2009 - Hier entstehen die Internet-Seiten des Parallels Confixx ...
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JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />
Stromschnellen im unteren Kongo auf der Höhe von<br />
Kinsuka.<br />
Sammelstellen entlang <strong>des</strong> unteren Kongo. Die Zahlen<br />
stehen für Areale, in den an unterschiedlichen Stellen<br />
gesammelt wurde. Größere Stromschnellen sind durch zwei<br />
Striche gekennzeichnet.<br />
Der Grund dafür liegt in der enormen Artenvielfalt und dem teilweise sehr jungen Alter<br />
der Arten. Eine eindeutige Phylogenie ist jedoch eine unabdingbare Voraussetzung, um<br />
Artbildungen auf der Ebene ganzer Artengruppen verstehen zu können. Aus <strong>die</strong>sen<br />
Gründen bleibt oft ungeklärt, ob divergente sexuelle Selektion, divergente ökologische<br />
Selektion oder eine Kombination aus beidem <strong>die</strong> Evolution reproduktiver Isolation in Allopatrie,<br />
Parapatrie oder Sympatrie bewirkt hat.<br />
In meiner Promotionsarbeit, <strong>die</strong> ich am ZFMK im Rahmen eines DFG-finanzierten Projekts<br />
unter der Betreuung von Prof. Dr. Wolfgang Wägele und Prof. Dr. Bernhard Misof anfertige,<br />
beschäftige ich mich mit Buntbarschen <strong>des</strong> unteren Kongo. Artenschwärme in Flüssen<br />
wurden bislang vergleichsweise wenig untersucht, da sie oftmals als sehr artenarm<br />
gelten. Allerdings bietet genau <strong>die</strong>ser Fakt einen Vorteil, wenn es darum geht, komplexe<br />
Zusammenhänge über <strong>die</strong> Entstehungsgeschichte von Arten besser zu verstehen: das<br />
System ist als Ganzes zu betrachten und es muss keine selektive Auswahl getroffen werden.<br />
DER UNTERE KONGO<br />
Die Oberläufe <strong>des</strong> Flusses Kongo entspringen in Kamerun, der Zentralafrikanischen<br />
Republik, Sambia und Angola. Der Grossteil <strong>des</strong><br />
Flusses befindet sich jedoch im „Cuvette Centrale“ in der Demokratischen<br />
Republik Kongo (DRC) und der Republik Kongo (RC).<br />
Sein unterer Abschnitt durchfließt das Bateke-Plateau in der DRC<br />
und RC und mündet schließlich im Atlantik. Der Kongo ist größtenteils<br />
ein breiter, ruhig fließender Fluss, der auf einer Strecke von<br />
2.000 km in der „Cuvette Centrale“ nur einen Höhenunterschied<br />
von 100 m überwindet. Zwischen dem Malebo Pool nahe Kinshasa<br />
und Brazzaville und der Stadt Matadi hingegen, dem sogenannten<br />
unteren Kongo, verliert der Fluss über eine Strecke von 350 km ca.<br />
280 m an Höhe, was durch spektakuläre Stromschnellen gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Zur Paläogeographie <strong>des</strong> unteren Kongo gibt es kontroverse Meinungen, wobei das<br />
postulierte Alter von 400 000 bis zu mehreren Millionen Jahren reicht. Der untere Kongo<br />
ist über eine Strecke von 350 km in zwei unterschiedliche Makrohabitate aufgeteilt. Felsige<br />
Stromschnellen und langsam fließende Weichbodenbereiche reihen sich alternierend<br />
zwischen dem Malebo Pool und dem Ende der letzten Stromschnelle bei Matadi aneinander.<br />
Neuere Stu<strong>die</strong>n haben gezeigt, dass der untere Kongo streckenweise mehr als<br />
200 m tief ist. Die heterogene, oft felsige Untergrundstruktur lässt vermuten, dass sich<br />
an seinem Grund ein verzweigtes Höhlensystem befinden könnte.<br />
Aktuelle Untersuchungen hierzu dauern noch an. Fakt ist jedoch,<br />
dass mit der Spezies Lamprologus lethops der erste bekannte<br />
Buntbarsch mit reduzierten Augen und pigmentfreier Haut aus<br />
dem unteren Kongo beschrieben wurde. Ob <strong>die</strong>s auf <strong>die</strong> lichtarmen<br />
Verhältnisse in großer Tiefe oder auf eine tatsächliche Anpassung<br />
an das Leben in Höhlen zurückzuführen ist, ist jedoch bislang<br />
nicht erforscht. Die vergleichsweise geringen Artenzahlen und <strong>die</strong><br />
Heterogenität <strong>des</strong> Habitats im unteren Kongo bieten <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
unterschiedliche Artbildungsszenarien auf Gattungsniveau<br />
vergleichend zu untersuchen, was einen deutlichen Vorteil gegenüber<br />
den komplexen ostafrikanischen Seensystemen bietet.<br />
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