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Doppeldiagnose: Schizophrene Psychose und Sucht

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Studienbrief: <strong>Doppeldiagnose</strong> <strong>Psychose</strong> <strong>und</strong> <strong>Sucht</strong> – Version 2011<br />

Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes, 66421 Homburg/ Saar,<br />

email: roberto.d.amelio@uks.eu<br />

können <strong>und</strong> somit die Vulnerabilität für Substanzmittelkonsum in dieser Patientengruppe erhöhen<br />

können.<br />

2.2 Supersensitivität<br />

<strong>Schizophrene</strong> Patienten reagieren aufgr<strong>und</strong> einer (biologisch) bedingten Sensitivität, insbesondere für<br />

Amphetamine, bereits auf kleine Mengen von <strong>Sucht</strong>mittel mit klinischen Symptomen (z.B. Wahn oder<br />

Halluzinationen) <strong>und</strong> negativen Konsequenzen (z.B. Abhängigkeit oder Rückfällen). Diese<br />

Supersensitivität erklärt z.T. die hohe Prävalenz von <strong>Sucht</strong>mittelabusus in dieser Patientengruppe bei<br />

vergleichsweise niedrigerem Konsum der betreffenden Substanz als in einer nicht schizophrenen<br />

Vergleichsgruppe.<br />

2.3 Iatrogene Vulnerabilität<br />

Diese Vorstellung besagt, dass <strong>Sucht</strong>mittelabusus allgemein auf eine beeinträchtigte (verminderten)<br />

Aktivität des durch Dopamin mediierten Belohnungssystems zurückgeführt werden kann <strong>und</strong><br />

Personen <strong>Sucht</strong>mittel konsumieren, um „positive Gefühle“ hervorzurufen. Die Medikation mit<br />

Neuroleptika reduziert über Blockade der D2-Dopaminrezeptoren (zusätzlich?) die verfügbare Menge<br />

an Dopamin <strong>und</strong> macht deshalb psychotische Patienten vulnerabler für die Einnahme von exogenen<br />

„Glücklichmacher“. Falls die zutrifft sollten Patienten die mit atypischen Neuroleptika therapiert<br />

werden, niedrigere Raten von <strong>Sucht</strong>mittelabusus aufweisen, was zuzutreffen scheint.<br />

3. Modelle sek<strong>und</strong>ärer psychiatrischer Erkrankungen<br />

Die Hypothese geht davon aus, dass der Konsum von psychomimetischen Substanzen die<br />

Entwicklung einer Schizophrenie begünstigen kann. Das bedeutet die <strong>Psychose</strong> wäre eine Folge des<br />

Substanzmittelabusus, wobei dies insbesondere auf den Konsum (x > 50 Konsumepisoden) von<br />

Cannabis zuzutreffen scheint. Unklar ist die Bedeutung der genetischen Vulnerabilität als<br />

Voraussetzung für die Entwicklung einer schizophrenen <strong>Psychose</strong> bei exzessivem Cannabiskonsum.<br />

Allerdings scheint nachgewiesen, dass bei exzessivem <strong>Sucht</strong>mittelkonsum die Schizophrenie früher<br />

ausgelöst wird.<br />

4. Bidirektionale Modelle<br />

Diese Modelle gehen davon aus, dass Substanzmittelabusus bei einer biologisch vulnerablen Person<br />

eine Schizophrenie auslösen kann, die in Folge von kontinuierlichem Substanzmittelkonsum<br />

aufrechterhalten wird. Obwohl es evident erscheint das Substanzmittelabusus den Verlauf einer<br />

<strong>Psychose</strong> verschlechtert, sind diese Hypothesen bislang noch nicht empirisch überprüft.<br />

Diskussion<br />

Die Forschung zeigt eine tendenzielle Bestätigung für das APS Modell (Modell gemeinsamer<br />

Faktoren) <strong>und</strong> das Supersensitivitätsmodell (Modell sek<strong>und</strong>ärer Substanzmittelabusus).<br />

Das könnte möglicherweise ein Hinweis auf verschiedene Subtypen von Patienten mit<br />

<strong>Doppeldiagnose</strong>n sein, was hinsichtlich der Entwicklung von spezifischen Interventionsstrategien von<br />

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