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2009 - Hier entstehen die Internet-Seiten des Parallels Confixx ...

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JAHRESBERICHT <strong>2009</strong><br />

Die Arten der Gattung Echinodera<br />

sind typische Laubstreu-<br />

Bewohner; im Bild Echinodera<br />

suber.<br />

Die Gattung Torneuma stellt <strong>die</strong><br />

blinden ‘Torpedos’ unter den<br />

Cryptorhynchinae: hier Torneuma<br />

torresi.<br />

Herauspräpariertes männliches<br />

Genital (Aedoeagus) der Art<br />

Calacalles hermigua.<br />

Marker zwar auch beschleunigt und vereinfacht, aber nur teilweise standardisiert und<br />

niemals automatisiert werden. <strong>Hier</strong> sind von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallende Adhoc-Hypothesen<br />

(ohne <strong>die</strong>sen den oft üblichen negativen Beigeschmack verleihen zu<br />

wollen) unter Berücksichtigung möglichst vieler unterschiedlicher Merkmalssysteme<br />

gefragt.<br />

Wie unter anderem <strong>die</strong> hochkomplizierten morphologischen Bestimmungsschlüssel für<br />

<strong>die</strong> Gruppe belegen, war <strong>die</strong> westpaläarktische Cryptorhynchinae-Taxonomie mit ihren<br />

rein morphologischen Analysen deutlich an ihre Belastungsgrenze gestoßen. Sie bietet<br />

jedoch einen idealen Anknüpfungspunkt für molekularbiologische Analysen. Zusammen,<br />

in gegenseitiger Rückkoppelung, ergeben <strong>die</strong> beiden Systeme, unterstützt durch ökologische<br />

und biogeographische Daten sowie mitunter auch durch umfangreiche Kreuzungsversuche<br />

(am Curculio-Institut) einen deutlich höheren (emergenten) Erkenntnisgewinn<br />

als <strong>die</strong> Summe der Einzelerkenntnisse.<br />

Auf der Basis molekularer Stammbäume und Vergleichsanalysen sowie morphologischer<br />

Beobachtungen haben mein Kooperationspartner (als morphologischer Arm) und ich (als<br />

molekularer Arm) im Laufe der letzten zwei Jahre <strong>die</strong> Taxonomie der westpaläarktischen<br />

Cryptorhynchinae auf ein neues Fundament gestellt und zahlreiche neue Arten, Gattungen<br />

und Untergattungen beschrieben, Arten in andere Taxa transferiert, Synonyme (d.h.<br />

Doppelbeschreibungen) erkannt und andere rückgängig gemacht (resynonymisiert). Um<br />

hier zwei Beispiele aufzuzeigen:<br />

Die Verwandtschaftsverhältnisse der Cryptorhynchinae auf den Makaronesischen Inseln<br />

waren lange Zeit ungeklärt. Wir haben nun für <strong>die</strong> Käfer sechs bis sieben unabhängige<br />

Besiedlungen der Inseln festgestellt, Adventivarten herausgefiltert und andere vom Verdacht,<br />

eingeführte Arten darzustellen, befreit. Von den unterschiedlichen Besiedlungsereignissen<br />

hat sich aus dem ältesten (molekular datiere ich es auf 11-16 Mill. Jahre) eine<br />

beachtliche adaptive Radiation entwickelt, <strong>die</strong> derzeit ca. 50 beschriebene Arten geliefert<br />

hat (Zahl schnell steigend). Die ‘Gattungsfrage’ innerhalb <strong>die</strong>ser Gruppe war ungelöst,<br />

wenn auch fest stand, dass hier mehrere Gattungen geschaffen werden müssten. Dies<br />

deuteten <strong>die</strong> sehr unterschiedlichen ökologischen Anpassungen an sowie <strong>die</strong> morphologisch<br />

großen, aber im Grenzbereich nicht immer sauber zu trennenden Merkmalsunterschiede.<br />

Aus vormals zwei wurden nun elf Gattungen (und ein paar Untergattungen), <strong>die</strong><br />

eine ordnende Basis im ‘Biodiversitäts-Labor’ der Makaronesischen Inseln schaffen.<br />

Von den Kanaren kommt auch das zweite Beispiel: hier existieren zwischen Inseln vikariante<br />

Arten der Gattung Echinodera, <strong>die</strong> auf ihren jeweiligen Inseln auch immer – entlang<br />

eines höhenabhängigen Feuchtigkeitsgra<strong>die</strong>nten – unterschiedliche Morphotypen hervorbringen:<br />

im vom Passatwind befeuchteten Lorbeerwald in Höhen zwischen 600m und<br />

1200m sind <strong>die</strong> Formen dunkel und langborstig, unterhalb von 600m, im thermophilen<br />

Buschwald, findet man heller und kontrastreicher gezeichnete Tiere mit kürzeren Borsten.<br />

Im xerothermen Sukkulentenbusch unterhalb von 300m haben schließlich <strong>die</strong> Käfer<br />

große, kontrastreiche weiße Augenflecken. Ein ähnliches Muster wiederholt sich in der<br />

suprakanarischen Zone der Inseln, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Passatwolken hinausreichen. Wir klärten<br />

nun einerseits, dass es sich bei den sehr ähnlichen Morphotypen auf entsprechenden<br />

Höhenstufen zwischen unterschiedlichen Inseln um getrennte Arten handelt und andererseits,<br />

dass es sich bei den verschiedenen Morphotypen auf ein und derselben Insel<br />

meist, aber nicht immer um getrennte Arten handelt. Die Artaufspaltung scheint sich hier<br />

mehrfach parallel zueinander entlang eines wiederholten, mit der Höhenstufe (Feuchtigkeit)<br />

korrelierten Umweltgra<strong>die</strong>nten vollzogen zu haben und möglicherweise noch immer<br />

zu vollziehen.<br />

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