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Die Top 10 Highlights<br />

„Willkommen aus der Urzeit!“<br />

Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn:<br />

HINWEIS:<br />

Alle Bilder sind zur Berichterstattung über die Sonderausstellung "Willkommen aus der<br />

Urzeit" freigegeben mit dem Hinweis (c) Hessisches Landesmuseum Darmstadt<br />

1. Das Große „Hessische“ Urpferd<br />

Propalaeotherium hassiacum (Haupt, 1925)<br />

Exponat: HLMD‐Be 136<br />

Maße: 108,7 x 87,9 cm<br />

Das „Hessische“ Urpferd brachte es mit einer Gesamtlänge von knapp einem Meter und einer<br />

Schulterhöhe von 55‐60 cm immerhin auf die Größe eines Schäferhundes und übertrifft damit<br />

deutlich seine kleinere Schwesterart, die auch in der Grube Messel gefunden wurde. In der<br />

Lebensweise dürfte es allerdings keine gravierenden Unterschiede zwischen beiden Arten gegeben<br />

haben. Etwas überraschend ist der Umstand, dass unter den inzwischen immerhin 15 vollständigen<br />

Skeletten, die man von dieser Urpferde‐Art kennt, keine trächtigen Stuten waren. Diese Tatsache<br />

ließe sich damit erklären, dass trächtige Tiere schlicht zu schwer waren, um in den Maar‐See<br />

geschwemmt zu werden. Ähnliches scheint auch für andere großwüchsige Tiere zu gelten.


2. Kleines Messeler Urpferd, Stute mit Fötus<br />

Eurohippus parvulus (Laurillard, 1849)<br />

Exponat: HLMD‐Me 8989<br />

Maße: 75,5 x 58,4 cm<br />

Diese Art ist die kleinste und häufigere der Messeler Urpferde. Mit einer Gesamtlänge von etwa 80<br />

cm und einer Schulterhöhe von 30‐35 cm erreichte Eurohippus parvulus gerade einmal die Größe<br />

eines Foxterriers. Deshalb werden sie auch gerne als „Urpferdchen“ bezeichnet. Mit ihrem deutlich<br />

gewölbten Rücken, dürften sie eher den heutigen Ducker‐Antilopen oder Muntjak‐Hirschen geähnelt<br />

und wie diese im Unterholz gelebt haben. Aufgrund ihrer exzellenten Erhaltung erlauben die<br />

Messeler Urpferdchen Rückschlüsse auf ihre Fortpflanzungsbiologie. So wurden bisher ganze acht<br />

Stuten mit fossilen Föten in ihrer Leibeshöhle geborgen. Wie die heutigen Pferde trugen alle<br />

Muttertiere nur ein einziges Jungtier. Interessanterweise hatten alle ungeborenen Urpferdchen ein<br />

ähnliches Entwicklungsstadium.


3. Der Urtapir<br />

Hyrachyus minimus (Fischer, 1829)<br />

Exponat: HLMD‐Me 16000<br />

Maße: 109 x 92,5 cm<br />

Im Gegensatz zu den Urpferdchen ist der Urtapir extrem selten in den Messelablagerungen. Lediglich<br />

zwei Exemplare wurden bisher gefunden. Diese bestechen jedoch durch ihren außergewöhnlich<br />

guten Erhaltungszustand. Zugleich sind es die größten bisher in Messel fossil überlieferten<br />

Säugetiere. Hyrachyus minimus hatte etwa die Größe eines Bernhardiners und lag somit am oberen<br />

Größenlimit für Kadaver, die von Zuflüssen in den Messel‐See geschwemmt werden konnten.


4. Der Messeler Ameisenbär<br />

Eurotamandua joresi (Storch, 1981)<br />

Exponat: HLMD‐Me 17000<br />

Maße: 43,2 x 51,3 cm<br />

Der Ameisenbär Eurotamandua joresi ist einer der sensationellsten Fossilfunde, die bisher in der<br />

Grube Messel gemacht wurden. Er hat international für mehr Aufsehen gesorgt als die berühmten<br />

Urpferdchen, da es das einzige vollständige Skelett ist, das jemals außerhalb Südamerikas gefunden<br />

wurde. Ohne den einzigartigen Messeler Fund wüsste die Wissenschaft heute nicht, dass diese<br />

Tiergruppe überhaupt jemals in Mitteleuropa existiert hat. Noch immer ist nicht geklärt, auf welcher<br />

„Wanderroute“ sie dorthin gelangt sein könnte.


5. Schädel des größten Messel‐Krokodils<br />

Asiatosuchus depressifrons (de Blainville, 1855)<br />

Exponat: HLMD‐Me 5345<br />

Maße: 60 x 40 cm<br />

Asiatosuchus depressifrons ist eine der zwei im Fundspektrum dominierenden Krokodilarten in<br />

Messel. Daher wird davon ausgegangen, dass sich diese Art lebenslang im Messel‐See aufhielt.<br />

Asiatosuchus war ein mächtiger Beutegreifer, der bis zu fünf Meter lang wurde und somit in der Lage<br />

war auch große Tiere zu attackieren. Asiatosuchus depressifrons hat einen massiven Schädel und eine<br />

starke Einschnürung des Oberkiefers, in die der vierte Unterkieferzahn seitlich hineinragt.<br />

Systematisch ist die Art nah verwandt mit den echten Krokodilen (Crocodylidae). Einige<br />

Schädelmerkmale ähneln jedoch auch denen von Alligatoren (Alligatoridae).


6. Baumlebendes „Urhuftier“<br />

Kopidodon macrognathus (Wittich, 1902)<br />

Exponat: HLMD‐Be 234<br />

Maße: 57,7 x 83,1 cm<br />

Dieses Fossil ist das erste aus Messel beschriebene Säugetier und ein Vertreter der sehr<br />

ursprünglichen Säugetiergruppe der Proteutheria, die bereits in der späten Kreidezeit zusammen mit<br />

den Dinosauriern lebten. Kopidodon macrognathus war 115 cm lang, wobei davon 60 cm auf den<br />

Schwanz entfallen. Somit war es eines der größten baumbewohnenden Säugetiere im Eozän von<br />

Europa. Der Skelettbau ist noch eher unspezialisiert; die Anatomie der Hände und Füße spricht<br />

jedoch für eine Anpassung an eine kletternde Lebensweise, da das Umgreifen von Ästen durch<br />

opponierbare Daumen und Zehen möglich war. Ernährt hat es sich, seinem unspezialisierten Gebiss<br />

nach zu urteilen, als Allesfresser. Eine Analyse des Mageninhalts förderte Samen, Früchte und Blätter<br />

zu Tage.


7. Scheinraubtier<br />

Lesmesodon behnkeae (Morlo & Habersetzer, 1999)<br />

Exponat: HLMD‐Be 156<br />

Maße: 49,7 x 45,7 cm<br />

Unter den seltenen Messeler „Raubtieren“ gilt Lesmesodon behnkeae als außergewöhnliche Rarität,<br />

da es bisher das einzige Exemplar dieser Art weltweit und zudem sehr gut erhalten ist. Das Exemplar<br />

war nicht ausgewachsen, da es noch Milchzähne besitzt. Diese wiederum zeigen keine Abnutzungen,<br />

sodass es wahrscheinlich noch gesäugt wurde. Einzigartig ist auch die buschige Schwanzbehaarung,<br />

die bislang von keinem anderen Scheinraubtier (Creodonten) bekannt war. Somit erlaubt dieses<br />

Fossil einmalige Einblicke in die frühe Evolution dieser ausgestorbenen Tiergruppe.


8. Großer Insektenfresser<br />

Leptictidium tobieni (von Koenigswald & Storch, 1987)<br />

Exponat: HLMD‐Me 8011<br />

Maße: 76,5 x 49,2 cm<br />

Leptictidien waren sehr ursprüngliche Säugetiere (Proteutheria), die vom Unteren Paläozän bis ins<br />

Obere Oligozän vor allem in Nordamerika lebten. Ihre europäischen Verwandten kennt man vom<br />

Mittleren Eozän bis in das Obere Oligozän. Sie galten früher als primitive Gruppe innerhalb der<br />

Insektenfresser, doch werden sie heute nicht mehr in diese Gruppe gestellt. Mit ihren langen<br />

Schnauzen, Schwänzen und Hinterbeinen besaßen Leptictidien ein seltsames Erscheinungsbild und<br />

dürften sich schnell hüpfend ähnlich den heutigen Kängurus fortbewegt haben. Die Nahrung bestand<br />

aus kleinen Wirbeltieren und großen Insekten.


9. Weichschildkröten‐Pärchen<br />

Allaeochelys crassesculptata (Harrassowitz, 1922)<br />

Exponat: HLMD‐Me 7593<br />

Maße: 48,5 x 44,9 cm<br />

In der Grube Messel wurden einige Schildkröten in Paaren eng zusammenliegend im Gestein<br />

gefunden. Sie lassen sich eindeutig als Männchen und Weibchen einer Art identifizieren und sind bei<br />

der Paarung gemeinsam verendet. Somit handelt es sich um den weltweit ersten fossilen Beleg für<br />

eine Kopulation von Wirbeltieren. Es wird davon ausgegangen, dass die Paarung zunächst im<br />

flacheren Wasser des einstigen Messel‐Sees begann, doch dann begaben sich die Tiere in tiefere,<br />

sauerstoffarme und somit lebensfeindliche Wasserschichten, wo sie verendeten und im Sediment<br />

eingebettet wurden. Bei dieser Weichschildkrötenart sind die Panzerknochenplatten bereits<br />

reduziert, sie besitzt jedoch noch feste knöcherne Verbindungen zwischen Bauch‐ und Rückenpanzer.<br />

Systematisch wird sie deshalb als Übergangsstadium zwischen den Sumpf‐ und den<br />

Weichschildkröten eingeordnet. Die Papua‐Weichschildkröte (Carettochelys insculpta) ist eine<br />

heutige Verwandte mit ähnlichem Bauplan und vermutlich ähnlicher Lebensweise.


10. Messeler Fingertier<br />

Heterohyus nanus (Teilhard de Chardin, 1912)<br />

Exponat: HLMD‐Me 8850<br />

Maße: 26,6 x 37,5 cm<br />

Das Messeler Fingertier gehört zur ausgestorbenen Gruppe der Apatemyiden. Es hat große Füße, die<br />

ihm das Springen im Geäst erleichterten, einen kräftigen Schädel und starke Schneidezähne. Auffällig<br />

sind seine verlängerten Fingerknochen am zweiten und dritten Finger. Mit diesen angelte Heterohyus<br />

nanus wahrscheinlich nach Insektenlarven, die unter der Baumrinde lebten, nachdem er mit seinen<br />

starken Zähnen die Rinde abgebrochen hatte. Diese Lebensweise hat er mit den heute noch<br />

lebenden Beuteltieren aus Neuguinea (Gattung Dactylopsila) und dem Fingertier oder Aye‐Aye von<br />

Madagaskar (Daubentonia madagascariensis) gemeinsam.

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