30.04.2013 Aufrufe

Download - Mariaberg eV

Download - Mariaberg eV

Download - Mariaberg eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EinblickE AusblickE<br />

nr. 24 | Dezember 2011<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Magazin<br />

Mitten in der Gemeinde<br />

netzwerke und Freunde von <strong>Mariaberg</strong>


Inhalt Dezember 2011<br />

Standpunkte 4 – 5<br />

Geistliches Leben und Diakonie<br />

„Ich will bei Euch wohnen“ 6<br />

Rüstzeit 2011 – Der Schmetterling 7<br />

Themenschwerpunkt<br />

Mitten in der Gemeinde<br />

Netzwerke und Freunde von <strong>Mariaberg</strong><br />

„Mittendrin statt nur dabei“ 8 – 11<br />

„Wohnen, wo ich möchte“ 12<br />

Neuer Angehörigenbeirat 13<br />

Pferde machen große Freude 13<br />

Inklusive Schupfnudeln mit Sauerkraut 14<br />

„Ich habe mich gefreut“ 15<br />

Eine neue Qualität des Miteinanders 16<br />

Aus den Geschäftsfeldern<br />

Neue Wohnanlage am Trégueuxplatz 17<br />

Feierlicher Abschluss 18<br />

Neues aus <strong>Mariaberg</strong> 19 – 21<br />

Wie <strong>Mariaberg</strong> geholfen wird 22 – 23<br />

Impressum 23<br />

Veranstaltungskalender 24<br />

Ihre Meinung interessiert uns<br />

Bitte geben Sie uns eine kurze Rück meldung dazu, welche<br />

Themen Ihnen gut gefallen haben und welche Sie vermissen.<br />

Kontakt: presse@mariaberg.de<br />

Neues aus <strong>Mariaberg</strong><br />

Der Vorstand lud alle Mitarbeitenden,<br />

die seit 15 und 20 Jahren in <strong>Mariaberg</strong><br />

arbeiten, zum Jubilarsausflug nach<br />

Stuttgart und Nürtingen ein.<br />

Seite 21<br />

Themenschwerpunkt<br />

Mariano Griebenow (34) und<br />

Berthold Fietz (60) leben gerne in<br />

Burladingen.<br />

Seite 8 –11<br />

Neues aus <strong>Mariaberg</strong><br />

Unterhalb der <strong>Mariaberg</strong>er Gärtnerei<br />

gibt es einen neuen Wanderweg. Der<br />

Pfad ist barrierefrei. Drei Bänke laden<br />

an den schönsten Aussichtspunkten<br />

zum Verweilen ein.<br />

Ein Teil des Ganzen<br />

Immer nur zuschauen ist langweilig. Geschichten und Erlebnisse, die<br />

man aus zweiter Hand erzählt bekommt, berühren nicht so tief. Menschen,<br />

denen man nicht selbst begegnet, bleiben einem fremd. Um<br />

wirklich in einem sozialen Umfeld gleichberechtigt leben zu können,<br />

muss ein Mensch in Kontakt mit anderen Menschen treten, mit ihnen<br />

sprechen, ähnliche Probleme im Lebensalltag bewältigen und dort sein,<br />

wo sich diese anderen Menschen treffen.<br />

Die Menschen mit Behinderung, die in den letzten Jahren in die verschiedenen<br />

neuen <strong>Mariaberg</strong>er Wohnangebote gezogen sind, haben<br />

nun die Chance, in den Gemeinden gleichberechtigte Nachbarn zu<br />

werden, ein Teil vom Ganzen. Dazu müssen zum einen sie selbst aktiv<br />

werden, zum anderen sind aber auch die Assistenten und Mitarbeitenden<br />

aus <strong>Mariaberg</strong> gefordert, entsprechende Kontakte und Netzwerke<br />

aufzubauen. Und natürlich sind alle Menschen im Wohnumfeld der<br />

„<strong>Mariaberg</strong>er“ gleichermaßen in der Pflicht, ihre Mitbürger anzunehmen<br />

und ihnen tolerant und hilfsbereit zu begegnen.<br />

Wie das Leben mitten in der Gemeinde für Menschen mit Behinderung<br />

aussehen kann, schildern wir in unserer Reportage ab Seite 8. Wie die<br />

neuen Nachbarn in den Gemeinden wahrgenommen werden, berichtet<br />

uns Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler (S. 16). Aber auch der<br />

Blickwinkel eines Nachbarn aus Burladingen gibt Einblicke in das gute<br />

Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung (S. 15).<br />

Gelebte Teilhabe zeigt uns der Bericht aus Sigmaringen. Bewohner der<br />

dortigen Wohnangebote sind seit Jahren mit einem Stand beim Stadtfest<br />

aktiv und wurden dafür sogar ausgezeichnet (S. 14). Dass sich<br />

Menschen mit Behinderung auch in den Vereinen einer Gemeinde einbringen<br />

möchten und können, lesen Sie in unserem Bericht auf Seite 14.<br />

Pfarrer Hermann Billmann von der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Pfullendorf steuert seinen geistlichen Blick zum Umgang mit neuen<br />

Nachbarn bei (S. 6).<br />

Es braucht seine Zeit, aber wenn sich die alten und die neuen Nachbarn,<br />

die Mitarbeitenden und Multiplikatoren in einer Gemeinde offen und<br />

engagiert gegenübertreten, dann ist die Inklusion von Menschen mit<br />

Behinderung in die Gemeinden ein Zukunftsmodell, von dem alle Seiten<br />

profitieren.<br />

Mit den besten Weihnachtswünschen<br />

und Gottes Segen für das Jahr 2012<br />

2 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 3<br />

Seite 19<br />

Ihr<br />

Robert Zolling, Redaktionsleitung


Standpunkte<br />

Gesellschaft und Kommunen<br />

sind in der Pflicht<br />

Seit dem Jahr 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

in Deutschland<br />

ratifiziert und damit geltendes Recht. Die<br />

Bundesregierung verpflichtet sich darin,<br />

die Teilhabe von Menschen mit Behinderung<br />

in allen gesellschaftlichen Bereichen<br />

zu ermöglichen und zu fördern. Menschen<br />

mit Behinderung sollen, wenn sie dies<br />

möchten, mitten in den Gemeinden, wie<br />

jeder andere Bürger auch, wohnen, leben<br />

und arbeiten, am gesellschaftlichen Leben<br />

teilnehmen, in Vereine gehen, Menschen<br />

treffen können.<br />

In Deutschland war es über Jahrzehnte üblich, Menschen<br />

mit Behinderung, weg von den Wohnorten ihrer Familien,<br />

stationär in großen Einrichtungen zu versorgen. Als im<br />

Jahr 2005, nach der Auflösung des für die überörtlichen<br />

Träger der Eingliederungshilfe zuständigen Landeswohlfahrtsverbandes,<br />

die Verantwortung für die Unterbringung<br />

und Finanzierung auf die Landkreise überging,<br />

wurden keine neuen landeseinheitlichen Standards für<br />

die Versorgung von Menschen mit Behinderung oder<br />

Qualitätskriterien mehr festgelegt. Entsprechend unterschiedlich<br />

verläuft derzeit die Weiterentwicklung der<br />

Angebotsstrukturen.<br />

Mit den vom Land und den Landkreisen bislang zur<br />

Verfügung gestellten Budgets ist ein umfassender Reform-<br />

und Wandlungsprozess nicht möglich. Denn in den<br />

Gemeinden müssen erst neue Wohnangebote und Versorgungsstrukturen<br />

für Menschen mit Behinderung entstehen.<br />

Arbeitsplätze sowie geeignete andere Förder-<br />

und Beschäftigungsangebote müssen vor Ort gesucht<br />

oder aufgebaut werden, um eine sinnvolle Tagesstruktur<br />

bieten zu können. Gleichzeitig müssen in den bisherigen<br />

Komplexstandorten Gebäude umgewidmet und die Infrastruktur<br />

zur Ver- und Entsorgung, Wege und Straßen, das<br />

Stromnetz usw. rekommunalisiert werden. Die dabei<br />

entstehenden Aufwendungen werden nicht durch die<br />

Pflegeentgelte abgedeckt, die die Kostenträger für die<br />

Betreuung und Unterbringung im Rahmen der Eingliederungshilfe<br />

zur Verfügung stellen. Dies muss derzeit von<br />

Wohnungen in Gammertingen, Pfullendorf, Trochtelfingen, Sigmaringen, Burladingen und Blaubeuren (v. l. n. r.).<br />

den Einrichtungen selbst geleistet werden, was für gemeinnützig<br />

arbeitende soziale Unternehmen, die keine<br />

Gewinne erwirtschaften dürfen beziehungsweise diese<br />

wieder direkt in ihre gemeinnützige Arbeit investieren<br />

müssen, nicht möglich ist. Die jeweiligen Standortkommunen,<br />

die normalerweise für die Erhaltung der Infrastruktur<br />

für die Bürgerinnen und Bürger zuständig sind,<br />

fühlen sich auf dem Gelände der Komplexeinrichtungen<br />

nicht in der Verantwortung. Die Umsetzung der UN-Konvention<br />

und die damit zusammenhängenden Änderungen<br />

der Lebenswelten für Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, die jetzt angepackt werden muss.<br />

In der Praxis wirkt sich der Umwandlungsprozess bereits<br />

heute spürbar aus. So hat beispielsweise <strong>Mariaberg</strong> von<br />

seinen ehemals 414 stationären Wohnplätzen am zentralen<br />

Standort in <strong>Mariaberg</strong> 150 Wohnplätze abgebaut und<br />

in neue gemeindeintegrierte Wohnangebote in Trochtelfingen,<br />

Burladingen, Pfullendorf, Sigmaringen, Hettingen,<br />

Gammertingen und Blaubeuren und in ambulant<br />

betreute Wohnformen verlagert. Weitere Wohnungen in<br />

Balingen und in Tübingen sind im Bau beziehungsweise<br />

in der Planung.<br />

Parallel dazu startete <strong>Mariaberg</strong> ein umfassendes und<br />

nachhaltiges Stadtteilentwicklungsprogramm, mit dem<br />

frei werdende Gebäude in <strong>Mariaberg</strong> einer neuen Nutzung<br />

zugeführt werden, neue soziale und kulturelle Angebote in<br />

4 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 5<br />

Standpunkte<br />

<strong>Mariaberg</strong> entstehen konnten sowie der Stadtteil selbst<br />

attraktiver und lebenswerter für Menschen mit und ohne<br />

Behinderung gestaltet wurde und wird. Dies dient dazu,<br />

den im Stadtteil <strong>Mariaberg</strong> verbleibenden Menschen mit<br />

Behinderung ebenfalls eine möglichst große Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und das selbstverständliche<br />

Miteinander von Menschen mit und ohne<br />

Behinderung zu fördern. Ein Großteil dieser Stadtteilentwicklungsmaßnahmen<br />

musste <strong>Mariaberg</strong> dabei bislang<br />

selbst finanzieren, da es noch keine öffentliche Förderung<br />

dafür gibt. Nun ist die Politik gefordert, den Umwandlungsprozess<br />

überhaupt möglich zu machen.<br />

In gleicher Weise ist aber auch unsere Gesellschaft als<br />

Ganzes gefordert. Wenn Menschen mit Behinderung<br />

zunehmend in den Gemeinden leben, müssen sie dort<br />

auch auf- und angenommen und so<br />

ein Teil dieser Gemeinden werden.<br />

Nachbarn, Vereine, Händler, Ärzte<br />

oder Ämter sind gleichermaßen in<br />

der Verantwortung, ein selbstverständliches<br />

Miteinander von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung<br />

Realität werden zu lassen.<br />

Thilo Rentschler<br />

Vorstandssprecher <strong>Mariaberg</strong>


Geistliches Leben und Diakonie Geistliches Leben und Diakonie<br />

Pfarrer Hermann Billmann<br />

„Ich will bei euch wohnen ...“<br />

„… ihr sollt zu Hause sein. Das Leben wird sich lohnen,<br />

wenn wir zusammen wohnen. Es wird ein Segen sein.“<br />

So heißt es in einem Lied von Fritz Baltruweit. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Das<br />

Thema einer Podiumsdiskussion dieser Tage war: „Wieviel Behinderung verträgt eine<br />

Stadt?“ Da ging es um Fragen der gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung<br />

in unseren Gemeinwesen. Wir machen ja die Erfahrung, dass bei der Einrichtung<br />

von Außenwohngruppen (wie verräterisch das Wort Außenwohngruppe ist!) sich<br />

schnell nachbarliche Widerstände formieren. Meist werden diese Wohngemeinschaften<br />

eher als Bedrohung empfunden.<br />

In der Diskussion wurde ein interessantes Beispiel aufgezeigt: Riace in Kalabrien geht einen<br />

anderen Weg. Während Kriegsschiffe im Mittelmeer patrouillieren, Zäune gegen Flüchtlinge<br />

aus Afrika am Mittelmeer hochgezogen werden und die Politik Immigranten als Feindbild<br />

Nummer eins entdeckt, hat der Bürgermeister von Riace, Domenico Lucano, sein Dorf zur<br />

Heimat der Flüchtlinge erklärt. In Riace wohnten einmal 3000 Menschen. Gut die Hälfte<br />

von ihnen ist weg, hat Arbeit gesucht im reichen Norden. Ihre Häuser stehen leer. Zurück<br />

blieben die Alten. Doch mit den Flüchtlingen ist das Dorf zum ersten Mal wieder ein Ort der<br />

Hoffnung und Ankunft geworden.<br />

Domenico Lucano gründete einen Verein und nannte ihn „Città Futura“, Stadt der Zukunft.<br />

Mittlerweile ist der Verein der größte Arbeitgeber im Ort. Riace zeigt, was auch andernorts<br />

sein könnte. Aus Außenwohngruppen müssen in unserem Bewusstsein Innenwohngruppen<br />

werden.<br />

Menschen mit Behinderung müssen zu Mitmenschen werden,<br />

die in unsere Mitte gehören.<br />

Behinderung in unseren Städten muss normal werden. Wir müssen lernen, Integration und<br />

Inklusion von behinderten oder aus anderen Gründen heimatlos gewordenen Menschen<br />

nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu sehen, vielleicht sogar als Chance für<br />

verwaiste Innenstädte. Wohngruppen, Werkstätten, Läden, Dienstleistungszentren mitten<br />

hinein in die Stadt, damit sie lebendig, Heimat und ein Zuhause wird für alle.<br />

Das Lied Baltruweits bezieht sich auf eine Stelle bei Jeremia (7,3 ff. ): So spricht der HERR<br />

Zebaoth, der Gott Israels: Bessert euer Leben und euer Tun, dass ihr recht handelt einer<br />

gegen den andern und keine Gewalt übt gegen Fremdlinge, Waisen und Witwen und nicht<br />

andern Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden, so will ich immer und ewig bei euch<br />

wohnen.<br />

Es wird ein Segen sein.<br />

Pfarrer Hermann Billmann<br />

Evangelische Kirchengemeinde Pfullendorf-Illmensee-Herdwangen<br />

Rüstzeit 2011 – Der Schmetterling<br />

„Auferstehung“ war das Thema der diesjährigen geistlichen Rüstzeit der Pfarrstelle <strong>Mariaberg</strong>.<br />

23 HeimbewohnerInnen und 7 Begleitpersonen waren unter meiner Leitung wieder<br />

5 Tage im Hotel Viktor in Viktorsberg (Vorarlberg). Die TeilnehmerInnen im Alter von 30 bis<br />

80 Jahren fühlten sich sehr wohl und gingen sehr harmonisch miteinander um. Biblische<br />

Geschichten, die von „Auferstehung“ erzählen, waren auch das Thema der morgendlichen<br />

Andachten in der naheliegenden Klosterkirche in Viktorsberg. Dabei ging es auch um die<br />

symbolische Darstellung von Auferstehung. Nach einem alten christlichen Symbolverständnis<br />

ist der Schmetterling mit seinen verschiedenen Lebensstadien – Raupe – Puppe –<br />

Schmetterling ein Zeichen der Auferstehung (Leben – Tod – Aufstehung). Natürlich muss<br />

dieser Zusammenhang sinnlich verdeutlicht werden. Es wurden deshalb Spanschachteln mit<br />

Schmetterlingsbildern durch Serviettentechnik beklebt. Eine spezielle Schmetterlingsführung<br />

für uns im Naturkunde-Museum „inatura“ in Dornbirn gab diesem Aspekt eine besondere Note.<br />

Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (15, 35 ff.), dass wir keine Vorstellung von der Leibhaftigkeit<br />

unserer Auferstehung haben können. Denn sie übersteigt unser Vorstellungsvermögen.<br />

Aber es gibt ja auch eine von Gott geschenkte<br />

„Auferstehung“ mitten im Leben.<br />

Davon berichtet die Bibel in vielen Geschichten. Und viele Menschen können dies aus ihrem<br />

eigenen Erleben nachvollziehen und verstehen. Kleine Wanderungen und der Besuch einer<br />

Käserei standen ebenfalls auf dem Programm der Rüstzeit. Eine Abenddisco rundete den<br />

abwechslungsreichen Aufenthalt ab.<br />

Buchtipp<br />

Pfarrer Hans Heppenheimer<br />

Pfarrer Hans Heppenheimer<br />

„Emotionale Intelligenz und Trauer bei Menschen mit<br />

geistiger Behinderung“ so lautet das neueste Buch<br />

von Pfarrer Hans Heppenheimer und Dr. Ingo Sperl,<br />

das im Kohlhammer Verlag erschienen ist.<br />

Zum Inhalt: Die Geschichte der Menschen mit geistiger Behinderung<br />

ist geprägt von Ausgrenzung und Diskriminierung. Auch ihre<br />

Trauergefühle wurden oft nicht ernst genommen oder negiert.<br />

Dabei sind sie durch ihre emotionale Intelligenz ganz besonders<br />

befähigt, Trauer wahrzunehmen und zu leben. Die emotionalen<br />

Prozesse der Trauer haben neben den kognitiven einen entscheidenden<br />

Stellenwert bei der Bewältigung von Verlust- und<br />

Krisensituatio nen. Gerade deshalb geht es um den Ausdruck und<br />

die Gestaltung von Emotionen, wenn Menschen Abschied nehmen<br />

und trauern. Die Voraussetzungen dafür bringen geistig behinderte<br />

Menschen in einem oft beachtenswerten Maße mit.<br />

6 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 7


Themenschwerpunkt Themenschwerpunkt<br />

SELBSTBESTIMMTES LEBEN<br />

Mittendrin statt nur dabei<br />

„Was gefällt Dir denn in Burladingen besser als in <strong>Mariaberg</strong>?“ Mariano<br />

Griebenow überlegt einen Augenblick, bevor er spricht, und sagt dann:<br />

„Mir gefällt es gut in Burladingen.“ Würdest Du lieber in <strong>Mariaberg</strong> wohnen<br />

oder ganz woanders?“ Der 34-Jährige bleibt diplomatisch und erwidert:<br />

„Mir gefällt es gut in Burladingen.“ Das klingt einleuchtend, schließlich<br />

wohnt der junge Mann dort schon seit über zehn Jahren in einem Haus<br />

in der Fidelisstraße.<br />

Hier lebt er nicht allein, sondern zusammen<br />

mit 25 anderen Frauen und Männern. „Stationär<br />

betreutes Wohnen“ nennt sich das<br />

Konzept. Die Zimmer befinden sich verteilt<br />

in zwei miteinander verbundenen Wohnhäusern.<br />

Assistenten stehen rund um die<br />

Uhr hilfreich zur Seite. Mariano Griebenow<br />

bewohnt mit einer weiteren Person ein<br />

Doppelzimmer im Dachgeschoss des Altbaus,<br />

der ehemaligen Villa. Unter der Woche<br />

arbeitet er in der Abteilung Montage 1<br />

in den <strong>Mariaberg</strong>er Werkstätten.<br />

Sein Wochenprogramm plant er zusammen<br />

mit seinem Assistenten Horst Hedrich (25). Besuche bei seiner Mutter<br />

und seinem Halbbruder in Rottenburg am Neckar stehen regelmäßig auf<br />

dem Programm. Auch Gammertingen und Reutlingen sind beliebte<br />

Ausflugsziele des gebürtigen Neu branden burgers. Am liebsten unternimmt<br />

er seine Ausflüge, wenn Flohmärkte stattfinden. Wenn Horst<br />

Hedrich ihn am Wochenende fragt, ob er Lust hat, Brötchen für die das<br />

gemeinsame Frühstück zu holen, dann sagt Mariano fast immer: „Ja, ich<br />

hole die Brötchen.“ Das macht er gern, denn er ist „sehr hilfsbereit“, wie<br />

Hedrich betont.<br />

Mariano fährt auch, genauso wie fast jeder<br />

andere Mensch, gerne in den Urlaub. In<br />

diesem Jahr war er zusammen mit dem<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Pfarrer Hans Heppenheimer<br />

und vielen anderen auf „Geistlicher Rüstzeit“<br />

in Viktorsberg.<br />

„Das hat mir gut gefallen.“<br />

Das verrät der dunkelblonde Mann. Überhaupt<br />

geht er gern in die Kirche, auch wenn<br />

er nicht genau erklären kann, wieso. Dieses<br />

Interesse teilt er mit Berthold Fietz (60). Der<br />

große, schlanke Mann wohnt in demselben<br />

Haus wie Mariano, auch er arbeitet in<br />

<strong>Mariaberg</strong>. Montags bis freitags liefert der<br />

Sechzigjährige zusammen mit anderen<br />

Mitarbeitern der Bildung & Service GmbH in<br />

<strong>Mariaberg</strong> das Mittagessen an die Wohngruppen.<br />

Nachmittags arbeitet er in der<br />

ortsansässigen Weberei. Sobald er gegen<br />

halb fünf von der Arbeit zurück ist, trinkt er<br />

genüsslich seinen Nachmittagskaffee.<br />

Gehen beide gerne in die<br />

St.-Fidelis-Kirche in Burladingen (v. l.):<br />

Mariano Griebenow und Berthold Fietz.<br />

Mariano Griebenow (34)<br />

holt am Wochenende<br />

selbstständig für die ganze<br />

Gruppe Brötchen beim<br />

nahegelegenen Bäcker.<br />

8 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 9


Themenschwerpunkt<br />

Bertholt Fietz genießt seine<br />

ausgedehnten Spaziergänge<br />

durchs beschauliche Burladingen.<br />

Nachbarn begrüßt er mit einem<br />

höflichen „Grüß Gott“.<br />

Alle Bewohner verbringen gern<br />

zusammen mit den Assistenten<br />

Kegelabende im nur wenige<br />

Gehminuten entfernten „China<br />

Haus“.<br />

Danach steht häufig Spazierengehen auf dem Programm.<br />

Für die Ausflüge durchs beschauliche Burladingen<br />

lässt sich der Sechzigjährige viel Zeit. Schließlich<br />

muss er erst pünktlich zum Vesper gegen halb<br />

sieben wieder zu Hause sein. Andere Burladinger begrüßt<br />

er mit einem höflichen „Grüß Gott“. Oft macht er<br />

dann Rast in der St.-Fidelis-Kirche. Dort geht er nicht<br />

nur gerne hin, um zu beten und Gott zu gedenken. Bei<br />

der Stippvisite in der Kirche kann der gebürtige Tübinger<br />

auch seiner Leidenschaft für die schönen Künste<br />

frönen. „Ich mag an den Besuchen besonders gern die<br />

Musik, die während der Gottesdienste dort gespielt<br />

wird“, verrät er während einem seiner Spaziergänge.<br />

Die restliche Freizeit gestaltet er oft mit seinen Freunden<br />

Franz Stocker und Gerd Stauss, die wenige Häuser<br />

weiter, ambulant betreut, wohnen. Wann immer es möglich ist, organisieren<br />

die Assistenten von Mariano und Berthold einen Kegelabend für sie<br />

und ihre Mitbewohner. Die Kegelbahn befindet sich im nur wenige<br />

Gehminuten entfernten „China Haus“.<br />

„Wir haben Lernschwierigkeiten,<br />

wir sind nicht behindert“<br />

„Ich gelte laut Gesetzt als 60% behindert“, erklärt Romina Bafaro (28),<br />

„aber ich finde es sowieso besser, wenn man das Wort nicht benutzt.<br />

Stattdessen sollte man sagen: „Menschen mit Lernschwierigkeiten.“<br />

Wegen dieser Lernschwierigkeit kam die aufmerksame junge Frau mit<br />

dem wuscheligen Lockenkopf im Alter von 13 Jahren nach <strong>Mariaberg</strong>. Ihr<br />

momentanes Zuhause befindet sich in einer Wohngemeinschaft<br />

in Gammertingen. Eine Betreuerin kommt<br />

mehrmals pro Woche zu ihr in die WG. Dann reden sie,<br />

gehen Getränke einkaufen, putzen zusammen oder<br />

räumen Rominas Zimmer auf. Romina Bafaro hat,<br />

seitdem sie volljährig ist, immer selber entschieden,<br />

wo und mit wem sie leben wollte.<br />

Ein Grundsatz, den <strong>Mariaberg</strong> bei allen Menschen mit<br />

Unterstützungsbedarf nach bestem Ermessen fördert.<br />

Denn auch in Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

(UN-BRK) heißt es: „Menschen mit Behinderung<br />

sollen gleichberechtigt die Möglichkeit haben,<br />

ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden,<br />

wo und mit wem sie leben möchten, und sind nicht<br />

verpflichtet, in einer besonderen Wohnform zu leben.“<br />

Die UN-BRK ist eine Konkretisierung der allgemeinen<br />

Menschenrechte. Durch diese Konkretisierung soll Menschen, die Behinderungen<br />

haben, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit ermöglicht<br />

werden.<br />

Romina Bafaro weiß das. Sie kennt ihre Rechte sehr gut. Denn sie nimmt<br />

regelmäßig an den Treffen der Selbsthilfegruppe „Starkes Team“ von der<br />

Behindertenhilfe nach Maß gGmbh, einer Tochterfirma <strong>Mariaberg</strong>s, teil.<br />

Von dort aus war sie schon mal für drei Tage in Kassel bei einer Tagung<br />

von „Netzwerk People First Deutschland e.V.“ Bei „People First“ und in<br />

der Selbsthilfegruppe erfuhr sie, was in der UN-Konvention steht, warum<br />

das wichtig für sie ist und was sie dadurch in ihrem Leben noch verbessern<br />

kann.<br />

Werktags verstärkt sie das Team der Abteilung Kabel 1<br />

der <strong>Mariaberg</strong>er Werkstätten für Arbeit, Förderung und<br />

Betreuung. Seit ein paar Monaten ist sie dort auch im<br />

Werkstattrat und engagiert sich, zusammen mit den<br />

übrigen Mitgliedern, für die Mitarbeitenden. Da ist die<br />

28-Jährige voll in ihrem Element. Denn sie interessiert<br />

sich sowieso sehr für Politik und schaut in ihrer Freizeit<br />

neben Sportfernsehen am liebsten Nachrichten. Ihre<br />

Familie, die in der Nähe von Ulm lebt, besucht sie,<br />

wann immer es ihr Budget und ihre Zeit erlauben.<br />

„Ich kann mir pro Monat nur eine Fahrt nach Hause<br />

oder in eine andere Stadt, wie z.B. Reutlingen,<br />

leisten“, betont die Halbitalienerin. Das macht sie<br />

manchmal sehr traurig. Doch schnell hellt sich ihre<br />

Mine wieder auf. Denn sie denkt an ihr nächstes<br />

großes Ziel.<br />

„Irgendwann möchte ich gerne<br />

ganz alleine wohnen.“<br />

Das erklärt Romina Bafaro. Die Chancen dafür stehen<br />

gut. Die junge Frau hat schon viel in ihrem Leben erreicht.<br />

Als sie mit 13 Jahren nach <strong>Mariaberg</strong> kam und<br />

hier zur Schule ging, erfuhr sie, dass es ein Kunstatelier<br />

gibt. „Als ich davon hörte, fasste ich sofort den<br />

Entschluss, eines Tages dort zu malen“, verrät Romina<br />

Bafaro. Und genau so geschah es dann auch wenige<br />

Jahre später. Inzwischen gehört sie zum festen Kern<br />

des Atelier 5. Im Oktober fuhr sie zusammen mit dem<br />

Leiter Axel Klöss-Fleischmann und dem Künstlerkollegen<br />

Roland Kappel nach London. Im „Museum of<br />

Everything“ nahmen sie an der Eröffnung einer Ausstellung<br />

von „Outsider-Art“ teil. Deswegen wird sie<br />

bestimmt auch irgendwann, mit der Unterstützung<br />

einer Betreuerin, in einer eigenen Wohnung leben.<br />

<strong>Mariaberg</strong> wird ihr natürlich dabei helfen, diesen Wunsch zu realisieren.<br />

Denn alle Menschen haben die gleichen Wahlmöglichkeiten in der Gemeinschaft<br />

zu leben. <strong>Mariaberg</strong> trifft jetzt und in Zukunft wirksame Maßnahmen,<br />

um Menschen mit Lernschwierigkeiten den vollen Genuss dieses<br />

Rechts sowie ihre volle Einbeziehung in die Gemeinschaft und Teilhabe zu<br />

erleichtern. – scnk –<br />

Themenschwerpunkt<br />

Romina Bafaro wohnt in einer WG in<br />

Gammertingen und bekommt von<br />

einer Betreuerin Unterstützung bei<br />

der Lebensführung. Im Atelier 5<br />

greift sie regelmäßig zu Papier und<br />

Stiften, die Ergebnisse wurden vor<br />

Kurzem in London ausgestellt.<br />

10 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 11


Themenschwerpunkt Themenschwerpunkt<br />

„Wohnen, wo ich möchte“<br />

Die UN hat einen Vertrag mit vielen Gesetzen entworfen,<br />

damit Menschen mit Unterstützungsbedarf genau<br />

dieselben Rechte bekommen wie alle anderen Menschen.<br />

Dieser Vertrag heißt: „UN-Behindertenrechtskonvention“<br />

(UN-BRK). Die UN ist eine große Gruppe.<br />

Sie macht für die ganze Welt Politik. In der UN arbeiten<br />

194 Länder mit, das sind fast alle Länder, die es auf<br />

dieser Welt gibt.<br />

In vielen dieser Länder hatten Menschen mit Unterstützungsbedarf<br />

weniger Rechte. Sie wurden oft<br />

schlechter behandelt. Deswegen erarbeiteten die<br />

Mitglieder der UN, zusammen mit vielen Menschen,<br />

Quelle: UN-Behindertenrechtskonvention<br />

Piktogramme: Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

Sie können sich aussuchen, ob sie in einer eigenen<br />

Wohnung, einem Wohnheim, alleine oder in einer<br />

Wohngemeinschaft oder mit dem Partner oder der<br />

Partnerin leben möchten. Sie können sich auch aussuchen,<br />

ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen<br />

wollen.<br />

Niemand muss in ein Heim ziehen, nur weil er oder sie<br />

Unterstützung braucht. Sie können auch an dem Ort,<br />

an dem sie wohnen, Unterstützung bei der Lebensführung<br />

bekommen.<br />

die mit Unterstützungsbedarf leben, insgesamt<br />

50 Artikel für die UN-BRK. Darin werden alle Gesetze,<br />

die für Menschen mit Unterstützungsbedarf gelten,<br />

genau erklärt.<br />

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe von Einblicke<br />

Ausblicke dreht sich um das Thema „Wohnen“. In<br />

Artikel 19 der UN-BRK steht geschrieben, wie und wo<br />

Menschen mit Unterstützungsbedarf wohnen können.<br />

Im folgenden Abschnitt wird erklärt, was das genau<br />

bedeutet. Menschen mit Unterstützungsbedarf sollen<br />

selbst entscheiden: Wo möchte ich wohnen. Mit wem<br />

möchte ich wohnen.<br />

Alle Menschen haben ein Recht auf Privatsphäre. Auch<br />

Menschen mit Unterstützungsbedarf haben dieses<br />

Recht, egal wo sie wohnen. Das heißt: Niemand darf<br />

in die Wohnung oder das Zimmer kommen, ohne zu<br />

fragen. Niemand darf die Post lesen, ohne vorher um<br />

Erlaubnis zu fragen.<br />

Quelle: UN-Behindertenrechtskonvention<br />

Der Text wurde in einfacher Sprache verfasst.<br />

Piktogramme: Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

Neuer Angehörigenbeirat gewählt<br />

Seit 35 Jahren gibt es in <strong>Mariaberg</strong> einen Angehörigenbeirat.<br />

Als erste Einrichtung bundesweit erkannte<br />

Maria berg den 1976 gegründeten „Beirat der <strong>Mariaberg</strong>er<br />

Heime“ offiziell als Vertretungsorgan der Angehörigen<br />

an. Beim diesjährigen Gesamtangehörigentag<br />

Anfang Oktober gab es neben dem Rückblick auf das<br />

vergangene Jahr auch die Neuwahl des Beirates. Aufgrund<br />

der gewandelten Struktur war vorab eine Umorganisation<br />

des Gremiums beschlossen worden.<br />

Zukünftig werden fünf Vertreter für die Bewohner in<br />

<strong>Mariaberg</strong> und vier Vertreter für die regionalen Wohnangebote<br />

zuständig sein.<br />

Als Vertreter für den Standort <strong>Mariaberg</strong> wurden<br />

gewählt: Ute Böhler, Cornelia Matz, Barbara Oehmke,<br />

Brigitte Holdenried und Josef Kienle. Vertreter der regionalen<br />

Wohnangebote sind: Hans Rebmann, Marion<br />

Linder, Siegfried Glowiak und Heidrun Walter. Marion<br />

Linder wurde zur neuen Vorsitzenden des Angehörigenbeirats<br />

gewählt, und Hans Rebmann ist stellvertretender<br />

Vorsitzender.<br />

Pferde machen große Freude<br />

Pferde satteln, striegeln, die Hufe säubern, ihnen Futter<br />

geben und natürlich nicht zu vergessen: mit ihnen<br />

ausreiten – Sabine Wurst und Peter Buck, die von<br />

<strong>Mariaberg</strong> Unterstützung in der Lebensbewältigung<br />

bekommen, machen das total gern. Deswegen lernen<br />

sie seit 2007 im Reitclub Sigmaringen auf dem Paulter<br />

Hof alles rund ums Pferd. Das gefiel ihnen so gut, dass<br />

sie sich eines Tages für die heilpädagogische Steckenpferdprüfung<br />

anmelden wollten. „Natürlich musste ich<br />

vorher ganz schön viel büffeln“, verrät Sabine Wurst,<br />

„dafür habe ich mich um so mehr gefreut, als wir die<br />

Prüfung bestanden.“ Sabine Wurst und Peter Buck<br />

helfen auch immer wieder bei Turnieren oder Veranstaltungen<br />

im Verkauf aus. „Ich hoffe, dass wir noch<br />

lange einen Teil unserer Freizeit mit den Pferden verbringen<br />

können“, wünschen sich die Wahl-Sigmaringer<br />

für die Zukunft. – scnk –<br />

Nach der Wahl zum neuen Angehörigenbeirat<br />

präsentierten sich die bisherigen und die neu<br />

gewählten Mitglieder des Gremiums.<br />

Sabine Wurst (r.) und Ina Entenmann reiten<br />

gerne auf den Pferden des Paulter Hofs.<br />

12 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 13


Themenschwerpunkt<br />

Die von <strong>Mariaberg</strong><br />

unter stützen Klienten<br />

wohnen gerne in<br />

Sigmaringen, nicht<br />

zuletzt, weil sie beim<br />

jährlichen Stadtfest<br />

einen eigenen Verkaufsstand<br />

haben.<br />

BEIM SIGMarINGEr STaDTfEST<br />

Inklusive Schupfnudeln<br />

mit Sauerkraut<br />

Michael Hübsche ist heute noch ganz aufgeregt, wenn er nach dem<br />

letzten Sigmaringer Stadtfest gefragt wird. „Ich hab an unserem Stand<br />

immer die Flaschen auf gemacht und an die Besucher verkauft“,<br />

erklärt er mit stolz geschwellter Brust. Michael Hübsche ist einer von<br />

24 Menschen, die seit fünf Jahren im Haus Arnaud mitten im Zentrum<br />

der Kreishauptstadt leben.<br />

Eine von vielen Freizeitaktivitäten dreht sich um das alljährliche Stadtfest, das immer am<br />

letzten Juni-Wochenende veranstaltet wird. Dort verkaufen die Bewohner vom Haus<br />

Arnaud, der Horn steinerstraße und des Finkenwegs neben Getränken auch Schupfnudeln<br />

mit Sauerkraut. Der Erlös fließt zurück ins Budget der drei Wohngruppen. „Sie wollen<br />

einfach am Stadtleben Anteil nehmen und als Bürger, wie jeder andere auch, akzeptiert<br />

werden“, kommentiert Assistentin Nicole Gunkel das Engagement. Die Assistenten bauen<br />

immer einen Tag vor Beginn des Festes die Holzhütte auf und sind während der ganzen<br />

Veranstaltung immer an der Seite der Klienten. Dieses Jahr gewannen die Wohngruppen<br />

50 Euro, weil sie nach Meinung der Schiedsrichter den zweitschönsten Stand hatten. „Wir<br />

haben uns alle sehr gefreut, dass unser Konzept so gut ankam“, schildert Marc Lokatsch.<br />

Einer erneuten Teilnahme im nächsten Jahr steht nichts im Wege. Die Wohngruppen freuen<br />

sich jedenfalls schon auf das Stadtfest 2012. – scnk –<br />

„ Ich habe mich gefreut!“<br />

Sam Ciegowski wohnt seit 16 Jahren mit<br />

seiner Lebensgefährtin in Burladingen.<br />

Der dreifache Familienvater verdient seinen<br />

Lebens unterhalt als Physiotherapeut.<br />

Die „Einblicke Ausblicke“-Redaktion sprach<br />

mit ihm über seine Einschätzung der Tatsache,<br />

dass Komplexeinrichtungen wie<br />

<strong>Mariaberg</strong> immer mehr Wohnangebote für<br />

Klienten mitten in den Gemeinden schaffen.<br />

Was halten Sie davon, dass immer mehr Menschen<br />

mit Unterstützungsbedarf zentral in den gemeinden<br />

wohnen?<br />

Ich glaube, dass das tausendmal besser ist, als alle in<br />

Heimen oder Anstalten unterzubringen. Menschen mit<br />

Unterstützungsbedarf gehören in unsere Mitte und<br />

nicht an den Rand der Gesellschaft. Doch dafür muss<br />

sich noch einiges in den Köpfen der Menschen, vor<br />

allem der Politiker, verändern. Es wird zwar immer<br />

gesagt: Wir wollen Inklusion! Aber Theorie und Praxis<br />

klaffen noch zu weit auseinander.<br />

Was dachten Sie, als sie vor elf Jahren erfuhren,<br />

dass Menschen aus <strong>Mariaberg</strong> in der unmittelbaren<br />

nach bar schaft einziehen werden?<br />

Ich habe mich auf die neuen Nachbarn gefreut. Meine<br />

Lebensgefährtin und ich wollten vor acht Jahren gern ein<br />

Pflegekind mit Down-Syndrom in unserer Familie<br />

aufnehmen. Letztendlich ist es aber an den hohen<br />

bürokratischen Hürden gescheitert. Als Physiotherapeut<br />

behandle ich auch viele Menschen mit Behinderung.<br />

Ich mache da schon lange keinen Unterschied mehr.<br />

Interview mit<br />

Sam Ciegowski (51),<br />

der in unmittelbarer<br />

Nähe des <strong>Mariaberg</strong>er<br />

Wohnhauses in<br />

Burladingen lebt<br />

Themenschwerpunkt<br />

Was haben Sie seitdem für erfahrungen mit ihren<br />

„neuen nachbarn“ gemacht?<br />

Sie sind sehr präsent in Burladingen, dazu noch<br />

freundlich und offen. Beim Spazierengehen grüßen<br />

sie jeden, der ihren Weg kreuzt. Allerdings beschränken<br />

sich ihre „Ausflüge“, soweit ich weiß, auf den<br />

Gang zum Supermarkt und zum Bäcker. Man sieht sie<br />

dort ganz kurz und danach gehen sie sofort wieder<br />

zurück in ihr Häuschen an der Fidelisstraße. Das finde<br />

ich schade.<br />

Was für Kooperationen zwischen der Wohngruppe<br />

und den direkten nachbarn sind für die zukunft<br />

vorstellbar?<br />

Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Klienten mehr<br />

in das Stadtleben eingebunden werden. Sie könnten<br />

in Vereinen wie der Narrenzunft Nautle Burladingen<br />

e.V. mitmachen, im Altersheim die Bewohner besuchen,<br />

mit ihnen Kaffee trinken oder Gesellschaftsspiele<br />

spielen. Es gibt viele Möglichkeiten, es muss<br />

nur jemanden geben, der einen Kontakt herstellt.<br />

14 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 15


Themenschwerpunkt aus den Geschäftsfeldern<br />

Thomas Kugler<br />

Eine neue Qualität des<br />

Miteinanders<br />

Die flächendeckende Versorgung von Wohnangeboten mit dem Ziel der<br />

Dezentralisierung von Einrichtungen der Eingliederungshilfe ist eine Entwicklung,<br />

die immer stärker Fuß fasst und grundsätzlich auch zu begrüßen<br />

ist. Von der Abgrenzung in großen zentralen Einheiten hin zur „Normalisierung“<br />

weiter zur Inklusion in den jeweiligen Gemeinden ist das Ziel, um<br />

Menschen mit und ohne Benachteiligungen zusammenzubringen.<br />

Das Wohnumfeld, das Zuhause ist ein elementarer Punkt im Leben eines jeden Menschen,<br />

um Geborgenheit, Sicherheit und Vertrautheit in einem Gemeinwesen zu finden.<br />

Diesem Ansatz folgt das <strong>Mariaberg</strong>er Wohnprojekt im Melanchthonweg in Pfullendorf<br />

mit der Vorgabe, neben tagesstrukturierten Angeboten auch Wohnmöglichkeiten ganz<br />

nah am täglichen Leben zu schaffen, damit die Teilhabe in der Gemeinschaft auch<br />

funktionieren kann.<br />

Die Integration solcher Wohnformen verlangt zuallererst ein gesundes Maß an gegenseitiger<br />

Rücksichtnahme und Toleranz. Deshalb ist die Dezentralisierung auch kein Allheilmittel<br />

und funktioniert nicht automatisch. Gerade das „Hineingehen“ in eine<br />

Gemeinschaft vor Ort bringt vielleicht den einen oder anderen Reibungspunkt und neue<br />

Aspekte von Menschsein und von menschlichen Bedürfnissen. Aber es bringt vor allen<br />

Dingen eins: eine neue Art und Qualität des Miteinanders.<br />

Wir Städte und Gemeinden sind gehalten, solchen Projekten aufgeschlossen gegenüberzustehen.<br />

Nicht wegen der wirtschaftlichen Gesichtspunkte, unter denen man eine solche<br />

Einrichtung auch sehen kann, eher vor dem Hintergrund einer realen Bürgergemeinschaft,<br />

an der alle, egal ob alt oder jung, ob behindert oder nicht behindert teilhaben.<br />

Alle sollten das gemeinsame Leben in all seinen Facetten in der Gemeinschaft vor Ort<br />

mit sämtlichen Eigenheiten erleben können. Als politisch Verantwortlicher ist die Bereitschaft<br />

zur Integration, zur Hereinnahme in die Gesellschaft auch ein Spiegelbild davon,<br />

wie und ob eine Bürgergesellschaft funktioniert.<br />

Vonseiten der Stadt Pfullendorf wurde und wird das Modellprojekt „Soziales Zentrum<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Haus“ gerne unterstützt, weil mit derartigen Vorhaben ein Weg in<br />

die zukunftsweisende Struktur der Betreuung vor Ort ermöglicht wird. Die Bewohner<br />

dieses Hauses sieht man heute in der Kirche, bei Veranstaltungen, beim Einkaufen oder<br />

im Bürgerbus als Mitfahrer – kurzum: Sie haben am Alltag Anteil, wohnen in einem angenehmen<br />

Ambiente, nehmen die Möglichkeiten eines strukturierten Alltages hier in Pfullendorf<br />

wahr und fühlen sich einfach wohl und gut aufgehoben – was will man mehr?<br />

Thomas Kugler<br />

Bürgermeister von Pfullendorf<br />

und Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion<br />

im Landkreis Sigmaringen<br />

aM SüDLIchEN STaDTGraBEN<br />

Neue Wohnanlage am Trégueuxplatz<br />

Individuelle Gestaltung und multifunktionale Räume prägen die<br />

Konzeption für das neue Wohngebäude von <strong>Mariaberg</strong> in Gammertingen.<br />

Im August zogen die ersten Bewohner ein, im November fand die offizielle<br />

Einweihungsfeier statt.<br />

Das Haus am „Südlichen Stadtgraben“ soll<br />

nicht nur Wohnraum für Menschen mit und<br />

ohne Behinderung bieten. Geplant sind<br />

darüber hinaus noch die Einrichtung einer<br />

Begegnungsstätte sowie Beratungs- und<br />

Freizeitangebote.<br />

Das neue Gebäude am Trégueuxplatz bietet<br />

Wohnraum für 16 erwachsene Menschen mit<br />

geistiger und/oder körperlicher Behinderung,<br />

in einer Wohngruppe sowie in Einzelapartments.<br />

Für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

mit geistiger und/oder körperlicher<br />

Behinderung sind weitere acht Plätze in einer<br />

Wohngemeinschaft vorgesehen. Der Wohnbereich<br />

wurde so individuell ausgestaltet, dass<br />

Menschen trotz unterschiedlichster Einschränkungen<br />

möglichst selbstbestimmt<br />

leben können. In den neuen Räumen werden ab nächstem Jahr außerdem<br />

Büros der Geschäftsführung und des Sekretariats des <strong>Mariaberg</strong>er Geschäftsfeldes<br />

Wohnen plus untergebracht. Ein weiteres Ziel ist es, vor Ort<br />

Netzwerke zu bestehenden Angeboten durch Nachbarschaftshilfe, Vereine<br />

und Kirchengemeinden zu stärken. Dafür sollen im Besonderen ein Café<br />

als Begegnungsraum und ein attraktives Außengelände dienen.<br />

Grundlage der baulichen Bestrebungen <strong>Mariaberg</strong>s und der Stadt<br />

Gammertingen bildet die Rahmenzielvereinbarung zur Behindertenhilfe<br />

zwischen dem Landkreis Sigmaringen und dem <strong>Mariaberg</strong> e.V. In dieser ist<br />

die Entwicklung der stationären und ambulanten Wohnplätze des <strong>Mariaberg</strong><br />

e.V. mit den Landkreisen Sigmaringen, Zollernalbkreis, Reutlingen<br />

und Tübingen bis zum Jahr 2011 festgelegt. Die Gesamtkosten betragen<br />

rund 3,6 Millionen Euro. Das Projekt wird vom Ministerium für Arbeit und<br />

Soziales aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg unterstützt und<br />

erhielt vom Landkreis Sigmaringen und dem Kommunalverband für Jugend<br />

und Soziales Baden-Württemberg rund 770.000 Euro. Die Aktion Mensch<br />

gab einen Zuschuss von 250.000 Euro. Weitere finanzielle Unterstützung<br />

gab es vom Diakoniefond sowie der Stiftung <strong>Mariaberg</strong>. – zr –<br />

Durch das neue Wohnhaus am<br />

Trégueuxplatz soll es, gemäß<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />

ermöglicht<br />

werden, Dienstleistungen<br />

zur Organisation und Gestaltung<br />

des Alltags und der<br />

Freizeit direkt in der Gemeinde<br />

zu nutzen.<br />

16 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 17


aus den Geschäftsfeldern Neues aus <strong>Mariaberg</strong><br />

ENDE DES TrauErkuLTurprojEkTS<br />

Feierlicher Abschluss<br />

In einem festlichen Rahmen fand in <strong>Mariaberg</strong><br />

das Projekt „Entwicklung einer Trauerkultur<br />

in einer Einrichtung für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung am Beispiel<br />

<strong>Mariaberg</strong>“ seinen Abschluss. Das bundesweit<br />

einmalige Projekt lief seit 2009<br />

und wurde von der Robert Bosch Stiftung<br />

Stuttgart gefördert. Es hatte das Ziel, der<br />

Trauer von Menschen mit geistiger Behinderung<br />

eine bisher nicht gewährte Wertschätzung<br />

und Beachtung zu geben. Für<br />

viele andere Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />

war es ein Anstoß, sich diesem<br />

Thema zu stellen. Das Projekt wurde vom<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Pfarrer Hans Heppenheimer<br />

konzipiert und geleitet.<br />

Die Abschlussveranstaltung begann mit<br />

einem Gottesdienst in der <strong>Mariaberg</strong>er<br />

Klosterkirche. In seiner Predigt hob Dekan<br />

i. R. Klaus Homann, Vorsitzender des<br />

Maria berger Verwaltungsrates, hervor,<br />

dass der Trauer eine göttliche Kraft innewohne.<br />

In seiner anschließenden Würdigung<br />

betonte Vorstandssprecher Thilo<br />

Rentschler, dass <strong>Mariaberg</strong> sich durch das<br />

Projekt weiterentwickelt habe. Das Projekt<br />

habe es geschafft, dass Sterben in der<br />

Einrichtung jetzt nicht mehr isoliert auf der<br />

Krankenstation geschehe, sondern dass<br />

die <strong>Mariaberg</strong>er Bewohner zumeist in gewohnter<br />

Umgebung und begleitet von vertrauten<br />

Menschen und Freunden sterben<br />

können. Dr. Almut Satrapa-Schill von der<br />

Robert Bosch Stiftung sagte, dass das<br />

Projekt sich durch seine hohe Effizienz<br />

auszeichne, denn es habe im Blick auf die<br />

Trauerprozesse in Behinderteneinrichtungen<br />

viel verändert. Durch verschiedene<br />

Publikationen würden die Ergebnisse des<br />

Projekts ein breite Beachtung erfahren.<br />

Das von Pfr. Hans Heppenheimer und<br />

Pfr. Dr. Ingo Sperl als Projektberater veröffentlichte<br />

Buch „Emotionale Kompetenz<br />

und Trauer bei Menschen mit geistiger<br />

Behinderung“ wurde vom Reutlinger Dekan<br />

Dr. Mohr beleuchtet. Er erklärte, dass auch<br />

nicht behinderte Menschen daraus viel für<br />

ihr eigenes Leben lernen könnten. Denn die<br />

ausgeprägte emotionale Kompetenz von<br />

Menschen mit geistiger Behinderung sei<br />

wichtig und vorbildhaft für die ganze Gesellschaft.<br />

In verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

wurden die Veränderungen, die durch<br />

das Projekt im Leben von Angehörigen und<br />

Klienten im Umgang mit Trauer ausgelöst<br />

wurden, vorgestellt und diskutiert. Das<br />

Thema „Entwicklung einer Trauerkultur“,<br />

soll auch nach dem Ende der finanziellen<br />

Anschubförderung durch die Robert Bosch<br />

Stiftung fortgesetzt werden. – hepp –<br />

Dr. Almut Satrapa-Schill von der Robert Bosch<br />

Stiftung betonte im Rahmen der Abschlussveranstaltung,<br />

dass das Projekt „Entwicklung einer<br />

Trauerkultur in einer Einrichtung für Menschen mit<br />

geistiger Behinderung am Beispiel <strong>Mariaberg</strong>“ die<br />

Trauerprozessentwicklung in Behinderteneinrichtungen<br />

positiv verändert habe.<br />

Neuer Copy-SHop<br />

Wer zukünftig in <strong>Mariaberg</strong> etwas kopieren,<br />

gestalten, laminieren oder Ausdrucke<br />

binden lassen will, geht nun in den Copy-<br />

Shop. Ob Hauszeitung, Einladungskarten,<br />

Logos oder Broschüren – das Angebot<br />

besteht für interne wie für externe Kunden.<br />

Die Mediengestalterin Ursula Renz<br />

und ihr Auszubildender werden dabei von<br />

rund einem Dutzend Menschen mit vorrangig<br />

psychischer Behinderung unterstützt,<br />

die von sozialpädagogischen Fachkräften<br />

betreut werden. Im Zuge der<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Stadtteilentwicklung entstand<br />

die Idee, das vorhandene Angebot<br />

der Mediengestaltung auszuweiten. – zr –<br />

MArIAberGer HoffeST<br />

Den Auftakt des <strong>Mariaberg</strong>er Hoffestes an der Bioland Landwirtschaft<br />

bildete ein Erntedank-Gottesdienst in der Scheune. Eine<br />

Bläsergruppe des Musikvereins Mägerkingen begleitet den Gottesdienst<br />

musikalisch. Im Anschluss daran gab es im und um den<br />

Biolandbetrieb viel zu sehen und zu erleben: Ponyreiten, Hüpfseile<br />

herstellen, Basteln, Kutschfahrten und ein Hammellauf<br />

waren nur einige der vielen Attraktionen. Für das leibliche Wohl<br />

sorgte die Maria berger Bildung & Service GmbH, die zusätzlich<br />

zu den Klassikern wie Pommes oder Roter Wurst auch ein besonderes<br />

Angusrind-Gulasch zubereitete. – zr –<br />

IDyLLISCHe AuSSICHTSpuNkTe<br />

Unterhalb der <strong>Mariaberg</strong>er Gärtnerei gibt es einen neuen<br />

Wanderweg. Der Pfad ist barrierefrei. Drei Bänke laden an den<br />

schönsten Aussichtspunkten zum Verweilen ein. Die historische<br />

Klostermauer war regelrecht zugewachsen und weder von der<br />

Straße noch von der Gärtnerei aus einsehbar. Jetzt führt der<br />

idyllische Serpentinenweg vom Tal aus direkt durch ein in der<br />

Mauer eingelassenes Tor. Dieser Teilabschnitt des historischen<br />

Rundwanderwegs wurde von 13 jungen Menschen während eines<br />

Workcamps angelegt. Sie kamen aus Katalonien (Spanien),<br />

Lombardei (Italien), Rhône-Alpes (Frankreich) und Baden-Württemberg,<br />

um ehrenamtlich in <strong>Mariaberg</strong> zu arbeiten. – scnk –<br />

18 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 19


Neues aus <strong>Mariaberg</strong> Neues aus <strong>Mariaberg</strong><br />

bArMHerzIGkeIT uND<br />

HILfe IN Der NoT…<br />

… sind zwei Eigenschaften, für die St. Martin<br />

und St. Nikolaus stehen. Die Geschichten<br />

der beiden Heiligen werden schon seit<br />

Jahrhunderten überliefert und sind hierzulande<br />

schon den Kleinsten bekannt. Die<br />

Darstellung der Mantelteilung und der<br />

Gabenverteilung zieren in diesem Jahr die<br />

Weihnachtsmarken der Freien Wohlfahrtspflege.<br />

Besondere Glanzstücke sind auf<br />

den Wohlfahrtsmarken 2012 zu finden:<br />

Hier sind Rubine, Smaragde und Saphire<br />

abgebildet. Die Marken sind mit Iridionlacken<br />

versiegelt, so dass sie besonders<br />

funkeln. Sie werden von <strong>Mariaberg</strong> mit<br />

einem Zuschlag verkauft, dessen Erlös der<br />

Arbeit vor Ort zugutekommt. So wird<br />

durch kleinere Beträge ein Beitrag zum<br />

Ganzen geleistet – denn jeder Cent ist<br />

wichtig. Das Porto mit Herz: Die Weihnachtsmarken<br />

sind ab sofort, die Wohlfahrtsmarken<br />

ab dem 2. Januar 2012 über<br />

die Öffentlichkeitsarbeit <strong>Mariaberg</strong>, Telefon<br />

0 71 24 923-218 zu beziehen. – dte –<br />

MArIAberG beIM <strong>eV</strong>ANGeLISCHeN<br />

kIrCHeNTAG<br />

„… da wird auch Dein Herz sein.“ (Matthäus, 6,21) – so lautete die<br />

Losung des 33. evangelischen Kirchentages, der im Juni in Dresden<br />

stattfand. Pfarrer Hans Heppenheimer reiste aus diesem<br />

Anlass zusammen mit Heinz Kaufmann aus <strong>Mariaberg</strong> und Mitarbeitenden<br />

sowie der Hospizgruppe Gammertingen-Veringenstadt,<br />

nach Dresden. Dort stellte er unter anderem das Modellprojekt<br />

„Entwicklung einer Trauerkultur in einer Einrichtung für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung am Beispiel <strong>Mariaberg</strong>“ vor.<br />

Durch einen mit Fotos und Texten gestalteten Stand, einer fortlaufend<br />

gezeigten DVD zu den Jahreszeitenfeiern und Publikationen<br />

zum Projekt informierten die Mitarbeitenden viele interessierte<br />

Kirchentags-Besucher zum bisherigen Tabuthema „Trauer<br />

bei Menschen mit geistiger Behinderung“. – scnk –<br />

MANeGe freI für DeN<br />

zIrkuS MAroNI<br />

Bei einem Gastspiel in der <strong>Mariaberg</strong>er<br />

Turnhalle begeisterten rund 60 Artisten,<br />

Clowns, Jongleure und Zauberer des Bad<br />

Boller Zirkus Maroni das Publikum. Beim<br />

Mitmachzirkus im <strong>Mariaberg</strong>er Klosterhof<br />

konnten große und kleine Zuschauer selbst<br />

ausprobieren, wie es sich anfühlt, ein<br />

Zirkuskünstler zu sein. Einen besonderen<br />

Höhepunkt bildete der Abschluss des<br />

Zirkustages. Gegen 19 Uhr zeigten die<br />

Feuerspucker ihre Show im Klosterhof. Der<br />

inklusive Zirkus aus Bad Boll zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass Kinder- und Jugendliche<br />

mit und ohne Behinderung lernen, sich<br />

weiterzuentwickeln und über eigene Grenzen<br />

hinauszuwachsen. – dte –<br />

kuNST – koNzerTe – kINo<br />

Auch 2012 möchte <strong>Mariaberg</strong> wieder viele Besucher in den<br />

Stadtteil mit besonderem Charme locken – sei es zum <strong>Mariaberg</strong>er<br />

Tag, der am 1. Juli 2012 stattfinden wird, zum Jazzbrunch, zu<br />

einem der Klosterkonzerte, einer Vernissage, einer historischen<br />

Führung, einem Theaterauftritt oder einem Kinoabend. Die<br />

Übersicht der vielfältigen Veranstaltungen finden Sie auf der<br />

Rück seite dieses Magazins und unter www.mariaberg.de. Den<br />

Veranstaltungskalender 2012 erhalten Sie auch kostenlos im<br />

Sekre tariat der Öffentlichkeitsarbeit unter 0 71 24 923-218. – dte –<br />

JubILArSAuSfLuG MIT<br />

pANorAMAbLICk<br />

Jedes Jahr werden alle Mitarbeitenden, die 15 und 20 Jahre in<br />

<strong>Mariaberg</strong> beschäftigt sind, zu einem Jubilarsausflug eingeladen.<br />

In diesem Jahr lud der Vorstand sie zu einem Besuch des<br />

Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart ein. Für das leibliche<br />

Wohl sorgte das Team vom VFB-Club-Restaurant. Nachmittags<br />

wurde im integrativen Café Regenbogen in Nürtingen bei Kaffee<br />

und Kuchen in Erinnerungen an alte <strong>Mariaberg</strong>er Zeiten geschwelgt.<br />

Rüdiger Böhm, Vorstandsmitglied, dankte in einer<br />

Rede allen Jubilaren für ihre treue Verbundenheit. Danach ging<br />

es noch hoch hinaus. Bei einer Führung durch den Turm der<br />

Nürtinger Stadtkirche erfuhren die Jubilare noch viel Interessantes<br />

und genossen zum Abschluss des Tages den Panorama-<br />

Blick über die Dächer der Stadt. – scnk –<br />

Neue VereINSMITGLIeDer<br />

Die Mitgliederversammlung des <strong>Mariaberg</strong><br />

e.V. hat neue Vereinsmitglieder aufgenommen.<br />

Ernst Behringer, der lange als<br />

Landtagsabgeordneter im Landkreis<br />

Sigmaringen tätig war, und Professor<br />

Dr. Matthias Premer sind neue Mitglieder<br />

des Vereins. <strong>Mariaberg</strong>s Vorstandssprecher<br />

Thilo Rentschler freut sich gemeinsam mit<br />

den anderen Vorstandskollegen auf die<br />

künftige, intensive Zusammenarbeit mit<br />

den neuen Vereinsmitgliedern. Die Mitgliederversammlung<br />

des <strong>Mariaberg</strong> e.V. ist das<br />

oberste Entscheidungsgremium des Vereins<br />

und tagt mehrmals im Jahr. Mitglieder<br />

des Maria berg e.V. sind Vertreter der Evangelischen<br />

Kirche, der Diakonie, aus Wissenschaft,<br />

Pädagogik, Politik und Verwaltung<br />

sowie maßgebliche Persönlichkeiten des<br />

öffentlichen Lebens. – zr –<br />

20 | <strong>Mariaberg</strong> <strong>Mariaberg</strong> | 21


Wie <strong>Mariaberg</strong> geholfen wird<br />

MariaBerG Braucht ihre uNterstützuNG<br />

Im Frühjahr haben wir unsere Therapieansätze für Kinder mit<br />

Autismus vorgestellt, z.B. heilpädagogische Reitstunden.<br />

Unsere Judo AG ist ein wichtiges Angebot für<br />

Jugendliche mit seelischen Verletzungen.<br />

Eine barrierefreie Gartenanlage: Über diesen Wunsch von Jan<br />

und seiner Wohngruppe berichteten wir im Sommer.<br />

22 | <strong>Mariaberg</strong><br />

Hilfsaktionen, ehrenamtliche Arbeits- und<br />

Betreuungseinsätze, Geld- und Sachspenden,<br />

Nachlässe – jedes Jahr engagieren sich<br />

mehrere hundert Menschen auf unterschiedlichste<br />

Weise für <strong>Mariaberg</strong>. Wir möchten<br />

daher allen unseren Unterstützern und Förderern<br />

ganz herzlich für ihr Engagement<br />

danken! Ohne Ihre Mithilfe wäre vieles in<br />

<strong>Mariaberg</strong> nicht umsetzbar.<br />

Deshalb bitten wir Sie auch weiterhin um<br />

Ihre Unterstützung. Die Möglichkeiten<br />

<strong>Mariaberg</strong> zu fördern sind vielfältig. Die<br />

finanzielle Unterstützung durch Spenden ist<br />

für <strong>Mariaberg</strong> sehr wichtig. Legen Sie keine<br />

konkrete Verwendung für Ihre Spende fest,<br />

setzen wir die Gelder dort ein, wo der Bedarf<br />

am nötigsten ist. Ebenso sind aber auch<br />

Spenden für einen bestimmten Bereich und<br />

Zweck möglich. In jeder Ausgabe von Einblicke<br />

Ausblicke stellen wir Ihnen daher in<br />

der Mitte des Heftes Projekte vor, die Sie<br />

gezielt mit Ihren Spenden unterstützen können.<br />

Hier finden Sie auch unseren aktuellen<br />

Spendenaufruf zu unseren Langzeitwohngruppen<br />

für Bewohner mit intensivem Betreuungsbedarf.<br />

Bitte helfen Sie uns helfen!<br />

– müa –<br />

BesoNdere MoMeNte<br />

teileN<br />

„Ich habe doch alles und brauche keine<br />

Blumen und Geschenke. Lieber möchte ich<br />

Menschen, denen es schlecht geht, etwas<br />

Gutes tun!“ So lauten häufig die Antworten<br />

von sogenannten „Anlassspendern“,<br />

wenn sie gefragt werden, warum sie zu<br />

einem bestimmten Anlass, z.B. einem<br />

runden Geburtstag oder einer Hochzeit,<br />

ihre Familie, Freunde und Bekannte dazu<br />

aufrufen, an eine gemeinnützige Organisation<br />

wie <strong>Mariaberg</strong> e.V. zu spenden. Von<br />

einer solchen Aktion haben alle etwas: Die<br />

Unterstützer schenken etwas Sinnvolles,<br />

spureN hiNterlasseN iN der reGioN<br />

Auch über das eigene Leben hinaus Gutes<br />

tun für Menschen in der Region, die Hilfe<br />

brauchen: Ein richtig verfasstes Testament<br />

eröffnet die Chance, etwas zu bewegen.<br />

In unserer neuen Broschüre rund<br />

um das Thema Testament haben wir zum<br />

einen die wichtigsten Informationen für<br />

das rechtsgültige Verfassen eines Testaments<br />

zusammengestellt. Zum anderen<br />

zeigen wir Handlungsmöglichkeiten auf,<br />

um unsere Arbeit mit benachteiligten<br />

Menschen per Testament zu unterstützen.<br />

Als Stifterin und Stifter können Sie besonders<br />

lange und effektiv für Menschen in<br />

Ihrer Region wirken. Seit dem Jahr 1998<br />

gibt es die Stiftung <strong>Mariaberg</strong>. Konkreter<br />

Stiftungszweck ist es, die satzungsgemäße<br />

Arbeit des <strong>Mariaberg</strong> e.V. finanziell<br />

zu fördern. Aus den Erträgen ihres Stiftungskapitals<br />

kann die Stiftung <strong>Mariaberg</strong><br />

wichtige Vorhaben für die Verbesserung<br />

der Lebensverhältnisse und die konkrete<br />

Förderung der von uns betreuten Menschen<br />

unterstützen. Sie können Ihre eigene<br />

Stiftung unter dem Dach der Stiftung<br />

<strong>Mariaberg</strong> gründen. Ihre Stiftung erhält<br />

dann einen Namen Ihrer Wahl, eine eige-<br />

die Idee unserer Einrichtung wird weitergetragen<br />

und wir können mit den Spenden<br />

wichtige Projekte verwirklichen. Im<br />

Vorfeld einer Anlassspende sollten Sie<br />

Kontakt mit uns aufnehmen. In der Regel<br />

wird ein Kennwort vereinbart, zu dem die<br />

Unterstützer ihre Spende überweisen<br />

kön nen. Falls Sie das möchten, wird ein<br />

bestimmtes Projekt festgelegt, das unterstützt<br />

werden soll. Wenn Sie sich für<br />

eine Anlassspende interessieren, erhalten<br />

Sie bei Teresa Dietrich, 0 71 24 923-<br />

218 nähere Informationen. – dte –<br />

ne Satzung und auf Wunsch auch einen<br />

eigens formulierten Zweck. Wir informieren<br />

Sie hierzu gerne genauer in einem persönlichen<br />

Gespräch.<br />

Bei Robert Zolling, Leiter der Abteilung für<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Spenden marketing<br />

erhalten Sie weitere Informationen:<br />

0 71 24 923-221<br />

r.zolling@mariaberg.de<br />

BequeM uNd sicher<br />

oNliNe speNdeN<br />

Unter: www.mariaberg.de/info/<br />

spenden können Sie die Arbeit <strong>Mariaberg</strong>s<br />

durch eine Online-Spende mittels<br />

Bankeinzug unterstützen. Die<br />

Übertragung Ihrer Daten erfolgt über<br />

eine abgesicherte Verbindung (SSL).<br />

speNdeNkoNto<br />

Bankverbindung: Südwestbank<br />

Sigmaringen<br />

Bankleitzahl: 600 907 00<br />

Kontonummer: 605 000 000<br />

Wie <strong>Mariaberg</strong> geholfen wird<br />

IMpreSSuM<br />

einblicke ausblicke<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Magazin<br />

nr. 24 | Dezember 2011<br />

<strong>Mariaberg</strong>, Klosterhof 1<br />

72501 Gammertingen<br />

Telefon 0 71 24 923-218<br />

Telefax 0 71 24 923-409<br />

presse@mariaberg.de<br />

www.mariaberg.de<br />

Herausgeber:<br />

Thilo Rentschler,<br />

Vorstandssprecher<br />

redaktion:<br />

Leitung: Robert Zolling (zr)<br />

Mitarbeiter dieser ausgabe:<br />

Pfarrer Hermann Billmann,<br />

Teresa Dietrich (dte), Pfarrer Hans<br />

Heppenheimer (hep), Thomas<br />

Kugler, Anne Mühe (müa),<br />

Somajeh-Cathrin Noheh-Khan<br />

(scnk), Angelika Stehle,<br />

Robert Zolling (zr)<br />

Fotos:<br />

Teresa Dietrich, Thomas<br />

Einberger, Stefan Franz,<br />

Marc Lokatsch, Somajeh-Cathrin<br />

Noheh-Khan, Robert Zolling<br />

gestaltung und Satz:<br />

KOCHAN & PARTNER, München<br />

erscheinungsweise:<br />

Viermal jährlich für Freunde,<br />

Förderer, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, Angehörige,<br />

Kunden und Klienten<br />

von <strong>Mariaberg</strong><br />

Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht<br />

unbe dingt die Meinung des<br />

Herausgebers wieder.<br />

Gedruckt auf<br />

chlorfrei gebleichtem<br />

100 % Altpapier


VerANSTALTuNGSkALeNDer<br />

Dezember 2011<br />

Mittwoch, 07.12. 18.00 Uhr | koMMuNIkATIoNSzeNTruM<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Kinoabend<br />

„Und täglich grüßt das Murmeltier“<br />

Freitag, 16.12. 20.00 Uhr | koMMuNIkATIoNSzeNTruM<br />

Theater Lindenhof spielt<br />

„Kenner trinken Württemberger“<br />

Sonntag, 18.12. 14.30 Uhr | koMMuNIkATIoNSzeNTruM<br />

Jahreszeitenfeier<br />

Montag, 26.12. 11.00 Uhr | MArkTpLATz<br />

Weihnachtsbüffet<br />

Januar 2012<br />

Sonntag, 01.01. 17.00 Uhr | kLoSTerkIrCHe<br />

Neujahrskonzert: Orgel und Trompete<br />

Februar 2012<br />

Donnerstag, 02.02. 19.00 Uhr | koMMuNIkATIoNSzeNTruM<br />

Autorenlesung mit Gerd Stiefel<br />

„Ein Frauenschicksal von der Schwäbischen Alb“<br />

Sonntag, 26.02. 11.15 Uhr | GroSSer beSpreCHuNGSrAuM kLoSTer<br />

Vernissage Kunst im Kloster<br />

„Albrecht Briz & Jörg Schumann“<br />

Sonntag, 13.05.2012:<br />

10 Uhr Klosterkirche<br />

Jubiläumsgottesdienst „165 Jahre <strong>Mariaberg</strong>“<br />

Weitere informationen unter der Telefonnummer 0 71 24 923-218<br />

oder presse@mariaberg.de Änderungen vorbehalten<br />

einblicke ausblicke<br />

<strong>Mariaberg</strong>er Magazin<br />

nr. 24 | Dezember 2011<br />

<strong>Mariaberg</strong><br />

Klosterhof 1<br />

72501 Gammertingen<br />

Telefon 0 71 24 923-218<br />

Telefax 0 71 24 923-409<br />

presse@mariaberg.de<br />

www.mariaberg.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!