Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!
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1. Kapitel: Einleitung<br />
2. <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik im Kontext dieser Entwicklungen<br />
Bevor ich auf die <strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik im Kontext dieser Entwicklungen eingehe,<br />
möchte ich einige klären<strong>de</strong> Anmerkungen zu <strong>de</strong>m von mir gewählten Begriff <strong>de</strong>r<br />
‚<strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik’ machen:<br />
Der Begriff ‚<strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik’ steht im <strong>de</strong>utschen Sprachraum neben <strong>de</strong>n Beg-<br />
riffen ‚Heilpädagogik’, ‚Son<strong>de</strong>rpädagogik’, ‚Integrationspädagogik’ und ‚Rehabilita-<br />
tionspädagogik’. Strittig ist, welcher dieser Begriffe <strong>de</strong>r richtige, bessere, passen<strong>de</strong>re<br />
ist. So befürwortet SPECK <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Heilpädagogik (1998, 59-66), EBER-<br />
WEIN argumentiert für <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Integrationspädagogik (EBERWEIN 1999,<br />
55), usw. Thema dieser Arbeit ist nicht diese Diskussion, obgleich sie wegen <strong>de</strong>r<br />
impliziten Wertungen und Annahmen dieser Begriffe von Be<strong>de</strong>utung und damit auch<br />
zu führen ist. Ich möchte mich DEDERICH in <strong>de</strong>ssen Begriffswahl anschließen: „Ich<br />
verwen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Begriff ‚<strong>Behin<strong>de</strong>rte</strong>npädagogik’ als Sammelbezeichnung für alle die-<br />
jenigen Disziplinen und Fachrichtungen, die sich mit <strong>de</strong>m komplexen Phänomen<br />
‚Behin<strong>de</strong>rung’ und <strong>de</strong>r Rehabilitation, För<strong>de</strong>rung, Erziehung und Bildung von Men-<br />
schen mit Behin<strong>de</strong>rungen befassen. Insofern ist hier mit <strong>de</strong>m Begriff keine wissen-<br />
schaftstheoretische Auffassung konnotiert“ (2000, 7, Fn. 1).<br />
Dabei verstehe ich unter ‚Behin<strong>de</strong>rung’ mit SPECK ein komplexes Phänomen,<br />
welches durch einen ‚attributiven’ Auslöser in Interaktion von Auslöser, Selbst und<br />
sozialer Umwelt entsteht. Mit ‚attributiv’ ist dabei gemeint, daß Behin<strong>de</strong>rung in die-<br />
sem Sinne also nur dann entstehen kann, wenn <strong>de</strong>r Auslöser, also etwa eine organi-<br />
sche Schädigung o<strong>de</strong>r eine Intelligenzschwäche, von <strong>de</strong>r sozialen Umwelt wahrge-<br />
nommen und <strong>de</strong>m Subjekt zugeschrieben wird. In diesem Kontext wirkt die Behin<strong>de</strong>-<br />
rung dann auf vielfältige Weise in Interaktionen zwischen <strong>de</strong>m Menschen mit einer<br />
sog. Behin<strong>de</strong>rung und sozialer Umwelt im wesentlichen in <strong>de</strong>r Dimension von Ak-<br />
zeptanz und Nicht-Akzeptanz; sie wirkt aber auch zurück auf das ‚Selbst’, welchem<br />
die Behin<strong>de</strong>rung zugeschrieben wird. Behin<strong>de</strong>rung erweist sich damit als soziale<br />
Kategorie (1998, 247-252). Wenn auch SPECK vom Leitbegriff <strong>de</strong>r ‚Behin<strong>de</strong>rung’<br />
abrücken und für <strong>de</strong>n Kontext <strong>de</strong>r Pädagogik <strong>de</strong>n Begriff ‚spezielle Erziehungserfor-<br />
<strong>de</strong>rnisse’ in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellen möchte (ebd., 268-276), so bleibt in dieser Arbeit<br />
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