2009 - Hier entstehen die Internet-Seiten des Parallels Confixx ...
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JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />
Es bleiben noch einige Fragen zu den westpaläarktischen Cryptorhynchinae offen (und<br />
erst recht weltweit zu <strong>die</strong>ser Gruppe), wenn ich im April meine Dissertation einreiche. Ich<br />
hoffe, in der nächsten Zeit weiter an der Gruppe arbeiten zu können. Ebenso wie ich<br />
hoffe, weitere Beiträge beim Vorantreiben <strong>des</strong> DNA-Barcoding zu leisten. Ich sehe in der<br />
Methode den gegenwärtig schnellsten und effizientesten Weg, <strong>die</strong> Taxonomie zu stärken<br />
und durch sie <strong>die</strong> Bahn freizumachen für einen wirksameren, gezielten Schutz der verbleibenden<br />
Biodiversität unseres Planeten.<br />
DIE BUNTBARSCHE DES UNTEREN KONGO<br />
(DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO)<br />
ETABLIERUNG EINES VIELVERSPRECHENDEN<br />
MODELLSYSTEMS FÜR DIE ARTBILDUNGS-<br />
FORSCHUNG<br />
JULIA SCHWARZER<br />
Die Charakterisierung der taxonomischen Schlüsseleinheit „Art“ wird in der Evolutionsbiologie<br />
auch heute noch kontrovers diskutiert. Ausprägungen scheinbar artdiagnostischer<br />
Merkmalskomplexe erweisen sich über ein gegebenes Areal hinweg oft als hochvariabel<br />
und heterogen und sind weniger diagnostisch als ursprünglich angenommen. Die<br />
Abgrenzung von Arten kann evolutionär auf sehr unterschiedliche Weise zustande kommen.<br />
Sie ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel von außen bedingten (extrinsischen)<br />
und von inneren (intrinsischen) Faktoren. Extrinsische Faktoren können beispielsweise<br />
geologische oder klimabedingte Veränderungen von Ausbreitungsbarrieren sein.<br />
Intrinsische Faktoren beruhen z.B. auf aufspaltender Selektion entlang von ökologischen<br />
oder sexuellen Selektionsgra<strong>die</strong>nten oder auf areal- bzw. habitatspezifischen<br />
Hybridisierungswahrscheinlichkeiten mit nahe verwandten Arten oder Populationen.<br />
Zudem wird zunehmend deutlich, dass Artgrenzen unter Umständen „durchlässiger“<br />
sind, als es <strong>die</strong> klassischen Artkonzepte voraussetzen.<br />
BUNTBARSCHE ALS MODELLSYSTEM<br />
Die Familie der Buntbarsche (Cichlidae) gehört mit mehr als 2.000 Arten zu den artenreichsten<br />
unter den Wirbeltieren. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Zentral - und<br />
Südamerika, von Afrika bis Madagaskar und Südin<strong>die</strong>n. Am bekanntesten sind <strong>die</strong> Buntbarsche<br />
der großen ostafrikanischen Seen (Lake Victoria, Lake Tanganjika und Lake Malawi).<br />
In jedem <strong>die</strong>ser Seen haben sich innerhalb kürzester Zeit durch spezifische Anpassungen<br />
Hunderte nah verwandte, aber morphologisch meist gut zu unterscheidende Arten<br />
gebildet. Diese jungen Radiationen liefern ein perfektes Modellsystem um Prozesse, <strong>die</strong><br />
zur Artbildung führen, besser verstehen zu können. Aufgrund <strong>des</strong> oftmals sehr geringen<br />
Alters der Seen und der unvollständigen reproduktiven Isolation zwischen einzelnen<br />
Buntbarsch-Arten lassen sich viele Zwischensta<strong>die</strong>n finden, <strong>die</strong> eine Momentaufnahme<br />
der Aufspaltungsprozesse liefern. Ein gewichtiger Nachteil vieler Untersuchungen an großen<br />
Seensystemen mit ihrer meist komplexen geologischen Geschichte ist, dass oftmals<br />
nicht eindeutig geklärt werden kann, unter welchen räumlichen Bedingungen <strong>die</strong> Arten<br />
evolviert sind. Außerdem ist in zahlreichen Fällen <strong>die</strong> Phylogenie nah verwandter Arten<br />
nicht genügend geklärt, um eindeutige Schwestergruppenverhältnisse zu identifizieren.<br />
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