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Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!

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5. Kapitel „<strong>Eine</strong> <strong>Welt</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>?“ – Ausblick<br />

wird nicht von alleine geschehen. Aber gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Menschen, um die<br />

es <strong>de</strong>r <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik geht, eröffnen sich Perspektiven, die <strong>ohne</strong> diese Men-<br />

schen nicht zu sehen wären. Die Perspektiven REICHs bieten Ansatzpunkte, gegen<br />

ungerechtfertigte, verkürzen<strong>de</strong>, reduzieren<strong>de</strong> Argumentationen und Diskurse weitere<br />

und passen<strong>de</strong>re Argumente in <strong>de</strong>n Blick zu nehmen. Dies ist Anspruch an eine Be-<br />

hin<strong>de</strong>rtenpädagogik: sich Autoren wie SINGER o<strong>de</strong>r HOERSTER zuzuwen<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>ren Positionen zu <strong>de</strong>konstruieren. Dabei bleibt die Art <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

auch innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik strittig, wie z.B. bei RÖSNER (2000)<br />

<strong>de</strong>utlich wird.<br />

Die Perspektiven, die REICH uns anbietet, be-anspruchen aber auch eine Behin-<br />

<strong>de</strong>rtenpädagogik. Sie nötigen auch dazu, eigene Positionen zu befragen auf ihre le-<br />

bensweltlichen Zusammenhänge, auf eigene Auslassungen und eigene Schwächen.<br />

Der Anspruch reicht jedoch weiter: Nicht nur die <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik als Dis-<br />

kursgemeinschaft, son<strong>de</strong>rn eben je<strong>de</strong>r innerhalb dieser Diskursgemeinschaft ist genö-<br />

tigt, sich von verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven zu hinterfragen: Die Diskurse <strong>de</strong>r Macht,<br />

<strong>de</strong>s Wissens, <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeit und <strong>de</strong>s Unbewußten sind Anspruch an<br />

je<strong>de</strong>n einzelnen – vielleicht erweist sich hier gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diskurs <strong>de</strong>r Macht als be-<br />

son<strong>de</strong>rs aufschlußreich. Aber auch <strong>de</strong>r Diskurs <strong>de</strong>s Wissens drängt sich auf: Son<strong>de</strong>r-<br />

pädagogen als Lehrer sind nicht mehr ‚Besserwisser’, son<strong>de</strong>rn nur noch ‚Mehrwis-<br />

ser’ (REICH 1998c und 2000b, 259-265; vgl. hierzu auch WAGNER 1995, 190-197,<br />

210-214). Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Arbeit mit Menschen, die als schwer- o<strong>de</strong>r schwerstbehin-<br />

<strong>de</strong>rt bezeichnet wer<strong>de</strong>n, ist damit je<strong>de</strong> wie auch immer sich aufdrängen<strong>de</strong> Frage: „Ist<br />

dieses Leben lebenswert?“ zurückzuweisen.<br />

Pluralität, und das darf nicht verkannt wer<strong>de</strong>n, be<strong>de</strong>utet an<strong>de</strong>rerseits eine Gefähr-<br />

dung für Menschen, die als behin<strong>de</strong>rt bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Werte wie Solidarität sind<br />

nicht mehr selbstverständlich; soziale Strukturen verän<strong>de</strong>rn sich. Hier ist es Aufgabe<br />

einer <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik, Solidarität und Engagement einzufor<strong>de</strong>rn. Ob dies ge-<br />

lingt und in welchem Rahmen bleibt ungewiß.<br />

Zuletzt <strong>de</strong>konstruiert <strong>de</strong>r Anspruch <strong>de</strong>r Pluralität aber auch die ‚Perspektive <strong>de</strong>r<br />

<strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik’. Die Perspektive <strong>de</strong>r <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik gibt es genauso-<br />

wenig, wie es die Beobachtung als Eins gibt. Die Perspektiven dieser Arbeit sind<br />

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