Saustutzen
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Kurz und führig<br />
<strong>Saustutzen</strong><br />
Gerade einmal 90 Zentimeter lang: die voll geschäftete Kipplaufbüchse K1<br />
im Kaliber 8x57 IRS des tschechischen Herstellers PPK-Zbrojovka Holice.<br />
Eine handliche Waffe für 809 Euro.<br />
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Foto: Ingo Gerlach<br />
Norbert Klups<br />
Wer PPK hört, denkt<br />
sofort an die legendärenWalther-Selbstladepistolen.<br />
Hier ist aber ein tschechischer<br />
Hersteller gemeint. Die<br />
Firma PPK-Zbrojovka Holice ist<br />
das Unternehmen einiger ehemaliger<br />
Mitarbeiter der Brünner<br />
Waffenfabriken. Sie haben sich<br />
selbstständig gemacht und stellen<br />
jetzt eine Palette von Kipplaufwaffen<br />
her. Technisch orientiert<br />
man sich hier an den Brünner<br />
Modellen, bringt aber durchaus<br />
auch eigene Stilelemente ein. Bei<br />
den Läufen wird etwas ganz Besonderes<br />
geboten. PPK verwendet<br />
Laufmaterial von Bergara,<br />
spanische Niederlassung der berühmten<br />
US-Laufschmiede Shilen.<br />
Shilen-Läufe haben bei Präzisionsschützen<br />
einen hervorragenden<br />
Ruf.<br />
Schlichte<br />
Aufmachung<br />
Die PPK ist eine ausgesprochen<br />
schlichte Waffe, deren Metallteile<br />
durchweg schwarz brüniert sind.<br />
Lediglich Abzug und Scharnierbolzen<br />
zeigen sich blank. Auf<br />
jegliche Ausschmückung durch<br />
Gravuren wurde verzichtet. Das<br />
ist sicher besser, als der oft zu<br />
beobachtende Versuch, Billigwaffen<br />
mit meist peinlichen Roll- oder<br />
Ätzgravuren aufzuwerten.<br />
Blickfang der PPK ist der bis zur<br />
Laufmündung reichende Ganzschaft,<br />
der in einer Schaftnase<br />
endet. Der Hinterschaft hat eine<br />
Deutsche Backe und einen geraden<br />
Schaftrücken. Die Holzqualität<br />
ist zwar nicht überragend,<br />
doch etwas Maserung ist vorhanden.<br />
Die dezente, matte Lackoberfläche<br />
kann sich auch sehen<br />
lassen und ist nicht mit den dick<br />
lackierten, glänzenden Lackschäften<br />
zu vergleichen, die man bei<br />
preiswerten Waffen oft findet.<br />
Wenn man die Waffe anschlägt,<br />
merkt man schnell, wie<br />
komfortabel die Schäftung ist.<br />
Vorderschaft und Pistolengriff<br />
sind mit nicht zu feiner Fischhaut<br />
verschnitten, die zwar weder besonders<br />
scharf noch fehlerfrei<br />
ausgeführt ist. Aber sie erfüllt doch<br />
ihren Zweck. Der Hinterschaft<br />
wird mit einer schwarzen Gummikappe<br />
von WEGU abgeschlossen.<br />
Ein Pistolengriffkäppchen ist<br />
nicht vorhanden. Der Hinterschaft<br />
ist axial mit der Basküle verschraubt.<br />
Die PPK lässt sich nicht mit<br />
wenigen Handgriffen zerlegen, da<br />
der Vorderschaft nicht mit einem<br />
Schnäpper befestigt, sondern angeschraubt<br />
ist. Die große Schraube<br />
hat einen breiten Schlitz und<br />
soll sich auch mit einer Münze<br />
lösen lassen. Diese gute Idee wird<br />
allerdings durch die sehr tiefe Lage<br />
im Holz des Vorderschaftes<br />
vereitelt.<br />
Eine entsprechend große<br />
Münze reicht nicht bis zum Schlitz,<br />
und mit einem kleinen Geldstück<br />
muss man schon eisern zufassen,<br />
um die Schraube zu bewegen.<br />
Ohne passenden Schraubendreher<br />
oder einem Multitool geht<br />
hier nichts.<br />
Der Gesamteindruck ist für<br />
eine Waffe dieser Preisklasse<br />
durchaus positiv. Mit einem Gewicht<br />
von 2,5 Kilogramm ohne<br />
Zielfernrohr bei nur 90 Zentimeter<br />
Gesamtlänge ist die PPK eine<br />
ausgesprochen führige Waffe. Damit<br />
kommt man auch in engen<br />
Kanzeln problemlos zurecht.<br />
Kurzer<br />
Lauf<br />
Der nur 48 Zentimeter lange Lauf<br />
hat einen Mündungsdurchmesser<br />
von 15 Millimetern. Er ist in das<br />
Hakenstück eingeschoben und<br />
verlötet. An die obere Fläche des<br />
Hakenstückes ist eine 14 Millimeter<br />
breite und 135 Millimeter lan-<br />
5/2011 DJZ 97<br />
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1 Der Stutzen verriegelt mit einfachem Laufhaken<br />
2 Die Druckknopfsicherung vorn im Abzugsbügel blockiert den Abzug<br />
3 Der Vorderschaft ist mit einer Schraube befestigt. Mit einer Münze<br />
lässt sie sich durch die tiefe Lage im Schaft kaum lösen<br />
4 Der kräftige Auszieher hebt die Hülse sicher an, aber nicht<br />
weit aus dem Lager<br />
1<br />
2 3 4<br />
98 DJZ 5/2011<br />
ge Prismenschiene angefräst. Der<br />
Patronenauszieher ist kräftig gehalten,<br />
zieht die Hülse allerdings<br />
nur 3 Millimeter aus dem Patronenlager.<br />
Die Visierung besteht aus<br />
einem 2 Millimeter breiten Balkenkorn<br />
und einer 1,5 Millimeter<br />
breiten U-Kimme. Die Kombination<br />
U-Kimme mit Balkenkorn ist<br />
nicht optimal. Ein Perlkorn hätte<br />
zu dieser Kimme wesentlich besser<br />
gepasst. Die Kimme ist seitlich<br />
verstellbar. Eine Korrektur der<br />
Treffpunktlage in der Höhe ist nur<br />
durch Austauschen des Korns<br />
möglich. Der vordere Riemenbügel<br />
ist mit einem Ring um den<br />
Lauf befestigt und reicht dann<br />
durch den Vorderschaft hindurch.<br />
Einfache<br />
Technik<br />
Obwohl schmal gehalten, macht<br />
die Stahlbasküle aber einen massiven<br />
Eindruck. Die Schloss- und<br />
Verschlusstechnik der K1 stammt<br />
anscheinend von der Brünner<br />
Der <strong>Saustutzen</strong> war mit einem Duralyt-Zielfernrohr<br />
3–12 x 50 von Zeiss bestückt<br />
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Der kurze Kipplaufstutzen ist<br />
schlicht gehalten, und er ist<br />
führig, gerade in engen Kanzeln<br />
ZBK 110. Es handelt sich um eine<br />
einfache Laufhakenverriegelung,<br />
dessen Stahlkeil über den Oberhebel<br />
bewegt wird.<br />
Werden die beiden durch den<br />
Systemkasten gehenden Stifte<br />
entfernt, lässt sich das Abzug -<br />
system mit Schlaghammer als<br />
komplette Einheit herausnehmen.<br />
Gespannt wird das Schloss direkt<br />
mit dem Oberhebel und nicht erst<br />
durch das Abkippen des Laufes.<br />
Der Oberhebel muss dazu mit<br />
entsprechender Kraft betätigt werden.<br />
Der Abzug wirkt direkt auf<br />
den innenliegenden Hahn. Beeindruckend<br />
ist seine Justierung:<br />
Das Abzugsgewicht beträgt bei<br />
der Testwaffe 900 Gramm. Im<br />
Vergleich zu den Brünner-Modellen<br />
geradezu phantastisch<br />
leicht, auch wenn beim Abziehen<br />
etwas Weg spürbar ist. Für eine<br />
Büchse dieser Preisklasse ein<br />
vorbildlicher Abzug. Um sicher<br />
zu gehen, dass es sich nicht um<br />
ein Einzelstück handelt, wurde<br />
eine zweite PPK besorgt und auch<br />
hier der Abzug gemessen: ebenfalls<br />
nur 1000 Gramm Abzugsgewicht.<br />
Die vorn im Abzugsbügel liegende<br />
Druckknopfsicherung blockiert<br />
im gesicherten Zustand den<br />
Abzug. Der Schlagbolzen läuft<br />
axial zum Zündhütchen und wird<br />
durch eine Feder in seine rückwärtige<br />
Lage gedrückt. Alles in<br />
Vorteile<br />
+ handliche und führige<br />
Kipplaufbüchse<br />
+ einfacher Keilverschluss<br />
+ sehr guter Abzug<br />
+ erstklassige Schussleistung<br />
+ günstiger Preis<br />
Nachteil<br />
- nur mit Werkzeug zerlegbar<br />
- zu feine Visierung<br />
Fotos (7): Norbert Klups<br />
allem eine einfache und robuste<br />
Technik, die sehr fertigungsgünstig<br />
ist.<br />
PPK bietet passend zur Waffe<br />
eine Festmontage an, die durch<br />
drei Inbusschrauben mit der Prismenschiene<br />
der Waffe verbunden<br />
wird. Ein Abnehmen des Zielfernrohres<br />
ist nur mit Werkzeug möglich.<br />
Festmontagen sind robust<br />
und schussfest. Wird auf ein<br />
schnelles Abnehmen und Wiederaufsetzen<br />
des Glases kein Wert<br />
gelegt, sind sie eine preiswerte<br />
Alternative zu teuren Schwenk-<br />
oder Einhakmontagen.<br />
Beeindruckende<br />
Präzision<br />
Montiert wurde ein Zeiss-Duralyt<br />
3–12 x 50. Das preiswerte Zielfernrohr<br />
hat seine Lichtstärke in einem<br />
Test bereits eindrucksvoll bewiesen<br />
(DJZ 9/2010, Seite 90). Preislich<br />
passt die güns tige Zeiss-Optik<br />
für 795 Euro sehr gut zum <strong>Saustutzen</strong>.<br />
Die Testwaffe im Kaliber 8 x 57 IRS<br />
wurde aus dem Schießgestell auf<br />
100 Meter geschossen. Mit der<br />
RWS-Laborierung (12,1 g HMK)<br />
erreichte die leichte Büchse einen<br />
5-Schuss-Streukreis von 3,2 Zentimern<br />
und mit der preisgünstigen<br />
Technik auf einen Blick<br />
Hersteller PPK, Tschechien<br />
Kaliber 8 x 57 IRS<br />
Laufl änge 48 cm<br />
Verschluss einfache Laufhakenverriegelung<br />
Abzug nicht verstellbarer Flintenabzug<br />
Visier Balkenkorn und Standvisier mit U-Kimme<br />
Sicherung Druckknopfsicherung im Abzugsbügel<br />
Hinterschaft Nussbaumholz, matt lackiert mit deutscher Backe<br />
und schwarzer Gummischaftkappe, Pistolengriff mit<br />
Fischhaut<br />
Vorderschaft schlanker Jagdvorderschaft bis zur Laufmündung,<br />
mit einer Schraube befestigt<br />
Gesamtlänge 90 cm<br />
Gesamtgewicht: 2,5 kg ohne Zielfernrohr<br />
Preis 809 Euro<br />
Sellier & Bellot (12,7 g Teilmantel)<br />
auch noch 3,8 cm. Zur Höchstform<br />
lief die PPK aber mit den bleifreien<br />
Impala-Patronen auf. Das leichte<br />
9,7-Gramm-Impala erreichte einen<br />
Streukreis von nur 2,2 Zentimetern:<br />
ein beeindruckendes<br />
Ergebnis, das die Qualität des<br />
Laufes unterstreicht.<br />
Dabei zeigte die kleine Kipplaufbüchse<br />
ein überraschend angenehmes<br />
Schussverhalten. Der<br />
Rückschlag ist kein Problem, nur<br />
der Knall ist durch den kurzen<br />
Lauf deutlich lauter. Auch das<br />
Mündungsfeuer ist natürlich stärker.<br />
Bei einer einschüssigen Büchse<br />
ist das aber zweitrangig. Bei<br />
Nacht dürfte ein zweiter Schuss<br />
kaum möglich sein.<br />
Mit der PPK K1 kommt eine<br />
extrem führige Kipplaufbüchse zu<br />
einem ausgesprochen günstigen<br />
Preis auf den Markt. 809 Euro ruft<br />
der Hersteller dafür auf. Dass man<br />
dabei einfache Technik und<br />
schlichte Aufmachung in Kauf<br />
nehmen muss, dürfte jedem klar<br />
sein. Dafür bekommt man aber<br />
einen sehr guten Abzug und einen<br />
hochpräzisen Lauf. Alles verpackt<br />
in nur 90 Zentimeter Gesamtlänge.<br />
Den Vertrieb für Deutschland<br />
hat die Firma Gustav Jehn, Lippstadt,<br />
übernommen. j<br />
5/2011 DJZ 99<br />
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