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3. Kapitel Norbert Hoerster & Interaktionistischer Konstruktivismus<br />
Was zeigt sich dann für <strong>de</strong>n Selbstbeobachter auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Wirklichkeit?<br />
Das Wissen, daß er sich konstruiert hat, erscheint ihm als Frem<strong>de</strong>s, als An<strong>de</strong>res, das<br />
er wie<strong>de</strong>r nur vermittelt über seine Imagination als an<strong>de</strong>res wahrzunehmen vermag.<br />
„Das Subjekt steht auf einer frag-würdigen Grundlage, die stets gegen es gekehrt sein<br />
kann, ... weil es in sich eine Leere, einen Riß, eine Dunkelheit verspürt, die existen-<br />
tiell aufgerissen wird ...“ (ebd., 355).<br />
Damit wird in diesem Diskurs zuletzt <strong>de</strong>utlich, was in <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Krän-<br />
kungsbewegung <strong>de</strong>s Unbewußten nicht behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Nehmen wir noch einmal alle Diskurse in <strong>de</strong>n Blick, so entsteht ein Anspruch <strong>de</strong>s<br />
interaktionistischen Konstruktivismus: „Für <strong>de</strong>n interaktionistischen Konstruktivis-<br />
mus ist dabei ein Wechsel <strong>de</strong>r Perspektiven maßgeblich. Wir wollen uns we<strong>de</strong>r auf<br />
einen bestimmten Platz noch <strong>de</strong>ssen spezifische Besetzung festlegen, weil wir mei-<br />
nen, daß diese <strong>Eine</strong>ngung uns in die geschil<strong>de</strong>rten Fallen <strong>de</strong>r einzelnen Diskurse<br />
führt...“ (ebd., 357).<br />
Abschließend möchte ich <strong>de</strong>n Ansatz REICHs zusammenfassen. REICH wählt fol-<br />
gen<strong>de</strong> Perspektiven: „die Beobachtungswirklichkeit als reduzieren<strong>de</strong> Verobjektivie-<br />
rung, die Beziehungswirklichkeit als interaktive Subjektivierung, die Lebenswelt als<br />
strukturelle Vermittlung von Beobachtungs- und Beziehungsaspekten. Dabei gelten<br />
für alle drei perspektivischen Beobachterbereiche immer symbolische, imaginäre und<br />
reale Dimensionen; es wird eine strikte Zirkularität zwischen <strong>de</strong>n Bereichen ange-<br />
nommen ...“ (REICH 1998b, 183). Diese Beobachterbereiche zu be<strong>de</strong>nken macht <strong>de</strong>n<br />
erkenntniskritischen Ansatz <strong>de</strong>s interaktionistischen Konstruktivismus aus.<br />
Versuchen wir nun, HOERSTERs Thesen von diesen Beobachterbereichen aus in<br />
<strong>de</strong>n Blick zu nehmen, bevor wir einen Schritt weiter gehen, und <strong>de</strong>n interaktionisti-<br />
schen-konstruktivistischen Ansatz in seiner Relevanz für Recht und Ethik im Kon-<br />
text <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne zu thematisieren.<br />
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