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Dr. Carola Eunicke-Morell Vortrag auf dem 5. Hessischen Elternforum<br />

Wir haben 2007 alle Schulen und alle Elternvertreter angeschrieben, und ich darf<br />

sagen, dass die Schulen, quer durch alle Schulformen, die sich mit diesem Thema<br />

beschäftigt haben, wunderbare Ergebnisse erzielt haben und mit Sicherheit einen<br />

nachhaltigen und sehr wichtigen Prozess in ihrer Schule und in ihren Klassen erleben<br />

durften.<br />

Angesichts dieses weit verbreiteten Phänomens war insgesamt jedoch die<br />

Zurückhaltung der Schulen bedrückend groß und die Beteiligung der Elternvertreter,<br />

die uns so wichtig war, nicht nur, weil sie ja ihren Kindern die Hardware kaufen,<br />

praktisch gleich Null. Für uns ist immer noch eine offene Frage, warum dieses Thema<br />

gerade bei den Eltern auf so wenig Resonanz gestoßen ist.<br />

Aktuell gehen wir im Kultusministerium dieser Frage nach und überlegen, wie wir<br />

Eltern und Lehrkräften das Aufgabenfeld “Neue Medien“ als einen zentralen<br />

Erziehungsgegenstand noch rechtzeitig genug nahe bringen können. Ich freue mich<br />

und bin Ihnen dankbar, wenn Sie mir Hinweise geben, wie wir Sie diesmal besser<br />

erreichen und einbinden können.<br />

Neben dem Happy Slapping stellt Internetsucht ein wachsendes Gegenwartsproblem<br />

für Kinder, Jugendliche und Erwachsene dar. Eine ganze Reihe von Schülern ist<br />

aktuell nicht mehr zum Schulbesuch zu bewegen, schlicht weil sie zu müde sind, nach<br />

verbrachter Nacht im Netz. Hier sind natürlich Sie als Eltern zunächst einmal näher<br />

dran und müssen sich die Frage stellen: Was weiß ich noch von meinem Kind, bin ich<br />

noch in Kontakt, bin ich noch in Beziehung?<br />

Ich knie innerlich nieder vor jedem und jeder von Ihnen, die im Moment ein Kind im<br />

pubertären Alter hat, es gibt Phasen in der Entwicklung von Kindern, in denen, „in<br />

Kontakt bleiben“ wirklich eine extrem schwierige Herausforderung darstellt.<br />

Es ist auch zunehmend eine große Herausforderung für das Familienleben und das<br />

Schulleben, mit den Verlockungen und Reizen des Internets in Konkurrenz treten zu<br />

müssen. Auch hier gilt im familiären, wie im schulischen Feld gleichwohl: In Beziehung<br />

bleiben und Vorbild sein, dann gelingt es leichter, Grenzen glaubhaft zu vertreten und<br />

entwicklungsangemessen anzupassen.<br />

Wenn der Schüler, die Schülerin, der Sohn oder die Tochter allerdings nicht mehr<br />

ansprechbar ist und Suchtphänomene bei Internetentzug auftreten, gilt dasselbe, wie<br />

für alle Suchtentwicklungen: schnellstmöglich professionelle Hilfe anfordern!<br />

Zu der oft diskutierten Frage, ob das exzessive Schauen von gewalttätigen Videos<br />

oder Internetspielen selbst gewalttätig macht, möchte ich mich nicht äußern, die Daten<br />

und Forschungslage liefert dazu seit Jahrzehnten widersprüchliche Befunde.<br />

Nichts hindert uns aber, ein Selbstexperiment zu machen und die Auswirkungen<br />

mehrstündigen, exzessiven Medienkonsums mit gewalttätigen Inhalten auf unser<br />

Fühlen, Denken und unser körperliches Erleben zu untersuchen. Dazu braucht es<br />

keine Ego-Shooter, da reichen zum Teil selbst die öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehprogramme vollkommen aus. Frank Schirrmachergeht in seinem aktuell viel<br />

zitierten Buch „Pay Back“ gleichermaßen der Frage nach, welche Auswirkungen neue<br />

Medien auf die Qualität und Struktur unserer Denkprozesse und die Gestaltung<br />

unserer Zeit haben.<br />

Ähnlich wie bei Gummibärchen und Schokolade, nur mit weitaus gravierenderen und<br />

nachhaltigeren Folgen, merkt man meist erst zu spät, dass man zu viel genossen hat.<br />

Aus dieser Erfahrung kann aber ein Lerneffekt entstehen, der eine aktive<br />

Selbstregulation und Gegensteuerung möglich macht, um zu verhindern, dass wir das<br />

kaufen, was Ebay und Pay Back uns vorschlagen oder das hören, was Amazon für<br />

uns ausgesucht hat.<br />

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