Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!

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02.05.2013 Aufrufe

5. Kapitel „Eine Welt ohne Behinderte?“ – Ausblick einige Perspektiven einer Behindertenpädagogik. Daneben stehen viele Andere, aus- gelassene, unbekannte, unbedachte. Die Perspektiven des interaktionistischen Konstruktivismus bieten derzeit noch nicht ausdrücklich ethische Orientierungen. Allerdings legen sie bestimmte ethische Ge- danken nahe. Dazu zählen vielleicht Gedanken zum Begriff der Menschenwürde. Der Andere als Anderer läßt sich nicht mehr wegdenken. Die Perspektiven REICHS können vielleicht Ethik im vorläufigen, begrenzten Raum entstehen und begründen lassen, um sie dann zu de-konstruieren und zu ver- ändern. Die Perspektiven REICHs verhindern vielleicht, daß Macht immer noch un- erkannt in lebensweltlichen und beziehungswirklichen Bezügen wirkt. Für den Anderen als Anderen und gegen den sog. ‚Behinderten’ als bloß anderen einzutreten bleibt Aufgabe der Behindertenpädagogik. 40 Damit bleibt der Anspruch an die Behindertenpädagogik, sich selber immer wieder neu zu denken in ihren kon- struierten symbolischen Zwängen, gleichzeitig ihre Perspektive immer nach außen zu richten und die Beziehungswirklichkeit und Lebenswelt in den Blick zu nehmen und sich dort mit ihren eigenen Perspektiven einzubringen. 40 Hier sind aktuell z.B. Gerichtsurteile zu beachten, in denen ein behindertes Kind als ‚Schaden’ klassifiziert wird, oder ein Fall aus Frankreich, wo einem Menschen, der als behindert bezeichnet wird, Ärzte das Recht auf eine „therapeutische Abtreibung“ vorenthielten und jetzt zu Schadenersatzzahlungen verpflichtet wurden (vgl. SPIEGEL 2000, 298). 90

6. Kapitel: Literaturverzeichnis 6. Literaturverzeichnis • ANSTÖTZ, Christoph (1990): Peter Singer und die Pädagogik für Behinderte. Der Beginn der ‚SINGER-Affäre’, in: Analyse & Kritik 12/1990, 131-148. • ANSTÖTZ, Christoph, HEGSELMANN, Rainer, KLIEMT, Hartmut (Hrsg.) (1995): Peter Singer in Deutschland, Frankfurt am Main 1995. • ANTOR, Georg, BLEIDICK, Ulrich (1995): Recht auf Leben – Recht auf Bil- dung. Aktuelle Fragen der Behindertenpädagogik. Mit Beiträgen von Urs Hae- berlin, Rainer Seifert, Otto Speck und Ansgar Stracke-Mertes, Heidelberg 1995. • ANTOR, Georg, BLEIDICK, Ulrich (2000): Behindertenpädagogik als ange- wandte Ethik, 1. Auflage, Stuttgart, Berlin, Köln 2000. • BASTIAN, Till (1990): Wie dieses Buch entstand – Vorbemerkung des Heraus- gebers, in: BASTIAN, Till (Hrsg.) (1990): Denken, schreiben, töten: zur neuen „Euthanasie-Diskussion“ und zur Philosophie Peter Singers, Stuttgart 1990, 9-14. • BAUMANN, Zygmunt (1995): Postmoderne Ethik, Hamburg 1995. • BIRNBACHER, Dieter (1991): Das Tötungsverbot aus der Sicht des klassischen Utilitarismus, in: HEGSELMANN & MERKEL 1991, 25-50. • BRIESKORN, Norbert (1990): Rechtsphilosophie (Grundkurs Philosophie Band 14), Stuttgart, Berlin, Köln 1990. • BURCKHART, Holger, REICH, Kersten (Hrsg.) (2000): Begründung von Mo- ral: Diskursethik versus Konstruktivismus – eine Streitschrift, Würzburg 2000. • BÜRLI, Alois (1979): Internationale Fragestellungen und Tendenzen, in: BACH, Heinz (1979): Pädagogik der Geistigbehinderten (Handbuch der Sonderpädago- gik Band 5), Berlin 1979, 41-54. • BYDLINSKI, Franz (1991): Lebensschutz und rechtsethische Begründungen, in: Juristische Blätter 1991, 477-489. • DEDERICH, Markus (2000): Behinderung – Medizin – Ethik. Behindertenpäda- gogische Reflexionen zu Grenzsituationen am Anfang und Ende des Lebens, 1. Auflage, Bad Heilbrunn 2000. 91

5. Kapitel „<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>?“ – Ausblick<br />

einige Perspektiven einer <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik. Daneben stehen viele An<strong>de</strong>re, aus-<br />

gelassene, unbekannte, unbedachte.<br />

Die Perspektiven <strong>de</strong>s interaktionistischen Konstruktivismus bieten <strong>de</strong>rzeit noch nicht<br />

ausdrücklich ethische Orientierungen. Allerdings legen sie bestimmte ethische Ge-<br />

danken nahe. Dazu zählen vielleicht Gedanken zum Begriff <strong>de</strong>r Menschenwür<strong>de</strong>.<br />

Der An<strong>de</strong>re als An<strong>de</strong>rer läßt sich nicht mehr weg<strong>de</strong>nken.<br />

Die Perspektiven REICHS können vielleicht Ethik im vorläufigen, begrenzten<br />

Raum entstehen und begrün<strong>de</strong>n lassen, um sie dann zu <strong>de</strong>-konstruieren und zu ver-<br />

än<strong>de</strong>rn. Die Perspektiven REICHs verhin<strong>de</strong>rn vielleicht, daß Macht immer noch un-<br />

erkannt in lebensweltlichen und beziehungswirklichen Bezügen wirkt.<br />

Für <strong>de</strong>n An<strong>de</strong>ren als An<strong>de</strong>ren und gegen <strong>de</strong>n sog. ‚<strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>n’ als bloß an<strong>de</strong>ren<br />

einzutreten bleibt Aufgabe <strong>de</strong>r <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik. 40 Damit bleibt <strong>de</strong>r Anspruch<br />

an die <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik, sich selber immer wie<strong>de</strong>r neu zu <strong>de</strong>nken in ihren kon-<br />

struierten symbolischen Zwängen, gleichzeitig ihre Perspektive immer nach außen zu<br />

richten und die Beziehungswirklichkeit und Lebenswelt in <strong>de</strong>n Blick zu nehmen und<br />

sich dort mit ihren eigenen Perspektiven einzubringen.<br />

40 Hier sind aktuell z.B. Gerichtsurteile zu beachten, in <strong>de</strong>nen ein behin<strong>de</strong>rtes Kind als ‚Scha<strong>de</strong>n’<br />

klassifiziert wird, o<strong>de</strong>r ein Fall aus Frankreich, wo einem Menschen, <strong>de</strong>r als behin<strong>de</strong>rt bezeichnet<br />

wird, Ärzte das Recht auf eine „therapeutische Abtreibung“ vorenthielten und jetzt zu Scha<strong>de</strong>nersatzzahlungen<br />

verpflichtet wur<strong>de</strong>n (vgl. SPIEGEL 2000, 298).<br />

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