Facharbeit - Lachclub Recklinghausen

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28.04.2013 Aufrufe

Der hier angebrachte Humor bringt den ersten Sprecher dazu, die erwartete Unterscheidung in „Ja“ oder „Nein“ noch einmal zu differenzieren, eine bereits früher gemachte Beobachtung wird erneut beobachtet. Die unwahrscheinliche Kommunikation, welche der Humor bedient, ist also die Kommunikation entgegen konventioneller Erwartungen. Daher werden auch unkonventionellere Formen des Humors (z.B. „Verstehen Sie Spaß?“, ARD), sobald sie sich als Humor herausstellen, akzeptiert. Durch Humor erklärtes Nichterfüllen von Erwartungen wird hier akzeptiert, genau wie durch Humor die Nichterfüllung von Standards in der Kommunikation akzeptiert wird. Humor macht damit unwahrscheinliche Kommunikation wahrscheinlich, auch wenn es natürlich (gesetzliche) Grenzen gibt. Damit erfüllt Humor das Kri- terium eines Kommunikationsmittels. 44 4.2 Gesellschaftliche Funktion des Humors Wie zuvor erörtert, ist die Rolle des Humors als Kommunikationsmittel die der Erklärung des Auftretens von Unerwartetem. Humor ermöglicht die Kommunikation entgegen Erwartungen, entgegen bereits vorhandenen kommunikativen Strukturen wie Konventionen oder Stereoty- pen. 45 Damit ermöglicht Humor in der Gesellschaft Flexibilisierung, Innovationen und das Ab- weichen vom Üblichen. 46 Humor birgt die Fähigkeit Offenheit zu erzeugen. Diese kommt insbe- sondere einer schnelllebigen modernen Gesellschaft zugute, da diese Variation und Mutation traditioneller Werte und Strukturen im Rahmen einer beschleunigten sozialen Evolution besser nutzen kann. 47 Der Humor ist ein wichtiges Mittel in der gesellschaftlichen Evolution, da er es möglich macht Neues frei von Konsequenzen auszuprobieren, er fungiert als eine Art Spielwie- se der Variation und Entwicklung. 48 Über diese tiefsitzende Funktion hinaus hat Humor noch zahlreiche andere Funktionen, über diese sind sich die Wissenschaftler jedoch meistens uneins. Robert Provine von der University of Maryland beispielsweise behauptet, Humor habe sich ent- wickelt – wie andere Kommunikationsmittel auch, um sein Gegenüber zu beeinflussen. Der Ein- 44 Vgl. ebenda 45 Vgl. Räwel, Jörg: a.a.O. S. 37ff 46 Vgl. ebenda 47 Vgl. Morreall, John: The Philosophy of Laugher and Humor, Albany 1987. S. 112ff 48 Vgl. Räwel, Jörg: a.a.O. S. 40f 24

satz von Humor hilft nach ihm bei der Befriedung in bedrohlichen Situationen und bei der Annä- herung. 49 Charles Gruner von der University of Georgia dagegen sagt, Lachen als Ausdrucksform des Humors sei der „ultimative Aggressionsausdruck“ 50 . Die Wurzeln des Lachens seien im Tri- umphschrei zu suchen, beispielsweise nach dem Sieg über einen Feind. Auch das Lachen eines Säuglings sei Ausdruck des Erfolges, da ihn seine Essensbeschaffer versorgen. 51 Laut Paul McGhee ist Humor Training für den Verstand; Kinder verstünden die Welt, indem sie über sie lachen. Über widersinnige Bedeutungen von Gegenständen im Säuglings- und Klein- kindalter über die ersten Wortwitze bis hin zur abgeschlossenen Humorentwicklung mit zwölf Jahren seien das Verständnis der Umwelt und die Abstraktionsfähigkeit an die Entwicklung des Humors gebunden. 52 Diese und weitere Thesen werden auch im späteren Teil noch einmal behandelt. Somit erfüllt Humor in der Gesellschaft viele Funktionen, die alle mehr oder weniger umstritten sind und von globaler Entwicklungsbasis bis hin zur Besänftigung zweier Menschen reichen. 4.2.1 Humor im Alltag: Ein Versuch Zum Nachweis der Funktion des Humors als Mittel der Kontaktaufnahme zu Fremden, also als eine gesellschaftliche Funktion, entschied ich einen Versuch durchzuführen. Im Rahmen der von uns erstellten Umfrage entwickelte ich ein Konzept, welches in die Umfrage eingebaut wurde: Die Hälfte der angesprochenen Personen sollte mit einer alltäglichen Begrüßungsfloskel zur Teilnahme an der Umfrage überzeugt werden, die andere Hälfte wurde mit einem Witz ange- sprochen. Dieser wurde im Sinne der zuvor besprochenen Kontextfaktoren möglichst allgemein gewählt und lautet wie folgt: „Sherlock Holmes und Dr. Watson gehen zelten. Sie stellen ihr Zelt unter freiem Himmel auf und gehen schlafen. Plötzlich, mitten in der Nacht, weckt Holmes Watson und sagt: ‚Watson, schauen Sie sich die Sterne an, und sagen Sie mir, was Sie sehen.‘ Watson antwortet: ‚Ich sehe Millionen von Sternen.‘ Daraufhin Holmes: ‚Und was folgern Sie daraus?‘ 49 Vgl. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7833655.html; 10.09.2009 50 Vgl. ebenda 51 Vgl. ebenda 52 Vgl. ebenda 25

Der hier angebrachte Humor bringt den ersten Sprecher dazu, die erwartete Unterscheidung in<br />

„Ja“ oder „Nein“ noch einmal zu differenzieren, eine bereits früher gemachte Beobachtung wird<br />

erneut beobachtet. Die unwahrscheinliche Kommunikation, welche der Humor bedient, ist also<br />

die Kommunikation entgegen konventioneller Erwartungen.<br />

Daher werden auch unkonventionellere Formen des Humors (z.B. „Verstehen Sie Spaß?“, ARD),<br />

sobald sie sich als Humor herausstellen, akzeptiert. Durch Humor erklärtes Nichterfüllen von<br />

Erwartungen wird hier akzeptiert, genau wie durch Humor die Nichterfüllung von Standards in<br />

der Kommunikation akzeptiert wird. Humor macht damit unwahrscheinliche Kommunikation<br />

wahrscheinlich, auch wenn es natürlich (gesetzliche) Grenzen gibt. Damit erfüllt Humor das Kri-<br />

terium eines Kommunikationsmittels. 44<br />

4.2 Gesellschaftliche Funktion des Humors<br />

Wie zuvor erörtert, ist die Rolle des Humors als Kommunikationsmittel die der Erklärung des<br />

Auftretens von Unerwartetem. Humor ermöglicht die Kommunikation entgegen Erwartungen,<br />

entgegen bereits vorhandenen kommunikativen Strukturen wie Konventionen oder Stereoty-<br />

pen. 45 Damit ermöglicht Humor in der Gesellschaft Flexibilisierung, Innovationen und das Ab-<br />

weichen vom Üblichen. 46 Humor birgt die Fähigkeit Offenheit zu erzeugen. Diese kommt insbe-<br />

sondere einer schnelllebigen modernen Gesellschaft zugute, da diese Variation und Mutation<br />

traditioneller Werte und Strukturen im Rahmen einer beschleunigten sozialen Evolution besser<br />

nutzen kann. 47 Der Humor ist ein wichtiges Mittel in der gesellschaftlichen Evolution, da er es<br />

möglich macht Neues frei von Konsequenzen auszuprobieren, er fungiert als eine Art Spielwie-<br />

se der Variation und Entwicklung. 48 Über diese tiefsitzende Funktion hinaus hat Humor noch<br />

zahlreiche andere Funktionen, über diese sind sich die Wissenschaftler jedoch meistens uneins.<br />

Robert Provine von der University of Maryland beispielsweise behauptet, Humor habe sich ent-<br />

wickelt – wie andere Kommunikationsmittel auch, um sein Gegenüber zu beeinflussen. Der Ein-<br />

44 Vgl. ebenda<br />

45 Vgl. Räwel, Jörg: a.a.O. S. 37ff<br />

46 Vgl. ebenda<br />

47 Vgl. Morreall, John: The Philosophy of Laugher and Humor, Albany 1987. S. 112ff<br />

48 Vgl. Räwel, Jörg: a.a.O. S. 40f<br />

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