Chronischer Durchfall bei der Katze - Laboklin

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28.04.2013 Aufrufe

Chronischer Durchfall bei der Katze In der Praxis werden Katzen relativ häufig wegen einer chronischen Diarrhö vorgestellt. Es handelt sich entweder um eine länger als 3 Wochen anhaltende Verdauungsstörung oder aber um einen chronisch rezidivierend auftretenden Durchfall. Im Gegensatz zum chronischen Durchfall ist eine akute Diarrhö meist selbst limitierend. Die Ursache wird dabei häufig nicht gefunden. Ausgenommen bei einer viralen oder bakteriell bedingten Genese, wenn der Kot spezifisch daraufhin untersucht wird. Beim chronischen Durchfall muss man dagegen weiter in die diagnostische Trickkiste greifen, um möglichst eine Ursache zu eruieren und diese dann abzustellen. Im Folgenden sind die häufigsten Ursachen für eine chronische Erkrankung des Gastrointestinaltraktes aufgelistet: Gastrointestinale Ursachen: − Parasiten: Helminthen, Giardien, Tritrichomonas foetus, Kokzidien, Cryptosporidien − Bakterien: Campylobacter, Yersinien, Salmonellen, Clostridientoxine − Antibiotika responsive Diarrhö (ARD) (Bakterielle Überbesiedelung des Dünndarmes, Verschiebungen der Darmflora) − Viren: Coronavirus, FeLV-assoziierte oder FIV-assoziierte Diarrhö − Inflammatory bowel disease (IBD) − Futtermittelüberempfindlichkeit − Tumore (z.B. alimentäres Lymphom) − Lymphangiektasie − Mechanisch (Gärungsdiarrhö) infolge Kurzdarmsyndrom, Obstruktion oder Intussuszeption des Ileums oder zäkokolisch Extraintestinale Ursachen: Erkrankungen des Pankreas: − Exokrine Pankreasinsuffizienz − Chronisch rezidivierende Pankreatitis − Pankreasneoplasie Metabolisch/endokrin − Hyperthyreose − Leberinsuffizienz oder hochgradige Cholestase − Niereninsuffizienz, Urämie Endstadium Trotz regelmäßig durchgeführter Entwurmung erweist sich die Infektion mit Parasiten, insbesondere der Befall mit Protozoen wie Giardien und Tritrichomonas foetus als die häufigste Ursache für eine chronische Diarrhö. Die Diagnose „inflammatory bowel disease“ (IBD) beschreibt nur einen histopathologischen Befund ohne eine der zahlreichen möglichen Ursachen abzuklären. Klinisch kann sie erst durch Ausschluss möglicher Ursachen für einen chronischen Durchfall gestellt werden. So ist die Diagnose Futtermittelunverträglichkeit als Ursache von der IBD oft nur schwer zu unterscheiden. Immerhin soll sie in einem Drittel die Ursache für eine chronische Enteritis bei der Katze darstellen. Gelingt es, das betroffene Tier auf eine Eliminationsdiät umzustellen, so bessert sich die Symptomatik häufig innerhalb weniger Tage nach der Futterumstellung. Eine Provokation mit dem ursprünglichen Futter als Beweis einer Unverträglichkeit wird dann allerdings vom Besitzer aus verständlichen Gründen meist abgelehnt. Die positive Reaktion auf die Eliminationsdiät dient allerdings der Unterscheidung zur IBD, da dort meist keine Besserung trotz konsequenter Diät auftritt. Das alimentäre Lymphom äußert sich ebenfalls in einer chronischen Diarrhö. Eine extragastrointestinale Ursache gerade bei älteren Tieren stellt die Hyperthyreose dar. Auch eine Erkrankung des exokrinen Pankreas wie die bei der Katze sehr seltene exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) oder die bei der Katze häufiger auftretende chronisch rezidivierende Pankreatitis kann zu einem chronischen Durchfallgeschehen führen. Diagnostisches Vorgehen: Zu einem detaillierten Vorbericht ist eine ausführliche klinische Untersuchung erforderlich. Dadurch kann zunächst abgeklärt werden, ob die klinischen Symptome mit einer systemischen oder metabolischen Erkrankung zusammenhängen. So kann ein Gewichtsverlust auf eine Malabsorption bzw. Maldigestion (Pankreas oder Dünndarm Erkrankung) hinweisen. Es kann sich jedoch auch um die Folge von Anorexie und Erbrechen handeln. Bei älteren Katzen kommt in erster Linie eine Hyperthyreose als Ursache in LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 9/2011 Seite 1 Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971/72020 • Fax: 0971/68546 • www. laboklin.com

<strong>Chronischer</strong> <strong>Durchfall</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />

In <strong>der</strong> Praxis werden <strong>Katze</strong>n relativ häufig wegen<br />

einer chronischen Diarrhö vorgestellt. Es handelt<br />

sich entwe<strong>der</strong> um eine länger als 3 Wochen<br />

anhaltende Verdauungsstörung o<strong>der</strong> aber um<br />

einen chronisch rezidivierend auftretenden<br />

<strong>Durchfall</strong>. Im Gegensatz zum chronischen<br />

<strong>Durchfall</strong> ist eine akute Diarrhö meist selbst limitierend.<br />

Die Ursache wird da<strong>bei</strong> häufig nicht<br />

gefunden. Ausgenommen <strong>bei</strong> einer viralen o<strong>der</strong><br />

bakteriell bedingten Genese, wenn <strong>der</strong> Kot spezifisch<br />

daraufhin untersucht wird.<br />

Beim chronischen <strong>Durchfall</strong> muss man dagegen<br />

weiter in die diagnostische Trickkiste greifen, um<br />

möglichst eine Ursache zu eruieren und diese<br />

dann abzustellen.<br />

Im Folgenden sind die häufigsten Ursachen für<br />

eine chronische Erkrankung des Gastrointestinaltraktes<br />

aufgelistet:<br />

Gastrointestinale Ursachen:<br />

− Parasiten: Helminthen, Giardien,<br />

Tritrichomonas foetus, Kokzidien,<br />

Cryptosporidien<br />

− Bakterien: Campylobacter, Yersinien,<br />

Salmonellen, Clostridientoxine<br />

− Antibiotika responsive Diarrhö (ARD)<br />

(Bakterielle Überbesiedelung des<br />

Dünndarmes, Verschiebungen <strong>der</strong><br />

Darmflora)<br />

− Viren: Coronavirus, FeLV-assoziierte o<strong>der</strong><br />

FIV-assoziierte Diarrhö<br />

− Inflammatory bowel disease (IBD)<br />

− Futtermittelüberempfindlichkeit<br />

− Tumore (z.B. alimentäres Lymphom)<br />

− Lymphangiektasie<br />

− Mechanisch (Gärungsdiarrhö) infolge<br />

Kurzdarmsyndrom, Obstruktion o<strong>der</strong><br />

Intussuszeption des Ileums o<strong>der</strong><br />

zäkokolisch<br />

Extraintestinale Ursachen:<br />

Erkrankungen des Pankreas:<br />

− Exokrine Pankreasinsuffizienz<br />

− Chronisch rezidivierende Pankreatitis<br />

− Pankreasneoplasie<br />

Metabolisch/endokrin<br />

− Hyperthyreose<br />

− Leberinsuffizienz o<strong>der</strong> hochgradige<br />

Cholestase<br />

− Niereninsuffizienz, Urämie Endstadium<br />

Trotz regelmäßig durchgeführter Entwurmung<br />

erweist sich die Infektion mit Parasiten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Befall mit Protozoen wie Giardien<br />

und Tritrichomonas foetus als die häufigste<br />

Ursache für eine chronische Diarrhö. Die<br />

Diagnose „inflammatory bowel disease“ (IBD)<br />

beschreibt nur einen histopathologischen Befund<br />

ohne eine <strong>der</strong> zahlreichen möglichen Ursachen<br />

abzuklären. Klinisch kann sie erst durch Ausschluss<br />

möglicher Ursachen für einen chronischen<br />

<strong>Durchfall</strong> gestellt werden.<br />

So ist die Diagnose Futtermittelunverträglichkeit<br />

als Ursache von <strong>der</strong> IBD oft nur schwer zu unterscheiden.<br />

Immerhin soll sie in einem Drittel die<br />

Ursache für eine chronische Enteritis <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Katze</strong> darstellen. Gelingt es, das betroffene Tier<br />

auf eine Eliminationsdiät umzustellen, so bessert<br />

sich die Symptomatik häufig innerhalb weniger<br />

Tage nach <strong>der</strong> Futterumstellung. Eine<br />

Provokation mit dem ursprünglichen Futter als<br />

Beweis einer Unverträglichkeit wird dann allerdings<br />

vom Besitzer aus verständlichen Gründen<br />

meist abgelehnt.<br />

Die positive Reaktion auf die Eliminationsdiät<br />

dient allerdings <strong>der</strong> Unterscheidung zur IBD, da<br />

dort meist keine Besserung trotz konsequenter<br />

Diät auftritt.<br />

Das alimentäre Lymphom äußert sich ebenfalls<br />

in einer chronischen Diarrhö.<br />

Eine extragastrointestinale Ursache gerade <strong>bei</strong><br />

älteren Tieren stellt die Hyperthyreose dar.<br />

Auch eine Erkrankung des exokrinen Pankreas<br />

wie die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> sehr seltene exokrine<br />

Pankreasinsuffizienz (EPI) o<strong>der</strong> die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />

häufiger auftretende chronisch rezidivierende<br />

Pankreatitis kann zu einem chronischen<br />

<strong>Durchfall</strong>geschehen führen.<br />

Diagnostisches Vorgehen:<br />

Zu einem detaillierten Vorbericht ist eine ausführliche<br />

klinische Untersuchung erfor<strong>der</strong>lich. Dadurch<br />

kann zunächst abgeklärt werden, ob die<br />

klinischen Symptome mit einer systemischen o<strong>der</strong><br />

metabolischen Erkrankung zusammenhängen.<br />

So kann ein Gewichtsverlust auf eine Malabsorption<br />

bzw. Maldigestion (Pankreas o<strong>der</strong><br />

Dünndarm Erkrankung) hinweisen. Es kann sich<br />

jedoch auch um die Folge von Anorexie und<br />

Erbrechen handeln. Bei älteren <strong>Katze</strong>n kommt in<br />

erster Linie eine Hyperthyreose als Ursache in<br />

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Betracht. Natürlich kann <strong>der</strong> Gewichtsverlust<br />

gerade <strong>bei</strong> älteren Tieren auch die Folge eines<br />

malignen Tumors sein.<br />

Basisdiagnostik:<br />

Kotuntersuchung:<br />

Die parasitologische Untersuchung des Kots, am<br />

besten von 3 aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen als<br />

kombiniertes Sedimentations-/ Flotationsverfahren<br />

erhöht die Sensitivität. Hiermit können<br />

Wurmeier aber auch Protozoenoozysten wie<br />

Giardien o<strong>der</strong> Kokzidien einschließlich<br />

Toxoplasma gondii erfasst werden.<br />

Man darf aber nicht vergessen, dass manche<br />

Parasiten nicht o<strong>der</strong> nur zufällig gefunden werden,<br />

hierzu zählen z.B. die Bandwürmer.<br />

Weitere diagnostische Tests werden am besten<br />

immunologisch durchgeführt, z.B. <strong>der</strong> Antigen<br />

Nachweis von Giardien o<strong>der</strong> Cryptosporidien<br />

mittels ELISA. Die Sensitivität des ELISA ist <strong>bei</strong><br />

den Giardien wesentlich höher als die<br />

Mikroskopie nach Anreicherung.<br />

Abb.1: Nachweisrate serologisch vs. Mikroskop<br />

Zum Nachweis von Tritrichomonas foetus eignet<br />

sich am besten eine PCR, da die Mikroskopie<br />

und die Kultur nur aus ganz frisch abgesetzten<br />

Kot möglich ist.<br />

Als Symptom tritt ein Dickdarmdurchfall ohne<br />

Gewichtsverlust auf, häufig ist eine Kotinkontinenz<br />

zu beobachten.<br />

Die Häufigkeit in unserem Untersuchungsmaterial<br />

von Tritrichomonas foetus liegt <strong>bei</strong> ca.<br />

10%. Es werden auch an<strong>der</strong>e Trichomonaden,<br />

z.B. Pentatrichomonas hominis erfasst, diese<br />

erscheinen unter Tritrichomonas spp, sie gelten<br />

in <strong>der</strong> Regel als apathogen.<br />

10,4 %<br />

Vergleich positiver <strong>Katze</strong>nbefunde<br />

Tritrichomonas foetus Tritrichomonas spp.<br />

11,5 %<br />

9,1 %<br />

10,4 %<br />

9,6 %<br />

12,7 %<br />

2011 (n = 776)<br />

Abb.2 Häufigkeit<br />

2010 (n = 837) 2009 (n = 779/173)<br />

Dieser Parasit scheint beson<strong>der</strong>s junge <strong>Katze</strong>n<br />

aus Mehrfachhaltung zu befallen.<br />

Abb.3: Altersverteilung<br />

Dysbakterien:<br />

Bakteriologische Untersuchungen geben durch<br />

den Nachweis von Proteus spp., Pseudomonaden<br />

o<strong>der</strong> auch einmal Salmonellen<br />

Hinweise auf eine proteolytische Dysbakterie.<br />

Bei einer Gärungsdyspepsie werden mikroskopisch<br />

durch eine Spezialfärbung saccharolytische<br />

Keime erfasst, überwiegend handelt es sich<br />

da<strong>bei</strong> um Clostridium butyricum.<br />

Pathogene Darmbakterien:<br />

Neben einer gezielten Kultur mit Anreicherung<br />

auf Salmonellen, Yersinien o<strong>der</strong> Campylobacter<br />

kann <strong>der</strong> Nachweis von Clostridien Toxinen<br />

(Clostr. perfringens Enterotoxin bzw. Clostridium<br />

difficile Toxin) mittels eines ELISAs eine bakterielle<br />

Ätiologie eines chronischen <strong>Durchfall</strong>s<br />

erfassen bzw. ausschließen.<br />

Enteropathogene E.coli (EPEC) Stämme können<br />

mit <strong>der</strong> herkömmlichen kulturellen Untersuchung<br />

lei<strong>der</strong> nicht von den harmlosen E. coli unterschieden<br />

werden.<br />

Blutuntersuchung:<br />

Zu den labordiagnostischen Basistests gehören<br />

ein großes Blutbild und ein biochemisches Profil<br />

einschließlich des FeLV Status <strong>bei</strong> jungen und<br />

des FIV Status <strong>bei</strong> mittelalten <strong>Katze</strong>n.<br />

Bei älteren <strong>Katze</strong>n sollte die Schilddrüsenfunktion<br />

über die Bestimmung von Gesamt-T4<br />

abgeklärt werden.<br />

Ziel ist <strong>der</strong> Ausschluss metabolischer Erkrankungen<br />

und die Abklärung potenzieller<br />

Folgen <strong>der</strong> primären intestinalen Erkrankung,<br />

wie zum Beispiel eine Hypalbuminämie, eine<br />

Hypocholesterinämie o<strong>der</strong> Elektrolytstörungen.<br />

Erniedrigtes Gesamteiweiß bedingt durch eine<br />

Hypoalbuminämie zusammen mit einer Hypogammaglobulie<br />

weist auf einen Proteinverlust<br />

über den Darm hin.<br />

Mo<strong>der</strong>ate Erhöhungen <strong>der</strong> ALT- und AP-<br />

Konzentrationen werden häufig <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n mit<br />

Hyperthyreose o<strong>der</strong> chronisch entzündlichen<br />

Darmerkrankungen festgestellt.<br />

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Ergeben diese einleitenden Tests keine spezifischen<br />

Hinweise auf eine Grun<strong>der</strong>krankung, sollten<br />

weiterführende spezifische Parameter abgeklärt<br />

werden.<br />

Weiterführende Untersuchungen:<br />

Blut:<br />

Als nächster Schritt erfolgt die Untersuchung auf<br />

mögliche Pankreas Erkrankungen, einschließlich<br />

<strong>der</strong> exokrinen Pankreas Insuffizienz. Sie entwikkelt<br />

sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> in <strong>der</strong> Regel als Folge<br />

einer chronischen Pankreatitis.<br />

fTLI:<br />

Als spezifischer Parameter steht im Serum das<br />

fTLI (feline Trypsin Like Immunoreactivity) zur<br />

Verfügung. Häufig kommt es im Verlaufe einer<br />

chronischen Pankreatitis durch den Verlust an<br />

Pankreasgewebe zu einer endokrinen Pankreas<br />

Insuffizienz. Deshalb sollte <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n, die an<br />

einem Diabetes mellitus leiden, im Umkehrschluss<br />

auch eine exokrine Pankreas<br />

Insuffizienz ausgeschlossen werden.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Folsäure und Vitamin B12<br />

(Cobalamin) Konzentration im Serum liefern weitere<br />

wertvolle Hinweise. Während Werte im physiologischen<br />

Bereich das Vorliegen von intestinalen<br />

Erkrankungen nicht ausschließen, können<br />

Abweichungen eine mögliche Ursache <strong>der</strong><br />

Darmerkrankungen näher eingrenzen und auch<br />

den Grad näher bestimmen.<br />

Folsäure:<br />

Da die Resorption im proximalen Dünndarm<br />

erfolgt, können erniedrigte Folsäurewerte auf<br />

eine Schleimhautschädigung in diesem Bereich<br />

hinweisen. Für diese Schädigung kommen verschiedene<br />

Ursachen in Betracht, die mit einer<br />

morphologisch sichtbaren Anomalie auftreten.<br />

Die IBD (inflammatory bowel disease) kann <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Katze</strong> zu einem erniedrigten Folsäure<br />

Spiegel im Serum führen, aber auch im Verlauf<br />

einer exokrinen Pankreas Insuffizienz kann es zu<br />

erniedrigten Werten kommen.<br />

Cobalamin (Vitamin B12):<br />

Im Gegensatz zur Folsäure wird Cobalamin im<br />

distalen Dünndarm durch einen komplexen<br />

Mechanismus absorbiert. Zunächst ist das<br />

Cobalamin aus <strong>der</strong> Nahrung im Magen an das im<br />

Speichel enthaltene R-Protein gebunden.<br />

Spezifische pankreatische Proteasen spalten<br />

das R-Protein ab. Nur über eine Bindung an den<br />

Intrinsic faktor (IF) kann dann Cobalamin über<br />

spezifische Rezeptoren an den Enterozyten<br />

absorbiert werden. Bei <strong>der</strong> <strong>Katze</strong> wird dieser<br />

Intrinsic Faktor ausschließlich vom Pankreas<br />

gebildet.<br />

Bei einer exokrinen Pankreas Insuffizienz fehlen<br />

nicht nur die Proteasen, die den R-Faktor<br />

abspalten, es kommt auch zu einer Verarmung<br />

an Vitamin B12 im Serum, weil die Resorption<br />

aufgrund des fehlenden Intrinsic Faktors nicht<br />

mehr möglich ist.<br />

Werden im Blut erniedrigte Cobalamin Werte gemessen,<br />

muss in jedem Fall auch eine exokrine<br />

Pankreas Insuffizienz (EPI) als mögliche<br />

Ursache abgeklärt werden. Nach Ausschluss<br />

einer EPI sprechen erniedrigte Cobalaminwerte<br />

für eine bakterielle Überwucherung des<br />

Dünndarmes. Erniedrigte Cobalaminwerte werden<br />

aber auch <strong>bei</strong> vielen <strong>Katze</strong>n ohne offensichtliche<br />

gastrointestinale Symptome gemessen.<br />

Diese weisen dann erst auf ein Problem im<br />

Dünndarmbereich hin.<br />

Cobalamin ist im Körper für den Erhalt zahlreicher<br />

Zellfunktionen essentiell. So kann ein<br />

Mangel zu einer Panzytopenie führen, im peripheren<br />

Blut wird als erstes eine Anämie offensichtlich.<br />

Da <strong>der</strong> Mangel an Cobalamin aus einer Störung<br />

<strong>der</strong> Dünndarm Funktion herrührt, muss die Supplementierung<br />

auf jeden Fall parenteral erfolgen.<br />

Die Substitution muss <strong>bei</strong> <strong>Katze</strong>n mit einer nachgewiesenen<br />

exokrinen Pankreas Insuffizienz<br />

nach den oben beschriebenen physiologischen<br />

Vorgängen lebenslang parenteral erfolgen.<br />

Gleichzeitig erniedrigte Cobalamin und Folsäure<br />

Spiegel findet man <strong>bei</strong> intestinalen Erkrankungen,<br />

die den gesamten Dünndarm diffus<br />

betreffen. Als mögliche Ursache kommt <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Katze</strong> eine IBD o<strong>der</strong> ein intestinales Lymphom in<br />

Betracht.<br />

Bei Tieren mit einer chronischen Diarrhö steht<br />

die Pankreatitis mit ihrer klassischen<br />

Symptomatik nicht an erster Stelle <strong>der</strong><br />

Differenzialdiagnosen. Bei Patienten mit chronischem<br />

Erbrechen als Hauptsymptom sollte sie in<br />

Betracht gezogen werden.<br />

fPLI:<br />

Eine Pankreatitis kann durch die Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Pankreas spezifischen Lipase (fPLI)<br />

Konzentration im Serum abgeklärt werden. Zur<br />

Erfassung einer exokrinen Pankreas Insuffizienz<br />

(EPI) ist allerdings die Bestimmung <strong>der</strong> fPLI nicht<br />

geeignet, da es starke Überlappungen zwischen<br />

kranken und gesunden Tieren gibt.<br />

Kot:<br />

Maldigestion/Malabsorption:<br />

Im Gegensatz zum Hund, steht uns <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Katze</strong><br />

die Bestimmung <strong>der</strong> Pankreas Elastase E1 im<br />

Kot nicht zur Verfügung.<br />

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Nahrungsausnutzung(semiquantitativ):<br />

Die mikroskopische Untersuchung auf Fett,<br />

Seifen, unverdaute Muskelfasern, Bindegewebe<br />

und Stärke ist sehr unspezifisch, sie kann nur die<br />

Diagnose Malabsorption bestätigen.<br />

Gesamtfettsäuren:<br />

Abgeleitet aus <strong>der</strong> Humanmedizin kann man<br />

quantitativ die Gesamtfettsäuren aus dem Kot<br />

bestimmen. Während <strong>bei</strong>m Menschen dieser<br />

Wert auf die 24 Stunden Ausscheidung bezogen<br />

wird, haben wir für die <strong>Katze</strong> die Ausscheidung<br />

auf 100 g Faeces quantifiziert. Werden Gesamtfettsäuren<br />

erhöht ausgeschieden, kann das entwe<strong>der</strong><br />

an einer Maldigestion (exokrine Pankreas<br />

Insuffizienz) o<strong>der</strong> an einer Malabsorption infolge<br />

einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarmes<br />

liegen.<br />

Gesamtgallensäuren:<br />

Die bakteriologische Kotuntersuchung erfasst<br />

nur das Spektrum an Dickdarmkeimen.<br />

Durch die Bestimmung <strong>der</strong> Gesamtgallensäuren<br />

im Kot kann eine bakterielle Überwucherung des<br />

Dünndarmes abgeklärt werden. Die Gallensäuren<br />

werden mit dem Gallensaft ins<br />

Duodenum sezerniert und im Ileum als Chylomikronen,<br />

welche die Fettsäuren enthalten,<br />

resorbiert. Infolge einer bakteriellen Überwucherung<br />

des Dünndarmes, <strong>der</strong> normalerweise sehr<br />

keimarm ist, kommt es zu einer Dekonjugation<br />

<strong>der</strong> Gallensäuren. Die Chylomikronen können<br />

nicht gebildet werden, eine Malabsorption mit<br />

Fettstuhl ist die Folge. Die Klinik äußert sich häufig<br />

in breiiger bis wässriger Diarrhö, die aufgrund<br />

<strong>der</strong> hygroskopischen Wirkung <strong>der</strong> Gallensäuren<br />

auch explosionsartig abgesetzt werden kann.<br />

Protein Verlust über den Darm:<br />

Erniedrigte Eiweißspiegel im Serum, bedingt<br />

durch eine Hypalbuminämie zusammen mit einer<br />

Hypogammaglobulinämie weisen auf ein enterales<br />

Eiweißverlust Syndrom hin.<br />

Ein Proteinverlust über den Darm wird <strong>bei</strong> verschiedenen<br />

intestinalen Erkrankungen beobachtet,<br />

insbeson<strong>der</strong>e tritt er jedoch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> IBD, <strong>bei</strong>m<br />

alimentären Lymphom und <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Lymphangiektasie auf. Durch die Verdickung <strong>der</strong><br />

Schleimhaut kommt es dann sekundär zur<br />

Malabsorption mit Verschlimmerung <strong>der</strong><br />

Hypoproteinämie.<br />

Bevor <strong>der</strong> Eiweißverlust zu weiteren Folgeerscheinungen<br />

wie Aszites o<strong>der</strong> Ödembildung<br />

führt, kann die Erfassung des intestinalen<br />

Proteinverlustes die Diagnose von Darmerkrankungen<br />

weiter abklären.<br />

α1-Antitrypsin:<br />

α1-Antytrypsin gehört zu den Serinprotease<br />

Inhibitoren (α1-Proteinase Inhibitor), einem<br />

Serumprotein, das etwa die gleiche Größe wie<br />

Albumin aufweist. Es tritt deshalb <strong>bei</strong> einem<br />

enteralen Proteinverlust in <strong>der</strong> gleichen Menge<br />

wie Albumin in das Darmlumen aus. Es ist im<br />

Gegensatz zum Albumin allerdings stabil gegenüber<br />

proteolytischen Bakterien.<br />

Mögliche weiterführende Untersuchungen:<br />

Ultraschall, Biopsie und Histopathologie:<br />

Durch die abdominale Sonographie festgestellte<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse,<br />

<strong>der</strong> Darmwand und <strong>der</strong> tributären<br />

Lymphknoten, können punktiert und zytologisch<br />

ausgewertet werden.<br />

Zuverlässigere Ergebnisse erhält man <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

histopathologischen Untersuchung von Biopsien,<br />

dazu müssen in <strong>der</strong> Biopsie aber <strong>bei</strong>m Darm alle<br />

Schichten <strong>der</strong> Darmwand enthalten sein. Die<br />

histologische Untersuchung <strong>der</strong> formalin-fixierten<br />

Biopsie Probe kann neben einer Diagnose<br />

evtl. auch eine Aussage zur Prognose treffen.<br />

Gleichzeitig sollten <strong>bei</strong> einer Laparatomie neben<br />

Darmbiopsien auch Leber- und<br />

Pankreasbiopsien entnommen werden, da <strong>bei</strong><br />

<strong>Katze</strong>n häufig ein Zusammenhang zwischen<br />

Cholangitis / Cholangiohepatitis, Pankreatitis<br />

und IBD besteht. Empfohlen wird, alle drei<br />

Abschnitte des Dünndarmes zu bioptieren,<br />

genauso Colon und Rectum.<br />

Die Ergebniserwartung an Biopsien darf nicht zu<br />

hoch gestellt werden, da entzündliche o<strong>der</strong> neoplastische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Magen Darmtrakt<br />

mitunter sehr heterogen verteilt sein können.<br />

Zusammenfassung:<br />

Basisdiagnostik:<br />

− Vorbericht, klinische Untersuchung<br />

− klinisch chemische Werte, Blutbild, T4,<br />

FeLV, FIV (systemische/metabolische<br />

Erkrankungen)<br />

− Kotuntersuchung: Parasiten, Bakterien<br />

− Bildgebende Verfahren<br />

Spezifische Diagnostik:<br />

− TLI – Exokrine Pankreas Insuffizienz<br />

− Vitamin B12, Folsäure –<br />

Dünndarmerkrankung<br />

− Gesamtfettsäuren/Gallensäuren – EPI /<br />

Dünndarmerkrankung<br />

− α1-Antitrypsin - Proteinverlustsyndrom<br />

− Sonographie/Laparatomie mit Biopsie für<br />

Zytologie besser Histologie<br />

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