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Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!

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2. Kapitel: Die Thesen Norbert Hoersters<br />

chermaßen zentral für eine philosophische Grundlegung <strong>de</strong>r Ethik“ (HOERSTER<br />

1969, 11). Auf die Verbindung zwischen Ethik und Recht wird später, im 4. Kapitel,<br />

zurückzukommen sein.<br />

1. Überpositive Norm 6<br />

Es wäre <strong>de</strong>nkbar, daß eine „überpositive, absolut gelten<strong>de</strong> Norm“ existiert, die „sich<br />

mit <strong>de</strong>r Vernunft erkennen läßt“ und nach <strong>de</strong>r „<strong>de</strong>m Menschen kein Verfügungsrecht<br />

über menschliches Leben zusteht“ (HOERSTER 1995a, 14). <strong>Eine</strong> solche Normen-<br />

ordnung wird etwa in <strong>de</strong>n Natur- o<strong>de</strong>r Vernunftrechtslehren vertreten (HOERSTER<br />

1995b, 11).<br />

Hier stellen sich für HOERSTER jedoch sofort schwerwiegen<strong>de</strong> erkenntnistheo-<br />

retische Probleme: „Die Annahme objektiver, vom werten<strong>de</strong>n Subjekt unabhängiger<br />

und ihm durch einen Akt <strong>de</strong>r Erkenntnis zugänglicher Werte und Normen ist in ei-<br />

nem rational-wissenschaftlichen <strong>Welt</strong>bild schwer unterzubringen“ (HOERSTER<br />

1982a, 267).<br />

Auch die Rückbindung einer solchen moralischen Norm an <strong>de</strong>n Willen einer<br />

göttlichen Person kann nach HOERSTER kein „ausreichen<strong>de</strong>r Grund für die Ingel-<br />

tungsetzung eines Tötungsverbotes in <strong>de</strong>r weltlichen Moral- und Rechtsordnung“<br />

sein, da die Existenz einer solchen göttlichen Person nicht auf rational-<br />

philosophischem Weg bewiesen wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r „Heranziehung spezifisch<br />

religiöser Glaubensannahmen“ bedarf (HOERSTER 1995a, 15).<br />

Durch eine überpositive Norm läßt sich für HOERSTER nicht stichhaltig und<br />

sinnvoll ein Recht auf Leben begrün<strong>de</strong>n.<br />

2. Schutz <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

Neben <strong>de</strong>m o.g. Argumentationsmuster trifft man, so HOERSTER, auch auf dieses<br />

Begründungsmo<strong>de</strong>ll: „<strong>Eine</strong> Gesellschaft, die sich nicht selbst aufgeben wolle, müsse<br />

es ihren Mitglie<strong>de</strong>rn untersagen, sich gegenseitig zu töten“ (ebd., 16).<br />

6 Der Begriff ‚überpositiv’ wird <strong>de</strong>utlich am Begriff ‚Positivismus’: „Der Positivismus ... hält ... nur<br />

solche Sätze für ‚sinnvoll’ (darunter versteht man die Eignung von Sätzen, sich als wahr o<strong>de</strong>r falsch<br />

zu erweisen), die empirisch verifizierbar sind; also nur solche Sätze ..., <strong>de</strong>ren Gehalt sinnlich<br />

wahrnehmbar ist“ (WIELAND 1996, 20).<br />

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