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Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!

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3. Kapitel Norbert Hoerster & Interaktionistischer Konstruktivismus<br />

schen ungeborenem Kind und Mutter besteht seit <strong>de</strong>m Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m die Mutter<br />

von <strong>de</strong>r Schwangerschaft erfährt, eine Beziehung, die sich in <strong>de</strong>n Imaginationen <strong>de</strong>r<br />

Mutter nur graduell von <strong>de</strong>nen zu an<strong>de</strong>ren Menschen unterschei<strong>de</strong>t. Diese Beziehung<br />

ist <strong>de</strong>nselben Unschärfen verhaftet.<br />

Die von <strong>de</strong>r Frau wahrgenommene Beziehung zum Fötus, und darin wird <strong>de</strong>ut-<br />

lich, daß das Mo<strong>de</strong>ll HOERSTERs in <strong>de</strong>r Beobachtungswirklichkeit zu eng ist, erhält<br />

z.B. durch <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r ‚Leiblichkeit’ einen Ausdruck (vgl. z.B. DEDERICH<br />

2000, 134-155).<br />

Insofern entspringt <strong>de</strong>r Wunsch nach Abtreibung <strong>de</strong>r Frau wohl in <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen einer – wenn eventuell auch unbewußt o<strong>de</strong>r imaginär bleiben<strong>de</strong>n – Konfliktsi-<br />

tuation. Diese Konfliktsituation kann an dieser Stelle nicht weiter diskutiert wer<strong>de</strong>n,<br />

sie ver<strong>de</strong>utlicht jedoch, wieso es gera<strong>de</strong> in dieser Frage keine ein<strong>de</strong>utige und simple<br />

Lösung geben kann. In <strong>de</strong>r Abtreibungsfrage wird immer zu vermitteln und abzuwä-<br />

gen sein zwischen <strong>de</strong>n Bedürfnissen, Wünschen, Imaginationen <strong>de</strong>r Schwangeren<br />

und <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>m ungeborenen Kind.<br />

Neben diesem imaginären Konflikt spielt jedoch auch die symbolische Seite eine<br />

starke Rolle. Hier bietet sich zugleich ein Ansatzpunkt für Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Kon-<br />

fliktlage <strong>de</strong>r Schwangeren: Sieht sich eine Schwangere in <strong>de</strong>r Frage nach Abtreibung<br />

in einem Konflikt, weil sie bei <strong>de</strong>r Geburt eines Kin<strong>de</strong>s ihren Beruf aufgeben müßte,<br />

ist eine solche Konfliktlage eventuell dadurch aufzulösen o<strong>de</strong>r zu verän<strong>de</strong>rn, daß<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Teilzeitarbeit (wie z.B. in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n) geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

So o<strong>de</strong>r ähnlich spielen symbolische Zwänge sicherlich in vielfältigen Perspektiven<br />

eine Rolle.<br />

Diese Gedankenstränge sollen jedoch hier nicht weiter ausgeführt wer<strong>de</strong>n. Wäh-<br />

len wir eine behin<strong>de</strong>rtenpädagogischen Perspektive und betrachten die Frage nach<br />

<strong>de</strong>r Abtreibung eines behin<strong>de</strong>rten Fötus:<br />

Zunächst berührt die Frage nach <strong>de</strong>r Abtreibung eines behin<strong>de</strong>rten Kin<strong>de</strong>s die Frage<br />

nach pränataler Diagnostik. Zunehmend wird dabei pränatale Diagnostik <strong>de</strong>r<br />

Schwangeren als „neue gesellschaftliche Norm“ nahegelegt, z.B. durch die „Fest-<br />

schreibung <strong>de</strong>r selektiven Diagnostik in <strong>de</strong>n Mutterschaftsrichtlinien“ (GRIESE<br />

2000, 102). Dabei verän<strong>de</strong>rt die pränatale Diagnostik die Beziehung zwischen Kind<br />

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