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3. Kapitel Norbert Hoerster & Interaktionistischer Konstruktivismus<br />
näher erläutert wer<strong>de</strong>n können, die Begrenzung <strong>de</strong>r Zirkularität durch Verdichtung<br />
(ebd., 90-105), die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zirkularität durch Verschiebung (ebd. 105-111)<br />
sowie die Vereinfachung von Beziehungen auf I<strong>de</strong>altypen (ebd. 111-116).<br />
Was an dieser Stelle wichtiger erscheint, ist folgen<strong>de</strong>s: All diese Versuche, die<br />
Zirkularität auf reduzieren<strong>de</strong> Muster o<strong>de</strong>r Typen zurückzuführen, scheitern. Dieses<br />
Scheitern hat Konsequenzen für die Beobachter <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeit. Es ist<br />
nicht mehr möglich, einen besten Beobachter <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeit zu bestim-<br />
men. Betrachtet man die Beziehungsseite einer Kommunikation, dann fin<strong>de</strong>t man<br />
keinen Maßstab mehr, nach <strong>de</strong>m man einen besten Beobachter <strong>de</strong>r Beziehungs-<br />
wirklichkeit ausmachen kann (ebd. 152-153).<br />
Dieses Chaos <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeiten wirkt zurück auf die inhaltliche Seite<br />
von Kommunikation: dort subvertiert es alle Inhalte, <strong>de</strong>nn neben <strong>de</strong>r vermeintlichen<br />
Wahrheit, <strong>de</strong>r Rationalität <strong>de</strong>r Argumentation wirken die Unschärfen, das Begehren,<br />
die Machtansprüche <strong>de</strong>r Subjektivität (ebd. 153).<br />
Die Perspektive <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeit wirkt noch auf einer an<strong>de</strong>ren Ebene<br />
weiter: Fortschritt erscheint in <strong>de</strong>n Argumentationen <strong>de</strong>r Wissenschaft als Position<br />
<strong>de</strong>s jeweils letzten Beobachters, <strong>de</strong>r das Wissen seiner Vorgänger jeweils übersteigt<br />
und damit zum letzten und vermeintlich besten Beobachter wird. Dieser Fortschritt<br />
ist im Blickwinkel <strong>de</strong>r Beziehungswirklichkeit nicht zu erkennen. Fortschritt, Evolu-<br />
tion läßt sich in „Beziehungen als alltägliche, gelebte Formen <strong>de</strong>r Begegnung, <strong>de</strong>s<br />
Zusammenlebens“ schwer fin<strong>de</strong>n. Statt <strong>de</strong>ssen orientiert sich Fortschritt an Kriterien<br />
wie materiellem Wohlstand, größer erscheinen<strong>de</strong>r Macht, etc. (ebd., 154-156). „In-<br />
soweit ist <strong>de</strong>r letzte Beobachter, <strong>de</strong>r Fortschritt beschreibt, immer schon durch die<br />
ethnozentrische Klammer, die diese Beschreibungen leitet, in seinen Perspektiven<br />
begrenzt“ (ebd., 157).<br />
Darin wird eine Facette <strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne sichtbar. Erneut erweitert jedoch<br />
REICH die Perspektiven: Denn es scheint so etwas wie ‚verdinglichten Fortschritt’<br />
zu geben. Diese Fortschritt besteht in unserem gesellschaftlich-wirtschaftlichen Sys-<br />
tem v.a. in <strong>de</strong>r Produktionswirklichkeit. Doch wirkt dieser Fortschritt nicht auch<br />
wie<strong>de</strong>r zurück auf die Beziehungswirklichkeit? Damit erscheinen Perspektiven <strong>de</strong>r<br />
Lebenswelt, in <strong>de</strong>r enge Beobachtung und Beziehungen stattfin<strong>de</strong>n (ebd., 157-158).<br />
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