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3. Kapitel Norbert Hoerster & Interaktionistischer Konstruktivismus<br />
Dem <strong>Eine</strong>n gegenüber stehen auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren Beobachtungen, die von<br />
<strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>s <strong>Eine</strong>n verschie<strong>de</strong>n sind. Es erscheint eine Differenz zwischen<br />
<strong>Eine</strong>m und An<strong>de</strong>rem, die Spannung auslöst und Motivation für <strong>de</strong>n Selbstbeobachter<br />
ist, in <strong>de</strong>n Diskurs einzutreten. Hinter <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren verbergen sich aber auch An<strong>de</strong>-<br />
re, an die sich <strong>de</strong>r Diskurs richtet. Denn je<strong>de</strong>r Diskurs ist eingebun<strong>de</strong>n in eine Bezie-<br />
hungswirklichkeit zwischen einem Selbst, das das <strong>Eine</strong> beobachtet und An<strong>de</strong>ren, an<br />
die sich dieses Selbst richtet (ebd., 317-319).<br />
Auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Konstruktion wird – vermittelt aus <strong>de</strong>r Spannung zwischen<br />
<strong>Eine</strong>m und An<strong>de</strong>rem – etwas vor- o<strong>de</strong>r hergestellt. Mit <strong>de</strong>r Konstruktion wird eine<br />
Verän<strong>de</strong>rung erreicht, die sich auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Wirklichkeit dann zeigt (ebd., 319-<br />
320).<br />
Auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Wirklichkeit wird die erzielte Verän<strong>de</strong>rung wie<strong>de</strong>rum zur<br />
Grundlage für die Beobachtung eines <strong>Eine</strong>n. Die Konstruktion ist jedoch nicht <strong>de</strong>-<br />
ckungsgleich mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit, weil über die Wirklichkeit nach an<strong>de</strong>ren Maßstä-<br />
ben entschie<strong>de</strong>n wird, als am Platz <strong>de</strong>r Konstruktion. Ob eine Konstruktion und wie<br />
eine Konstruktion Wirkung zeigt, mag sich z.B. in unserer Gesellschaft über <strong>de</strong>n<br />
Faktor <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Erfolges entschei<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />
wirkt zu<strong>de</strong>m das Reale, die Grenze unserer symbolischen <strong>Welt</strong> (ebd., 320-323).<br />
Als Selbstbeobachter in einer Verständigungsgemeinschaft wähle ich nun meine<br />
Perspektiven von einem Platz zum nächsten. Als Fremdbeobachter kann ich <strong>de</strong>n Dis-<br />
kurs als Ganzen überblicken, kann Auslassungen erkennen, etc. Damit hilft also die<br />
Perspektive <strong>de</strong>s Fremdbeobachters, dieses Mo<strong>de</strong>ll zu hinterfragen, Besetzungen in<br />
Frage zu stellen, die für Selbstbeobachter in einer Verständigungsgemeinschaft<br />
selbstverständlich sind (ebd., 310-313 und 323-326).<br />
REICH geht nun noch einen Schritt weiter. Er schlägt Besetzungen für die Plätze<br />
<strong>de</strong>s Diskurses vor. Diese Besetzungen läßt er dann an verschie<strong>de</strong>nen Stellen in <strong>de</strong>n<br />
Diskurs eintreten. Seine Besetzungen seien hier kurz genannt (ebd., 326-237):<br />
1. Wahrheit (W1): Sie erscheint als die Wahrheit <strong>de</strong>r Übereinstimmung von<br />
Sachverhalt und Sachaussage, obwohl ihr immer Wahrheiten in ihrer Plura-<br />
lität gegenüberstehen.<br />
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