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3. Kapitel Norbert Hoerster & Interaktionistischer Konstruktivismus
Das Wissen auf dem Platz des Anderen ist in diesem Fall beherrscht von der
Wahrheit des Herrn. Es wird vereinfacht, kontrolliert durch die Wahrheit am Platz
des Einen. Dies ist dadurch möglich, daß die Konstruktion, die sich aus dem Wech-
selspiel von W1 und W2 ergibt, den Herrn bloß weiter sich selbst als Herr imaginie-
ren läßt, seine Lust an einem Mehr an Macht ausdrückt. Damit konstruiert der Herr
am Platz der Konstruktion die Knechte als andere, die seiner Imagination von sich
selbst als Herrn entsprechen. Für den Herrn als Selbstbeobachter werden seine
Knechte (A) bloß vermittelt über a sichtbar. Damit stellt sich der Herr als Subjekt auf
dem Platz der Wirklichkeit her, ohne jedoch selbst diese Zirkularität zu bemerken.
Für ihn fallen die Plätze des Einen und der Wirklichkeit immer schon zusammen;
von dort aus behauptet er, Herr zu sein. Dabei kann ein Fremdbeobachter durchaus
feststellen, daß der Herr ohne die Knechte gar nicht zum Herrn, die Knechte gar
nicht zu Knechten würden. Herr und Knechte sind in einem systemischen Netz von
Beziehungen gefangen.
Für Selbstbeobachter in diesem Diskurs, egal ob sie nun Herren oder Knechte
sind, ist es schwierig aus diesem Diskurs auszusteigen. Besteht sein machtvolles Sys-
tem einmal, erhält es sich selbst. Systeme, die nach dieser Art des Diskurses funktio-
nieren, scheitern nach REICH meist daran, daß sie Komplexität zu sehr reduzieren
und zuwenig die Zirkularität der gegenseitigen Abhängigkeit von Herrn und Knecht
bedenken (ebd.,332-338).
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