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Eine Reise ins Königreich der Löwen - Dr. Ehrhardt Akademie für ...

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<strong>Eine</strong> <strong>Reise</strong> <strong>ins</strong> <strong>Königreich</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Löwen</strong><br />

Ein Bericht über Kenia,<br />

die direkte Heimat von Simba dem König <strong>der</strong><br />

<strong>Löwen</strong><br />

ein Ballonflug in <strong>der</strong> Massai Mara<br />

über die Folgen einer guten Safari<br />

und warum man den African Safari Club<br />

meiden sollte.<br />

von Barbara und <strong>Dr</strong>. Karl Werner <strong>Ehrhardt</strong><br />

Wie alles anfing !<br />

Seit meiner Kindheit träume ich von Afrika.<br />

Seit 6 Jahren will ich nach Südafrika und in<br />

alle Nationalparks. Seitdem ich mich mit<br />

Details von Parks, Lodgen und Safaris in <strong>der</strong><br />

Einfach- und in <strong>der</strong> Luxusvariante beschäftige,<br />

fiel mir die Entscheidung immer schwerer, was<br />

wohl das Richtige wäre. Je mehr Experten und schon dort gewesene Freunde und Bekannte<br />

ich befragte und um so mehr Tipps ich erhielt, um so schwieriger wurde es. Im September<br />

2001 machte Barbara ernst und packte mir <strong>Reise</strong>büro-Kataloge auf den Tisch. Ich suchte mir<br />

das Beste von Namibia, Südafrika, Tansania und Kenia heraus und ließ eine <strong>Reise</strong> <strong>für</strong> 6 Wochen<br />

zusammenstellen. Die Highlights von allem. Der Preis sprengte alle Budgets. Ein Freund<br />

meinte: Danach brauchst du 3 Wochen nur allein <strong>für</strong> die Erlebnisverarbeitung.<br />

Als Barbara mir das reale Budget vorlegte (10 TDM <strong>für</strong> 4 Wochen) und wir unsere aktuellen<br />

Bedürfnisse klar definierten (mindestens 2 Wochen Strand, Ruhe und Verwöhnung und maximal<br />

eine Woche Safari) surfte ich wie<strong>der</strong> mal durch die unendlichen Weiten des Internets<br />

und hinterließ Email-Spuren. Ein Typ rief am gleichen Abend noch zurück. Er war sehr sympathisch,<br />

stellte gute Fragen und empfahl mir den African Safari Club. Es war <strong>der</strong> Herr Fey<br />

aus Wolnzach. Wir bekamen <strong>für</strong> unser Budget einen sehr guten Vorschlag: 3 Wochen Shanzu<br />

Beach Hotel, weißer Sand-Strand, 2,5 Tage Massai Mara Simba Safari, Business Flug und eine<br />

Woche geschenkt, wenn wir ab Basel fliegen würden. Genial, endlich war auch mir mal<br />

ein geniales Schnäppchen gelungen. Wir buchten sofort. Herr Fey gab mir kurz vor <strong>der</strong> Abreise<br />

noch tausend praktische Tipps, die ich mir auch alle notierte.<br />

Der Reinfall begann in Basel<br />

Die Vorfreude war riesig. Ich wählte den differenziertesten <strong>Reise</strong>führer (den Iwanowski) und<br />

wir freuten uns wie Kleinkin<strong>der</strong> auf den Weihnachtsmann. 3 Tage vor Abflug kam „Jenseits<br />

von Afrika“ im Fernsehen. Im Flugzeug begann <strong>der</strong> Krampf. Angeblich saßen wir in <strong>der</strong> Businessclass.<br />

Beim African Safari Club „Club-Class“ genannt. Garantierte Beinfreiheit laut<br />

Prospekt 86 cm, Zusatzpreis 168 €. Der Sitzabstand war 32 cm. Die Rückensitze waren überhaupt<br />

nicht zu verstellen. Es sei ein neues Flugzeug gekauft worden. Die Stewardessen<br />

schimpften wie die Rohrspatzen. „Es gehe in diesem Laden nur noch ums Geld.“ Der Nachtflug<br />

war furchtbar. Stehen wäre besser gewesen. Ich übte mich im Autogenen Training.<br />

1


Der Club war eine Katastrophe.<br />

Die Idee des African Safari Club ist eine gigantische Geschäftsidee. Der Schweizer Karl Jakob<br />

Rüdin (heute 72 Jahre alt, Hauptaktionär und Präsident des Unternehmens) erkannte<br />

schon 1967, dass eine Kombination aus Hotels, den Traumstränden Kenias und Safaris im Inland<br />

eine Goldgrube sein müsste. Er schuf ein Unternehmen, welches heute aus 11 Hotels,<br />

3000 Betten, ebenso vielen Angestellten, einer internationalen Fluglinie (<strong>der</strong> ASA), einer nationalen<br />

Fluglinie mit sieben Safari-Flugzeugen und eigenem Flugplatz, zwei Safari-Camps,<br />

sechzig Safariwagen, elf Booten sowie einer Luxusyacht verfügt.<br />

<strong>Eine</strong> Erfolgsgeschichte alias Walt Disney o<strong>der</strong> McDonalds? Vielleicht bis vor ein paar Jahren.<br />

Woran gehen Familienunternehmen zugrunde? U.a. daran, dass die Nachfolge nicht geregelt<br />

ist, <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> nicht loslassen kann und zumeist an Altersstarrsinn leidet. Das drückt sich<br />

dann in den falschen Führungstechniken aus, einer schlechten Mitarbeitermotivation, Investitions-<br />

und Reparaturstaus, Korruption, Betrug und Dummheit. Mit all diesen Dingen waren<br />

wir konfrontiert.<br />

Der Bus <strong>der</strong> uns vom Flughafen abholte, war alt, kaputt und klapprig. (Er sollte noch mehrfach<br />

übertroffen werden). Der Willkommensdrink war extrem verdünnter Jus (er wurde dann<br />

täglich durch den mit Wasser verdünnten Honig übertroffen). Dann bekamen wir ein extrem<br />

runtergesautes Zimmer: Shanzu Hotel Nr. 806. Wir hatten Meerblick gebucht (Aufpreis 280<br />

€), es war aber Erdgeschoss, und <strong>der</strong> Blick zum Meer seit Jahren bis auf 5m Höhe komplett<br />

zugewachsen. Als Barbara sich duschen wollte, hatte sie die komplette Duschhalterung in <strong>der</strong><br />

Hand. Ein an<strong>der</strong>es Zimmer war nicht zu bekommen. Alles ausgebucht. (Wir hörten später<br />

noch von 5 an<strong>der</strong>en Leuten, die zuerst in dieses Zimmer geführt wurden). Die italienische<br />

Tourist-Office-Managerin Catherine sprach natürlich kein Deutsch und hatte auch keine Zeit.<br />

Wir fragten nach einer Suite, das verstand sie sofort und natürlich war genau noch eine frei.<br />

Mit herrlichem Meerblick (Shanzu Nr. 305). Kostete nur 1332 €. Aufpreis. Gerne.<br />

Der Urlaub war gerettet.<br />

Das Wort Cluburlaub ist ja ein Markenname. Club Med, Rob<strong>ins</strong>on und Aldiana haben da<strong>für</strong><br />

gesorgt, dass man bei Cluburlaub an beste Qualität in Zimmern, Architektur, Essen und Trinken,<br />

Betreuung und Kultur denkt. Wir waren 2x im Rob<strong>ins</strong>onclub (Camyuva und Tulum) und<br />

einmal im Aldiana (Site) und hatten ein sehr hohes Niveau im Hinterkopf. Hätte ich mir doch<br />

lieber den schäbigsten FDGB-Urlaub des Sozialismus als Maßstab genommen, das wäre besser<br />

gewesen. Zunächst hatten wir uns nur gewun<strong>der</strong>t, dass wir diesmal 60 € Clubgebühr zahlen<br />

mussten. Heute wissen wir, dass es sich um eine <strong>der</strong> tausend Varianten des Abzockens<br />

handelt.<br />

Der Reparaturstau winkte einem überall fröhlich entgegen. Fast jede zweite Klimaanlage<br />

schrie nach Wartung und Reparatur. Die Liegen waren alle alterschwach und die Liegenauflagen<br />

zu 60% mit zerrissenen Löchern versehen. (Die kosteten übrigens auch wie<strong>der</strong> 2.30 DM<br />

pro Tag). Überall waren zu wenig Bestecke, Gläser, Handtücher usw. da. Wir freundeten uns<br />

bald mit <strong>der</strong> Eigenart <strong>der</strong> tiefschwarzen Kellner an, prinzipiell vom Nachbartisch zu nehmen<br />

was man brauchte. (Als ich dem Obstkoch mal sein großes Messer entwendete um ein Stück<br />

Fisch zu schneiden, lachte er nur, als ich es ihm wie<strong>der</strong>brachte). Die <strong>Dr</strong>inks waren alkoholdünn<br />

wie die Wassersuppe im Gefängnis von Papillon, kosteten aber 7,50 bis 9 DM. O.K.<br />

2


Zunächst wurden wir mit den üblichen verbalen Unterwerfungszeremonien eingemeindet.<br />

Jambo, Habari, Karibu, Pole Pole, Hakuna Matata. Diese Standardformulierungen werden<br />

mantraartig wie<strong>der</strong>holt und man wurde genötigt, diese auch auf den Lippen zu führen. Am<br />

letzen Tag bemerkte ich etwas erleichtert, dass auch viele an<strong>der</strong>e Touristen dieses „Zeuch“<br />

nicht mehr hören konnten und sich ziemlich genervt mit Gegenreaktionen abreagierten.<br />

Die Kellner begeisterten mich zunächst. Sensationelle Charakterköpfe. Satchmo gab es<br />

3x.König Tschaka 1x, Denzel Washington 4x, Cassius Clay 2x , man glaubte sie alle schon<br />

oft gesehen zu haben. Unser Lieblingskellner Masinde war eine einzige Schönheit.<br />

Das traumhaft beschriebene Essen erwies<br />

sich als grausig. Die meisten Salate waren<br />

mit altem Öl bereitet, <strong>der</strong> Fisch war<br />

prinzipiell fest und alt, das Fleisch und die<br />

<strong>Dr</strong>essings einfach nur unangenehm. Da die<br />

Früchte frisch und vom fe<strong>ins</strong>ten waren, die<br />

Tomaten und die Gurken ohne <strong>Dr</strong>essing und<br />

<strong>der</strong> Kartoffelsalat immer lecker, aßen wir<br />

immer das Gleiche und waren dabei fröhlich.<br />

Die Pastagerichte waren auch immer frisch<br />

zubereitet, zumeist irgendwie mit Knoblauch,<br />

da langten wir immer richtig zu. Barbara aß<br />

von den Menüs so gut wie gar nichts, ich probierte es zumindest immer aus, ließ aber 90%<br />

zurück gehen. Gott sei Dank, keine Völlerei wie im Rob<strong>ins</strong>onclub.<br />

Für das Weihnachts- und Silvesteressen hatten wir 250€ zusätzlich bezahlt. Da<strong>für</strong> gab es auch<br />

am 25. Dezember ein Galamenü und am 31.12. ein großartiges Büffett. Lobster und Antilope,<br />

Zebra, Pute, Spanferkel und Gazelle. Es hätte ein Traum werden können. Lei<strong>der</strong> war alles<br />

kalt, und zum Teil auch verdorben. Am 1. und 2. hatten über 30% <strong>der</strong> Gäste eine Fisch- und<br />

Lebensmittelvergiftung.<br />

Es gab großen Ärger und einige Gäste sollen sich wohl sehr laut beschwert haben. (wir haben<br />

es nicht so mitbekommen weil wir 2 Tage wegen unserer Durchfälle, Übelkeit und Magenschmerzen<br />

mal mit dem Essen ausgesetzt hatten). Dann kamen zwei weiße Manager aus einem<br />

an<strong>der</strong>en Club, die 3 Tage<br />

lang mit einem grimmigen<br />

Gesicht rumrannten und öfter<br />

sehr laut mit den Negern<br />

redeten.(in Suaheli) Es än<strong>der</strong>te<br />

sich kurzfristig etwas. Als die<br />

Weißen weg waren, war die<br />

Schlamperei wie<strong>der</strong> wie vorher.<br />

Wir fanden das nicht so<br />

schlimm. Wir hatten unsere Ruhe<br />

und genossen sie ohne Ende.<br />

Solche Werbefotos sind dann<br />

natürlich <strong>der</strong> reine Hohn.<br />

3


Barbara hatte einen wun<strong>der</strong>baren Platz <strong>für</strong><br />

unsere Liegen ausgewählt. Guter Blick auf<br />

den Strand. Direkt im Wind und im Schatten,<br />

schließlich waren wir im Äquatorgebiet. Wir<br />

wurden von vier Echsen verwöhnt. Die eine<br />

grüne, die hier zu sehen ist, eine rote, eine<br />

blaue mit orangenfarbenem Kopf und eine<br />

weiße mit schwarzen Punkten. Es entstand eine<br />

wun<strong>der</strong>bare Freundschaft. Wir beobachteten uns<br />

gegenseitig z.T. 30, 40, 60 Minuten lang und<br />

erlebten wie sie Fliegen und Schmetterlinge fingen.<br />

Sensationell. Hier begann die neue Dimension<br />

in meinem Leben. Tiere beobachten. Im eigenen<br />

inneren Frieden (Alpha, Theta, Raum Zeit-Gefühl aufgehoben) erleben wie an<strong>der</strong>e DA SIND.<br />

Einmal kam noch die Affenherde dazu (Im Club lebte eine Meerkatzenherde die immer <strong>für</strong><br />

viel Action und z.T. auch <strong>für</strong> Heiterkeit sorgte). Sie tobten um uns herum, die Jungs sprangen<br />

und jagten sich, spielten verstecken und kämpften<br />

was das Zeug hielt. Einmal bekam ich einen<br />

solchen Lachanfall, dass ich nicht mehr aufhören<br />

konnte. So hätte ich gerne auch mal wie<strong>der</strong> getollt.<br />

Hier sieht man einen <strong>der</strong> Affen auf unserem Balkon<br />

rumtollen.<br />

Die ganze Anlage ist sehr schön. Uns standen im Hotelkomplex Paradise, Shanzu, Coral und<br />

Palm sechs Pools zur Verfügung. Ich als alte Wasserratte und Schwimmfan war natürlich bis<br />

zu 10x am Tag im Pool (und auch noch mindestens 2x im Meer). Am schönsten war es<br />

nachts bei Sternenhimmel. Im warmen Wasser zu schwimmen, das war intrauterine Geborgenheit.<br />

Dazu Palmen und <strong>der</strong> Mond,<br />

und dann noch die Sterne.<br />

Es kommen viele einfache Leute und<br />

Pensionäre seit Jahren nach Kenia,<br />

um hier 2 - 6 Monate im Warmen zu<br />

verbringen, einfach um angenehm zu<br />

überwintern.<br />

So war sicherlich auch mal das<br />

Konzept gedacht, viele Leute sollen<br />

immer wie<strong>der</strong> kommen. Wir haben<br />

mit mehreren gesprochen, die schon<br />

mehrfach da waren. Sie waren alle entsetzt von dem jetzigen Qualitätsabfall. Nichts ist<br />

spannen<strong>der</strong> als Wirtschaft, lautet <strong>der</strong> Werbespruch <strong>der</strong> Wirtschaftswoche und das stimmt<br />

auch.<br />

4


Die Beachboys, <strong>der</strong> Sextourismus und <strong>der</strong> Moi.<br />

Wir waren auf Kenia nicht vorbereitet. <strong>Dr</strong>itte Welt Län<strong>der</strong> sind immer gleich. <strong>Dr</strong>eckig, voller<br />

Menschen, die irgendwie tätig sind und raus wollen aus Armut und <strong>Dr</strong>eck, und voller vieler<br />

Menschen im Hintergrund, die es nicht schaffen, die es nicht probieren und die eben irgendwie<br />

überleben.<br />

Wir wurden zunächst mit den Händlern am Strand konfrontiert. Sie verkauften alles: Andenken,<br />

Safaris, Bootsfahrten, Sex, und alles was verboten und strafbar ist, am meisten natürlich<br />

Illusionen von Freundschaft, Kontakt und Schutz. Kam man zum Strand, standen da schon 5<br />

bis 20 Typen. Sie ließen dich kennen lernen was Spießrutenlaufen ist, wenn du dich nicht auf<br />

ihr „Jambo“ o<strong>der</strong> „wie geht’s, alles klar“ usw. einlassen wolltest. Mit je<strong>der</strong> Antwort hattest du<br />

dich ja mehr unterworfen. Du wurdest sie nur schwer wie<strong>der</strong> los. Nur mit absoluter Grobheit<br />

und extremer nonverbaler Geringschätzung. Bloß genau dazu musstest du dich erst mal aufregen<br />

und Adrenalin ausschütten. Das ist das Gegenteil von Urlaubsgefühlen.<br />

Ich habe mehrfach erlebt, dass diese Händler bis zu 3 km mitgelaufen sind und auf die Leute<br />

eingeredet haben. Am schlimmsten fand ich die Leute, die eindeutig unter Strom (Rauschgift<br />

und Alkohol standen) und den morgendlichen Anschiss eines „Vertriebsleiters“ an seine<br />

„Aboverkäufer“, <strong>der</strong> ungefähr 5 Minuten dauerte und laut schreiend vorgetragen wurde. (Ich<br />

war aus Mitgefühl mit den Angeschissenen fast so weit ihnen ein ordentliches Verkaufstraining<br />

anzubieten). Der African Safari Club spielt hier<br />

ein doppeltes Spiel mit seinen Kunden. Auf <strong>der</strong> einen<br />

Seite gibt es einen Absperrseil, welches die<br />

Beachboys nicht übertreten dürfen (was auf den cm<br />

genau eingehalten wird – aber irgend wann musst du<br />

ja da durch, wenn du <strong>ins</strong> Wasser willst). An<strong>der</strong>erseits<br />

werden sie geduldet. Die offizielle Begründung<br />

lautet: Unsere Touristen mögen es <strong>der</strong>artig Kontakt<br />

zur Bevölkerung zu finden. Am Shanzu Beach Strand<br />

gibt es 2 Hotels die nicht zum ASC gehören. Z.B.<br />

das Serena Beach Hotel. Dort steht kein Händler<br />

davor. Weil es die Hotelleitung nicht zulässt. Und da<br />

in Kenia alles, aber auch alles auf Schmiergeld<br />

beruht, besteht <strong>der</strong> Verdacht, dass <strong>der</strong> ASC hier<br />

heimlich mitverdient. Obwohl sie in allen<br />

Schriftstücken und Belehrungen vor Geschäften mit<br />

den Beachboys warnen, dulden sie sie . Und was da<br />

täglich an Kontakten und Geschäften abgewickelt<br />

wird, ist schon beeindruckend.<br />

Ich versuchte am Anfang mit meinem marokkanisch grimmigem Gesicht und konsequentem<br />

nonverbalen Ignorieren durchzukommen, aber das half hier gar nichts. Die Kenianer hatten<br />

die „Wie<strong>der</strong>hakentechnik“ voll drauf. Mit „Kannst Du nicht mal Jambo sagen“, „Redest Du<br />

nicht mit Schwarzen“, „Hast Du schlechte Laune“ usw. wurde man sofort als unkommunikativer<br />

Stiesel und Rassist moralisch abgeurteilt und da reagierte dann fast je<strong>der</strong> drauf. Die optimale<br />

Bewältigungsstrategie, war:<br />

Erkennbar mit sich selber beschäftigt zu sein (singen, träumen, reden), mit <strong>der</strong> Hand in Hüfthöhe<br />

energisch abzuwinken. O<strong>der</strong> freundlich mit 1x „Jambo“ zu antworten und dann mit „no<br />

business,“ o<strong>der</strong> mit „no money“ im schlimmsten Fall mit „police“ das Gespräch zu beenden.<br />

5


Kenia ist ja schon ein Magic Land. Dass es<br />

eine <strong>der</strong> höchsten Aidsraten <strong>der</strong> Welt hat,<br />

wussten wir vorher. Dass es mit seinen<br />

freizügigen Frauen sogar Werbung macht,<br />

war mir bis zu dieser Postkarte nicht so klar.<br />

Im Club war ja laut Unterlagen Prostitution<br />

verboten. Aber Geld stinkt nun mal nicht. Die<br />

ernsthaften Sextouristen (ich war<br />

unfreiwilliger Zeuge eines Erfahrungsaustausches)<br />

wussten wie’s geht. Man geht in<br />

den ersten Tagen in die e<strong>ins</strong>chlägigen Puffs<br />

und Discos (in einem sollen jeden Abend 500 „Damen“ warten), sucht sich das beste Mädel<br />

raus (die Preise liegen zwischen 1,50 DM bis 35 DM) und bucht sie dann im Club ein.<br />

Ich bin ja eigentlich ein toleranter Typ. Zumindest halte ich mich immer noch da<strong>für</strong>. Es soll ja<br />

je<strong>der</strong> Sex haben, mit wem und so oft und wie er will. Die Welt ist groß. Aber als ich zum ersten<br />

Mal im Club drei wirklich unansehnliche, ältere, ungepflegte Herren mit bildhübschen<br />

jungen Mädchen zwischen 15 und 21 rumturteln sah, da dachte ich nur an Lebenslügen, Konflikte,<br />

Leid und Frust. Barbara ging es genauso. Sie war im Dorf Shanzu einmal extrem in ihrer<br />

mentalen Fitness gefor<strong>der</strong>t worden, als ihr eine gut aussehende Vierzigerin einen Bildband<br />

mit ihren Puffmädels anbot. „For Pappa and Mamma“ sagte sie. Ist hier wohl offensichtlich<br />

üblich. Barbara rastete sofort aus. An einem <strong>der</strong> letzten Tage sah ich am Strand eine ca. 60<br />

jährige deutsche Frau Yogaübungen machen. Sie erklärte (ziemlich gut, wie ich fand) dem vor<br />

ihr liegenden jungen Afrikaner (mit herrlichen Rastalocken) den Sinn je<strong>der</strong> Übung. Er langweilte<br />

sich furchtbar. Aber das ist nun mal <strong>der</strong> Deal. Er bekam sein Handy und viel Bares, da<strong>für</strong><br />

war er <strong>der</strong> ständige Begleiter. Ein an<strong>der</strong>es Mal gingen wir spät abends durch den Club und<br />

ein ca. siebzigjähriger, sehr dicker Mann lag betrunken in einem Stuhl und schnarchte. Neben<br />

ihm wachte sein schwarzes Mädel. Wir und an<strong>der</strong>e mussten wegen des absurden Bildes loslachen<br />

und das Mädel lachte mit. Da wusste ich, wir haben die Akzeptanzschwelle überschritten.<br />

Das schlimmste Problem war die Korruption und das Erpressen von Trinkgeld. Als ich bei <strong>der</strong><br />

Einreise das erste Mal vom Zollbeamten direkt angesprochen wurde, ob ich <strong>für</strong> das Weihnachtsfest<br />

seiner Familie ein Geschenk mitgebracht hätte, glaubte ich noch mich verhört zu<br />

haben. (Er hatte es ernst gemeint und bei <strong>der</strong> Ausreise war ich dann allerdings fällig). Dass<br />

die Zimmerboys nur dann frische Handtücher brachten wenn man ihren die ersten 100 bis 200<br />

Keniaschillings in die Tasche steckte konnte<br />

ich noch verkraften. Dann weiteten sie es<br />

allerdings auf die Bettwäsche aus. Nach<br />

dem nächsten Trinkgeld hatten wir sogar<br />

frische Blumen auf dem Zimmer. Ich<br />

erinnerte mich an mein erstes Trinkgeldseminar:<br />

Hinterher nützt es nichts, man<br />

muss es vorher geben. Das Ding mit <strong>der</strong><br />

künstlichen Verknappung (<strong>für</strong> die reichen<br />

Urlauber) kannte ich ja noch als das Grundprinzip<br />

im Sozialismus. So hatte das Volk<br />

immer zu tun. Weil alles fehlte, musste man<br />

immer sammeln, tauschen und bestechen.<br />

Da wir in den letzten beiden Wochen öfter<br />

außerhalb in guten Fisch-Restaurants aßen,<br />

floss es auch immer nur so weg. Also: plane<br />

in Kenia mindestens 150 DM Trinkgeld pro<br />

6


Woche und <strong>für</strong> je<strong>der</strong>mann ein..<br />

Natürlich ist das Land sehr arm. <strong>Eine</strong> „schlechte kenianische Mamma“ bekommt 6 Kin<strong>der</strong> eine<br />

gute bekommt 10 bis 12 Kin<strong>der</strong>. Ein Kind kostet 500 DM Schulgeld im Jahr. Die meisten<br />

Männer haben 4 bis 8 Frauen. Der Rekord, den mir ein Taxifahrer stolz erzählte, sei ein Mann<br />

<strong>der</strong> 150 Kin<strong>der</strong> hätte. Das Durchschnittseinkommen liegt bei 120 DM pro Monat. Das Analphabetentum<br />

beträgt zur Zeit 40 %, Tendenz steigend. Die Aussagen stammen von Achmed<br />

unserem Nachmittagsreiseführer. Als wir im Hinterland von bettelnden Kin<strong>der</strong>n und Müttern<br />

(„Gebt es immer den Müttern, die arbeiten nämlich und die Männer versaufen es nur“) umringt<br />

waren und ein Rentner aus dem Schwäbischen sich als Bonbonkönig feiern ließ, hatten<br />

wir wie<strong>der</strong> mal Gelegenheit über die Armut in <strong>der</strong> Welt nachzudenken. Es ist einfach ein<br />

Fakt, dass nur noch <strong>für</strong> 20 % <strong>der</strong> Bevölkerung Arbeit da ist. In diesen Län<strong>der</strong>n vermutlich <strong>für</strong><br />

noch weniger. Hilfe zur Selbsthilfe die ankommt, ist das Thema. Und da empfehlen sich persönliche<br />

Patenschaften wie zum Beispiel http://www.sos-kin<strong>der</strong>dorf.de. Habe ich zuhause sofort<br />

erledigt. Die Entscheidung war bereits in Kenia gefallen.<br />

Es ist je<strong>der</strong>manns eigene Entscheidung, wie viel von seinem hart erarbeitetem Reichtum er<br />

persönlich umverteilt. Wir haben vor Ort etwas an unseren Guide Salomon in <strong>der</strong> Massai Mara,<br />

<strong>der</strong> alle seine 6 Kin<strong>der</strong> auf die Schule und eine sogar auf die Universität schickt und unseren<br />

Kellner Masinde, <strong>der</strong> seine 4 Kin<strong>der</strong> ebenfalls alle auf die Schule schickte, gegeben. Interessanterweise<br />

denkt man über solche Grenzbereiche immer erst dann nach, wenn man direkt<br />

damit konfrontiert wird.<br />

Diese Kin<strong>der</strong> rennen jeden Tag bis zu 12 km bis zur<br />

Touristenstraße um professionell zu betteln.<br />

Das schlimmste waren die Geschichten über den<br />

Moi. Er ist <strong>der</strong> Präsident und das schon seit vielen<br />

Jahren. Der Flughafen heißt nach ihm, viele Hotels<br />

und viel Grund gehört ihm und wer seine<br />

Wahlspendenparty verpasst wie <strong>der</strong> Herr Rüdin,<br />

(<strong>der</strong> ASC Eigentümer) dem werden erst mal <strong>der</strong><br />

Flughafen und 2 Hotels gesperrt, bis er zahlt. Als<br />

wir ankamen hatte <strong>der</strong> Moi gerade einen neue<br />

Steuer <strong>für</strong> Touristen erfunden, wir zahlten je<strong>der</strong> um <strong>ins</strong> Land zu kommen 100 DM, eine Quittung<br />

bekam keiner. Und genau so macht es jetzt auch <strong>der</strong> Herr Rüdin. Seit kurzem gilt eine<br />

verschärfte Übergepäckregel <strong>für</strong> seine Flugzeuge. Jedes Kilo Übergepäck kostet 15 DM o<strong>der</strong><br />

7 Dollar. Die meisten Touristen misten deshalb vorher ihre Koffer aus, lassen alle Bücher da.<br />

Und sind froh ihre ganze Kosmetik und das Sonnenschutzmittel verbraucht zu haben. Trotzdem<br />

zahlen fast alle! Die geldeintreibende In<strong>der</strong>in wäre fast gelyncht worden! Erst später hatte<br />

jemand eine Erklärung. Wegen <strong>der</strong> hohen Luftfeuchtigkeit und <strong>der</strong> Hitze saugen alle Klamotten<br />

ungeheuer Wasser auf. Das macht sich dann in Übergepäck bemerkbar. Wir kamen<br />

uns jedenfalls alle abgezockt vor. Also nie wie<strong>der</strong> ASC.<br />

O.k. soweit so gut. Die meisten <strong>Dr</strong>itte-Welt-Län<strong>der</strong> werden von autokratischen und korrupten<br />

Präsidenten regiert. Da herrscht wenigstens noch Ordnung. Wenn diese starke Zentralgewalt<br />

fehlt, herrscht Anarchie. Auch nicht so gut. Denn dann kommen die War-Lords und das ist<br />

noch schlimmer (Somalia, Afghanistan).<br />

Ich schreibe das alles auf, weil das genau die Dinge sind, die einem den Urlaub versauen könne,<br />

wenn man erst vor Ort damit konfrontiert wird. Wenn man es vorher weiß, kann man sich<br />

bewusst entscheiden und sich mental und real darauf vorbereiten. Wir waren es nicht, das<br />

nächste Mal sind wir es. (Im Dezember geht’s auf die Panamerika, von Chile bis Feuerland).<br />

7


Wie wir es schafften uns gerade deshalb so gut zu erholen<br />

Nachdem wir diese Unliebsamkeiten zur Kenntnis genommen,<br />

erkannt, über das besprechen unserer Gefühle reflektiert und<br />

akzeptiert hatten, besannen wir uns unserer aktuellen Bedürfnisse<br />

(Erholung, Frieden, Harmonie) und legten den Schalter<br />

um. Wir lehren das nicht nur, wir tun es auch immer selber,<br />

und hier gelang es einfach gut. Wir schliefen lange, waren<br />

ständig im Meer und im Pool, lasen gut und aßen wenig.<br />

Mombasa liegt etwas unter dem Äquator. Man braucht 3 Tage<br />

um sich auch nachts an die Hitze zu gewöhnen. Dann fühlen<br />

sich interessanterweise fast alle wun<strong>der</strong>bar wohl. Es wird die interauterine Wärme sein. Es ist<br />

einfach nur angenehm. Man muss sich auch um nichts kümmern: Für jedes Getränk und jeden<br />

Scheiß unterschreibt man irgendetwas (muss natürlich am Ende bezahlt werden). Es gibt sehr<br />

viele Pensionäre, die Jahr <strong>für</strong> Jahr mehrere Wintermonate in Kenia verbringen. Warum wohl!<br />

Jedenfalls: <strong>der</strong> Keniavirus wirkte. Wir waren von Tag zu Tag mehr Minuten und mehr Stunden<br />

im Alpha und Thetazustand. Raum-Zeit-Gefühl aufgehoben. Sich ausbreitende Glückseligkeit.<br />

Reflektieren über dieses und jenes. Am 31. 12. 2001 gegen 21 Uhr besetzten wir eine<br />

Bank mit Blick auf die Bucht, den Strand, das Meer, den Mond und die Sterne und rauchten<br />

unsere 20cm Davidoff-Zigarren. Diese schöne Sitte haben wir von Toni Griessner übernommen,<br />

<strong>der</strong> mich nach dem Glückstraining nötigte, mit ihm eine 86 $ Cohiba zu rauchen. So gehen<br />

im nu 2 - 3 Stunden vorbei und man kann in Ruhe reden und denken und reden.<br />

Wir reflektierten das Jahr 2001. Das kommerziell beste Jahr unseres Lebens. Wir haben unseren<br />

Umsatz um 33% gegenüber 2000 gesteigert und können jetzt endlich ernsthaft anfangen<br />

unsere Schulden abzutragen. Wir hatten eine wun<strong>der</strong>bare Feier zu meinem 50.zigsten und waren<br />

mit unserem Feuerlauf im Fernsehen. Die beiden Glückstrainings <strong>für</strong> 2002 sind ausgebucht<br />

und das erste Kraftquellentraining im Januar steht. Und und und. Wir waren sehr zufrieden<br />

, pafften den Stolz in Richtung Indischer Ozean, gingen kurz vor 12 zu unseren neuen<br />

Schweizer Freunden und begrüßten das neue Jahr mit fast eiskaltem Sekt.<br />

Weißt Du eigentlich, was eine Safari ist<br />

?????????????????????????<br />

Am 7. Januar sollte endlich unsere erste<br />

Safari beginnen. Die Massai Mara Simba<br />

Safari. Alle die von dieser Safari zurück<br />

kamen, hatten das Leuchten in den Augen.<br />

Ich träumte ja schon ewig davon. Jetzt<br />

sollte es endlich wahr werden.<br />

Allerdings wollten wir ja auch unbedingt<br />

unsere Ballonfahrt in <strong>der</strong> Massai Mara<br />

machen. Das Tourist Office des ASC<br />

funktionierte wie<strong>der</strong> mal nach dem<br />

bewährten Grundsatz „Pole pole“ zu deutsch langsam langsam. Das Phänomen „innere Kündigung“<br />

und „wie füge ich meiner Firma Schaden zu“, kannten wir ja auch ganz gut aus dem<br />

Sozialismus. Nachdem ich wegen einer Schnuppertour Fischen 7x umsonst vorgesprochen<br />

hatte und die Verlängerung auf 5 Tage plus Ballonsafari angeblich nicht ging (Die deutsche<br />

PR- und Sales-Managerin, die ich am Ende unseres Urlaubs sprach, schäumte ein wenig als<br />

sie das hörte), hatten wir im Nachbarhotel gebucht. Obwohl die beiden Camps (das Buffalo<br />

und das Governescamp) nur 40 km auseinan<strong>der</strong> lagen mussten wir natürlich erst mal nach<br />

8


Mombasa zurück fliegen. Um dann 2 Tage<br />

später wie<strong>der</strong> in die Massai Mara zu<br />

fliegen. Dadurch kennen wir jetzt das<br />

Land ganz gut und konnten 3x den<br />

Kilimandscharo sehen.<br />

Die Tiere<br />

reagierten auf<br />

die Autos<br />

überhaupt<br />

nicht.<br />

Es waren<br />

nicht ihre<br />

Feinde.<br />

Wir schauten<br />

uns die Augen<br />

aus.<br />

Und sprachen<br />

es zum ersten<br />

Male aus: so<br />

muss es im<br />

Paradies<br />

gewesen sein.<br />

Wir wussten ehrlich gesagt nicht was uns erwartet.<br />

Schon vom Flieger sahen aus sahen wir unendliche<br />

Herden von Tieren. Zebras und Elfanten, Gazellen<br />

und Springböcke. <strong>Eine</strong> innere Stimme sagte mir „Du<br />

halluzinierst.“ Um 9 Uhr angekommen, ging es 10.30<br />

sofort weiter im Jeep auf Safari.<br />

Und jetzt begann das Wun<strong>der</strong>. <strong>Eine</strong> Überraschung<br />

nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. <strong>Eine</strong> Tierherde nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en.<br />

9<br />

Das<br />

Grunzen <strong>der</strong><br />

auf<br />

tauchenden<br />

Hippos ist<br />

so etwas<br />

wie ein<br />

Sinfoniekonzert.


Erst später habe ich den <strong>Reise</strong>führer ausführlich gelesen. Wir bekamen bis auf den Leopard<br />

alles zu Gesicht, was da aufgelistet war. Es<br />

war nicht wie im Zoo. Man musste natürlich<br />

fahren um hier dieses und dort jenes Tier zu<br />

sehen. Gerade das war das Schöne. Die<br />

Massai Mara soll <strong>der</strong> einzige Park in Afrika<br />

sein, wo die Autos zu den Tieren hinfahren<br />

dürfen. Kreuz und quer durch die Landschaft.<br />

In allen an<strong>der</strong>en Parks darf man die<br />

Straße nicht verlassen. Und dann sieht man<br />

den <strong>Löwen</strong> natürlich nur auf 50 Meter<br />

Entfernung. Hier kreuzen gerade Paviane<br />

unseren Weg.<br />

Der Höhepunkt des ersten Tages war das<br />

Rhino. Manche sehen es nie, wir hatten halt<br />

Glück.<br />

Von dem berühmten Afrika-Fotografen<br />

Jonathan Scott stammt die Aussage: „Wenn<br />

ich nur einen Tag <strong>für</strong> Afrika hätte, ich würde<br />

ihn in <strong>der</strong> Massai Mara verbringen“<br />

Wir ahnen warum. Am ersten Tage hatten wir<br />

schon so viel gesehen, dass wir abends nach<br />

dem Lagerfeuer sofort <strong>ins</strong> Bett verschwanden.<br />

Noch waren wir auf keinen <strong>Löwen</strong> und<br />

keine Elefanten gestoßen.<br />

Es gibt zwei psychologisch interessante<br />

Phänomene auf einer Safari. Das erste ist <strong>der</strong><br />

innere und äußere Frieden den die Tiere<br />

durch ihre Ruhe ausstrahlen. Da die Fahrer<br />

die Tiere so wenig wie möglich stören und<br />

sowieso meistens drum herum fahren, fühlen<br />

sich die Tiere durch die Safaris nicht gestört.<br />

Die Tiere leben also nur mit ihren natürlichen<br />

Feinden. Dazu werde ich später<br />

kommen. Das zweite interessante psychologische Phänomen (und <strong>für</strong> mich neue) ist <strong>der</strong> Jagdtrieb.<br />

Das Suchen und Finden <strong>der</strong> Tiere ist sehr aufregend, ganz toll. Am 2. Tag wollte unser<br />

Fahrer uns endlich <strong>Löwen</strong> bescheren. Er war das „Leittier“ und wollte immer alles als erster<br />

finden. So jagte er und war sauer, wenn an<strong>der</strong>e Fahrer etwas zuerst fanden. Allerdings<br />

herrschte unter den Guides aller Camps große Solidarität . Wann immer man jemanden traf,<br />

wurde sich erst mal ausgetauscht. Und wenn irgendwo<br />

ein Auto stand, Fernglas raus kurzer Blick. Und dann<br />

los. Mit den folgenden Bil<strong>der</strong>n werde ich andeuten, wie<br />

unser Treffen mit den ersten <strong>Löwen</strong> vor sich ging.<br />

Zunächst suchten wir ca. 45 Minuten in einem<br />

Wäldchen wo zuletzt welche gesehen wurden. Kein<br />

Löwe. Dann ab <strong>ins</strong> nächste Wäldchen 8 km weiter.<br />

10


Und dann passierte es. Da war einer.<br />

Ran und schauen und warten:<br />

Die Löwin kuckt erst mal.<br />

Wenige Minuten später ....<br />

Und dann kommen die nächsten – je<strong>der</strong> geht seinen Weg.<br />

Die Tiere waren ruhig und<br />

glücklich.<br />

11


Und hier noch unsere gesammelten <strong>Löwen</strong>szenen <strong>der</strong> nächsten 4 Tage. Es nahm keine Ende.<br />

Wir beobachten sie bei <strong>der</strong> Jagd und beim Fressen . So kleine Fotos können natürlich nur einen<br />

kleinen Eindruck vermitteln. Live ist das etwas ganz an<strong>der</strong>es.<br />

Wir sind mittendrin im Kingdom of the Lions. Hier ist die Vorlage <strong>für</strong> den Film von Walt<br />

Disney entstanden. Da bin ich ganz sicher.<br />

12


Und irgendwann ging’s ja dann auch mal auf die Jagd. Die Weibchen jagen im Rudel.<br />

Zuerst fressen die Männchen , dann die Weibchen und wenn noch was übrig bleibt kommen<br />

die Jungen dran.<br />

Danach kommen die Hyänen, die Geier, dann die Schakale und dann die Ameisen. Es bleibt<br />

nichts übrig. Der Kreislauf <strong>der</strong> Natur ist vollständig und in sich sinnvoll.<br />

13


Am Morgen des dritten Tages erlebten wir die Überraschung schlechthin. Wir zogen im Morgengrauen<br />

los. Das Camp war in einer Nie<strong>der</strong>ung unten am Marafluss. Und wir erlebten den<br />

Sonnenaufgang bereits oben auf <strong>der</strong> Ebene. Die Fahrer fuhren wir die Henker.<br />

Sie mussten etwas wissen und ein Ziel haben. So war es auch.<br />

14


Es waren mehrere tausend Gnus. Die große Herde kommt ja im Juli aus <strong>der</strong> Serengeti. Jetzt<br />

war es Januar und wir hatten nur eine kleine Regenzeit. 360 Grad um uns herum nur Gnus.<br />

Ich kam mir vor wie im Paradies. Egal ob wil<strong>der</strong> Westen und Bisons o<strong>der</strong> Massai Mara und<br />

Gnus. Es war unfassbar. Fast alle in unserem Auto weinten vor Glück.<br />

15<br />

Später am Fluss sah das dann so aus.<br />

Bloß da warteten natürlich schon lange<br />

die Krokodile.


Solche Szenen gehören<br />

einfach dazu.<br />

Man gewöhnt sich daran,<br />

solange man weiß, im Auto<br />

bin ich sicher.<br />

Auf jeden Fall durften in wir<br />

in beiden Camps nachts nicht<br />

alleine laufen. Wenn man vor<br />

sein Zelt o<strong>der</strong> seine Hütte trat<br />

und z.B. zum Restaurant o<strong>der</strong><br />

zum Feuerplatz gehen wollte<br />

- immer kam sofort ein<br />

Wächter aus dem Dunkeln<br />

und begleitete einen mit<br />

Licht, Keule und o<strong>der</strong> Ge-<br />

wehr. Erst als ich selber das hier zu sehende Hippo nachmittags vor unserem Zelt friedlich<br />

grasen sah, glaubte ich es. Denn das hier ist die Kehrseite:<br />

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Barbara war ungeheuer scharf auf Geparden und Leoparden. Den letzteren jagten wir die letzten<br />

2 Tage <strong>ins</strong>gesamt über acht Stunden. Keine Chance. Da<strong>für</strong> hatten wir mit Geparden fünf<br />

mal Glück.<br />

Es ist einfach ein wun<strong>der</strong>schönes Tier. <strong>Eine</strong>n begleiteten wir auf <strong>der</strong> Jagd, wie er gleichzeitig<br />

von 2 <strong>Löwen</strong> aus ca. 300 m beobachtet wurde. Die <strong>Löwen</strong> wollten den Geparden die Arbeit<br />

machen lassen, ihm dann die Beute abnehmen und ihn evtl. auch noch töten. Spannend!!!!<br />

Wir fuhren eine Weile zwischen beiden Parteien hin und her und überließen sie dann ihrem<br />

Alltag.<br />

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Der absolute Höhepunkt war zweifelsfrei <strong>der</strong> Ballonflug. Das<br />

Governescamp gilt als das teuerste und beste Camp in Kenia.<br />

Service, Essen und Trinken war absolut grandios. Zum Ballonflug<br />

wurden wir 4.45 Uhr geweckt. Am Abend vorher sollten wir sagen,<br />

welche Kleinigkeit wir direkt nach dem Frühstück als Getränk zu<br />

uns zu nehmen gedächten.<br />

Barbara<br />

bestellte heiße Schokolade<br />

und ich Schwarztee<br />

mit Honig und<br />

Lemon. Um 4.45Uhr<br />

ging das Zelt auf. Ein<br />

unerklärlich selten gut<br />

gelaunter Neger kam<br />

herein, deponierte eine Gaslampe vor den Betten, stellte einen Hocker auf und servierte das<br />

Gewünschte. Heiß und Frisch. Wir bleiben vor Verwun<strong>der</strong>ung und Begeisterung noch 2 Minuten<br />

im Bett liegen und dachten darüber nach, was uns im Leben bisher alles entgangen ist.<br />

Es war unsere erste Ballonfahrt, wir waren sehr<br />

aufgeregt und in heller Vorfreude. Man fuhr uns<br />

durch die dunkle Nacht. Wir mussten im Boot<br />

im Dunkeln über den Fluss auf die an<strong>der</strong>e Seite<br />

und dann ging’s los.<br />

Ave Maria und Halleluja in Reinkultur. Das<br />

muss man erlebt haben. Der Ballonpilot, ein<br />

weißhaariger Entertainer mit re<strong>ins</strong>tem<br />

Oxfordenglisch verbreitete gute Laune. Der<br />

Ballon fliegt in 10 bis 20 m Höhe über den<br />

Fluss, die Savanne und die Wäl<strong>der</strong>. Man kann z.T. sehr viel Tiere sehen, dann ist man wie<strong>der</strong><br />

mir dem Sonnenaufgang und <strong>der</strong> Ruhe alleine. Ab<br />

und zu wird mal etwas Heißluft durch die Brenner in<br />

den Ballon geblasen und dann geht es wie<strong>der</strong> ein paar<br />

Meter höher. Den Rest besorgt <strong>der</strong> Wind. Wir hatten<br />

phantastisches Wetter. Hier ein paar Bil<strong>der</strong> um sich<br />

einen Eindruck zu verschaffen.<br />

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Man erlebt herrliche Szenen aus <strong>der</strong> Luft in den verschiedensten Entfernungen.<br />

Wir flogen und flogen und plau<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> waren still, die Fotoapparate und Kameras surrten.<br />

Das Paradies von oben und wir heimlich und unerkannt mittendrin. <strong>Eine</strong> wun<strong>der</strong>bare Erfahrung.<br />

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20<br />

Irgendwann kam die<br />

Landung und wir tranken<br />

den unvermeidlichen<br />

Champagner.<br />

Die Bodencrew, die aus<br />

dem Nichts plötzlich<br />

auftauchte, servierte ein<br />

vorzügliches Frühstück.


Es gäbe noch soviel zu berichten. Ich will mich auf zwei Highlights beschränken. Der Besuch<br />

eines Massaidorfes und das Frühstück mit <strong>der</strong> Elefantenherde am letzten Tag.<br />

Die Massais sind die zweiten „Kings“ <strong>der</strong> Massai Mara. Dass sie den <strong>Löwen</strong> mit dem Speer<br />

töten, weiß man spätestens seit dem Film „Der Geist und die Dunkelheit“ und dass sie viele<br />

Frauen haben und viel Rin<strong>der</strong>blut trinken, weiß man aus dem Buch „Die weiße Massai“.<br />

(Diese und <strong>der</strong> ImaxFilm „Die Serengeti lebt“ und „Jenseits von Afrika“ sind die absolute<br />

Standardvorbereitung auf eine Keniareise, weil es sich hier um Originalschauplätze und Elementarwissen<br />

handelt). Für 300 Keniaschilling pro Nase Eintritt erhielten wir die Erlaubnis in<br />

ein Massaidorf einzutreten und ohne E<strong>ins</strong>chränkung zu fotografieren.<br />

Hier sitze ich mit einem Dorfführer in<br />

seiner Hütte und er hat mir gerade<br />

erzählt, dass er sieben Frauen hat und<br />

jede Nacht in einer an<strong>der</strong>en Hütte mit<br />

einer an<strong>der</strong>en Frau schlafen „muss“.<br />

Es war rein geruchsmäßig eine große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, eine solche Hütte zu<br />

betreten, aber ich wolle es unbedingt.<br />

Sie leben mit ihren Rin<strong>der</strong>n sozusagen<br />

in täglicher Umarmung. Für uns ist das<br />

<strong>Dr</strong>eck pur, <strong>für</strong> sie ist das freies Leben.<br />

Die Frauen machen die ganze Arbeit,<br />

und die Männer kümmern sich um die Rin<strong>der</strong>. Und ums Kämpfen und Tanzen.<br />

21<br />

Der Stolz und das Freiheitsgefühl <strong>der</strong> Massai<br />

haben mich sehr beeindruckt.. Hier noch ein<br />

paar Aufnahmen: Links die tanzenden<br />

Männer und rechts die arbeitenden Frauen.


Vorbeiziehende grasfressende Elefantenherden waren <strong>der</strong> tägliche Supercocktail. Unser Guide<br />

Salomon organisierte es so, dass wir unser Frühstück auf <strong>der</strong> letzten Pirschfahrt so einnahmen,<br />

dass 3 Herden Elefanten an uns vorbei auf den Hügel zogen, wo zwei <strong>Löwen</strong> verdufteten<br />

und dazwischen jede Menge Zebras, Antilopen und Topis grasten. Und da saßen wir nun<br />

und frühstückten und tranken Tee. Diese ganz tiefe Sehnsucht, die in dem Satz: „Ich hatte ein<br />

Farm in Afrika am Fuße <strong>der</strong> Ngongberge“ zu hören und zu ahnen war, hier wurde sie neu erzeugt<br />

und <strong>für</strong> immer in unserem Unterbewusstsein als Erinnerung und Erfahrung verankert.<br />

Fotos macht man um Erinnerungen festzuhalten und um sie dann noch tiefer im Gedächtnis<br />

zu verankern. Sie sollen Anregung sein <strong>für</strong> je<strong>der</strong>mann, <strong>der</strong> sich so etwas auch gönnen möchte.<br />

Ein Angestellter im Governescamp fragte, wie es mir<br />

gefallen habe. Ich machte aus meinen Gefühlen keinen<br />

Hehl und er antwortete mir. „Then work har<strong>der</strong> and har<strong>der</strong>, for good money and come back.<br />

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Hier noch ein paar Tipps zum besser machen.<br />

1. Den African Safari Club meiden, obwohl <strong>der</strong>en finanzielle Angebote sehr verführerisch<br />

sind. Man zahlt hinterher in bar und Ärger dreifach drauf.<br />

2. Der <strong>Reise</strong>führer Kenia/Nordtansania von Karl Wilhelm Berger aus dem Iwanowski-<br />

Verlag ist nützlich.<br />

3. Als Hotels empfehlen wir die im Tui-Katalog aufgeführten Serena-Beach-Hotels<br />

www.serenahotels.com und die Severin-Sea-Logde. Sie sind zwar etwas teurer, aber in<br />

<strong>der</strong> Qualität obere Kategorie.<br />

4. Ob man sich <strong>für</strong> die Safaris ein Luxuscamp, wie das Governorscamp<br />

www.governorscamp.com leisten will, ist eine Gewissensfrage. Die Autos sind besser<br />

im Schuss als die Massentourismusklapperkisten des ASV. Auf jeden Fall vermeidet<br />

man unnötigen Ärger, <strong>der</strong> bei dem aktuellen Führungsniveaus des ASC vorprogrammiert<br />

ist.<br />

Solche biographisch einzigartigen Erlebnisse wie eine Safari in <strong>der</strong> Massai Mara, ein<br />

Ballonflug und ein Erholungsurlaub am weißen Traumstrand, sollten auch biographisch<br />

mit einer extra Summe gut verdienten Geldes vorbereitet werden.<br />

5. Alle empfohlenen Filme und Bücher mehrfach anschauen und sich fragen, was will<br />

ich eigentlich in Kenia?<br />

Je klarer die Bedürfnisse definiert sind, umso leichter lässt sich das richtige herausfinden.<br />

Fazit: Kenia und die Massai Mara sind mindestes<br />

eine <strong>Reise</strong> im Leben wert. Es ist und bleibt das<br />

<strong>Königreich</strong> <strong>der</strong> <strong>Löwen</strong>.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

P.S. Und wer noch irgendetwas genauer wissen will, wir erzählen es gerne.<br />

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