Brandenburgisches Ärzteblatt 03/2010 - Landesärztekammer ...
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Masern<br />
Nachfolgend berichtet das Landesgesundheitsamt<br />
über einen Masern-Ausbruch:<br />
Aus Potsdam-Mittelmark wurden drei klinisch<br />
diagnostizierte Masernerkrankungen übermittelt,<br />
die im epidemiologischen Zusammenhang<br />
mit einem Ausbruchsgeschehen in einer Schule<br />
in Berlin stehen. Seit dem 5. Januar wurden<br />
dort insgesamt 22 Erkrankungen (Stand:<br />
09.02.<strong>2010</strong>) gemeldet. Beim Indexfall des Ausbruches<br />
(Schüler), konnte eine Reiseanamnese<br />
(Indien) ermittelt werden. Bisher liegen 3<br />
labordiagnostische Bestätigungen vor, davon<br />
eine Genotypisierung (Genotyp D8). Durch<br />
die zuständigen Gesundheitsämter wurde für<br />
alle Schüler, Lehrer und Mitarbeiter, die keinen<br />
Impfschutz oder eine ärztlich bescheinigte Masernanamnese<br />
nachweisen konnten, ein 14-tägiges<br />
Besuchsverbot der Schule ausgesprochen.<br />
Weiterhin wurden Impfbuchkontrollen durchgeführt<br />
sowie postexpositionelle Impfungen<br />
angeboten.<br />
Bei den drei Brandenburger Erkrankungsfällen<br />
handelt es sich um 3 ungeimpfte Geschwister<br />
einer Familie. Alle drei Kinder sind Schüler der<br />
o. g. Schule. Das 1. Geschwisterkind (11 Jahre)<br />
erkrankte am 15.01. mit Fieber, generalisiertem<br />
makulopapulösem (mehr als 3 Tage<br />
anhaltenden) Hautausschlag, Husten, wässrigem<br />
Schnupfen, Konjunktivitis und Koplikschen<br />
Flecken. Die beiden Geschwister (7 und<br />
14 Jahre) wurden für 3 Wochen vom Schulbetrieb<br />
ausgeschlossen. Diese beiden Kinder und<br />
die ebenfalls ungeimpfte Mutter erhielten am<br />
20.01. eine postexpositionelle Schutzimpfung.<br />
landesGesundheItsamt<br />
Infektionsschutz<br />
Infektionskrankheiten/Impfschutz/Krankenhaushygiene (Januar <strong>2010</strong> – Auszug)<br />
Infektionsschutz<br />
Infektionskrankheiten/lmpfschutz/Krankenhaushygiene<br />
(Januar <strong>2010</strong> – Auszug)<br />
Fälle<br />
Kumulativwert<br />
(04.01.<strong>2010</strong> – 31.01.<strong>2010</strong>)*<br />
Lyme-Borreliose 35 35<br />
Campylobacter 101 101<br />
E.-coli-Enteritis 18 18<br />
Influenza A/H1N1 172 172<br />
Giardiasis 9 9<br />
Keuchhusten 65 65<br />
Norovirus-Erkrankung 1.465 1.465<br />
Rotavirus-Erkrankung 220 220<br />
Masern 3 3<br />
Meningokokkoken 1 1<br />
Salmonellose 54 54<br />
Listeriose 1 1<br />
Leptospirose 1 1<br />
Windpocken 48 48<br />
* vorläufige Zahlen (durch Nachmeldungen kann es Differenzen<br />
zwischen der Summe der Einzelmonate und dem<br />
aktuellen Kumulativwert geben)<br />
30 | <strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 3 • <strong>2010</strong><br />
Der Vater soll als Kind an Masern erkrankt gewesen<br />
sein. Trotz Postexpositionsprophylaxe<br />
entwickelten die beiden Geschwister am 27.01.<br />
und 28.01. das typische Bild einer Masernerkrankung.<br />
Die Eltern sind bisher nicht erkrankt.<br />
Die Ergebnisse der labordiagnostischen Untersuchung<br />
der drei erkrankten Geschwister, die<br />
vom Gesundheitsamt veranlasst wurde, stehen<br />
noch aus.<br />
Mit der Strategie zur Bekämpfung von Masern<br />
in der Europäischen Region der WHO /1/<br />
wird angestrebt, bis zum Jahr <strong>2010</strong> die endemische<br />
Übertragung von Masern zu unterbrechen.<br />
Eine Maserninzidenz von kleiner als 0,1<br />
Erkrankungen/100.000 Einwohner wird von der<br />
WHO als Schwellenwert für das Erreichen der<br />
Masern eliminierung angesehen (s. auch Abbildung).<br />
Dafür müssen 95 % aller Kinder zweimal<br />
geimpft sein. /2/ Die Ständige Impfkommis sion<br />
(STIKO) beim Robert Koch-Institut empfiehlt<br />
bezüglich der Masern-Mumps-Röteln (MMR)<br />
– Impfung /3/:<br />
Jedes Kind sollte zwei Masernimpfungen als<br />
Kombinationsimpfung erhalten:<br />
– 1. MMR-Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten<br />
und<br />
– 2. MMR-Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten.<br />
Empfohlen wird die MMR-Impfung ebenfalls für<br />
alle ungeimpften und/bzw. empfänglichen Personen,<br />
die im Gesundheitsdienst und bei der<br />
Betreuung von Immundefizienten sowie in Gemeinschaftseinrichtungen<br />
und Kinderheimen<br />
beschäftigt sind.<br />
Darüber hinaus wird die MMR-Impfung als<br />
postexpositionelle Schutzimpfung bei ungeimpften<br />
oder einmal geimpften Personen oder<br />
Personen mit unklarem Immunstatus mit Kontakt<br />
zu Masernkranken und dies möglichst innerhalb<br />
von 3 Tagen nach Exposition empfohlen.<br />
Eine Altersbegrenzung für die MMR-Impfung<br />
besteht nicht. Sie kann in jedem Alter erfolgen.<br />
Weiterhin ist die Labordiagnostik ein wichtiger<br />
Baustein des Interventionsprogramms. Bei<br />
Ausbrüchen und auch bei Einzelerkrankungen<br />
bietet das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für<br />
Masern, Mumps und Röteln kostenfreie Beratung<br />
zur Diagnostik und virologische und molekularbiologische<br />
Untersuchungen an:<br />
NRZ für MMR<br />
Robert Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin<br />
Leitung: Frau PD Dr. A. Mankertz<br />
Telefon <strong>03</strong>0 18754-2516 oder – 2308<br />
Telefax <strong>03</strong>0 18754-2598<br />
Literatur<br />
/1/ Eliminierung von Masern und Röteln und Prävention<br />
der kongenitalen Rötelninfektion: Strategie<br />
der Europäischen Region der WHO 2005-<br />
<strong>2010</strong>. WHO 2005<br />
/2/ Robert Koch-Institut: Infektionsepidemiologisches<br />
Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten<br />
2008<br />
/3/ Empfehlungen der Ständigen Impfkommission<br />
(STIKO) am Robert Koch-Institut mit Stand<br />
Juli 2009<br />
/4/ Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber für Infektionskrankheiten<br />
– Masern-Merkblatt für Ärzte<br />
Übermittelte Masern-Fälle pro 100.000 Einwohner nach Meldejahr<br />
(Fälle entsprechend der Referenzdefinition des RKI)<br />
Übermittelte Masern-Fälle<br />
pro 100.000 Einwohner<br />
10<br />
1<br />
0,1<br />
WHO-Ziel: Masern-Inzidenz kleiner als<br />
0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner<br />
0,01<br />
2001 2002 20<strong>03</strong> 2004 2005<br />
Jahr<br />
2006 2007 2008 2009<br />
Land Brandenburg<br />
Deutschland<br />
WHO-Ziel<br />
Quelle:<br />
Robert Koch-Institut<br />
Datenstand: 10.02.<strong>2010</strong>