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Pro Gastrin Releasing Peptide ( ProGRP) - ABBOTT Diagnostics

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<strong>Pro</strong> <strong>Gastrin</strong> <strong>Releasing</strong> <strong>Peptide</strong><br />

( <strong>Pro</strong>GRP) – ein diagnostischer<br />

Biomarker für das kleinzellige<br />

Lungenkarzinom<br />

Petra Stieber<br />

Institut für Klinische Chemie, Klinikum der Universität<br />

München – Campus Großhadern


Dr. med. Petra Stieber<br />

Institut für Klinische Chemie<br />

Klinikum der Universität München – Campus Großhadern<br />

Marchioninistr. 15<br />

Germany<br />

Frau Dr. Stieber hat in Lyon Naturwissenschaften und in Essen und München Humanmedizin studiert.<br />

In München erhielt sie die Approbation für Humanmedizin und wurde 1986 zum Dr. med. promoviert.<br />

Frau Dr. Stieber leitet am Klinikum der Universität München – Campus Großhadern – den Forschungsbereich<br />

„Onkologische Labordiagnostik“. Schwerpunkt dieses Forschungsbereichs ist die Identifizierung und die<br />

Untersuchung des klinischen Stellenwerts von neuen Tumormarkern. Seit 1991 ist Frau Dr. Stieber<br />

Mitglied der „European Group on Tumour Markers (EGTM)“, wo sie seit 1997 die Fokusgruppe „Bronchialkarzinom“<br />

leitet. In der NACB (National Academy of Clinical Biochemistry) leitet sie die Untergruppe<br />

„Lungenkarzinom“ mit dem Ziel, Richtlinien für die Labordiagnostik des Lungenkarzinoms zu formulieren.<br />

Frau Dr. Stieber gehört darüber hinaus als Vizepräsidentin dem Leitungsgremium der ISOBM (International<br />

Society of Oncology and BioMarkers) an. Das jährliche Meeting der ISOBM wird 2010 unter ihrer Leitung<br />

in München stattfinden.<br />

In zahlreichen Publikationen hat sie als Erstautorin oder Koautorin über die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen<br />

Arbeit berichtet. Daneben ist sie Mitherausgeberin und Gutachterin in einigen Fachzeitschriften.<br />

Weiter engagiert sich Frau Dr. Stieber als Vizepräsidentin in der PONS-Stiftung (Patientenorientierte<br />

Nachsorge-Stiftung). PONS-S will durch die Schaffung eines Netzwerks von Ärzten und Wissenschaftlern<br />

die wissenschaftliche Evidenz in der Nachsorgeforschung interdisziplinär vernetzen.


<strong>Pro</strong> <strong>Gastrin</strong> <strong>Releasing</strong> <strong>Peptide</strong> ( <strong>Pro</strong>GRP)<br />

ein diagnostischer Biomarker für das kleinzellige<br />

Lungenkarzinom<br />

Hintergrund<br />

Das Lungenkarzinom ist weltweit der häufigste bösartige<br />

Tumor des Mannes. In den USA steht das Lungenkarzinom<br />

bei Männern und Frauen bei den häufigsten Krebstodesursachen<br />

an erster Stelle. Durch das veränderte Rauchverhalten<br />

der Frauen hat mittlerweile das Lungenkarzinom das<br />

Mammakarzinom in der Krebsmortalität überholt und macht<br />

ca. 25 % der gesamten Krebsmortalität bei Frauen aus.<br />

Trotz weltweiter Bemühungen, Diagnose und Therapie des<br />

Bronchialkarzinoms zu verbessern, konnte die 5-Jahres-<br />

Überlebensrate nur unwesentlich geändert werden und liegt<br />

mit 13 % ähnlich niedrig wie vor 25 Jahren.<br />

Die <strong>Pro</strong>gnose und das therapeutische Konzept des Lungenkarzinoms<br />

basiert in erster Linie auf der Ausdehnung des<br />

Tumors zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und auf der histologischen<br />

Klassifizierung. Aufgrund des unterschiedlichen<br />

klinischen Bildes sowie der Empfindlichkeit gegenüber<br />

chemotherapeutischen und strahlentherapeutischen Ansätzen<br />

werden Lungenkarzinome in zwei große histologische Subtypen<br />

unterteilt: in die nicht kleinzelligen Lungenkarzinome<br />

(non small cell lung cancer = NSCLC) und die kleinzelligen<br />

Lungenkarzinome (small cell lung cancer = SCLC). Die nicht<br />

kleinzelligen Lungenkarzinome betragen 75 % der Lungenkarzinome<br />

und setzen sich in erster Linie aus Adenokarzinomen,<br />

Plattenepithelkarzinomen und großzelligen Karzinomen<br />

zusammen, die in identischer Weise zumeist operativ<br />

therapiert werden. Die kleinzelligen Lungenkarzinome<br />

machen 25 % aller Lungenkarzinome aus und werden<br />

aufgrund der häufig vorkommenden neuroendokrinen<br />

Eigenschaften aber auch des häufig fortgeschritteneren<br />

evtl. bereits metastasierten Stadiums, in erster Linie mit<br />

Chemo- oder Strahlentherapie behandelt. Somit ist die<br />

histologische Zuordnung der Lungentumore eine zwingende<br />

Basis für das therapeutische Vorgehen.<br />

In der Immunhistochemie sind neuroendokrine Marker, wie<br />

die Neuron-spezifische Enolase (NSE), Chromogranin A<br />

(CGA) und Synaptophysin, zur näheren Charakterisierung<br />

maligner Tumore hilfreich, wobei die diagnostische Effektivität<br />

für jeden dieser Marker unterschiedlich ist. So werden<br />

NSE und Synaptophysin auch im Gewebe nicht kleinzelliger<br />

Lungentumore und weiterer Karzinome exprimiert, Chromo-<br />

Das Lungenkarzinom (engl.: bronchial carcinoma, lung cancer) ist eine der<br />

häufigsten bösartigen Erkrankungen<br />

granin A hat zwar eine höhere Spezifität für das kleinzellige<br />

Lungenkarzinom, allerdings verbunden mit einer niedrigeren<br />

Empfindlichkeit. Für Neuropeptide wie Bombesin, dem<br />

Korrelat der Amphibien zu dem <strong>Gastrin</strong>-<strong>Releasing</strong> <strong>Peptide</strong><br />

(GRP) der Säugetiere, ist seit vielen Jahren bekannt, dass<br />

sie eine hohe Spezifität für Lungengewebe haben und oft<br />

von kleinzelligen Karzinomzellen produziert werden.<br />

Bei Säugetieren wurde die Bombesin-ähnliche Immunreaktivität<br />

von GRP in erster Linie im Gehirn, der Lunge, dem<br />

Darm und neuroendokrinen Zellen der <strong>Pro</strong>stata nachgewiesen.<br />

<strong>Gastrin</strong>-<strong>Releasing</strong> <strong>Peptide</strong> wurde als ein Peptid<br />

mit 27 Aminosäuren aus dem Gastrointestinaltrakt des<br />

Schweins gewonnen, die cDNA dieses Peptids wurde<br />

anhand eines menschlichen Karzinoidtumors der Lunge<br />

kloniert. Die physiologische Funktion von GRP ist die<br />

Stimulierung der Freisetzung von <strong>Gastrin</strong> in den menschlichen<br />

Gastrointestinaltrakt, sowie eine Vasodilatation des<br />

Respirationstraktes. Die Expression und Freisetzung von<br />

GRP beim kleinzelligen Bronchialkarzinom wurde von vielen<br />

3


Untersuchern beschrieben und führte letztendlich zum Einsatz<br />

von GRP bei der immunhistochemischen Klassifizierung<br />

von Lungentumoren. Allerdings stellte sich die Extraktion<br />

von GRP als sehr kompliziert und arbeitsintensiv heraus<br />

und schien für eine Routineapplikation im Blut zu schwierig<br />

zu sein, insbesondere auch aufgrund der sehr kurzen Halbwertszeit<br />

von 2 Minuten. Es stellte sich heraus, dass <strong>Pro</strong><br />

<strong>Gastrin</strong> <strong>Releasing</strong> <strong>Peptide</strong> ( <strong>Pro</strong>GRP) eine wesentlich stabilere<br />

Vorstufe von GRP darstellt und somit mittels eines auf<br />

rekombinantem <strong>Pro</strong>GRP (31-98) basierenden ELISA (ALSI,<br />

Japan bzw. IBL, Hamburg) im Serum nachgewiesen werden<br />

kann.<br />

Beim Vergleich mit anderen, für das Bronchialkarzinom<br />

relevanten, onkologischen Biomarkern wie CEA, CYFRA<br />

21-1 und NSE hat sich erwiesen, dass <strong>Pro</strong>GRP nicht nur<br />

häufiger von Zellen kleinzelliger Bronchialkarzinome freigesetzt<br />

wird, sondern auch im Hinblick auf die Tumor- und<br />

Organspezifität den anderen Biomarkern überlegen ist.<br />

Das hohe Diskriminationsvermögen von <strong>Pro</strong>GRP liegt darin<br />

begründet, dass <strong>Pro</strong>GRP im Rahmen der verschiedensten<br />

benignen Erkrankungen sowie auch von anderen malignen<br />

Tumoren (mit der Ausnahme des medullären Schilddrüsenkarzinoms)<br />

höchstens in sehr geringen Mengen freigesetzt<br />

wird. Zudem zeigt die Freisetzung von <strong>Pro</strong>GRP keine<br />

Abhängigkeit vom Stadium eines kleinzelligen Lungenkarzinoms,<br />

was die diagnostische Fähigkeit dieses Markers<br />

auch für die frühen Tumorstadien unterstreicht.<br />

Die folgenden Daten beschreiben die diagnostische Fähigkeit<br />

von <strong>Pro</strong>GRP für das kleinzellige Lungenkarzinom.<br />

Diagnostische Spezifität von<br />

<strong>Pro</strong>GRP (Abbildung 1)<br />

Tumorspezifität<br />

Bei <strong>Pro</strong>GRP handelt es sich um ein Peptid, das physiologischerweise<br />

in geringer Konzentration bei jedem Menschen<br />

im Blut vorkommt – somit handelt es sich nicht um ein<br />

tumorspezifisches <strong>Pro</strong>tein. Die Konzentration von <strong>Pro</strong>GRP<br />

wird in pg/ml angegeben und liegt bei gesunden Kontrollpersonen<br />

zwischen 2 und 50 pg/ml, der Median liegt bei<br />

20 pg/ml, die 95. Perzentile bei 35 pg/ml.<br />

4<br />

Bei benignen Erkrankungen liegen die Mediane zwischen<br />

15 und 70 pg/ml, die höchsten Werte bis 350 pg/ml können<br />

bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion beobachtet<br />

werden. Diese Einflussgröße muss insbesondere dann<br />

berücksichtigt werden, wenn <strong>Pro</strong>GRP bei Verdacht auf ein<br />

Lungenkarzinom bei Patienten mit Niereninsuffizienz zur<br />

differentialdiagnostischen Unterstützung eingesetzt wird.<br />

Benigne gynäkologische Erkrankungen (Endometriose,<br />

[%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

< 20 20 –


Organspezifität bzw. diagnostische Sensitivität<br />

Die stärkste <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung findet im Rahmen kleinzelliger<br />

Lungenkarzinome statt. Der Median liegt bei<br />

250 pg/ml und die 95. Perzentile bei 11 500 pg/ml, über<br />

20 % der SCLC Patienten weisen <strong>Pro</strong>GRP-Werte auf, die<br />

oberhalb des 10-fachen Referenzbereichs für benigne Lungenerkrankungen<br />

liegen. Je nach eingesetztem Grenzwert<br />

und Zusammensetzung der Patientenkollektive wird in der<br />

Literatur die Empfindlichkeit von <strong>Pro</strong>GRP für das kleinzellige<br />

Lungenkarzinom zwischen 47 und 86 % angegeben.<br />

Hierbei zeigt die <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung keine Korrelation zum<br />

Tumorstadium, <strong>Pro</strong>GRP wird bereits im Stadium „limited<br />

disease“ mit ähnlich hoher Empfindlichkeit wie beim fortgeschrittenen<br />

Stadium freigesetzt – was einen deutlichen diagnostischen<br />

Vorteil für potentielle Screeninguntersuchungen<br />

darstellt.<br />

Beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) liegen<br />

der Median und die 95. Perzentile von <strong>Pro</strong>GRP ähnlich wie<br />

bei den benignen Lungenerkrankungen, wodurch die nur<br />

gering ausgeprägte und seltene Freisetzung bei den nicht<br />

kleinzelligen Lungenkarzinomen bestätigt wird. Dennoch<br />

kann es vereinzelt beim NSCLC zu hohen <strong>Pro</strong>GRP-Kon zentrationen<br />

bis > 10 000 pg/ml kommen. In diesen Fällen muss<br />

berücksichtigt werden, dass die meisten Lungen karzinome<br />

gemischtzellige Karzinome sind und dass die diagnostische<br />

Sicherheit der Histologie von der Gewebeprobe sowie auch<br />

von der Anzahl und Lokalisation der untersuchten Gewebeschnitte<br />

abhängt. Eine starke <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung weist<br />

zumindest auf eine teilweise kleinzellige Komponente des<br />

Tumors und damit auf andere, bessere therapeutische<br />

Optionen hin.<br />

In diesen Fällen muss in Kooperation mit der Pathologie<br />

eine Reevaluierung des entsprechenden Tumorgewebes<br />

unter Berücksichtigung weiterer immunhistochemischer<br />

Ansätze für neuroendokrine Tumore durchgeführt werden.<br />

Die <strong>Pro</strong>GRP-Mediane aller anderen untersuchten Karzinome<br />

sind denjenigen gesunder Kontrollpersonen vergleichbar,<br />

die höchsten gemessen Konzentrationen (bis 250 pg/ml)<br />

liegen nur geringfügig höher als bei den benignen Kontrollkollektiven.<br />

Es gibt wenige Ausnahmen, die bei einer vermehrten<br />

<strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung differentialdiagnostisch zu berücksichtigen<br />

sind:<br />

In einzelnen Fällen kann es im Rahmen von medullären<br />

Schilddrüsenkarzinomen zu einer starken <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung<br />

kommen. wobei diese Freisetzung parallel zu<br />

der bekannten CEA oder Calcitonin-Freisetzung erfolgt<br />

(Abbildung 1 unter „Karzinome außer Lungenkarzinome“,<br />

Abbildung 2).<br />

Sensitivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100 80 60 40 20 0<br />

Spezifität [%]<br />

Kleinzelliges<br />

Lungenkarzinom<br />

Nicht kleinzelliges<br />

Lungenkarzinom<br />

Alle Lungenkarzinome<br />

Kolorektales CA<br />

Pankreas-CA<br />

Magen-CA<br />

Leberzell-CA<br />

Mamma-CA<br />

Ovarial-CA<br />

<strong>Pro</strong>stata-CA<br />

Harnblasen-CA<br />

Nierenzell-CA<br />

Med. Schilddrüsen-CA<br />

Alles gegen SCLC<br />

Abbildung 2: ROC-Kurven für alle Karzinome gegenüber dem organbezogenen<br />

relevanten benignen Vergleichskollektiv sowie von <strong>Pro</strong>GRP alleine gegen Gesunde,<br />

alle benignen Erkrankungen und alle anderen malignen Erkrankungen (ALSI,<br />

Japan)<br />

Darüber hinaus können auch weitere neuroendokrin aktive<br />

Primärtumore wie z. B. <strong>Pro</strong>stata-, Ovarial- oder auch Ösophaguskarzinome<br />

zu einer Freisetzung des Neuropeptids<br />

<strong>Pro</strong>GRP führen. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />

die <strong>Pro</strong>GRP-Konzentration mit zunehmender Metastasierungsneigung<br />

und Androgenunabhängigkeit von <strong>Pro</strong>statakarzinomen<br />

zunehmen kann. Darüber hinaus erwiesen sich<br />

erhöhte <strong>Pro</strong>GRP-Werte beim metastasierten <strong>Pro</strong>statakarzinom<br />

als unabhängige Prädiktoren für ein verkürztes Ansprechen<br />

der hormonellen Therapie.<br />

Insgesamt gesehen erreicht <strong>Pro</strong>GRP bei 100 %iger Spezifität<br />

eine Empfindlichkeit von 53 % für das Vorliegen eines<br />

kleinzelligen Lungenkarzinoms (Abbildung 2).<br />

<strong>Pro</strong>GRP in der Differentialdiagnose<br />

von Lungenrundherden (Abbildung 3)<br />

Aufgrund der starken diagnostischen Fähigkeit ist die Bestimmung<br />

von <strong>Pro</strong>GRP bei Vorliegen von Raumforderungen der<br />

Lunge immer indiziert – unabhängig davon, ob bereits eine<br />

histologische Klassifizierung durch Biopsie erfolgt ist oder<br />

nicht.<br />

Beim NSCLC ist die Freisetzung von <strong>Pro</strong>GRP gering. Mit<br />

einer Fläche unter der Kurve (AUC) von 97 % erreicht<br />

<strong>Pro</strong>GRP ein außergewöhnlich hohes Diskriminationsvermögen<br />

zwischen kleinzelligen und nicht kleinzelligen Bronchialkarzinomen.<br />

Lungenmetastasen anderer, nicht kleinzelliger<br />

Primärtumore führen höchstens zu einer geringen<br />

<strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung < 100 pg/ml.<br />

5


Sensitivität [%]<br />

6<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

12 10<br />

9<br />

75<br />

Eine <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung > 200 pg/ml ist eine starker Hinweis<br />

auf das Vorliegen eines primären Bronchialkarzinoms<br />

und spricht mit einer Wahrscheinlichkeit von > 99 % für ein<br />

kleinzelliges Bronchialkarzinom. Eine <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung ><br />

100 pg/ml bei primären Bronchialkarzinomen ist – ungeachtet<br />

der histopathologischen Klassifizierung – ein deutlicher<br />

Hinweis auf zumindest eine gemischte Histologie mit einer<br />

kleinzelligen Komponente.<br />

Falls also – unter der Voraussetzung einer intakten Nierenfunktion<br />

– die <strong>Pro</strong>GRP-Konzentration >100 pg/ml beträgt<br />

und der Tumor histologisch als NSCLC eingestuft wird, sollte<br />

eine Überprüfung des histologischen Befundes erfolgen,<br />

um keine kleinzellige Komponente oder neuroendokrine Differenzierung<br />

zu übersehen.<br />

Vergleich mit anderen Tumormarkern<br />

Von allen bislang bekannten onkologischen Biomarkern<br />

besitzt <strong>Pro</strong>GRP nicht nur die höchste Empfindlichkeit, sondern<br />

insbesondere auch die höchste Spezifität für das kleinzellige<br />

Lungenkarzinom. Verglichen mit CEA, CYFRA 21-1,<br />

NSE und Chromogranin A zeigte sich <strong>Pro</strong>GRP bezüglich<br />

Freisetzungsstärke sowie Tumor- und auch Organspezifität<br />

überlegen. Das hohe Diskriminationsvermögen von <strong>Pro</strong>GRP<br />

liegt in der Tatsache begründet, dass das Ausmaß der<br />

<strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung bei benignen Erkrankungen sehr<br />

niedrig ist und dass auch andere Karzinome (nicht kleinzellig<br />

und nicht neuroendokrin), wenn überhaupt, so nur zu einer<br />

geringfügigen <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung führen. Die von verschiedensten<br />

Autoren beschriebene Empfindlichkeit von<br />

<strong>Pro</strong>GRP für das SCLC liegt zwischen 47 und 86 %. Hiermit<br />

6<br />

70<br />

64<br />

3 5<br />

0,3 0 0,5 0 0 0 0 0 0<br />

>38 >50 >100 >500 >1000<br />

<strong>Pro</strong>GRP [pg/ml]<br />

Benigne Lungenerkrankungen<br />

Lungenmetastasen anderer Primärtumore<br />

39<br />

NSCLC (N=968)<br />

SCLC (N=236)<br />

Abbildung 3: Optimierung des <strong>Pro</strong>GRP-Grenzwertes zur Erreichung der 100 %igen Spezifität für das kleinzellige Lungenkarzinom (ALSI, Japan)<br />

liegt die Sensitivität von <strong>Pro</strong>GRP in den meisten Untersuchungen<br />

höher als für die NSE (65 % versus 43 %) und ist in<br />

anderen Publikationen vergleichbar zur NSE (47 % versus<br />

45 %). Die Neuron-spezifische Enolase wird auch gehäuft<br />

bei kleinzelligen Lungenkarzinomen gesteigert freigesetzt,<br />

allerdings in Abhängigkeit vom Tumorstadium und zudem<br />

im Rahmen anderer Karzinome, insbesondere bei Karzinomen<br />

mit Lebermetastasen jeglicher Histologie. Somit ist die<br />

NSE im Bezug auf die Organspezifität <strong>Pro</strong>GRP unterlegen.<br />

Allerdings besitzen <strong>Pro</strong>GRP und NSE aufgrund des unterschiedlichen<br />

pathophysiologischen Hintergrundes eine klare<br />

additive Aussagekraft von 10 – 20 % für das kleinzellige<br />

Bronchialkarzinom und spielen in der Diagnose und Verlaufsbeurteilung<br />

eine komplementäre Rolle.<br />

<strong>Pro</strong>GRP in der Verlaufsbeobachtung<br />

und Therapiekontrolle<br />

Bislang gibt es noch wenige Untersuchungen zu Verlaufsbeobachtungen<br />

mit <strong>Pro</strong>GRP anhand größerer Patientenkollektive.<br />

Kürzlich wurde die Relevanz von NSE, CEA und<br />

<strong>Pro</strong>GRP zum Zeitpunkt der Rezidivierung eines kleinzelligen<br />

Bronchialkarzinoms beschrieben. Demnach hat <strong>Pro</strong>GRP mit<br />

74 % die höchste Empfindlichkeit in der Entdeckung einer<br />

Rezidivierung (NSE: 32 %, CEA: 56 %). Besonders bemerkenswert<br />

ist die Tatsache, dass bei allen Patienten, bei<br />

denen <strong>Pro</strong>GRP durch den Primärtumor freigesetzt worden<br />

war, auch zum Zeitpunkt des Tumorrezidivs wieder eine<br />

gesteigerte <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung auftrat (12 % falsch negative<br />

NSE-Befunde, 6 % für CEA).<br />

23


Weiter spiegelt <strong>Pro</strong>GRP mit 67 % Empfindlichkeit den<br />

Krankheitsverlauf der kleinzelligen Bronchialkarzinompatienten<br />

am deutlichsten wider (NSE: 20 %, CEA: 38 %).<br />

Mit 79 % Empfindlichkeit wurde aber ein deutlicher additiver<br />

Effekt für die Kombination von <strong>Pro</strong>GRP mit NSE beschrieben.<br />

Der Median der Lead Time für die frühzeitige Entdeckung<br />

einer <strong>Pro</strong>gression lag für <strong>Pro</strong>GRP bei 35 Tagen, für NSE<br />

wurde keine Lead Time beobachtet.<br />

Das Wichtigste in Kürze<br />

Aufgrund seines Freisetzungsmusters stellt <strong>Pro</strong>GRP einen<br />

der sehr raren onkologischen Biomarker dar, der diagnostisches<br />

Potential erreicht. Da zudem die <strong>Pro</strong>GRP-Freisetzung<br />

unabhängig vom Tumorstadium ist, könnte dieser Marker<br />

durchaus für Screening-Zwecke bei Hochrisikopatienten wie<br />

Rauchern geeignet sein. Setzt man allerdings <strong>Pro</strong>GRP für<br />

diese Screening-Applikation ein, so dürfte man sich nicht<br />

am Grenzwert gegenüber gesunden Kontrollpersonen<br />

orientieren, sondern es müsste mindestens ein Grenzwert<br />

von 200 pg/ml gewählt werden, um falsch positive Testergebnisse<br />

in dieser asymptomatischen Situation vermeintlich<br />

gesunder Personen zu vermeiden. Zudem dürften nur Patienten<br />

mit intakter Nierenfunktion diesem Test unterzogen<br />

werden.<br />

Das aktuell wichtige Indikationsgebiet für <strong>Pro</strong>GRP ist die<br />

Bestimmung zum Zeitpunkt der Primärdiagnose eines Lungenkarzinoms<br />

zur Untermauerung der histologischen Diagnose<br />

bzw. zur erneuten Überprüfung der Histologie bzw. im<br />

inoperablen Stadium auch zur Erhebung der Diagnose.<br />

Da <strong>Pro</strong>GRP einen Test mit diagnostischem Potential darstellt,<br />

ist es wichtig, einen automatisierten Test mit schneller<br />

Befundrückführung zur Verfügung zu haben. Abbott <strong>Diagnostics</strong><br />

entwickelt derzeit als erste Diagnostikfirma einen<br />

voll automatisierten <strong>Pro</strong>GRP-Test für das ARCHITECT-Testsystem,<br />

der Test wird in Kürze verfügbar sein.


Abbott GmbH & Co. KG<br />

Diagnostika<br />

Max-Planck-Ring 2<br />

65205 Wiesbaden<br />

Deutschland<br />

Tel. (+49) 61 22 58 0<br />

Fax (+49) 61 22 58 12 44<br />

www.abbottdiagnostics.de<br />

AC1202/de <strong>Pro</strong>-GRP Handout 08/08/x<br />

Abbott Ges.m.b.H.<br />

<strong>Diagnostics</strong><br />

Perfektastrasse 84A<br />

1230 Wien<br />

Österreich<br />

Tel. (+43) 1 89 122 0<br />

Fax (+43) 1 89 122 44<br />

www.abbottdiagnostics.at<br />

Abbott AG<br />

<strong>Diagnostics</strong><br />

Neuhofstrasse 23<br />

6341 Baar<br />

Schweiz<br />

Tel. (+41) 41 768 44 44<br />

Fax (+41) 41 768 44 50<br />

www.abbottdiagnostics.com

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