Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...
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Editorial<br />
Vom Freiberufler zum<br />
Freiheitskämpfer<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Der letzte Ärztetag in Magdeburg stand<br />
ganz unter den Zeichen der Ärzteproteste<br />
und der Streiks zum erfolgreichen Abschluss<br />
der Tarifverträge mit TdL und<br />
VKA. Diese Atmosphäre war in diesem<br />
Jahr etwas verraucht.<br />
Die Ärzteschaft, vor allem die Klinikärzte,<br />
haben allerdings auch einiges erreicht.<br />
Die beiden großen Tarifabschlüsse mit TdL und VKA sind erreicht.<br />
Jetzt beginnt man mit den kleinen Bereichen. Auch in<br />
Brandenburg tut sich etwas. Die TKB, nach dem erfolgreichen Abschluss<br />
VKA aus der Tarifgemeinschaft ausgeschieden, hat sich jetzt<br />
doch zu Verhandlungen und sogar für die Kliniken zu erfolgreichen<br />
Verhandlungen bereit erklärt. Mit diesen Abschlüssen können wir zufrieden<br />
sein.<br />
Sollen die Ärzteproteste weitergehen? Das war die große Frage auch<br />
hier auf dem Ärztetag und auf den Parallelveranstaltungen der Verbände<br />
und der KBV.<br />
So wie sie 20<strong>06</strong> durchgeführt wurden nicht, aber man könne eine<br />
andere Qualität der Ärzteproteste durchführen. Das war durchgehende<br />
Meinung in Münster. Die Proteste sollen alle Medien einbeziehen<br />
und deutliche Ausrichtungen auf die Patientinnen und Patienten<br />
bekommen. Das kündigte Prof. Hoppe in seiner Eröffnungsrede am<br />
15.05.<strong>2007</strong> in der Münsterlandhalle an: Freiberufler werden zu<br />
Freiheitskämpfern, prophezeite er unter großem Beifall.<br />
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt setzte die Serie von Unwahrheiten<br />
auf diesem Ärztetag fort. Bereits vor ihrer Rede nahm sie Auszeichnungen<br />
von Ärztinnen und Ärzten vor und konnte sich nicht<br />
verkneifen, dass sie (das BMG) diese Initiative zur Aufarbeitung der<br />
Stellung der Ärzteschaft im Nationalsozialismus erst hätte beginnen<br />
müssen, weil die Ärzteschaft sich damit schwer tue. Da eine Auszeichnung<br />
keine Diskussion zulässt, konnten die vielen Aktivitäten,<br />
die bereits vor Jahren – vor allem in Berlin durch Auffinden von Aktenmaterial<br />
in der Berliner Ärztekammer und der KV Berlin – nicht erwähnt<br />
werden. Das wollte sie, die Gesundheitsministerin, auch gar<br />
nicht.<br />
In ihrer traditionellen Rede setzte sie in einer Hetze gegen die Privaten<br />
Krankenversicherungen noch eins drauf. Neben den separaten<br />
Wartezimmern für GKV- und PKV-Patientinnen und Patienten gäbe<br />
es weitere schlimme Dinge über die zu berichten wäre. „Sie hätte als<br />
damalige Kassenpatientin beim Zahnarzt keine Betäubungsspritze<br />
bekommen, während dieses bei Privatpatienten generell geschehe,<br />
weil diese privat versichert wären.“<br />
Da die meisten Delegierten und Gäste der Eröffnungsveranstaltung<br />
diese Plattheiten nicht mehr ertragen konnten, wurde auch der Unmut<br />
durch Scharren und Buh-Rufe immer lauter. Aber das stört unsere<br />
Gesundheitsministerin doch wenig, zumal liiert in so einer prächtigen<br />
Koalition mit der CDU/CSU.<br />
Was bringt uns der 110. DÄT?<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Wir schicken, wie Sie wissen, jedes Jahr sieben Brandenburger Delegierte<br />
zur Tagung des ärztlichen Parlamentes, des Ärztetages, um<br />
uns Empfehlungen und Anregungen zu holen für die weitere Arbeit<br />
der ärztlichen Selbstverwaltung in Brandenburg. Dazu gehören Beschlüsse,<br />
die Landesrecht betreffen, wie die Weiterbildungs- und Berufsordnung,<br />
aber auch Dinge, die die Arbeitsgemeinschaft der Ärztekammern,<br />
die Bundesärztekammer, betreffen.<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />
Zwei Gesetze sind in diesem Jahr in Kraft getreten. Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
am 01.01.<strong>2007</strong> und das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />
am 01.04.<strong>2007</strong>. Von den in Münster weilenden<br />
Politikern der Großen Koalition große Zustimmung, von der<br />
Opposition und der Ärzteschaft in großen Teilen Ablehnung. Aber es<br />
gibt ja auch noch nichts, was man eindeutig hätte kritisieren können.<br />
Die Gesetze sind so aufgebaut, dass ihre Wirkung erst in Jahren zu<br />
spüren ist. Der Begriff „Staatsmedizin“ schreckt da auch zu sehr,<br />
wenn man nicht in der DDR gelebt hat. Aus meinem Erleben heraus<br />
kann man auch die Patientinnen und Patienten nicht gegen diese<br />
Staatsmedizin aufbringen, weil sie viel Positives in Erinnerung haben.<br />
Wir werden die neuen Formen des Protestes schnell und umfangreich<br />
ausarbeiten und durchführen müssen, um keine große Zeitspanne<br />
verstreichen zu lassen. Denn schlechte Dinge geraten sehr schnell in<br />
Vergessenheit bis dann der große Knall kommt. Dann ist es zu spät.<br />
Organspende und Kindergesundheit<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!<br />
Zwei Tagesordnungspunkte beschäftigten sich zum einen mit der Organtransplantation<br />
und zum anderen mit der Kindergesundheit.<br />
Bei der Diskussion zum Gewebegesetz hat die Ärzteschaft bisher viel<br />
erreicht. Wir haben uns bemüht, darauf hinzuweisen, dass die Organspende<br />
der Gewebespende vorangehen muss. Ein weiteres wichtiges<br />
Ergebnis muss sein, dass die Gewebespende nicht zum Gewebekommerz<br />
verkommt und aus dem Arzneimittelgesetz herauskommt<br />
und unter das Transplantationsgesetz fällt. Nebenbei ist immer wieder<br />
auf die Wichtigkeit des Organspendeausweises hingewiesen<br />
worden. Über die Zustimmungs- oder Widerspruchslösung bei der<br />
Organspende gibt es allerdings noch keinen deutlichen Konsens.<br />
Turnusmäßige Wahlen des<br />
Bundesärztekammervorstandes <strong>2007</strong> bis 2011<br />
An sich sollte vor den Wahlen die Abarbeitung des TOP „Weiterbildungsordnung“<br />
erfolgen. Da die Stimmung aber immer gereizter<br />
wurde und keiner die wichtige Problematik der Einführung des fünfjährigen<br />
Weiterbildungsganges „Innere Medizin“ unter Druck diskutieren<br />
wollte, wurde erst gewählt, um die Gemüter zu beruhigen.<br />
Nachdem der alte Vorstand entlastet wurde, ging es los. Für die Präsidentschaft<br />
kandidierte Prof. Hoppe – ohne Gegenkandidaten – und<br />
erhielt 202 von 241 Stimmen. Das gibt ihm eine feste Grundlage für<br />
seine Arbeit in den nächsten vier Jahren.<br />
Die Wahl zum 1. Vizepräsidenten war schon schwieriger, weil mit<br />
vier Kandidaten (alle vier Marburger-Bund-Mitglieder) doch umworbener.<br />
Frau Stüwe aus Hessen gab dann schon nach dem ersten<br />
Wahlgang auf und in die Stichwahlen kamen nur noch Herr Montgomery<br />
aus Hamburg und Herr Jonitz aus Berlin. Der Mb-Bundeschef<br />
Montgomery holte sich dann in der Stichwahl die meisten Stimmen<br />
vor Jonitz. Herr Crusius, der acht Jahre Vizepräsident der<br />
Bundesärztekammer war, konnte leider nicht überzeugen.<br />
Für den 2. Vizepräsidenten kandidierten Frau Goesmann aus<br />
Niedersachsen und Frau Köhler aus Brandenburg. Frau Goesmann<br />
konnte hier die höchste Stimmenzahl behaupten und wurde für die<br />
nächsten vier Jahre Vizepräsidentin. Für die zwei begehrten Plätze<br />
weiterer Ärztinnen und Ärzte kandidierten mehrere. In den Stichwahlen<br />
konnten sich Herr Henke (Marburger Bund) und Herr Kaplan<br />
(BDA) behaupten.<br />
Eine weitere Säule in der Inneren Medizin<br />
Viele von Ihnen wissen, dass die Muster-Weiterbildungsordnung der<br />
BÄK auf dem Gebiet der Inneren Medizin von 5 Ärztekammern nicht<br />
1 zu 1 umgesetzt wurde. Diese hatten den Internisten alter Prägung<br />
in ihrer Weiterbildungsordnung belassen. Das brachte die Systematik<br />
der Notifizierung der Facharztgruppen in Europa durcheinander,