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2. Kapitel: Die Thesen Norbert Hoersters<br />
Voraussetzungen erfüllen. Es muß nämlich über Bewußtsein verfügen und Wünsche<br />
haben (ebd., 71).<br />
Diese bei<strong>de</strong>n Begriffe sind nun näher zu betrachten. Dabei bestimmt<br />
HOERSTER zunächst <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Wunsch und Interesse genauer<br />
(ebd., 71-74):<br />
Ein Überlebensinteresse folgt automatisch aus <strong>de</strong>m Wunsch eines Wesens, zu<br />
Überleben. Jedoch ist ein solch ausdrücklicher Überlebenswunsch nicht notwendig<br />
für ein Überlebensinteresse. Ein solches besteht nämlich auch dann, wenn ein Wesen<br />
lediglich einen Wunsch hat, für <strong>de</strong>ssen Verwirklichung das eigene Überleben eine<br />
notwendige Bedingung ist (ebd., 73).<br />
Der Begriff ‚Interesse’ beinhaltet jedoch noch einen weiteren Aspekt: „‚Wesen A<br />
hat ein Interesse an x’ soll be<strong>de</strong>uten ‚Entwe<strong>de</strong>r A wünscht x, sofern A über alle für<br />
die Realisierung seiner sämtlichen <strong>de</strong>rzeitigen Wünsche relevanten Fakten aufgeklärt<br />
ist, o<strong>de</strong>r A wür<strong>de</strong> x wünschen sofern A ... aufgeklärt wäre’“ 9 (HOERSTER 1991,<br />
386).<br />
Hier differenziert HOERSTER zwischen ‚gegenwartsbezogenen Wünschen’ und<br />
‚zukunftsbezogenen Wünschen’: Unter einem „gegenwartsbezogenen ... Wunsch<br />
[sei] <strong>de</strong>r Wunsch verstan<strong>de</strong>n, möglichst sofort (‚jetzt’) ein bestimmtes Erlebnis zu<br />
haben“ (HOERSTER 1995a, 73).<br />
Unter einem zukunftsbezogenen Wunsch sei dagegen z.B. „mein momentaner<br />
Wunsch, in einem Monat in Urlaub zu fahren“ (ebd., 74) verstan<strong>de</strong>n. Die bei<strong>de</strong>n Ar-<br />
ten von Wünschen haben „ein Überlebensinteresse von sehr unterschiedlicher Be<strong>de</strong>u-<br />
tung zur Folge“ (ebd.).<br />
Ein zukunftsbezogener Wunsch setzt voraus, daß das betreffen<strong>de</strong> Wesen „sich<br />
selbst als dasselbe Wesen im Zeitablauf verstehen kann“ (ebd., 75). Diese Fähigkeit<br />
bezeichnet HOERSTER als Ich- o<strong>de</strong>r Selbstbewußtsein. Ein Wesen mit einem sol-<br />
chen Ich-Bewußtsein ist für HOERSTER ein ‚personales Wesen’ bzw. eine ‚Person’<br />
(ebd.).<br />
9 Ein Beispiel: „Wenn A <strong>de</strong>n Wunsch hat, ein vor ihm stehen<strong>de</strong>s Glas Wasser zu trinken, wobei er<br />
nicht weiß, daß das Wasser vergiftet ist, dann entspricht seinem Wunsch ... offensichtlich kein Interesse“<br />
(HOERSTER 1995a, 71).<br />
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