Dr. Andreas Lawaty - Academia Baltica

Dr. Andreas Lawaty - Academia Baltica Dr. Andreas Lawaty - Academia Baltica

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02.10.2012 Aufrufe

_ Nordost-Institut Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e.V. Internet www.ikgn.de an der Universität Hamburg Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Herrn Peter Harry Carstensen Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, der Beschluss, der kleinen aber international renommierten Academia Baltica in Lübeck jedwede Förderung zu entziehen, was das Ende ihres Wirkens zur Folge haben wird, ist nicht allein deswegen ein Grund zur Sorge, weil in diesem Fall der Sparzwang dazu genutzt wird, um letztlich Effizienz und ein bewundernswertes bildungspolitisches Engagement zu bestrafen. Über Sinn und Unsinn einer jeden Kürzung und deren Begründung lässt sich bekanntlich immer streiten. Die Sorge, die mich umtreibt, und damit der Grund, warum ich Sie um einen Augenblick des Bedenkens bitten möchte, ist aber tiefer: hier werden nämlich innen- und außenpolitisch vom Land Schleswig-Holstein Signale gesetzt, die so nicht gemeint sein können und sicherlich auch nicht sind. Wenn wir Europa denken, gerade das „erweiterte“ Europa, und für das neue Erwachen nationaler Identitäten und Verletzbarkeiten einschließlich der Neigung zu deren Instrumentalisierung an allen möglichen Seiten der Grenzen nicht blind sind, dann wird uns deutlich, dass wir die Academia Baltica wie die Luft zum Atmen nötig haben. Es ist kein Luxus und keine Orchidee, auch wenn diese Einrichtung einen Seltenheitswert besitzt und „jung“ sein sollte. Sie ist rund um die Ostsee, insbesondere aber in Polen und in den Baltischen Ländern zu einem, wenn man will, „sichtbaren Zeichen“ für Verständigung über gemeinsame historische Erfahrungen und teilweise schmerzlich trennende Erinnerungen geworden. Die Academia Baltica produziert keine medienwirksamen Ereignisse, aber ihre Arbeit zieht Kreise, die gesellschaftlich wirksam sind, und sie hilft Ängste abzubauen, die uns selbst im binneneuropäischen Umgang miteinander immer wieder beschleichen. Als Leiter einer Einrichtung, die mit der Erforschung der Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa aber auch mit der gesamten nordosteuropäischen Geschichtsregion befasst ist, und als ehemaliger Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt, weiß ich um die Bedeutung der Academia Baltica und ihre Wahrnehmung bei unseren Nachbarn. Absender Nordost-Institut Conventstraße 1 21335 Lüneburg Telefon 04131/ 400 59-0 Telefax 04131/ 39 11 43 Mail sekretariat@ikgn.de Nordost-Institut Abteilung Göttingen Calsowstraße 54 37085 Göttingen Telefon 0551/ 48 85 88-0 Telefax 0551/ 48 85 88-58 Mail sekr-goe@ikgn.de Telefon: 04131/40059-18 E-Mail: a.lawaty@ikgn.de Datum: 18.09.2006 Bankverbindung Sp ar ka sse Lüneburg Konto 29 272 BLZ 240 501 10

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Nordost-Institut<br />

Institut für Kultur und<br />

Geschichte der Deutschen<br />

in Nordosteuropa e.V.<br />

Internet www.ikgn.de<br />

an der Universität Hamburg<br />

Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein<br />

Herrn Peter Harry Carstensen<br />

Düsternbrooker Weg 70<br />

24105 Kiel<br />

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,<br />

der Beschluss, der kleinen aber international renommierten <strong>Academia</strong> <strong>Baltica</strong> in Lübeck jedwede<br />

Förderung zu entziehen, was das Ende ihres Wirkens zur Folge haben wird, ist nicht allein<br />

deswegen ein Grund zur Sorge, weil in diesem Fall der Sparzwang dazu genutzt wird, um letztlich<br />

Effizienz und ein bewundernswertes bildungspolitisches Engagement zu bestrafen. Über Sinn und<br />

Unsinn einer jeden Kürzung und deren Begründung lässt sich bekanntlich immer streiten. Die<br />

Sorge, die mich umtreibt, und damit der Grund, warum ich Sie um einen Augenblick des Bedenkens<br />

bitten möchte, ist aber tiefer: hier werden nämlich innen- und außenpolitisch vom Land<br />

Schleswig-Holstein Signale gesetzt, die so nicht gemeint sein können und sicherlich auch nicht<br />

sind.<br />

Wenn wir Europa denken, gerade das „erweiterte“ Europa, und für das neue Erwachen nationaler<br />

Identitäten und Verletzbarkeiten einschließlich der Neigung zu deren Instrumentalisierung an allen<br />

möglichen Seiten der Grenzen nicht blind sind, dann wird uns deutlich, dass wir die <strong>Academia</strong><br />

<strong>Baltica</strong> wie die Luft zum Atmen nötig haben. Es ist kein Luxus und keine Orchidee, auch wenn<br />

diese Einrichtung einen Seltenheitswert besitzt und „jung“ sein sollte. Sie ist rund um die Ostsee,<br />

insbesondere aber in Polen und in den Baltischen Ländern zu einem, wenn man will, „sichtbaren<br />

Zeichen“ für Verständigung über gemeinsame historische Erfahrungen und teilweise schmerzlich<br />

trennende Erinnerungen geworden. Die <strong>Academia</strong> <strong>Baltica</strong> produziert keine medienwirksamen Ereignisse,<br />

aber ihre Arbeit zieht Kreise, die gesellschaftlich wirksam sind, und sie hilft Ängste<br />

abzubauen, die uns selbst im binneneuropäischen Umgang miteinander immer wieder<br />

beschleichen.<br />

Als Leiter einer Einrichtung, die mit der Erforschung der Kultur und Geschichte der Deutschen in<br />

Nordosteuropa aber auch mit der gesamten nordosteuropäischen Geschichtsregion befasst ist,<br />

und als ehemaliger Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt, weiß ich um die<br />

Bedeutung der <strong>Academia</strong> <strong>Baltica</strong> und ihre Wahrnehmung bei unseren Nachbarn.<br />

Absender<br />

Nordost-Institut<br />

Conventstraße 1<br />

21335 Lüneburg<br />

Telefon 04131/ 400 59-0<br />

Telefax 04131/ 39 11 43<br />

Mail sekretariat@ikgn.de<br />

Nordost-Institut<br />

Abteilung Göttingen<br />

Calsowstraße 54<br />

37085 Göttingen<br />

Telefon 0551/ 48 85 88-0<br />

Telefax 0551/ 48 85 88-58<br />

Mail sekr-goe@ikgn.de<br />

Telefon: 04131/40059-18<br />

E-Mail: a.lawaty@ikgn.de<br />

Datum: 18.09.2006<br />

Bankverbindung<br />

Sp ar ka sse Lüneburg<br />

Konto 29 272<br />

BLZ 240 501 10


an der Universität Hamburg<br />

- 2 - Ministerpräsident Schleswig-Holstein, Herrn Carstensen,<br />

Schreiben vom18.09.2006<br />

Man wird sie bei uns, aber eben auch dort sehr vermissen, und es wird gerade unseren für die<br />

Verständigung engagierten Freunden schwer zu vermitteln sein, dass angesichts der allenthalben<br />

steigenden „geschichtspolitischen“ Ausgaben ein kleiner Ort dem Sparstift zum Opfer fallen<br />

musste, an dem international die verbindenden Traditionen des Ostseeraumes, aber auch<br />

gelegentliche „Kollateralschäden“ mancher geschichtspolitischen Maßnahme miteinander<br />

behandelt werden konnten.<br />

Die <strong>Academia</strong> <strong>Baltica</strong> nützt dem Land Schleswig-Holstein und seiner internationalen Ausstrahlung<br />

mehr als Sie an Zuwendung seitens des Landes erwarten kann und will. Und sie nützt einem internationalen<br />

gesellschaftlichen Dialog rund um die Ostsee. Dies sollte man bedenken, bevor man<br />

an das scheinbar zwingende denkt, und es dann vielleicht doch – so bleibt es zu hoffen - nicht<br />

tut.<br />

Um diesen einen Augenblick des „Bedenkens“ wollte ich Sie ganz herzlich bitten.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Andreas</strong> <strong>Lawaty</strong><br />

Direktor

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