Labordiagnostik beim Meerschweinchen Probenentnahme - Laboklin

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28.04.2013 Aufrufe

Labordiagnostik beim Meerschweinchen Probenentnahme - Indikationen - Grenzen Probenentnahme: Generell muss beachtet werden, dass gerade Meerschweinchen häufig erst spät im Krankheitsverlauf mit stark beeinträchtigtem Allgemeinbefinden in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Oft merkt der Besitzer erst, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn das Haustier längere Zeit nicht frißt - Perioden der Inappetenz werden oftmals unterschätzt. Daraus ergibt sich für den Tierarzt die Problematik einerseits so schnell als möglich therapeutische Maßnahmen zu ergreifen, aber andererseits wenn möglich sofort Proben für die Diagnostik zu entnehmen, die nicht durch etwaige Infusionen / Antibiotika- Gabe etc. verfälscht sind. Um ein plötzliches Kollabieren oder im schlimmsten Fall Versterben des Patienten während der Untersuchung zu verhindern, ist es extrem wichtig eine stressfreie Umgebung zu schaffen und äußerst schnell und zügig Proben zu entnehmen um anschließend die notwendigen Sofortmaßnahmen einleiten zu können. Blutproben: am besten geeignet ist beim Meerschweinchen die Vena saphena lateralis (Zusammenfluss des Ramus caudalis und Ramus lateralis). Diese Vene ist meist gut tastund sichtbar, ausreichend groß und diese Entnahmestelle ist am wenigsten belastend für das Tier. Das Gefäß liegt caudal und sollte circa auf halber Höhe zwischen Schenkelspalt und Tarsalgelenk im Winkel von 30° zur Beinachse von distal nach proximal punktiert werden (siehe Abbildung). Das Meerschweinchen kann dabei auf dem Schoß einer Hilfsperson mit dem Kopf Richtung deren Bauch mit einer Hand locker fixiert werden, während sie mit der anderen Hand die Vene staut. Der Untersucher streckt das Bein nach unten und punktiert die Vene mit einer feinen Nadel (0.9 x 40 mm). Am besten verwendet man ein Lithium-Heparinröhrchen, weil damit sowohl ein Blutbild erstellt als auch die blutchemischen Parameter untersucht werden können (1ml Lithiumheparinblut sind für unser Nagerprofil ausreichend!). Harnproben: zur Erstellung des Harnstatus incl. Sediment gewinnt man den Harn am besten durch Blasenkompression, dabei wird der Blaseninhalt im Vorfeld aufgeschüttelt, das Tier anschließend mit der einen Hand im Bereich des Schultergürtels fixiert und mit der anderen Hand die Blase entleert. Der Patient sollte dabei aufrecht am besten mit dem Rücken zum eigenen Brustkorb gehalten werden. Verlegte untere Harnwege müssen natürlich vorher ausgeschlossen werden. Zur mikrobiologischen Untersuchung ist wie bei den anderen Haussäugetieren Zystozenteseharn mit oder ohne Ultraschallkontrolle zu entnehmen. Kotproben: Endoparasitosen führen bei Meerschweinchen selten zu klinischen Symptomen. Jedoch ergaben unsere im Jahr 2008 durchgeführten koprologischen Untersuchungen von 299 Kotproben mittels Flotation und MIFC (merthiolate-iodine-formaldehyde concentration) 11,4% positive Befunde. LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 13/2009 Seite 1 Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971/72020 • Fax: 0971/68546 • www. laboklin.com

<strong>Labordiagnostik</strong> <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong><br />

<strong>Probenentnahme</strong> - Indikationen - Grenzen<br />

<strong>Probenentnahme</strong>:<br />

Generell muss beachtet werden, dass gerade<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> häufig erst spät im<br />

Krankheitsverlauf mit stark beeinträchtigtem<br />

Allgemeinbefinden in der Tierarztpraxis vorgestellt<br />

werden. Oft merkt der Besitzer erst, dass<br />

etwas nicht in Ordnung ist, wenn das Haustier<br />

längere Zeit nicht frißt - Perioden der Inappetenz<br />

werden oftmals unterschätzt. Daraus ergibt sich<br />

für den Tierarzt die Problematik einerseits so<br />

schnell als möglich therapeutische Maßnahmen<br />

zu ergreifen, aber andererseits wenn möglich<br />

sofort Proben für die Diagnostik zu entnehmen,<br />

die nicht durch etwaige Infusionen / Antibiotika-<br />

Gabe etc. verfälscht sind. Um ein plötzliches<br />

Kollabieren oder im schlimmsten Fall Versterben<br />

des Patienten während der Untersuchung zu verhindern,<br />

ist es extrem wichtig eine stressfreie<br />

Umgebung zu schaffen und äußerst schnell und<br />

zügig Proben zu entnehmen um anschließend<br />

die notwendigen Sofortmaßnahmen einleiten zu<br />

können.<br />

Blutproben: am besten geeignet ist <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong> die Vena saphena lateralis<br />

(Zusammenfluss des Ramus caudalis und<br />

Ramus lateralis). Diese Vene ist meist gut tastund<br />

sichtbar, ausreichend groß und diese<br />

Entnahmestelle ist am wenigsten belastend für<br />

das Tier. Das Gefäß liegt caudal und sollte circa<br />

auf halber Höhe zwischen Schenkelspalt und<br />

Tarsalgelenk im Winkel von 30° zur Beinachse<br />

von distal nach proximal punktiert werden (siehe<br />

Abbildung). Das <strong>Meerschweinchen</strong> kann dabei<br />

auf dem Schoß einer Hilfsperson mit dem Kopf<br />

Richtung deren Bauch mit einer Hand locker<br />

fixiert werden, während sie mit der anderen<br />

Hand die Vene staut. Der Untersucher streckt<br />

das Bein nach unten und punktiert die Vene mit<br />

einer feinen Nadel (0.9 x 40 mm). Am besten verwendet<br />

man ein Lithium-Heparinröhrchen, weil<br />

damit sowohl ein Blutbild erstellt als auch die<br />

blutchemischen Parameter untersucht werden<br />

können (1ml Lithiumheparinblut sind für unser<br />

Nagerprofil ausreichend!).<br />

Harnproben: zur Erstellung des Harnstatus incl.<br />

Sediment gewinnt man den Harn am besten<br />

durch Blasenkompression, dabei wird der<br />

Blaseninhalt im Vorfeld aufgeschüttelt, das Tier<br />

anschließend mit der einen Hand im Bereich des<br />

Schultergürtels fixiert und mit der anderen Hand<br />

die Blase entleert. Der Patient sollte dabei aufrecht<br />

am besten mit dem Rücken zum eigenen<br />

Brustkorb gehalten werden. Verlegte untere<br />

Harnwege müssen natürlich vorher ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Zur mikrobiologischen Untersuchung ist wie bei<br />

den anderen Haussäugetieren Zystozenteseharn<br />

mit oder ohne Ultraschallkontrolle zu entnehmen.<br />

Kotproben: Endoparasitosen führen bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> selten zu klinischen<br />

Symptomen. Jedoch ergaben unsere im Jahr<br />

2008 durchgeführten koprologischen<br />

Untersuchungen von 299 Kotproben mittels<br />

Flotation und MIFC (merthiolate-iodine-formaldehyde<br />

concentration) 11,4% positive Befunde.<br />

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Paraspidodera uncinata 1,7 %<br />

Milbeneier 1,3 %<br />

Protozoen gesamt 9,0 %<br />

Balantidium coli 3,7 %<br />

Giardia sp. 3,3 %<br />

Entamoeba coli 2,0 %<br />

Kokzidien (Eimeria sp.) 1,7 %<br />

Insgesamt positiv 11,4 %<br />

davon Mischinfektionen 2,0 %<br />

Tabelle 1: Parasitennachweis in Faecesproben von<br />

<strong>Meerschweinchen</strong>(n=299)<br />

In 9% der Fälle konnten Einzeller gefunden werden,<br />

Helminthen (ausschließlich Spulwürmer,<br />

Paraspidodera uncinata) waren nur in 1,7%,<br />

Milbeneier in 1,4% der Proben vorhanden.<br />

Milbeneier sind als Darmpassanten bedeutungslos,<br />

sollten aber das Augenmerk des Tierarztes<br />

auf ein eventuell vorhandenes dermatologisches<br />

Problem lenken.<br />

Zu bedenken ist, dass Protozoen (abgesehen<br />

von Eimeria spp.) in der Regel nicht in der<br />

Flotation gefunden werden können. Trichomonas<br />

caviae, Entamoeba caviae und Balantidium coli<br />

gelten zwar als apathogen können jedoch als<br />

opportunistische Erreger bei gestörter Darmflora<br />

eine Rolle spielen und vor allem bei Jungtieren<br />

auch zu Todesfällen führen. Der Nachweis dieser<br />

Erreger gelingt in der MIFC bzw. durch mikroskopische<br />

Untersuchung eines Kotabstrichs im<br />

Nativpräparat und sollte gerade bei Jungtieren<br />

mit intestinaler Symptomatik ergänzend durchgeführt<br />

werden.<br />

Giardia spp. werden ebenfalls selten aber doch<br />

<strong>beim</strong> Meerschwein gefunden und sollten bei<br />

Durchfällen unbekannter Genese abgeklärt werden.<br />

Man findet die Giardienzysten ebenfalls in<br />

der MIFC, bzw. ist der Giardia sp. Antigen –<br />

ELISA eine Alternative.<br />

Cryptosporidium wrairi führt vor allem bei<br />

Jungtieren unter 300g / 16 Wochen zu Diarrhoe,<br />

Gewichtsverlust und Rektumprolaps und wird<br />

über Koproantigen-EIA-Untersuchung und im<br />

MIFC nachgewiesen.<br />

Haut / Haare: Ektoparasiten sind bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> sehr häufig Ursache dermatologischer<br />

Erkrankungen und einige Spezies können<br />

bei starkem Befall im schlimmsten Fall zum<br />

Tod des Tieres führen. Zur Diagnostik sollten<br />

einerseits für die oberflächlich lebenden<br />

Pelzbewohner Tesafilmabklatschpräparate angefertigt,<br />

andererseits für die in der Haut befindlichen<br />

Parasiten, sofern es der Zustand des<br />

Patienten zuläßt, ein tiefes Hautgeschabsel beigelegt<br />

werden. Weiters sollten ausgezupfte<br />

Haare zur Untersuchung gelangen, - hier findet<br />

man einerseits Nissen (sollte beispielsweise ein<br />

Haarlingsbefall vorliegen) bzw. können von Pilz<br />

befallene Haare mikroskopisch bereits erkannt<br />

werden. Dermatomykosen sollten als<br />

Differentialdiagnose nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Vor allem Mikrosporum canis und<br />

Trichophyton mentagrophytes konnten bei unseren<br />

Untersuchungen in zunehmendem Maße<br />

gefunden werden.<br />

Die Differenzierung der Ektoparasiten ist aufgrund<br />

der unterschiedlichen Lebensformen und<br />

des teilweise vorhandenen zoonotischen<br />

Potentials unbedingt erforderlich um eventuelle<br />

Therapieversager (beispielsweise auf Grund von<br />

nicht ausreichend durchgeführter<br />

Umgebungsbehandlung) zu vermeiden.<br />

Abstriche / Proben zur bakteriologischen<br />

Untersuchung: grundsätzlich gelten die allgemeinen<br />

Empfehlungen. Aufmerksam gemacht<br />

werden soll an dieser Stelle nochmals auf die<br />

Tatsache, dass einige Antibiotika-Gruppen <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong> nicht angewendet werden<br />

dürfen und Enrofloxacin ist nicht in jedem Fall<br />

Mittel der Wahl.<br />

Bei Pneumonien sollten optimalerweise<br />

Trachealspülroben zur Einsendung gelangen. Bei<br />

Abszessen unbedingt darauf achten die<br />

Abszesskapsel zu verwenden, hier ist immer<br />

eine zusätzliche Untersuchung auf Anaerobier<br />

notwendig. Auch bei chirurgischen<br />

Interventionen, zum Beispiel am Harntrakt<br />

(Entfernung von Harnsteinen) sollten Proben für<br />

mikrobiologische Untersuchungen direkt vom<br />

betroffenen Gewebe entnommen werden (in diesem<br />

Fall von der Blasenmukosa).<br />

Indikationen für Blutuntersuchungen:<br />

• Bei <strong>Meerschweinchen</strong> mit schlechtem<br />

Allgemeinbefinden sollte immer begleitend<br />

eine Blutprobe entnommen werden<br />

um die wichtigsten blutchemischen Parameter<br />

und ein Blutbild erstellen zu können.<br />

Das Nagerprofil ist hierfür empfehlenswert.<br />

Dieses gibt Auskunft über die<br />

Stoffwechsellage (häufig entwickeln <strong>Meerschweinchen</strong><br />

sekundär zur Grundkrankheit<br />

eine hepatische Lipidose), eventuell<br />

vorhandene Elektrolytverschiebungen,<br />

und das Vorhandensein eines entzündlichen<br />

Geschehens. So wird auch eine<br />

optimal angepasste Therapie ermöglicht,<br />

gerade bei den kleinen Nagetieren ist darauf<br />

zu achten optimal zusammengesetzte<br />

Infusionen hinsichtlich Elektrolyte, Zusatz<br />

von Glukose etc. zu verwenden, wodurch<br />

die Erholungsphase deutlich beschleunigt<br />

werden kann und vor allem eine therapiebedingte<br />

Verschlechterung des Zustands<br />

vermieden wird.<br />

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• Weiters können Blutuntersuchungen zur<br />

Verlaufskontrolle die Compliance des Tierbesitzers<br />

erhöhen. Ein Befund, schwarz<br />

auf weiß, mit deutlich besseren Resultaten<br />

hinterlässt oft mehr Eindruck <strong>beim</strong> Tierbesitzer<br />

als der Patient selbst, dessen Zustand<br />

zwar stabil ist, der aber immer noch<br />

intensiv betreut werden muss.<br />

• Eine weitere Indikation für die Blutuntersuchung<br />

sind PräOP-Screenings. Gerade<br />

ältere <strong>Meerschweinchen</strong> sollten vor operativen<br />

Eingriffen untersucht werden um<br />

die Narkose optimal gestalten zu können<br />

und um das Risiko von Zwischenfällen zu<br />

minimieren.<br />

Besonderheiten der <strong>Meerschweinchen</strong> die<br />

Blutwerte betreffend:<br />

Das wichtigste Leberenzym ist ähnlich dem<br />

Kaninchen die GLDH (vor allem bei akuten<br />

Erkrankungen), ein Anstieg der ALT ist erst bei<br />

starker bzw. chronischer Leberschädigung zu<br />

erwarten. Die Muskelenzyme AST, LDH und CK<br />

sind stark haltungsabhängig und werden in<br />

erster Linie zur Diagnostik eines Muskeltraumas<br />

herangezogen.<br />

Referenzbereich/<br />

Parameter<br />

Katze Kaninchen<br />

<strong>Meerschweinchen</strong><br />

CK 0-130 U/l 0-958 U/l 0-2143 UI<br />

a-Amylase 0-1850 U/l 0-459 U/l 0-3159 U/l<br />

Lipase 0-250 U/l 0-1587 U/L 0-152 U/l<br />

Glucose<br />

Fructosamine<br />

Kalzium<br />

Phosphat<br />

Kalium<br />

3,9-8,3<br />

mmol/l<br />

bis 340<br />

mmol/l<br />

2,3-3,0<br />

mmol/l<br />

0,8-1,9<br />

mmol/l<br />

3,0-4,8<br />

mmol/l<br />

5,8-14,8<br />

mmol/l<br />

bis 527<br />

mmol/I<br />

3,1-3,9<br />

mmol/l<br />

0,81-3,15<br />

mmol/l<br />

3,7-6,3<br />

mmol/l<br />

5-16<br />

mmol/l<br />

bis 271<br />

mmol/l<br />

2,4-3,1<br />

mmol/l<br />

1,03-6,98<br />

mmol/l<br />

4,5-8,8<br />

mmol/l<br />

Tabelle 2: Blutchemische Parameter im Vergleich.<br />

Weitere Referenzwerte sind in unserem<br />

Leistungsverzeichnis Allgemein angeführt.<br />

Repräsentativ für Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel<br />

sind Glukose, alpha-Amylase und<br />

Lipase. Wie alle Herbivore weisen <strong>Meerschweinchen</strong><br />

hohe Glukosekonzentrationen im Blut auf,<br />

Nüchternwerte können nicht ermittelt werden.<br />

Der physiologische Bereich für Fruktosamine ist<br />

jedoch vergleichsweise niedrig. Auffallend weite<br />

Referenzbereiche weisen alpha-Amylase und die<br />

Elektrolyte Kalium und Phosphat auf (siehe<br />

Tabelle 2).<br />

Auf die Interpretation des Blutbildes wurde bereits<br />

im vorangegangen <strong>Laboklin</strong> aktuell „Hämatologie<br />

bei Kaninchen und <strong>Meerschweinchen</strong>“ eingegangen.<br />

Ergänzend soll hier noch aufgeführt werden,<br />

dass Lymphome bei <strong>Meerschweinchen</strong> sehr häufig<br />

leukämische Formen annehmen und im<br />

Gegensatz zu den anderen Haussäugetieren gut<br />

über eine Blutuntersuchung diagnostiziert werden<br />

können.<br />

Häufige Indikationen für Kot-, Harnund<br />

sonstige Untersuchungen:<br />

• Wesentlicher Einflussfaktor für Dermatosen<br />

insbesondere Ektoparasitenbefall <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong><br />

ist eine insbesondere im Spätwinter<br />

auftretende Hypovitaminose C. Zwar<br />

sind die meisten kommerziell erhältlichen<br />

Futtermittel mit Vitamin C angereichert, jedoch<br />

ist dieses sehr instabil, auch dem Wasser<br />

zugesetzt bleibt es nur kurz erhalten. Bei<br />

Hautproblemen zu dieser Jahreszeit sollten<br />

Ektoparasiten immer in Betracht gezogen und<br />

der Besitzer dazu angeleitet werden, dem Tier<br />

frisches Obst und Gemüse (Paprika, Kiwi,<br />

Broccoli,...) zuzufüttern. Die wichtigsten<br />

Ektoparasiten sind Trixacarus caviae (Räudemilbe),<br />

Chirodiscoides caviae (Pelzmilbenbefall<br />

kann symptomlos verlaufen, aber auch<br />

zu hochgradiger Beeinträchtigung führen) und<br />

vor allem bei Langhaarmeerschweinchen<br />

Gliricola porcelli (Haarlinge). Weiters sind bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> dermatologische Probleme<br />

ausgelöst durch Vorrats- und Futtermilben<br />

(Acarus farris, etc.) beschrieben. Hier wird vermutet,<br />

dass es zu Hautirritationen aufgrund<br />

eines allergischen Geschehens kommt. Bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> mit anhaltender Sympomatik<br />

trotz der Verwendung von Antiparasitika und<br />

dem Ausschluss anderer Erkrankungen sollte<br />

eine atopische Dermatitis als Differentialdiagnose<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

• Urolithiasis tritt <strong>beim</strong> <strong>Meerschweinchen</strong> sehr<br />

häufig auf. Pathogenetisch wird die Kristallisationstheorie,<br />

Matrixtheorie bzw. Inhibatormangeltheorie<br />

diskutiert. Bei einem Großteil<br />

der Steine handelt es sich um Calciumcarbonatkonkremente<br />

(ca. 66%). Ein Harnstatus<br />

incl. Sedimentanalyse sollte unbedingt<br />

durchgeführt werden um den Grad der<br />

Zystitis, eventuelle bakterielle Sekundärbeteilung<br />

und den Grad der Nierenbeteiligung<br />

abschätzen zu können. Für die Therapie ist<br />

das Wissen um die Zusammensetzung der<br />

Konkremente weniger essentiell, da harnsteinauflösende<br />

Diäten für Nagetiere noch nicht<br />

erhältlich sind. Oberstes Gebot ist also, wie<br />

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eim Kaninchen, die Kalziumaufnahme zu<br />

reduzieren und die Wasseraufnahme zu fördern.<br />

Derzeit laufen Forschungsarbeiten ob<br />

Methionin eine pH-senkende Wirkung bei<br />

Nagetieren aufweist. Inwieweit dies einen<br />

positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf<br />

hat, muss noch abgewartet werden. Da bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> eine viel höhere Rezidivrate<br />

besteht als beispielsweise bei Kaninchen, sind<br />

Nachsorgeuntersuchungen besonders wichtig.<br />

Der Harnstatus sollte in regelmäßigen Abständen<br />

nachkontrolliert werden um gegebenfalls<br />

vorbeugend intervenieren zu können.<br />

• Endoparasitosen stellen wie oben bereits<br />

erwähnt selten ein klinisches Problem dar. Bei<br />

Jungtieren mit Durchfall sollten aber immer<br />

parasitologische Untersuchungen durchgeführt<br />

werden. Betroffen sind besonders frisch<br />

abgesetzte Tiere bzw. <strong>Meerschweinchen</strong>, die<br />

durch Besitzerwechsel besonderem Stress<br />

ausgesetzt waren.<br />

• Bei jeder Erkrankung mit bakterieller Beteiligung,<br />

die einer antibiotischen Therapie bedarf<br />

sollte ein Antibiogramm erstellt werden, um<br />

gezielt therapieren zu können. Die Verwendung<br />

der gängigen Antibiotika ist nur eingeschränkt<br />

möglich:<br />

Folgende Stoffklassen können eine antibiotika-induzierte<br />

Enterotoxämie bei<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> auslösen und sollten<br />

daher generell nicht oder nur eingeschränkt<br />

verwendet werden:<br />

-ß-Laktamantibiotika / Penicilline (Penicillin,<br />

Amoxicillin, Cephalosporine, ...)<br />

-Lincosamide (Lincomycin, Clindamycin)<br />

-Makrolide (Erythromycin,...)<br />

Folgende Stoffklassen sind in der Regel gut<br />

geeignet und können nach Resistenztestung<br />

und unter Berücksichtigung der<br />

Pharmakokinetik eingesetzt werden:<br />

-Gyrasehemmer (Enrofloxacin)<br />

-Sulfonamide<br />

-Tetracycline<br />

-Fenicole (Chloramphenicol)<br />

Grenzen der <strong>Labordiagnostik</strong> <strong>beim</strong><br />

<strong>Meerschweinchen</strong>:<br />

Funktionstests (vor allem zur Diagnostik endokrinologischer<br />

Erkrankungen) sind bei den kleinen<br />

Heimtieren aus folgenden Gründen nur begrenzt<br />

möglich: Einerseits ist dafür die wiederholte<br />

Abnahme einer ausreichenden Menge Blut notwendig,<br />

andererseits sind noch kaum<br />

Referenzwerte zur Interpretation vorhanden.<br />

Erschwerend für den Praktiker kommt hinzu,<br />

dass gängige Medikamente zur Therapie für<br />

Nagetiere und Kaninchen nicht zugelassen sind<br />

und umgewidmet werden müssen.<br />

Dennoch sollten endokrinologische Erkrankungen<br />

nicht außer Acht gelassen werden.<br />

So wurde laut Zeugswetter et al. (2007)<br />

Hyperadrenocortizismus (auch <strong>beim</strong> Hamster<br />

öfter beschrieben!) bei einem 4 Jahre alten<br />

<strong>Meerschweinchen</strong> diagnostiziert und erfolgreich<br />

mit Trilostan therapiert. Klinisch wurde bilaterale<br />

Alopezie ohne Juckreiz, Polydipsie, Gewichtsverlust,<br />

Abnahme der Muskelmasse, wenig elastische,<br />

dünne Haut, Exophthalmus (auch bei<br />

Pferden mit Cushing Syndrom beschrieben, aufgrund<br />

von orbitalem Muskelschwund und periorbitaler<br />

Fettablagerung) festgestellt. Differentialdiagnosen<br />

(Ovarialzysten etc) konnten ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Bei ähnlicher Symptomatik, Ausschluss anderer<br />

Ursachen und mehrfach erhöhten Cortisolwerten<br />

(Cave: kein eindeutiges diagnostisches<br />

Kriterium, nur unterstützend, bereits nach 5<br />

Minuten Handling beginnt bei <strong>Meerschweinchen</strong><br />

die Cortisolkonzentration im Blut deutlich anzusteigen)<br />

sollte M.Cushing Syndrom in Betracht<br />

gezogen werden.<br />

Aufgrund der zunehmenden Bereitschaft der<br />

Besitzer kleiner Heimtiere auch <strong>Meerschweinchen</strong><br />

& Co die bestmögliche Diagnostik<br />

und Therapie zukommen zu lassen, sind wir<br />

bemüht unser Untersuchungsspektrum zugunsten<br />

der kleinen Heimtiere regelmäßig zu erweitern<br />

und dem neuesten Stand der Wissenschaft<br />

anzupassen.<br />

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