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Dr. Carola Eunicke-Morell Vortrag auf dem 5. Hessischen Elternforum<br />
Ob das Mobbing in den letzten Jahren zugenommen hat oder nur vermehrt in die<br />
Diskussion gekommen ist, bleibt eine offene Frage.<br />
Zur Wirkung von Mobbing ist jedoch die wissenschaftliche Forschungslage – anders<br />
als bei den nachfolgenden Themen – mehr als einheitlich: Mobbing stellt einen<br />
seelischen und körperlichen Angriff auf die personale Integrität oder auf die<br />
Persönlichkeit eines Menschen dar und hat gravierende Auswirkungen auf allen<br />
Ebenen.<br />
Eine Forschergruppe um Wolf Singer hat am Max-Planck-Institut folgendes<br />
Experiment aufgestellt: Die Probanden oder Untersuchungsteilnehmer sitzen vor<br />
einem Bildschirm (sic!) und beobachten drei Trickmännchen beim Ballspielen. Die<br />
Spielaufforderung heißt: Fangen und abwerfen. Sie in der Rolle als Proband, sind ein<br />
virtueller Mitspieler, können allerdings das Spielgeschehen nicht aktiv bestimmen und<br />
erleben im Verlaufe des Spiels, wie Ihnen zunächst der Ball zugespielt wird und Sie<br />
ihn abspielen können und wie Sie zunehmend, scheinbar zufällig, später systematisch<br />
aus dem gemeinsamen Spiel ausgegrenzt werden. Die währenddessen erfassten<br />
physiologischen Parameter, also Puls, Blutdruck, etc. der Versuchspersonen ergaben,<br />
dass körperliche Reaktionen durch das alleinige Gefühl des unerklärlichen<br />
Ausgeschlossenwerdens in ähnlicher Art und Weise auftreten, wie, wenn dem<br />
Organismus große Schmerzen zugefügt werden. Mit anderen Worten, das Gefühl oder<br />
die Erfahrung ausgegrenzt zu werden, als ein wesentlicher Bestandteil des Mobbings,<br />
greift nicht nur die Seele oder die Stimmungslage an, es verletzt bis hinein in die<br />
körperlichen Prozesse der Zellstrukturen und des autonomen Nervensystems. Es<br />
besteht sogar Grund zu der Annahme, dass solche Erfahrungen, auf Dauer,<br />
anhaltende Schädigungen auch auf der körperlichen oder Organebene nach sich<br />
ziehen.<br />
Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, dass Kinder und Erwachsene, die in eine<br />
Mobbing-Situation geraten, in ihrem Gefühlsleben und in ihrer Leistungsfähigkeit<br />
eingeschränkt sind. Beides Gründe genug, um Mobbing ernst zu nehmen, wo auch<br />
immer wir diesem Phänomen begegnen. Mobbing ist ein soziales Phänomen der<br />
Dysregulation, was oft lange Zeit nicht entdeckt wird und, endlich entdeckt, nicht so<br />
einfach aufzuheben ist.<br />
Die beste Mobbingprävention im vorschulischen, familiären Bereich ist natürlich eine<br />
Beziehung, die auf Achtung, Anerkennung, Wertschätzung und klaren Regeln basiert,<br />
in der man früh lernt, seine Wünsche und Erwartungen zu vermitteln und auch mit<br />
Kritik, mit Schwächen, mit Grenzen und mit Regeln respektvoll umzugehen.<br />
In der Schule wird dies natürlich gestützt durch das achtsame und aufmerksame<br />
Erarbeiten der Regeln des Miteinander in der Klasse und sie dort nicht nur als<br />
Klassenregeln oder bloße Verbote allein im Blick der Lehrkräfte hängen und ein<br />
unproduktives Dasein fristen. In der Reflektion und Abbildung dieser klasseninternen<br />
oder jahrgangsbezogenen Prozesse für die gesamte Schulgemeinde u. A. durch<br />
AG´s, Projektgestaltung und Feste, damit sie eine Schulgemeinde werden kann, in der<br />
sich jeder und jede sicher fühlen kann. Dafür müssen in der Grundschule, als dem<br />
Übergang aus dem Kindergarten und in den weiterführenden Schulen, also den<br />
Übergängen aus der Grundschule, sowohl Zeit, als auch Konzepte da sein, die diese<br />
Prozesse moderieren, es ist gut investierte Zeit!!!<br />
Neue Medien, Internet, Handys sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken,<br />
erleichtern Arbeitsabläufe, Kontakte und vor allem den Zugang zu Informationen.<br />
Insofern sitzen wir alle hier in doppelter Rolle: als Nutzer und zumindest Grenzgänger<br />
in „virtuellen Welten“ und als Lehrer, Berater und Therapeuten von Kindern und<br />
Jugendlichen mit Blick auf deren Umgang mit den neuen Medien.<br />
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