Eine Welt ohne Behinderte? - sonderpaedagoge.de!
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1. Kapitel: Einleitung<br />
<strong>de</strong>r Vernunft, <strong>de</strong>r Wissenschaft, also hier vornehmlich <strong>de</strong>r Medizin. BAUMANN<br />
stellt dies so dar: „So feiert die Sache <strong>de</strong>r instrumentellen Vernunft immer neue tri-<br />
umphale Siege – und im Trubel <strong>de</strong>r Feste geht die Nachricht, daß <strong>de</strong>r Krieg verloren<br />
ist, unter“ (zit. nach DEDERICH 2000, 62).<br />
In diesem Prozeß jedoch wird die Perspektive verengt: „Die Frage nach <strong>de</strong>m Sinn<br />
o<strong>de</strong>r Unsinn <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s ... wird so auf ein (scheinbar) praktikables<br />
Maß zurückgestutzt: auf das Überleben. Die eigentliche metaphysische Frage wird<br />
auf ein zweckrationales, technologisches Problem reduziert“ (DEDERICH 2000, 64).<br />
Behin<strong>de</strong>rung, nach KOBI schon immer assoziiert mit „Zerfall, Auflösung und<br />
Tod“ (zit. nach DEDERICH 2000, 66), wird analogisiert mit Lei<strong>de</strong>n. Damit wird<br />
Behin<strong>de</strong>rung zu einem Übel, das es ebenso wie das <strong>de</strong>r Krankheit zu bekämpfen gilt<br />
(DEDERICH 2000, 68-70).<br />
Neben <strong>de</strong>m Moment <strong>de</strong>r ‚Verdrängung’ wird im Kontext mit Behin<strong>de</strong>rung auch<br />
das Moment <strong>de</strong>r ‚Ausgrenzung’ wirksam: Kin<strong>de</strong>r mit Behin<strong>de</strong>rung genügten oft<br />
nicht <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>alvorstellungen vom Menschen, die seit <strong>de</strong>r Aufklärung sich in Begriffe<br />
klei<strong>de</strong>n wie „Ich-Autonomie, Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung“<br />
(ebd., 68). Damit fielen eben diese Menschen heraus aus <strong>de</strong>n pädagogischen Bemü-<br />
hungen, sie wur<strong>de</strong>n ausgeson<strong>de</strong>rt (ebd., 69).<br />
Behin<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n durch diese bei<strong>de</strong>n Momente <strong>de</strong>r Verdrängung bzw. Be-<br />
kämpfung von Lei<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Ausgrenzung zu „‚Minusvarianten’ <strong>de</strong>s Menschli-<br />
chen“ (ebd., 70), sie sind „per se wertmin<strong>de</strong>rnd in bezug auf menschliches Leben“<br />
(KOBI, zit. nach DEDERICH 2000, 69).<br />
Die Konsequenzen <strong>de</strong>s geschil<strong>de</strong>rten Prozesses für Entwicklungen und Bemü-<br />
hungen <strong>de</strong>r heutigen Medizin sind unübersehbar. Damit wird <strong>de</strong>utlich, in welchen<br />
Kontexten o.g. medizinisch – ethische Fragestellungen stehen.<br />
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