Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...
Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...
Brandenburgisches Ärzteblatt 06/2007 - Landesärztekammer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der 110. Deutsche Ärztetag ist zu Ende - Grund<br />
genug für das Brandenburgische <strong>Ärzteblatt</strong>,<br />
die sieben Delegierten aus Brandenburg nach<br />
ihren ersten Eindrücken der vier arbeitsreichen<br />
Tage in Münster zu befragen.<br />
Dr. Ullrich Fleck, Facharzt<br />
für Chirurgie und<br />
Viszeralchirurgie im<br />
DRK-Krankenhaus<br />
Luckenwalde, zum 1.<br />
Mal Delegierter:<br />
Eine wirklich interessante<br />
Veranstaltung,<br />
bei der mir aufgefallen<br />
ist, dass das demokratische<br />
Verhalten<br />
von Ärzten manchmal doch schwierig einzuschätzen<br />
ist. Da ich zum ersten Mal auf dem<br />
Ärztetag dabei war, waren meine Erwartungen<br />
nicht so hoch geschraubt. Generell hätte ich mir<br />
etwas mehr Konstruktivität gewünscht. Als Chirurg<br />
ist man es gewohnt, schnelle und präzise<br />
Entscheidungen zu treffen, die auch manchmal<br />
von entscheidender Bedeutung zwischen Leben<br />
und Tod sind. Hier hatte ich teilweise den Eindruck,<br />
dass als Ergebnis nicht das Ziel im Mittelpunkt<br />
stand, sondern die Darstellung der eigenen<br />
Persönlichkeit.<br />
Mich hatten speziell zwei Themen besonders<br />
interessiert: die ethischen Aspekte der Transplantationsmedizin<br />
und die Entscheidung, wie<br />
die Allgemeinärzte mit dem neu zu gründenden<br />
Facharzt für Innere Medizin ohne Schwerpunkt<br />
umgehen. Dass hier ein Votum gegeben wurde,<br />
diesen wieder einzuführen, unabhängig der<br />
Notwendigkeit, aufgrund der Angleichung an<br />
das EU-Recht, bestärkt mich in der Auffassung,<br />
dass auch in unserer Fachgruppe der Chirurgie<br />
der Allgemeinchirurg oder die Säule Allgemeine<br />
Chirurgie weiterhin stärkere Beachtung finden<br />
muss, als dass allgemein in unseren Gremien<br />
wahrgenommen wird.<br />
Man kann nur etwas bewegen in diesem Gremium<br />
des Deutschen Ärztetages und entscheidend<br />
eingreifen, wenn man häufiger daran teilnimmt.<br />
Nur bei einer Teilnahme lassen sich die<br />
Regularien in ihrer Gesamtheit nicht erschließen.<br />
Ich würde es deswegen begrüßen, wenn es<br />
in der Zukunft eine gewisse Kontinuität bei den<br />
Delegierten gibt.<br />
Dipl.-Med. Sigrid<br />
Schwark, Fachärztin<br />
für Allgemeinmedizin,<br />
Hausärztin in einer<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
in Bernau, zum 2. Mal<br />
Delegierte:<br />
Es hat sich gezeigt,<br />
dass der Deutsche<br />
Ärztetag als Plattform<br />
dient, die gesundheitspolitischen<br />
Interessen der Ärzte darzustellen -<br />
ganz aktuell gegenüber der Gesundheitsreform<br />
Ausdruck zu verleihen, wie wir dazu stehen. Für<br />
mich haben sich meine Erwartungen im Vorfeld<br />
darin bestätigt, dass die Ärzte nach wie vor hinter<br />
allen Protestaktionen stehen, die im vergangenen<br />
Jahr stattgefunden haben. Die Politik ignoriert<br />
diese allerdings nach wie vor. Wir haben<br />
uns mit Themen wie der Kindergesundheit oder<br />
der Einführung der Gesundheitskarte beschäftigt<br />
- alles Punkte, die wichtig sind für die weitere<br />
optimale Versorgung der Patienten unter den berufspolitischen<br />
Zwängen und unter dem Druck<br />
der zunehmenden Ökonomisierung im Gesundheitswesen.<br />
Ich hätte mir gewünscht, dass wir bei der Diskussion<br />
um die Wiedereinführung des Facharztes<br />
für Innere Medizin bei den Rostocker Beschlüssen<br />
geblieben wären und nicht wieder<br />
alles auf den Kopf gestellt hätten. Das ist ein<br />
kleiner Wermutstropfen für mich. Im Großen<br />
und Ganzen bin ich jedoch froh, dass ich beim<br />
Ärztetag dabei war. Denn es war herrlich, die<br />
Stimmung zu erleben und die kollegialen Gespräche<br />
innerhalb unserer tollen Delegation aus<br />
Brandenburg, aber auch mit den Kollegen aus<br />
den benachbarten Ländern und dem Berufsverband,<br />
zu führen. Ich möchte den Organisatoren<br />
der Veranstaltung danken, der Kammer Westfalen-Lippe<br />
und ihrem Präsidenten für den wirklich<br />
gelungenen Ärztetag.<br />
Dr. Manfred Kalz,<br />
Facharzt für Kinderund<br />
Jugendmedizin in<br />
Neuruppin; Vorstandsmitglied<br />
der<br />
LÄKB, zum 11. Mal<br />
Delegierter:<br />
Für mich war das<br />
wichtigste Thema die<br />
Debatte um die Kindergesundheit.<br />
Hier<br />
wurden doch recht umfassend alle Facetten diskutiert,<br />
wobei auch darauf hingewiesen wurde,<br />
dass durch immer knapper werdende Mittel das<br />
Ziel, Kinderschutz und Kindergesundheit zu verbessern,<br />
auffällig nicht zu erreichen ist. Aus den<br />
vorhandenen Möglichkeiten lässt sich auch<br />
durch Optimierung nicht sehr viel mehr herausholen.<br />
Wenn man hier ernst machen will und<br />
Kindergesundheit in Sonderheit von Gruppen,<br />
wie Kindern, die in Armutsverhältnissen leben<br />
oder chronisch krank sind, verstärkt angehen<br />
möchte, dann wird man nicht umhin kommen,<br />
größere Ressourcen zur Verfügung zu stellen.<br />
Bei unseren intensiv geführten Diskussionen handelt<br />
es sich aber mehr um Appelle an die Politik<br />
und an die Krankenkassen - aber auch an die<br />
gesamte Gesellschaft. Wenn die Dinge, die beschlossen<br />
wurden, realisiert werden können,<br />
wäre das zweifelsohne ein sehr stolzes Ergebnis.<br />
Ein sehr erfreuliches Ergebnis dieses Ärztetages<br />
ist die Wiederwahl von Prof. Hoppe als Präsident<br />
des Ärztetages, besonders, dass sich die<br />
breite Mehrheit aller Ärzte zu ihm bekannt hat<br />
und er damit eine verlässliche Basis hat, auf die<br />
er sich stützen kann.<br />
Kammerinformationen/Gesundheitspolitik<br />
Brandenburger Delegierte ziehen Resümee des Ärztetages<br />
Dr. Dietmar Groß,<br />
Facharzt für Arbeitsmedizin,<br />
Leitender<br />
Arzt beim Arbeitsmedizinischen<br />
Dienst der<br />
Berufsgenossenschaft<br />
der Bauwirtschaft in<br />
Cottbus, zum 1. Mal<br />
Delegierter:<br />
Ich war mit unterschiedlichenVorstellungen<br />
und Wünschen nach Münster gefahren<br />
und bin schließlich doch sehr beeindruckt über<br />
die lebendige Selbstverwaltung, über die Möglichkeiten,<br />
die jeder Delegierte hat, sein Anliegen<br />
vorzubringen. Der Tagesordnungspunkt Tätigkeitsbericht<br />
beinhaltete allein über 100<br />
Anträge. Das kollegiale Zusammensein und<br />
auch außerhalb der Thematik das Kollegengespräch<br />
sind von außerordentlicher Bedeutung.<br />
Meine Erwartungen im Vorfeld sind weit übererfüllt<br />
worden. Es würde mir schwer fallen, bei der<br />
Vielfalt der Themen in einer Reihenfolge zu sagen,<br />
auf welche Weise diese mich als Arzt und<br />
auch in meiner Funktion als präventiv tätiger<br />
Arzt in der Arbeitsmedizin beeindruckt haben.<br />
Die gesundheitpolitischen Themen interessieren<br />
jeden Arzt, egal welcher Fachrichtung. Aber als<br />
es bei der Kindergesundheit in über 40 Wortmeldungen<br />
zum Zusammenhang von Arbeit,<br />
Fehlen von Arbeit, Arbeitslosigkeit, Armut und<br />
Kinderarmut kam, fand ich meine Fachrichtung<br />
wieder, da wir die verschiedensten Berufe, Altersgruppen<br />
und sozialen Schichten betreuen.<br />
Man hätte nicht gedacht, dass Arbeitslosigkeit<br />
so durchgreift, so dass die Kinder weniger gebildet<br />
sind und damit auch weniger Chancen<br />
haben.<br />
Auch als nicht kurativ tätiger Arzt fühle ich mich<br />
verpflichtet, mit meinen Patienten beziehungsweise<br />
Versicherten das Thema der völlig verfehlten<br />
Gesundheitsreform anzusprechen. Leider<br />
gelingt es uns bisher in noch völlig unzureichendem<br />
Maße, den Patienten dieses zu erläutern.<br />
MR Dr. Sigmar Scheerer,<br />
Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
und<br />
psychotherapeutische<br />
Medizin in Heinersdorf,<br />
zum 5. Mal Delegierter:<br />
Enttäuscht, aber nicht<br />
überrascht war ich<br />
von der Rede von Frau<br />
Schmidt. Es kommen<br />
immer wieder die gleichen<br />
Dinge zur Sprache, ohne dass sie auf die<br />
wirklichen Belange im Gesundheitswesen eingeht,<br />
wie zum Beispiel die Schwierigkeiten der<br />
Industrialisierung. Als Allgemeinmediziner und<br />
Psychotherapeut beschäftigt einen die Frage der<br />
Arzt-Patienten-Beziehung als Geschäftsbeziehung.<br />
Aber zu solchen Problematiken hat sie<br />
sich gar nicht geäußert. Im Gegensatz dazu<br />
Prof. Hoppe, der dezidiert zur Sprache gebracht<br />
<strong>Brandenburgisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong> 6/<strong>2007</strong> · 17. Jahrgang<br />
189