METAL MIRROR #72 - Steel Panther, Destruction, Tarja Turunen ...

Dieses Mal habt ihr auch bewusst auf Drum-
Samples verzichtet. Wie kam es dazu?
Ach, das darf man gar nicht überbewerten. Die
meisten wissen doch gar nicht, wo Drum-Samp-
les beginnen und wo sie aufhören. Ich verspreche
dir, dass die meisten es gar nicht merken würden,
wenn die Drums künstlich programmiert werden.
Die sollen erst einmal ihre Hausaufgaben richtig
machen. Alle schreien sie nach Old-School und
Retro. Jede Band muss wie aus den Sechzigern
klingen. Da nehmen manche Bands lieber halb-
gares Zeug mit einer schlechten Qualität auf. Da
sag ich nur Herzlichen Glückwunsch. Ich höre eh
viel lieber die Originale. Die hatten damals keine
besseren Möglichkeiten und haben trotzdem ge-
niale Musik gezaubert. Das sind die wahren Musi-
ker. Da brauche ich mir diese ganze Retro-Kacke
heute gar nicht mehr anhören. Für mich ist das
alles für den Arsch! Die haben sich doch nur die
Plattensammlung vom Daddy angehört und klau-
en munter drauf los. Diejenigen, die sich dann
diese Musik anhören, die haben noch nicht einmal
Papas Sammlung angehört, sonst würden sie viel
eher die alten Scheiben in den Player werfen als
diesen neuen Retro-Mist. Ich weiß nicht, was da
gerade abgeht.
Ich glaube, dass du einer der wenigen bist,
die diese Welle so hart kritisieren.
Ich stehe total auf Rock und es ist ja auch ir-
gendwie schön, dass Rock momentan seinen
Weg zurückfindet. Ich habe eine geile Sammlung
zuhause. Aber die geht von 1930 bis 1970. Die
meisten heutzutage kennen wahrscheinlich nur
einen Bruchteil von diesen geilen Bands. Für mich
haben diese Leute ihre Hausaufgaben nicht ge-
macht. Ich finde das ein bisschen arm, wenn ich
ganz ehrlich bin. Hausaufgaben müssen ordent-
lich gemacht werden. Natürlich gibt es die ein
oder andere gute Band, aber mir will es einfach
nicht in den Kopf, warum man auf alte Aufnahme-
techniken zurückgreifen muss, wenn man anno
2012 so viele geile Möglichkeiten hat. Das bedeu-
tet nicht, dass man den Sound unnötig technisch
aufblasen muss, aber eine ganz vernünftige Auf-
nahme ist allemal drin. Dann klingt es geil und
nicht so peinlich.
Wie groß ist denn deine Vinylsammlung?
Ich habe bestimmt über 500 Platten. Ich habe
alles von Thin Lizzy, Deep Purple, Queen. Ach ein-
fach alles und bestimmt ist da auch eine Menge
dabei, die viele gar nicht kennen. Hast du zum
Beispiel etwas von Captain Beyond gehört?
Da muss ich jetzt zugeben, dass ich diese
Band noch nicht kenne.
Da musst du mal reinhören. Alle reden von
Prog-Rock und kennen wahrscheinlich diese Band
nicht einmal. Da ist Rod Evans von Deep Purple
am Gesang. Bei den halbgaren Retro-Rückblicken
in diversen Gazetten werden solche Bands erst
gar nicht genannt. Da werden oft nur die Bands
genannt, die man eh schon kennt. Also wirklich
jeder kennt AC/DC und die Scorpions. Da haben
die Journalisten ihre Hausaufgaben wieder einmal
nicht ordentlich erledigt. Setzen, sechs.
Wie beurteilst du den Zustand der Metal-
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welt?
Ach ja, es ist schon okay. Wenn man auf die
richtigen Festivals geht, dann ist dort oft eine ent-
spannte Stimmung zwischen den Besuchern. Ich
kann nur die Attitüde nicht verstehen, dass sich
einige Fans auf ein Genre fokussieren a la ‚ich
höre nur Black und Thrash, aber dafür sind alle
Death-Metal-Bands doof‘. Diese Einstellung finde
ich etwas beknackt. In allen Genres gibt es gute
Sachen, da kann man ruhig die Scheuklappen ab-
nehmen. Ich hätte mir auch nicht erträumen las-
sen, dass die Metalwelt mittlerweile so verbreitet
ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann
mal in Indonesien spielen werde. Eigentlich ver-
bietet ihre Religion solche Teufelsmusik, aber Hut
ab, die Fans gingen dort so richtig ab. Klar be-
schweren sich viele, dass man heute nicht mehr
so viel Geld mit Metal verdienen kann. Ich bin
auch nicht reich, aber dafür bekommt man sehr
viele andere, außergewöhnliche Erlebnisse gebo-
ten.
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