Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...
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Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />
ihnen versagte. Dass sie selbst mit ihrem Auftritt<br />
anscheinend ganz zufrieden war, zeigten<br />
die sich an die Eröffnungsveranstaltung<br />
anschließenden Fernsehinterviews, denen<br />
sie sich bereitwillig stellte.<br />
Prof. Hoppe: Vertrauen bedingt<br />
Vertraulichkeit!<br />
Mit stehenden Ovationen dagegen wurde<br />
die Rede von Bundesärztekammer-Präsident<br />
Prof. Jörg-Dietrich Hoppe von den Delegierten<br />
gewürdigt. Ganz zentral nahm er die<br />
Gesundheitsreform zum Anlass, um einige<br />
Punkte in der Auseinandersetzung der Ärzteschaft<br />
mit der Gesundheitsministerin klar<br />
zu stellen. „Die jüngste Gesundheitsreform<br />
hat unsere Erwartungen nicht erfüllt - wohl<br />
aber unsere ärgsten Befürchtungen übertroffen“,<br />
begann Prof. Hoppe unter viel Beifall<br />
der Delegierten seine Darstellungen. Er ging<br />
dezidiert auf die letztjährigen Protestaktionen<br />
der Ärzteschaft ein, die „aus dem Gefühl<br />
der völligen Fremdbestimmung ärztlichen<br />
Handelns“ resultierten. Die Rufe seien<br />
nicht ungehört geblieben – auch in der Politik<br />
nicht. „Aber es gab wohl Sachzwänge in<br />
der Großen Koalition, die zu wenig Spielraum<br />
für praktische Vernunft ließen.“ Wichtig<br />
war dem BÄK-Präsidenten auch, das<br />
Arzt-Patienten-Verhältnis noch einmal zu<br />
verdeutlichen - eine Beziehung, die mit dem<br />
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, wie<br />
auch dem Gesetzentwurf zur Neuregelung<br />
der Telekommunikationsüberwachung, auf<br />
eine harte Probe gestellt wird. „Die Individualität<br />
der Patient-Arzt-Beziehung aber entzieht<br />
sich sui generis staatlicher Kontrolle<br />
und wirtschaftlicher Planung. Dabei muss es<br />
bleiben und daran darf auch der neuerliche<br />
Versuch eines Lauschangriffs nichts ändern.<br />
Vertrauen bedingt Vertraulichkeit. Jeder Patient<br />
muss seinem Arzt rückhaltlos offenbaren<br />
können, was seine Beschwerden sind“,<br />
betonte Prof. Hoppe.<br />
Souverän: BÄK-Präsident Hoppe während der Eröffnungsveranstaltung –<br />
und auch danach im Fernsehinterview<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />
Dr. Theodor Windhorst, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und BÄK-Präsident Prof. Jörg-Dietrich<br />
Hoppe (v.l.) vor der Eröffnungsveranstaltung im Gespräch<br />
Organtransplantation - ein<br />
wichtiges Thema des Ärztetages<br />
Vertrauen spielt auch bei einem anderen<br />
Thema eine große Rolle: der Organspende.<br />
Zehn Jahre ist es her, seit das Transplantationsgesetz<br />
verabschiedet wurde – Zeit zur<br />
Bestandsaufnahme. „Zwar haben wir eine<br />
breite Zustimmung zur Organspende in unserer<br />
Gesellschaft, gleichwohl aber haben<br />
wir einen großen Mangel an Spenderorganen.<br />
12.000 Patienten warten auf ein Organ,<br />
hoffen auf ein neues Leben. Doch jeden<br />
Tag versterben drei Menschen auf der Warteliste“,<br />
gab der Präsident zu Bedenken und<br />
stellte klar: „Die Organtransplantation in<br />
Deutschland ist akzeptiert, weil sie auf zwei<br />
klaren Prinzipien gründet: auf dem Altruismus<br />
und auf der Verteilung der Organe<br />
nach den medizinischen Kriterien der Dring-<br />
lichkeit und Erfolgsaussicht. Stellt man diesem<br />
Bereich der Medizin eine gewerblich organisierte<br />
Gewebemedizin gegenüber, ist<br />
auch die Organtransplantation in Gefahr.“<br />
Ärzteschaft blickt kämpferisch<br />
nach vorn<br />
Voran preschend zeigte der Präsident der<br />
Ärzteschaft am Schluss seiner Ausführungen<br />
die deutliche Zielrichtung für die weitere Arbeit<br />
auf: „Wir werden jetzt erst recht die Patienten<br />
über die Probleme im Gesundheitswesen<br />
aufklären. Wir werden die Defizite<br />
benennen und selbst Öffentlichkeit schaffen.<br />
Denn die Patienten sollen nie wieder sagen<br />
müssen, das haben wir nicht gewusst, die Politiker<br />
nie wieder sagen dürfen, wir wussten<br />
nicht wirklich um die Folgen der Reform.“<br />
Zeigte sich redefreudig: Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vor den<br />
Fernsehkameras