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Kapitel 4 Zur beson<strong>de</strong>ren Problematik <strong>de</strong>s Rechts in <strong>de</strong>r Pluralität <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne<br />
Praktizität macht darauf aufmerksam, daß die sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Routinen und Insti-<br />
tutionen stets in ihrer Zirkularität mit Konstruktionen und Metho<strong>de</strong>n gesehen wer<strong>de</strong>n<br />
müssen (ebd., 97).<br />
Damit verweist REICH dann im Grun<strong>de</strong> auf Perspektiven, die wir bereits oben<br />
kennengelernt haben: die Perspektiven, die sich in <strong>de</strong>n vier beispielhaften Diskursen<br />
in ihrer Zirkularität zeigten, bleiben <strong>de</strong>r Anspruch, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r interaktionistische Kon-<br />
struktivismus als erkenntniskritische Position vertritt. Er verweist damit aber auch<br />
erneut darauf, an welchen Stellen Pluralität gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann, z.B. in <strong>de</strong>n sich<br />
bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Routinen und Institutionen.<br />
Pluralität bleibt damit <strong>de</strong>r Anspruch, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r interaktionistische Konstruktivis-<br />
mus in lebensweltlichen Bezügen, aber auch in Beziehungs- und Beobachtungswirk-<br />
lichkeit stellt. Pluralität bleibt plural, in<strong>de</strong>m sie sich gegen neue Konformität richtet,<br />
die auch aus pluralen Möglichkeiten zu entstehen vermag (REICH 2000a, 178-179).<br />
Ich möchte versuchen, dies noch einmal zusammenzufassen:<br />
Durch die Perspektiven <strong>de</strong>s interaktionistischen Konstruktivismus können wir sehen,<br />
daß Pluralität für uns nicht mehr zu hintergehen ist. Diese Pluralität können wir in<br />
allen Perspektiven erkennen, die wir als Fremdbeobachter einzunehmen vermögen.<br />
Der Versuch, diese Pluralität zu beschränken, kann als nicht mehr viabel verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Anspruch, <strong>de</strong>r damit entsteht, liegt also darin, Pluralität gegen Ein<strong>de</strong>utigkeit<br />
zu verteidigen. Dieser Anspruch richtet sich auch gegen die eigenen Konstruktionen<br />
und Perspektiven.<br />
„Für diese Ein-Sichten ist ein Kampf um politische Anerkennung einer grundle-<br />
gend prozedural angelegten Demokratie unvermeidlich. Es kann dies keine Demo-<br />
kratie sein, die sich bloß als ein repräsentatives System von Wahlen und als Ignoranz<br />
gegenüber <strong>de</strong>n alltäglichen Machtpraktiken und Diskriminierungen erweist. Nur als<br />
gelebte <strong>de</strong>mokratische Prozedur wäre es möglich, Verständigungsleistungen so zu<br />
verwirklichen, daß wir – immer noch weit entfernt von <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alen <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren utopischen Gesellschaftsphantasien – wenigstens das thematisieren<br />
können, was uns bedrängt, gefähr<strong>de</strong>t, ängstigt“ (REICH 2000a, 179).<br />
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