2009 - Hier entstehen die Internet-Seiten des Parallels Confixx ...
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JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />
Elysia tomentosa (Australien),<br />
eine Schnecke, <strong>die</strong> kurzfristig<br />
Chloroplasten einlagert.<br />
Während unterschiedlichster Aufenthalte in den Tropen (Mote Laboratory, Karibik; Lizard<br />
Island Research Station, Großes Barriereriff; Marine Biological Station Guam, Marianeninseln<br />
im Pazifik) und am Mittelmeer (Laboratoire Arago in Banyuls-sur-Mer, Frankreich;<br />
Meeresbiologisches Institut in Giglio, Italien) haben Mitglieder meiner Arbeitsgruppe Vertreter<br />
fast aller bekannten Gattungen der Sacoglossa auf ihre photosynthetische Aktivität<br />
hin untersuchen können. Dies geschieht mit Hilfe eines Gerätes (Pulse Amplitude Modulated<br />
Fluorometer, Firma Walz; kurz PAM genannt), das eine minimal invasive Messung<br />
am lebenden Tier erlaubt. Diese Messungen werden an ausgesuchten Individuen, <strong>die</strong><br />
ohne Nahrung in Kulturgefäßen gehältert werden, regelmäßig über Tage, Wochen und<br />
Monate durchgeführt. Der schnelle oder langsamere Abfall der Messwerte ist ein Indiz für<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit und Effizienz, aktive und „gesunde“ Chloroplasten einzulagern. An <strong>die</strong>sen<br />
Arbeiten waren und sind mehrere Doktorandinnen beteiligt: Yvonne Grzymbowski, deren<br />
Doktorarbeit bereits 2008 abgeschlossen werden konnte, Frau Katharina Händeler, deren<br />
laufende Doktorarbeit vermutlich 2010 abgeschlossen sein wird und Frau Valerie<br />
Schmidt, <strong>die</strong> ihre Doktorarbeit erst kürzlich begonnen hat. Unsere Ergebnisse haben eindeutig<br />
gezeigt, dass Sacoglossa-Arten sehr unterschiedlich in der Effizienz der Photosynthese<br />
sind. 3 Gruppen können charakterisiert werden:<br />
1. Schnecken, deren Photosyntheserate bereits innerhalb weniger Stunden im<br />
Hungerversuch auf Null geht: Keine Chloroplasteneinlagerung;<br />
2. Schnecken, <strong>die</strong> über mehrere Tage Photosynthese betreiben können,<br />
aber deren Photosyntheserate nach maximal 20 Tagen gegen Null geht:<br />
kurzfristige Chloroplasteneinlagerung;<br />
3. Schnecken, <strong>die</strong> über mehrere Wochen bis Monate hinweg eine hohe<br />
Photosyntheserate aufweisen: langfristige Chloroplasteneinlagerung.<br />
Während eine ganze Reihe von Sacoglossa-Arten keine, oder eine<br />
kurzfristige Einlagerung aufweisen, haben wir bisher nur 4 Arten<br />
finden können, <strong>die</strong> mit Sicherheit langfristig Photosynthese betreiben<br />
können. Dies ist zum einen <strong>die</strong> im Pazifik weit verbreitete Plakobranchus<br />
ocellatus. Auf Guam haben wir eine vermutlich noch<br />
unbeschriebene Plakobranchus-Art finden können, <strong>die</strong> ebenfalls<br />
wie Plakobranchus ocellatus eine hoch effiziente Einlagerung aufweist.<br />
Die Analysen hierzu laufen noch (Katharina Händeler). Elysia<br />
timida aus dem Mittelmeer ist nicht ganz so effizient wie Plakobranchus<br />
ocellatus, kann aber viele Wochen hungern. Speziell bei<br />
<strong>die</strong>ser Art untersuchen wir zurzeit den Einfluss der Lichtintensität<br />
auf das Verhaltensmuster der Schnecken und deren Einfluss auf <strong>die</strong> Überlebensdauer der<br />
Chloroplasten in der Schnecke. Parallel zu <strong>die</strong>sen Untersuchungen wird der Zustand der<br />
Chloroplasten in Abhängigkeit von Lichtintensität und Zeitspanne <strong>des</strong> Hungerns ultrastrukturell<br />
untersucht (Doktorarbeit: Valerie Schmitt, in Kooperation mit Prof. Dr. R. Martin,<br />
Univ. Ulm). Eine weitere Art, <strong>die</strong> allerdings nur in der Karibik vorkommt (Elysia crispata),<br />
zeigt ebenfalls eine langfristige Einlagerung. E. crispata ist bekannt für ihr breites<br />
Algennahrungsspektrum. Frau Grzymbowski konnte in ihrer Doktorarbeit zeigen, dass<br />
<strong>die</strong> Effizienz der Photosyntheserate eindeutig mit der Nahrung korreliert ist. D.h. nicht alle<br />
Algen tragen zur Photosyntheseaktivität bei, da deren Chloroplasten nur kurzfristig oder<br />
gar nicht eingelagert werden können.<br />
Eine ausführliche phylogenetische Analyse der Sacoglossa, basierend auf mehreren Genfragmenten<br />
(coxI, 16S rDNAund 28S rDNA; siehe Händeler et al. <strong>2009</strong>, publiziert in Fron-<br />
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