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Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...

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Vier Sitzungstage - viel Diskussionsbedarf<br />

Sie haben geschwitzt, sie haben diskutiert<br />

und sie haben letztlich beschlossen. Voller<br />

Tatendrang widmeten sich die 250 Delegierten<br />

– darunter sieben aus Brandenburg –<br />

dem umfangreichen Tagesordnungsprogramm<br />

des 110. Deutschen Ärztetages. Dabei<br />

waren die Themen Transplantationsmedizin,<br />

Kindergesundheit und nicht zuletzt die<br />

Weiterbildungsordnung rund um den Facharzt<br />

für Innere Medizin die zentralen Punkte.<br />

Erarbeitung eines gesundheitspolitischen<br />

Programms<br />

Zur Grundlage ihrer Redebeiträge nahmen<br />

viele Delegierten unter Tagesordnungspunkt<br />

I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik<br />

die Rede von Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt. „Wir sind auf dem direkten<br />

Weg in die Einheitsmedizin. Ich bin es<br />

Leid, für Versäumnisse dieser Gesundheitspolitik<br />

immer wieder als Arzt gerade stehen<br />

zu müssen“, sagte beispielsweise Dr. Wolfgang<br />

Wesiack (Hamburg). So legte der<br />

Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK)<br />

einen Beschlussantrag vor, in dem der Deutsche<br />

Ärztetag die Bundesärztekammer darum<br />

bittet, ein aktuelles gesundheitspolitisches<br />

Programm zu entwickeln, das dem<br />

111. Deutschen Ärztetag 2008 in Ulm zur<br />

Verabschiedung vorgelegt werden soll. Dieses<br />

soll folgende Punkte zur Diskussion stellen:<br />

· Medizin zwischen Rationierung und Ökonomisierung<br />

· Soziale Herausforderung und medizinischer<br />

Fortschritt<br />

· Zuteilungsmedizin und Destabilisierung der<br />

Selbstverwaltung - das Diktat der Gesundheitspolitik<br />

· Versichertenrechte und Patientenautonomie<br />

im modernen Gesundheitswesen<br />

· Freiberuflichkeit statt Fremdbestimmung<br />

· Transparenz der Finanzströme - Ehrlichkeit<br />

in der Finanzierung<br />

Des Weiteren haben die Delegierten einem<br />

Antrag der BÄK zur Regelung der Patientenverfügung<br />

im Betreuungsrecht stattgegeben.<br />

Demnach spricht sich der 110. Deutsche<br />

Ärztetag gegen umfangreiche rechtliche<br />

Regelungen auf diesem Gebiet aus. Es<br />

erscheint lediglich angezeigt, dass die<br />

Patientenverfügung ausdrücklich in das<br />

Betreuungsrecht eingeführt wird und die Bestimmungen<br />

zur Genehmigung des Vormundschaftsgerichts<br />

bei ärztlichen Maßnahmen<br />

klar und eindeutig gefasst werden.<br />

Aus Brandenburg legte die Delegierte Elke<br />

Köhler einen Entschließungsantrag zur Abwanderung<br />

von Ärztinnen und Ärzten vor, der<br />

von den Delegierten angenommen wurde:<br />

„Der Deutsche Ärztetag fordert, die Arbeits-<br />

bedingungen insbesondere für junge Assistenz-<br />

und Fachärzte grundlegend zu verbessern,<br />

um dem Ärztemangel und dadurch<br />

drohendem Qualitätsverlust an deutschen<br />

Kliniken entgegen zu wirken. Das betrifft die<br />

Forderung nach einer dauerhaft gesicherten<br />

und angemessenen Honorierung ärztlicher<br />

Leistungen, die Einführung einer vertretbaren<br />

Arbeitszeit, eine weitgehende Entlastung<br />

bei Verwaltungsaufgaben, eine kontinuierli-<br />

che und zuverlässige Weiterbildung sowie<br />

Möglichkeiten für eine Kinderbetreuung.“<br />

Zustimmungslösung vs.<br />

Widerspruchslösung<br />

Unbedingt abzulehnen ist und bleibt aus<br />

Sicht des Deutschen Ärztetages die Kommerzialisierung<br />

der Transplantationsmedizin.<br />

Vor diesem Hintergrund begrüßt die Ärzteschaft<br />

die Initiative des Gesetzgebers, ein<br />

Handelsverbot für nicht industriell hergestellte<br />

Produkte aus menschlichen Zellen und Geweben<br />

festzulegen. Aus Sicht der Ärzteschaft<br />

müssen deshalb andere Wege aus der<br />

Organknappheit gesucht werden, um die<br />

Versorgung der betroffenen Patienten zu<br />

verbessern. Für die Ärzteschaft erscheint es<br />

allerdings fraglich, ob ein Wechsel von der<br />

geltenden erweiterten Zustimmungslösung<br />

zur heiß diskutierten Widerspruchslösung -<br />

im Bezug auf den Organspendeausweis -<br />

wirklich zu einer Förderung der postmortalen<br />

Organspende führen würde. Diskutabel<br />

könnte die behutsame Förderung der Lebendspende<br />

sein. So wäre für die Ärzteschaft<br />

eine Ausweitung des zur Lebendspende<br />

akzeptierten Personenkreises durch die<br />

Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />

Unterstützung so genannter „Überkreuz-<br />

Spenden“ zwischen nicht verwandten Personen<br />

denkbar.<br />

Mit Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes<br />

vor rund zehn Jahren wurde Rechtssicherheit<br />

für die Organtransplantation in<br />

Deutschland geschaffen. Es besteht dennoch<br />

Reformbedarf in bestimmten Bereichen, insbesondere<br />

angesichts des Mangels an Spenderorganen.<br />

Um konkrete Lösungen mit dem<br />

Sie vertraten die Brandenburgischen Ärzte auf dem 110. Deutschen Ärztetag in Münster: MR Dr. Sigmar<br />

Scheerer, Dr. Dietmar Groß, Dipl.-Med. Sigrid Schwark, Elke Köhler, Dr. Manfred Kalz, Dr. Ullrich Fleck,<br />

MR Dr. Dietmar Grätsch (v.l.).<br />

Ziel einer Verbesserung der Patientenversorgung<br />

aufzeigen zu können, muss sich die<br />

Ärzteschaft weiter in den vielfältigen medizinischen,<br />

ethischen und rechtlichen Bereichen<br />

der Organ- und Gewebetransplantation engagieren.<br />

Die Ärzteschaft appelliert in Übereinstimmung<br />

mit dem Bundesrat an den Gesetzgeber,<br />

dieses etablierte und bewährte<br />

Zusammenwirken der Selbstverwaltungspartner<br />

auch in der Transfusionsmedizin zu<br />

bewahren und für die Gewebemedizin gesetzlich<br />

zu verankern.<br />

Chancen für die Kinder nutzen<br />

Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurveys<br />

des Robert Koch-Instituts (KiGGS) belegen<br />

erschreckende Zahlen:<br />

· 21,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />

haben psychische Störungen und Suchterkrankungen<br />

(insbesondere Tabak- und Alkoholabhängigkeit).<br />

· 5 Prozent aller Kinder in Deutschland<br />

wachsen in Familien beziehungsweise Teilfamilien<br />

auf, bei denen aufgrund ihrer<br />

psychosozialen Lebensbedingungen ein hohes<br />

Risiko für gravierende Vernachlässigung<br />

besteht; d.h. zirka 30.000 Kinder eines jeden<br />

Geburtsjahrgangs sind betroffen.<br />

<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />

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