>2009</strong> wurde ein<br />

solcher Gentransfer bei einer von uns bisher nicht untersuchten Schnecke angeblich<br />

nachgewiesen. Allerdings waren <strong>die</strong> Autoren <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> nur in der Lage, insgesamt 3<br />

Gene nachzuweisen. Wir führen zurzeit in Kooperation mit der AG von Prof. Dr. W. Martin<br />

(Univ. Düsseldorf) eine EST (expressed sequence tags) Analyse von Plakobranchus<br />

durch, <strong>die</strong> wir auf Guam langfristig im Hungerversuch gehältert haben und <strong>die</strong> langfristig<br />

Photosynthese betreibt. In <strong>die</strong>ser EST Analyse werden Gene identifiziert, <strong>die</strong> zur Lebenszeit<br />

der Schnecke gerade exprimiert werden. Somit sollten auch Gene dabei sein, <strong>die</strong> bei<br />

einem tatsächlichen Gentransfer als Algengene identifiziert werden können. Die Untersuchungen<br />

laufen noch, wir erwarten mit großer Spannung <strong>die</strong> Ergebnisse.<br />

Somit können wir abschließend sagen, dass es solarbetriebene Schnecken gibt, <strong>die</strong> Effizienz<br />

aber sehr unterschiedlich ist. Laufende und zukünftige Untersuchungen werden zeigen,<br />

ob <strong>die</strong> Effizienz von der gefressen Algenspezies und somit dem Chloroplastentyp<br />

abhängt, ob ein Gentransfer <strong>die</strong>s ermöglichte oder es nur <strong>die</strong> Fähigkeit der Chloroplasten<br />

gibt, langfristig außerhalb ihres normalen Zellmilieus zu überleben.<br />

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