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Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!

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1. Kapitel: Einleitung<br />

<strong>de</strong>r Begriff ‚Behin<strong>de</strong>rung’ zentral. Denn es ist im Kontext <strong>de</strong>r oben und im weiteren<br />

beschriebenen ethischen Probleme <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung oftmals das auslö-<br />

sen<strong>de</strong> Moment. Bei <strong>de</strong>r Frage, ob ein Fötus wegen seiner Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Schädi-<br />

gung abgetrieben wer<strong>de</strong>n darf, ob ein schwerstgeschädigtes Neugeborenes getötet<br />

wer<strong>de</strong>n darf, ist es gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Dimension <strong>de</strong>r Zuschreibung von Lei<strong>de</strong>n und ‚ver-<br />

min<strong>de</strong>rtem Lebenswert’ <strong>de</strong>r Begriff ‚Behin<strong>de</strong>rung’, <strong>de</strong>r eben die Fragestellung ent-<br />

stehen läßt.<br />

Wie steht nun die <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik zu <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Akzeptanz und An-<br />

wendung pränataler Diagnostik bzw. <strong>de</strong>s Liegenlassens in Medizin und Gesellschaft?<br />

Die Bemühungen, Behin<strong>de</strong>rung als Leid zu bekämpfen, sind bereits lange Zeit<br />

erkennbar und wirksam. Dennoch war die sich nach <strong>de</strong>m 2. <strong>Welt</strong>krieg in Deutsch-<br />

land neu konstituieren<strong>de</strong> <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik nur am Ran<strong>de</strong> gezwungen, sich mit<br />

solchen medizinischen und ethischen Fragestellungen auseinan<strong>de</strong>r zusetzen. Wäh-<br />

rend im Ausland Fragen nach <strong>de</strong>m Lebensrecht von (nicht nur) schwerbehin<strong>de</strong>rten<br />

Menschen offen diskutiert wur<strong>de</strong>n, waren ähnliche Fragen in Deutschland tabu (DE-<br />

DERICH 2000, 7-28).<br />

Die Diskussion um das Lebensrecht behin<strong>de</strong>rter Menschen wur<strong>de</strong> in Deutschland<br />

1989 einer breiten Öffentlichkeit bekannt – Auslöser war die sog. ‚SINGER-Affäre’,<br />

<strong>de</strong>ren Verlauf an an<strong>de</strong>rer Stelle dargestellt ist (vgl. ANSTÖTZ 1990; ANSTÖTZ,<br />

HEGSELMANN, KLIEMT 1995; BASTIAN 1990; DEDERICH 2000, 7-13; HEG-<br />

SELMANN & MERKEL 1991; SINGER 1994, 425-451).<br />

Konsequenz <strong>de</strong>r SINGER-Affäre war die verstärkte Auseinan<strong>de</strong>rsetzung von Sei-<br />

ten <strong>de</strong>r <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik mit ethischen Fragestellungen. Herausgefor<strong>de</strong>rt durch<br />

die Infragestellung <strong>de</strong>s Lebensrechtes <strong>de</strong>rjenigen Menschen, für die sich die Behin-<br />

<strong>de</strong>rtenpädagogik engagiert, begann man verstärkt darüber zu reflektieren, was eigent-<br />

lich das Mensch-Sein im Kontext von Behin<strong>de</strong>rung ausmacht. Dabei sind verschie-<br />

<strong>de</strong>ne Ansätze danach zu unterschei<strong>de</strong>n, auf welcher Basis argumentiert wird.<br />

JAKOBS differenziert folgen<strong>de</strong> Ansätze:<br />

1. Integrativ orientierte Richtungen bzw. ein integral-basaler Ansatz: Heil-<br />

pädagogik soll durch eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r Aussagen verschie<strong>de</strong>-<br />

ner Einzelwissenschaften zu Erziehung und zum Menschen fundiert<br />

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