Für den praktischen Tierarzt, der in seiner Tätigkeit nur gelegentlich ...

Therapiehinweise und Dosierungen für Reptilien
Dr. Veit Kostka
Bitte beachten: Alle Therapiehinweise und Dosierungen beruhen auf aktuellen Literaturangaben und Erfahrungen des Verfassers. Die
Angaben sind als Anhaltspunkte zu verstehen. Es kann keine Gewähr hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen übernommen werden.
Diesbezüglich und für vertiefende Informationen wird auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen.
Abkürzungen E = Echsen, LSK = Landschildkröten, WSK = Wasserschildkröten, SL = Schlangen, AB = Allgemeinbefinden, RT = Resistenztest, SID =
1 x tgl., BID = 2 x tgl., TID = 3 x tgl.
Leitsymptom Ursache Arzneimitteltherapie Sonstige Therapie
Anorexie,
pathologisch
Endoparasitosen (häufig) Nematoden: Fenbendazol 50 mg/kg p.o., wdh. nach 10
Tagen
Kokzidien: Toltrazuril 20-25 mg/kg p.o., wdh. nach 2
Tagen (Echsen), 7 mg/kg p.o. einmalig (Schlangen)
Flagellaten:
Metronidazol 40 mg/kg (SL) bis max. 80 mg/kg SID (E,
LSK, WSK) p.o. über 7 Tage
Für die gesamte Behandlungsdauer Unterbringung in
separatem „Sterilterrarium“
Stomatitis Antibiose gem. RT, Vitaminisierung ABCD3EK,
Antimykose falls erforderlich
Obstipation (v. a.
Pflanzenfresser)
Nierenerkrankung (E, LSK,
WSK)
Lebererkrankung,
Leberversagen
Kiefererweichung infolge
Knochenstoffwechselstörung
Rehydrieren 20 ml/kg SID p.o., s.c.
Lactulose 1 ml/kg p.o. SID im Wechsel mit 5-10 ml/kg
Wasser
Rehydrieren 40-20 ml/kg SID
Diurese Furosemid 5 mg/kg SID-BID oder
Hydrochlorothiazid 1-2 mg/kg SID-BID
wenn Harnsäure hoch: Allopurinol 50 mg/kg p.o. SID
bei Hexamitiasis (LSK, WSK) s. o.
Rehydrieren, Elektrolyte, Aminosäuren 20 ml/kg SID
Lactulose 1 ml/kg p.o. SID
Vitamin B-Komplex 1 ml/kg SID
Behandlung Terrarium: alle
Einrichtungsgegenstände erneuern oder
hitzebehandeln: Die Gegenstände müssen
70°C über 3-4 Minuten erreichen
(Backofen). Terrarium: heiß auswaschen
o. mit Dampfente ausnebeln.
Handelsübliche Desinfektionsmittel sind
gegen die meisten Parasitenstadien nicht
wirksam!
tägliche Reinigung und lokale Antisepsis
mit Chlorhexidin, Betaisodona o.
antibiotischen Salben
Bestrahlung mit Osram-Ultravitalux SID
warme Bäder SID-TID
Einlauf mit warmem Wasser oder
Mikroklist
Pflanzenfresser füttern bzw. zwangsfüttern
LSK viel Bewegung (rütteln)
Baden mit Elektrolytzusatz SID
Fütterungsumstellung: meist
Proteinreduktion notwendig; bei Aszites
Prognose ungünstig, symptomatisch
Punktion
Zwangsfüttern, Mariendistelpräparat
beimischen
s. Knochenstoffwechselstörung s. Knochenstoffwechselstörung

Geschwollenes
Abdomen,
pathologisch (E,
SL)
Ödeme (LSK,
WSK)
Knochenstoffwechselstörung
Atemwegserkrankungen
Legenot (postovulatorisch, d.
h. ablagereife Eier befinden
sich im Legedarm)
Legenot (präovulatorisch, d.
h. angebildete Follikel am
Eierstock entwickeln sich
nicht weiter)
gutes AB u. unveränderte Eischalen:
geeigneten Eiablageplatz schaffen!
Sonst: Rehydrieren 40-20 ml/kg SID
LSK, WSK warme Dauerbäder, Abdunkelung
Kalzium, Oxytozin (s. Text)
Bei gutem AB: regelmäßige Ultraschallkontrolle auf
Follikelrückbildung, wenn diese nicht einsetzt oder AB
schlechter: Kastration
E, SL max. 2 konservative Versuche, dann
Chirurgie
LSK, WSK 2 konservative Versuche,
sofern unter Therapie Eier gelegt werden,
auch mehr
Obstipation s. Anorexie, pathologisch s. Anorexie, pathologisch
Aszites Transsudat: meist fortgeschrittene Nierenerkrankung,
weitere Behandlung s. o., zusätzlich Punktionen. Bei
Verdacht auf Herzerkrankung Enalapril 5 mg/kg
Adipositas/Leberversagen
durch Fettleber
Exsudat: nach Ursache
Leberschutztherapie, s. o.
Adipositas: Fütterungsreduktion in Menge
und Häufigkeit
Leberversagen: Euthanasie
Nierenerkrankung s. Anorexie, pathologisch Salzbäder (2 g jodfreies Salz/L)
Hypothyreose Lugolsche Lösung p.o.
Herzerkrankung Enalapril 5 mg/kg SID
Kalziummangel/Phosphorübe Vitamin D3 1.000 I.E./kg initial, dann 50 I.E./kg
UV-B-Bestrahlung
rschuss
wöchentlich
Korvimin ZVT Reptil zufüttern
Mangel an UV-B-Strahlung Kalzium 100-40 mg/kg SID p.o., i.m.
Herpesvirus (LSK) Zovirax 80 mg/kg TID 10 Tage
Antibiose, bei Sekundärinfektionen gem. RT
Maulhygiene Chlorhexidin, Betaisodona BID
Augen- u. Nasenspülungen nach Bedarf
Rehydrieren 40-20 ml/kg SID
Zwangsernährung/Ösophagussonde
Mykoplasmen (LSK) Antibiose, bei Sekundärinfektionen gem. RT
Augen- u. Nasenspülungen mit Ringerlösung oder
Augentropfen nach Bedarf
Inhalation mit Gentamicin SID-TID
Paramyxovirus (SL)
s. ZNS-Störungen s. ZNS-Störungen
Lungenwürmer (SL) Fenbendazol 50 mg/kg p.o., wdh. nach 10 Tagen s. Endoparasitosen
Bakterielle Infektionen
Mykotische Infektionen
Antibiose gem. RT, Antimykose z. B. Itrakonazol 10
mg/kg SID p.o. 3 Wochen
Inhalation, Erhöhung v. Temperatur u.
Luftfeuchte

Hauterkrankungen
Panzernekrosen
(WSK, LSK)
Milben (E, SL) Frontline: auf Handschuh sprühen und Tiere einreiben,
nicht in Maul u. Augen! Nicht bei Chamäleons u. juv.
Boas!
Bakteriell-mykotische
Infektionen
Hygiene-, Haltungs-,
Ernährungsmängel, bei WSK
zusätzlich mangelnde
Gelegenheit, den Panzer zu
trocknen (Wärmelampe)
wöchentlich für 3 Wochen
s. Endoparasitosen
Antibiose gem. RT, Vitaminisierung ABCD3EK Sterilhaltung, topisch tägliche Reinigung
und lokale Antisepsis mit Chlorhexidin,
Konsequentes Ausschleifen der betroffenen Stellen
Antibiose gem. RT, Vitaminisierung ABCD3EK
Je nach Spezies: mehr o. weniger ausgeprägte Steril-
Trockenhaltung mit täglichen Wasser- u. therapeutischen
Bädern
Betaisodona o. antibiotischen Salben
Bäder in Schwarz- oder Malventee (aus
Reformhaus)
ZNS-Störungen Hypovitaminose B Vitamin B 25-100 mg/kg SID i.m., p.o. frischen Fisch füttern oder
Dauersupplementation
Hypokalzämie Vitamin D3 1.000 I.E. i.m. einmalig, Kalzium 100 mg/kg
SID
Einschlusskörperchenkrankh keine Prognose infaust
eit der Boiden (SL)
Paramyxovirusinfektion (SL) Rehydrieren, antibiotische Abschirmung,
Immunstimulantien, Therapie meist jedoch erfolglos
Vergiftungen Rehydrieren, Diurese, Laxantien, BaSO4 20 ml/kg p.o.
zur Resoprtionsunterbindung
Durchfall Bakterien, meist
Gramnegative
Antibiose gem. RT
Hefen (LSK) Nystatin 100.000 I.E./kg SID p.o. BirdBeneBac p.o.
Darmparasiten s. o. s. o.
Tiere, die die Infektion überstehen sind
lebenslang als potentielle Ausscheider
anzusehen
Alle Therapiehinweise und Dosierungen beruhen auf aktuellen Literaturangaben und Erfahrungen des Verfassers. Die Angaben sind als Anhaltspunkte zu verstehen. Es kann keine
Gewähr hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen übernommen werden. Diesbezüglich und für vertiefende Informationen wird auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen.
Krankheiten der Reptilien und Amphibien, Gunter Köhler, Eugen Ulmer Verlag, 1996, 166 Seiten.
Reptile Medicine and Surgery, Douglas R. Mader (Hg.), Saunders Elsevier, 2006, 1242 Seiten
Praktische Parasitologie bei Heimtieren, W. Beck, N. Panchev, Schlütersche, 2006, S. 229-293