Genetik 0 Übersicht 0.1 Grundbegriffe 0.2 Übersichtstabelle 1 ...
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<strong>Genetik</strong><br />
0 <strong>Übersicht</strong><br />
<strong>0.1</strong> <strong>Grundbegriffe</strong><br />
<strong>0.2</strong> <strong>Übersicht</strong>stabelle<br />
1 Zellgenetik<br />
1.1 Chromosomen als Träger der genetischen Information<br />
1.1.1 Bau der Zelle<br />
a) vereinfachte <strong>Übersicht</strong><br />
b) Karyogramm des Menschen<br />
c) Chromosomensätze anderer Arten<br />
1.1.2 Bau eines Chromosoms<br />
a) Transportform<br />
b) Arbeitsform<br />
1.1.3 Homologe Chromosomen<br />
1.2 Meiose und Befruchtung<br />
1.2.1 Die Mitose (= Zellteilung)<br />
1.2.2 Die Meiose (= Keimzellenbildung)<br />
1.2.3 Vergleich von Mitose und Meiose<br />
1.2.4 Geschlechtszellenbildung bei Mann und Frau<br />
1.2.5 Befruchtung<br />
1.2.6 Neuverteilung der genetischen Information<br />
a) Verteilung der homologen Chromosomen<br />
b) Crossing over<br />
1.2.7 Geschlechtsbestimmung beim Menschen<br />
1.3 Genommutation<br />
1.3.1 autosomale Genommutation (z. B. Trisomie 21)<br />
a) allgemeine Symptome<br />
b) Entstehung<br />
1.3.2 gonosomale Genommutation<br />
a) Symptome<br />
b) Entstehung<br />
2 Klassische <strong>Genetik</strong><br />
2.1 Monogene Erbgänge<br />
2.1.1 Monohybride Erbgänge<br />
a) dominant-rezessiver Erbgang (1. und 2. Mendelsche Regel)<br />
b) intermediärer Erbgang<br />
c) kodominanter Erbgang mit multiplen Allelen<br />
2.1.2 Dihybrider Erbgang<br />
a) ungekoppelter dominant-rezessiver Erbgang (3. Mendelsche Regel)<br />
b) Genkopplung<br />
2.1.3 Genmutation und Erbkrankheiten<br />
a) autosomal-dominant vererbt<br />
b) autosomal-rezessiv vererbt<br />
c) gonosomal-rezessiv vererbt<br />
2.2 Polygene Erbgänge<br />
3 Molekulare <strong>Genetik</strong><br />
3.1 Chemische Grundlagen<br />
3.1.1 Elektronegativitätsdifferenz, Bindungstyp und zwischenmolekulare Kraft<br />
3.1.2 Struktur von Aminosäuren und Proteinen<br />
a) Primärstruktur<br />
b) Sekundärstruktur
c) Tertiärstruktur<br />
d) Quartärstruktur<br />
e) Form und Funktion<br />
3.1.3 Struktur der Nucleotide und Polyncleotide (= Nucleinsäuren)<br />
a) Bestandteile eines Nucleotids<br />
b) Moleküloberfläche der Bestandteile<br />
3.2 DNA als Träger der genetischen Information<br />
3.2.1 Das Verhältnis der Basen<br />
3.2.2 Doppelhelixstruktur<br />
3.2.3 Struktur der RNA<br />
3.3 Replikation der DNA<br />
3.3.1 Zeitpunkt<br />
3.3.2 Ablauf und beteiligte Enzyme<br />
3.3.3 semikonservativer Mechanismus<br />
3.4 Genexpression (= Proteinbildung)<br />
3.4.1 Transkription von DNA in mRNA<br />
a) Zeitpunkt<br />
b) Ablauf<br />
c) Ort<br />
d) reverse Transkription<br />
3.4.2 Translation der mRNA in Protein<br />
a) Voraussetzungen<br />
b) Ablauf<br />
3.4.3 Der Genbegriff<br />
3.4.4 Genmutation<br />
a) <strong>Übersicht</strong>sschema<br />
b) Entstehung<br />
c) Folgen<br />
3.5 Gentechnologie<br />
3.5.1 Neukombination der genetischen Information bei einer Bakterienzelle<br />
3.5.2 Anwendungen<br />
a) Biotechnologie<br />
b) transgene Pflanzen<br />
c) transgene Tiere<br />
3.5.3 Gentherapie und Gendiagnostik
<strong>Genetik</strong><br />
0 <strong>Übersicht</strong><br />
<strong>0.1</strong> <strong>Grundbegriffe</strong><br />
- Vermehrung = Zunahme der Individuenzahl durch Fortpflanzung<br />
- Fortpflanzung = Erzeugung der Tochtergeneration durch die Elterngeneration<br />
Typen:<br />
ungeschlechtliche F. geschlechtliche F.<br />
Keimzellen nein ja<br />
Energieaufwand<br />
gering hoch<br />
Geschwindigkeit<br />
Variabilität der<br />
Nachkommen<br />
hoch niedrig<br />
niedrig hoch<br />
typisch für: Bakterien, Gliederfüßer<br />
Einzeller, Wirbeltiere,<br />
Hohltiere, Blütenpflanzen,<br />
Samenpflanzen<br />
Vorgänge: Begattung Befruchtung<br />
= Übertragung der = Verschmelzung<br />
Spermien von Eizellen- und<br />
Spermienkern<br />
- Vererbung = Weitergabe von genetischer Information an die Nachkommen<br />
- Genotyp = Gesamtheit der genetischen Informationen eines Individuum<br />
- Phänotyp = Gesamtheit aller Merkmale eines Individuums<br />
=> Abweichungen vom Genotyp durch Umwelteinflüsse<br />
(Vgl. Modifikation)
<strong>0.2</strong> <strong>Übersicht</strong>stabelle<br />
<strong>Genetik</strong><br />
Teilgebiet 1 Zellgenetik 2 Klassische <strong>Genetik</strong> 3 Molekulare<br />
<strong>Genetik</strong><br />
Untersuchungsmethode Mikroskop Stammbäume Chemie<br />
Fragestellung -Wie erfolgt die<br />
Verteilung der<br />
genetischen<br />
Information bei<br />
Meiose und<br />
Befruchtung ?<br />
-Genommutationen<br />
Theorien und Modelle Chromosomentheorie<br />
Meiose<br />
- Nach Welchen<br />
Regeln treten<br />
Merkmale in<br />
verschieden<br />
Generationen auf ?<br />
-Genmutationen<br />
Chromosomentheorie<br />
Mendelsche Regeln<br />
- Wie ist die<br />
genetische<br />
Information<br />
aufgebaut und wie<br />
wird sie aktiviert?<br />
-Genmutationen<br />
DNA-Struktur<br />
Proteinbiosynthese<br />
(= Eiweißbildung/<br />
Genexpression)<br />
Anwendungen Züchtung Züchtung Gentechnologie
1 Zellgenetik<br />
1.1 Chromosomen als Träger der genetischen Information<br />
1.1.1 Bau der Zelle<br />
a) vereinfachte <strong>Übersicht</strong><br />
c<br />
1<br />
d<br />
e<br />
b) Karyogramm des Menschen<br />
22 Autosomenpaare<br />
44 geschlechtsunabhängige<br />
Chromosomen<br />
c) Chromosomensätze anderer Arten<br />
Tomate 24<br />
Zellmembran mit den Einstülpungen:<br />
c Golgi – Apparat<br />
d Endoplasmatisches Reticulum (ER)<br />
e Kernhülle<br />
genetische Information = Genom, besteht<br />
aus Chromosomen<br />
+<br />
+<br />
1 Gonosomenpaar<br />
insgesamt 46 Chromosomen<br />
Kurzschreibweise: 44, XY bzw. 44, XX<br />
2 Geschlechtschromosomen
Kartoffel 48<br />
Schimpanse 48<br />
Mensch 46<br />
Ö immer geradzahlig!<br />
Ö bei Pflanzen oft Verdopplung/Vervielfachung (= Polyploidisierung)<br />
1.1.2 Bau eines Chromosoms<br />
a) Transportform<br />
b) Arbeitsform<br />
Chromatid = DNS-Faden, spiralisiert<br />
Æ Platzersparnis<br />
Centromer = (Eiweiß-) Andockstelle<br />
für den Spindelapparat<br />
aus Gerüsteiweißen.<br />
Chromatid, entspiralisiert<br />
Æ DNA kann abgelesen werden<br />
es wird eigentlich nur eines benötigt<br />
(Einchromatidchromosomen<br />
vor der Synthesephase)
1.1.3 Homologe Chromosomen<br />
Homologes Chromosomenpaar<br />
Genort mit den Allelen eines Gens<br />
(= Genvarianten am gleichen Genort)<br />
- Die Allele der beiden<br />
Chromatiden eines Chromosoms<br />
sind identisch.<br />
- Die Allele der beiden<br />
homologen Chromosomen<br />
sind homolog zueinander.<br />
In vielen Büchern findet man eine vereinfachte Darstellung mit nur einem Chromatid<br />
pro Chromosom.<br />
Dies entspricht dem Zustand einer Zelle direkt nach der Mitose, noch vor der<br />
Synthesephase. Für die Proteinsynthese sind Einchromatidchromosomen<br />
ausreichend. Aber weder Mitose noch Meiose können so vollständig dargestellt<br />
werden! (Bei der Meiose nur für die Reduktionsteilung geeignet!)
1.2 Meiose und Befruchtung<br />
1.2.1 Die Mitose (= Zellteilung)<br />
Phasen:<br />
Prophase:<br />
- Auflösen der Kernhülle<br />
- Chromatiden der Chromosome haben<br />
sich vorher verdoppelt und spiralisiert<br />
- Spindelapparat-Bildung<br />
Metaphase:<br />
- alle Chromosomen ordnen sich in der<br />
Äquatorialebene an<br />
- Spindelapparat dockt am Centromer an<br />
Anaphase:<br />
- Trennung der Chromatiden voneinander<br />
Telophase:<br />
- Abschnüren der Zellmembran<br />
- Kernhüllen-Bildung<br />
Körperzelle<br />
Äquatorialebene<br />
zwei identische Körperzellen mit Einchromatidchromosomen<br />
...später: Synthesephase: Verdopplung der Chromatiden
1.2.2 Die Meiose (= Keimzellenbildung)<br />
Phasen:<br />
- 1. Reifeteilung: Reduktionsteilung R!<br />
Urkeimzelle<br />
Prophase: • Chromosomen in der Transportform<br />
( vorher verdoppelte Chromatiden, spiralisiert)<br />
• Kernhülle löst sich auf<br />
• Spindelapparat bildet sich<br />
Metaphase: • Anordnen der homologen Chromosomen ober-<br />
und unterhalb der Äquatorialebene<br />
• Andocken des Spindelapparats am Centromer<br />
Anaphase: • Trennung der homologen Chromosomen (je eines<br />
homologen Chromosomenpaars) voneinander<br />
Telophase: • Abschnüren der Zellmembran<br />
(hier keine Kernhüllenbildung!)
Keimzellen (= Gameten)<br />
- 2. Reifeteilung: Äquationsteilung Ä!<br />
Prophase: • Spindelapparat bildet sich<br />
Metaphase: • Anordnen aller Chromosomen in der<br />
Äquatorialebene<br />
• Andocken des Spindelapparats am<br />
Centromer<br />
Anaphase: • Trennung der Chromatiden (je eines<br />
Chromosoms) voneinander<br />
Telophase: • Abschnüren der Zellmembran<br />
• Bildung der Kernhüllen<br />
(die Synthesephase erfolgt erst nach der Befruchtung, daher<br />
Einchromatidchromosomen!)
1.2.3.Vergleich von Mitose und Meiose<br />
vorher<br />
nachher<br />
Zelltyp(-en)<br />
Chromosomensatz<br />
Zahl der<br />
Chromatiden pro<br />
Chromosom<br />
Zelltyp(-en)<br />
Chromosomensatz<br />
Zahl der<br />
Chromatiden pro<br />
Chromosom<br />
In der Anaphase<br />
Trennung der...<br />
voneinander<br />
Mitose<br />
(ohne<br />
Synthesephase)<br />
Körperzelle/<br />
Keimbahnzelle<br />
diploid (2n)<br />
zwei<br />
Körperzelle/<br />
Keimbahnzelle<br />
diploid (2n)<br />
eins<br />
Chromatiden<br />
Meiose<br />
Reduktionsteilung<br />
Urkeimzelle<br />
diploid (2n)<br />
zwei<br />
„Tochterzelle der<br />
Reduktions-<br />
teilung“<br />
haploid (n)<br />
zwei<br />
homologen<br />
Chromosomen<br />
Meiose<br />
Äquationsteilung<br />
„Tochterzelle<br />
der Reduktionsteilung“<br />
haploid (n)<br />
zwei<br />
Keimzelle<br />
haploid (n)<br />
eins<br />
Chromatiden
1.2.4 Geschlechtszellenbildung bei Mann und Frau<br />
Befruchtete Eizelle<br />
Körperzellen Urkeimzelle Keimbahnzellen<br />
Keimzelle<br />
Keimzellenbildung beim Mann ...und bei der Frau<br />
Prophase<br />
R! Metaphase<br />
Ä! Anaphase
1.2.5 Befruchtung<br />
haploide Keimzellen (= Gameten):<br />
Spermienzelle Eizelle<br />
Homologes<br />
Chromosomenpaar<br />
Verschmelzen der<br />
Kerne<br />
(Allele hier zufällig<br />
identisch)<br />
Synthesephase<br />
Verdoppeln der<br />
Chromatiden<br />
diploide Befruchtete Eizelle<br />
(= Zygote)
Anzahl der<br />
Chromosomenpaare<br />
1<br />
2<br />
3<br />
...<br />
23<br />
n<br />
Befruchtete Eizelle<br />
Urkeimzellen<br />
Keimzellen<br />
Mitosen<br />
Befruchtete Eizelle<br />
Befruchtete Eizelle<br />
(nach<br />
Synthesephase)<br />
Urkeimzelle<br />
Keimzelle<br />
Befruchtete Eizelle<br />
(vor Synthesephase)<br />
Chromosomensatz 2n 2n n 2n<br />
Chromatiden pro<br />
Chromosom<br />
Zahl der möglichen Keimzellen<br />
2<br />
4<br />
8<br />
...<br />
8.388.608 => sehr viele!<br />
2n<br />
Befruchtung<br />
zwei zwei eins eins<br />
Ö Die Allele werden neu auf die Tochtergeneration verteilt.<br />
Ö Betrachtet man mehrere Allele, die auf verschiedenen homologen<br />
Chromosomenpaaren liegen, so erhöht sich die Anzahl der<br />
Kombinationsmöglichkeiten sehr stark!
1.2.6 Neuverteilung der genetischen Information<br />
a) Verteilung der homologen Chromosomen<br />
- zufällige Anordnung der homologen Chromosomen ober- und unterhalb der<br />
Äquatorialebene während der Metaphase der Reduktionsteilung:<br />
(Die Darstellung erfordert hier mindestens zwei homologe Chromosomenpaare!)<br />
b) Crossing over<br />
oder<br />
R! Ä! R! Ä!<br />
2x und 2x 2x<br />
und 2x<br />
:= Teile von Chromatiden eines homologen Chromosomenpaares können sich<br />
überkreuzen, abbrechen und an dem anderen Chromatid festwachsen.<br />
Ebenfalls in der Metaphase der Reduktionsteilung:<br />
(Dargestellt nur für ein homologes Chromosomenpaar)<br />
Ö erhöht stark die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten, da die Länge der<br />
ausgetauschten Chromatidenabschnitte stark variieren kann.<br />
Keimbahnzelle
Ö es werden nicht nur einzelne Allele ausgetauscht, sondern mehrere, die meist<br />
nahe beieinander liegen. (Diese anderen Allele sind oben nur durch die<br />
Färbung der ausgetauschten Chromatidenabschnitte, unten aber gar nicht<br />
dargestellt!)<br />
A A<br />
B B<br />
R! Ä!<br />
a<br />
A A a A a<br />
B<br />
oder<br />
b<br />
Ö Gekoppelte Gene: Liegen auf dem gleichen Chromosom<br />
a<br />
Ö Entkopplung durch Crossing over (Vgl. 2.1.2 b) Genkopplung)<br />
b<br />
B B<br />
R! mit Crossing over / Ä!<br />
Ö Die Allele müssen nicht an den Enden der Chromatiden liegen, sie werden<br />
dort aber mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgetauscht.<br />
a<br />
b<br />
b b
1.2.7 Geschlechtsbestimmung beim Menschen<br />
Chromosomale = Genotypische Geschlechtsbestimmung<br />
Gonosomenkombinationen:<br />
Nicht<br />
homolog!<br />
XY XX<br />
zu erwartendes<br />
Geschlechtsverhältnis: 1 : 1<br />
tatsächlich: 1,20 : 1 nach der Befruchtung<br />
„Lebensdauer“<br />
1,06 : 1 nach der Geburt<br />
0,94 : 1 ab dem Jugendalter
1.3 Genommutation<br />
1.3.1 autosomale Genommutation (z.B. Trisomie 21)<br />
a) allgemeine Symptome<br />
• schräg stehende Augen<br />
• verminderte Intelligenz<br />
u.a.<br />
⇒ nur die Kombination mehrerer Symptome deutet auf ein Syndrom hin.<br />
⇒ hier "Down-Syndrom"<br />
b) Entstehung<br />
Autosomenpaar Nr. 21<br />
O<br />
normal<br />
O<br />
+<br />
Keimbahnzelle<br />
R!<br />
Non-Disjunction:<br />
Nicht-Trennung der homo-<br />
logen Chromosomen von-<br />
einander<br />
Befruch-<br />
tung
1.3.2 gonosomale Genommutation<br />
a) Symptome<br />
- Überlange...<br />
- Männliche...<br />
- Weibliche...<br />
Î Klinefelter Syndrom (1)<br />
b) Entstehung<br />
Eizelle ><br />
Spermium v<br />
- verkürzte Gliedmaßen<br />
- weibliche primäre Geschlechtsmerkmale<br />
- unterentwickelte sekundäre weibliche<br />
Geschlechtsmerkmale<br />
Î Turner-Syndrom (2)<br />
0 X XX<br />
X X0 (2) XX ‚ XXX ‚<br />
Y Y0 XY ƒ XXY (1)<br />
YY YY0 XYY ƒ XXYY<br />
XXX: verminderte Intelligenz XYY: Übergröße, aggressiver,<br />
verminderte Intelligenz
2 Klassische <strong>Genetik</strong><br />
2.1 Monogene Erbgänge<br />
:= nur ein Gen bestimmt die Ausprägung eines Merkmals<br />
2.1.1 Monohybride Erbgänge<br />
:= es wird nur ein Merkmal betrachtet<br />
Genotypvarianten: Allel A Allel a<br />
reinerbig mischerbig reinerbig<br />
= homozygot = heterozygot = homozygot<br />
Phänotyp: "A" "A" "a"<br />
Allel A ist dominant gegenüber Allel a<br />
Allel a ist rezessiv gegenüber Allel A<br />
a) dominant-rezessiver Erbgang (1. und 2. Mendelsche Regel)<br />
erster Versuch: Kreuzung zweier reinerbiger Individuen<br />
mit unterschiedlichem Phänotyp<br />
Kreuzungsschema: A: dominantes Allel für rote Blütenfarbe<br />
a: rezessives Allel für weiße Blütenfarbe<br />
"A": Phänotyp rote Blütenfarbe<br />
"a": Phänotyp weiße Blütenfarbe<br />
Achtung: Die<br />
Abbildungen zeigen je<br />
zwei homologe<br />
Einchromatidchromosomen,<br />
nicht<br />
ein Zweichromatidchromosom!
Problem: war die P wirklich reinerbig?<br />
zweiter Versuch: Kreuzung zweier Individuen der F1 - Generation
Organismus Merkmal dominantes Allel rezessives Allel<br />
Erbse Blütenfarbe rot weiß<br />
(Mendel) Samenform rund eckig<br />
Samenfarbe gelb grün<br />
Fruchtfliege Körperfarbe hellbraun schwarz<br />
(Morgan) Flügellänge normal Stummel<br />
Mensch PTH - Schmeckfähigkeit Schmecker Nichtschmecker<br />
(Fox) Zungenrollfähigkeit Roller Nichtroller<br />
Rind Fellfarbe schwarz rotbraun<br />
Gleichmäßigkeit der Färbung gleichmäßig gefleckt<br />
b) intermediärer Erbgang<br />
V D/B: (am Beispiel der Wunderblume)<br />
X P<br />
F1<br />
X F1<br />
F2
F: A: intermediäres Allel für rote Blütenfarbe<br />
A: intermediäres Allel für weiße Blütenfarbe<br />
„A“: Phänotyp rot<br />
„A“: Phänotyp weiß<br />
„A“: Phänotyp rosa<br />
A<br />
P zu F1 1.M.R. F1 zu F2<br />
m\w A A<br />
A A<br />
X P<br />
A A<br />
A A A A<br />
A A A A<br />
A AA AA<br />
A AA AA<br />
A A<br />
A<br />
A<br />
Ga<br />
X F1<br />
m\w A A<br />
A A<br />
A A<br />
A A<br />
A A<br />
A A<br />
A A<br />
A AA AA<br />
A AA AA<br />
A<br />
A A<br />
F1<br />
Ga<br />
F2<br />
2. M.R.<br />
“Spaltungsregel”<br />
1 : 2 : 1
Alleltypen Ebene dominat-rezessiv intermediär kodominant<br />
Genotyp AA A a a a AA AA AA AA AA AA<br />
zwei<br />
(ein Buchstabe<br />
pro Genort)<br />
Phänotyp „A“ „A“ „a“ „A“ „A“ „A“ „A“ „AA“ „a“<br />
Beispiel Erbse: Wunderblume: Mensch:<br />
Blütenfarbe Blütenfarbe Enzymdefekte<br />
Genotyp: AA BB - AB<br />
drei A0 B0 00 -<br />
(mehr als ein<br />
Symbol pro Genort) Phänotyp „A“ „B“ „0“ - „AB“<br />
-<br />
Beispiel Mensch: - Mensch:<br />
Blutgruppe - Blutgruppe
c) kodominanter Erbgang mit multiplen Allelen<br />
Blutgruppe „A“ „B“ “AB” „O“<br />
Rote<br />
Blutkörperchen mit<br />
Antigen<br />
Antikörper im<br />
Blutserum<br />
(eigenes)<br />
Zugegebene<br />
Blutkörperchen mit<br />
Antigenen, bei<br />
denen<br />
Verklumpung<br />
eintritt (= nicht<br />
erlaubte fremde<br />
Spenderblutgruppe)<br />
Zugegebene<br />
Blutkörperchen mit<br />
Antigenen, bei<br />
denen keine<br />
Verklumpung<br />
eintritt (= erlaubte<br />
fremde<br />
Spenderblutgruppe)<br />
„B“<br />
„AB“<br />
„A“<br />
„0“<br />
Ö Es gibt mehr als zwei unterschiedliche Allele am gleichen Genort<br />
„A“<br />
„AB“<br />
„B“<br />
„0“<br />
Ö Bei der kodominanten Allelkombination AB sind beide Allele im Phänotyp<br />
ausgeprägt (typisch auf molekularer Ebene).<br />
=> „Universal-<br />
empfänger-<br />
blut“<br />
„A“<br />
„B“<br />
„AB”<br />
„0”<br />
„A“<br />
„B“<br />
„AB“<br />
=> „Universal-<br />
spenderblut“<br />
„0”
2.1.2 Dihybrider Erbgang<br />
:= es werden zwei Merkmale betrachtet<br />
a) ungekoppelter dominant-rezessiver Erbgang (3. Mendelsche Regel)<br />
dritter Versuch: - Es werden Erbsenpflanzen mit gelben, runden Samen mit solchen<br />
mit kantigen, grünen Samen gekreuzt.<br />
- Anschließend werden die Erbsenpflanzen aus der F1-Generation<br />
miteinander gekreuzt.<br />
Beobachtung: - Alle Samen der F1-Generation sind gelb und rund.<br />
- In der F2-Generation ergeben sich folgende Kombinationen mit<br />
dem Zahlenverhältnis:<br />
gelb, rund : grün, rund : gelb, kantig : grün, kantig =<br />
9 : 3 : 3 : 1<br />
Aufgabe: - Stelle das vollständige Kreuzungsschema mit Kreuzungsquadrat auf<br />
mit den folgenden Symbolen:<br />
Merkmal Samenfarbe: Allele A, a<br />
Merkmal Samenform: Allele B, b<br />
b) Genkopplung<br />
Gekoppelte Gene liegen auf dem gleichen Chromosom. Sie können daher nicht<br />
unabhängig voneinander weitergegeben werden.<br />
=> Ein dihybrider, gekoppelter Erbgang ähnelt daher einem monohybriden Ergang.<br />
!!! Skizziere die Reduktionsteilung für beide Fälle im Vergleich<br />
für ein homologes Chromosomenpaar!<br />
=> Entkopplung durch „Crossing over“ möglich,<br />
(vgl. 1.2.6 b) intrachromosomale Rekombination)<br />
!!! Skizziere ein Crossing over<br />
für ein homologes Chromosomenpaar!
2.1.3 Genmutation und Erbkrankheiten<br />
a) autosomal-dominant vererbt<br />
Æ geschlechtsunabhängig<br />
Æ auch heterozygot krank Aa = „A“ = krank<br />
homozygot oft letal, AA daher selten!<br />
Stammbaum: „A“ P<br />
Æ „A“ F1<br />
„A“ F2<br />
Æ es können keine Generationen übersprungen werden<br />
Æ relativ häufig „A“<br />
Æ typisch: Gerüsteiweiß*-Defekt * = Gerüst-Protein<br />
Name Krankheitsbild + Ursache<br />
Marfan-Syndrom - Bindegewebsschwäche<br />
- überlange Extremitäten<br />
- „Linsenschlotter“<br />
- Arterienwandschwäche<br />
Æ Kollagendefekt<br />
Achondroplasie (= „Zwergenwuchs“) verkürzte Extremitäten<br />
Spalthand - verwachsene Finger<br />
- und/oder gespaltene Mittelhand<br />
Polydaktylie überzählige Finger<br />
Chorea Huntington „Veitstanz“, Nervenerkrankung<br />
b) autosomal-rezessiv vererbt<br />
=> Erkrankung geschlechtsunabhängig<br />
=> typisch: Enzymeiweißdefekte<br />
=> das mutierte Allel führt nur homozygot aa zur Erkrankung<br />
(verringerte Enzymaktivität ist aber bei Aa messbar: „Heterozygoteneffekt“)<br />
Stammbaum:<br />
- weniger Erkrankungen<br />
- Generationen werden übersprungen<br />
- Nachkommen phänotypisch gesunder Individuen können phänotypisch krank sein
Name<br />
Albinismus<br />
Alkaptonurie<br />
Phenylketonurie<br />
Mukoviszidose<br />
Stoffwechselprodukt A –Enzym 1-> Stoffwechselprodukt B –Enzym 2-> normales<br />
Ausscheidungsprodukt C -> Urin<br />
=> Anreicherung und Ablagerung von Stoffwechselprodukt A wenn Enzym 1 fehlt<br />
c) gonosomal-rezessiv vererbt<br />
⇒ Erkrankungen geschlechtsabhängig<br />
- X und Y sind nicht homolog zueinander!<br />
Der entsprechende Genort fehlt auf dem Y-Chromosom =>"0"<br />
Männer:XY A0 = „A“ a0= „a“<br />
Frauen: XX AA= „A“ Aa = „A“ aa = „a“<br />
Konduktorin<br />
Schreibweise: z.B. XaYO ( „a“ = Phänotyp krank<br />
a = rez. Allel für krank )<br />
Stammbaum: - Männer häufiger krank<br />
-Vater krank „a“; Mutter „A“<br />
Mutter XAXa oder XAXA?<br />
-Fall1: Mutter homozygot mit XAXA:<br />
Söhne: „a“, Töchter: „A“<br />
Krankheitsbild<br />
Melanin fehlt, da Enzymdefekt<br />
Töchter aber alle XAXa, daher Konduktorinnen<br />
-Fall 2: Mutter heterozygot XAXa,<br />
Töchter: „A“ und „a“<br />
Söhne: „a“ oder „A“ XA X a X a X a<br />
XaY0 XaY0 Konduktorinen<br />
schwarzer Harn, da Enzymdefekt<br />
Schwachsinn, da Enzymdefekt<br />
zäher Schleim
Fall 1<br />
XaY0<br />
Mutter = komplett gesund<br />
Vater = krank<br />
Fall 2<br />
Mutter = Konduktorin<br />
Vater = krank<br />
XAXA<br />
X P<br />
X a Y0 XA XA<br />
XaY0<br />
XA Xa<br />
XAY0<br />
Xa Y0<br />
XA Xa<br />
XAXA<br />
X P<br />
Xa Y0 XA Xa<br />
XAY0<br />
XAXa<br />
XaY0<br />
XaXa<br />
Beispiel Krankheitsbild<br />
Bluterkrankheit Gerinnungsfaktor (Enzym defekt)<br />
Rotgrün Blindheit „Seheiweiß“ in Zapfen defekt<br />
Lesch-Nyhan-Syndrom mehrere Symptome<br />
Glucose-6-Phpsphat-dehydro-<br />
genase Enzymdefekte im Stoffwechsel<br />
G<br />
F1<br />
G<br />
F1
2.2 Polygene Erbgänge<br />
- additive Polygenie: Die Ausbildung eines Merkmals hängt von der sich addierenden<br />
Wirkung mehrer Gene ab.<br />
- bisher betrachtet:<br />
- jetzt neu:<br />
Häufigkeit (%)<br />
100<br />
- Merkmalsvariante 1 oder Merkmalsvariante 2 : GRPLQDQW-rezessiv<br />
- zusätzlich Mischmerkmalsvariante 3 : LQWHUPHGLlU<br />
- Merkmalsvariante 1 und Merkmalsvariante 2 : NRGRPLQDQW<br />
: DOOH PRQRJHQ<br />
- "stufenlos" alle Merkmalsvarianten<br />
- starker Umwelteinfluss<br />
: SRO\JHQ<br />
~ 80 %<br />
150 175 200<br />
Merkmalsausprägung Körpergröße (cm)<br />
Reaktionsnorm: genetischer Rahmen, innerhalb dessen eine Modifikation<br />
stattfinden kann (Vgl. Toleranzbreite in der Ökologie!)<br />
Modifikation: Veränderung des Phänotyps durch Umwelteinflüsse
3 Molekulare <strong>Genetik</strong><br />
3.1 Chemische Grundlagen<br />
3.1.1 Elektronegativitätsdifferenz, Bindungstyp und zwischenmolekulare Kraft<br />
In lebenden Systemen vor allem Moleküle aus der Kombination<br />
Nichtmetall – Nichtmetall.<br />
Geringe EN Hohe EN<br />
C O<br />
H N<br />
P<br />
S<br />
- Fall 1:<br />
a) geringe EN – geringe EN Ö unpolare Atombindung<br />
b) hohe EN – hohe EN Ö unpolare Atombindung<br />
Ö unpolare Moleküloberfläche<br />
Ö Van-der-Waals-Kräfte<br />
zu a.) zum Beispiel: C – H – Bindung ; C – C – Bindung<br />
- Fall 2:<br />
Geringe EN – hohe EN Ö polare Atombindung<br />
Ö polare Moleküloberfläche<br />
Ö Wasserstoffbrückenbindungen<br />
z. B. O - H - Bindung; C - O - Bindung
3.1.2 Struktur von Aminosäuren und Proteinen<br />
H<br />
a) Primärstruktur<br />
N C<br />
H<br />
H<br />
O<br />
N C C<br />
H R<br />
H<br />
R<br />
Polarer Rest Unpolarer Rest<br />
O<br />
C O<br />
n<br />
H<br />
Wasserabspaltung<br />
(-n H2O)<br />
Polypeptidkette<br />
R = Rest<br />
Je nach Rest 20<br />
verschiedene<br />
Aminosäuren als<br />
Bausteine
Die Primärstruktur gibt die Reihenfolge der Aminosäuren in der Polypeptidkette an.<br />
AS1-AS2-AS3-AS4-…-ASn (n § – 1000)<br />
b) Sekundärstruktur<br />
Die Polypeptidkette lagert sich durch Wasserstoffbrückenbindungen innerhalb der<br />
Kette in drei Formen an:<br />
1. „ungeordnet“<br />
.-Helix bei polaren Resten<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
-Faltblatt bei unpolaren Resten<br />
R<br />
R<br />
R<br />
Seitenansicht<br />
Draufsicht<br />
vereinfacht<br />
Polypeptidkette (polar)<br />
(mit polarem Rest)<br />
Stützen<br />
(Wasserstoffbrücken)<br />
Polypeptidkette (polar)<br />
(mit unpolarem Rest)<br />
Stützen<br />
(Wasserstoffbrücken)<br />
Die Sekundärstruktur gibt die räumliche Anordnung der Primärstruktur an.<br />
detailliert
c) Tertiärstruktur<br />
Als übergeordnete Raumstruktur können Kugel- oder Faserformen auftreten<br />
Sie wird stabilisiert durch Wechselwirkungen der Reste untereinander und mit der<br />
Umgebung.<br />
- Enzymproteine<br />
- Transportproteine<br />
=> meist<br />
wasserlöslich<br />
z.B. Hämoglobin,<br />
Lysozym,<br />
Glucose-6-<br />
Phosphatdehydrogenase<br />
d) Quartärstruktur<br />
mehrere Untereinheiten (= einzelne Polypeptidketten) lagern sich zusammen zu<br />
einer funktionsfähigen Einheit z.B. Hämoglobin.<br />
- Gerüstproteine<br />
=> meist<br />
wasserunlöslich
Vier<br />
kugelförmige<br />
Untereinheiten<br />
e.) Form und Funktion<br />
Der räumliche Bau = Tertiärstruktur ist entscheidend für die Funktionen.<br />
z.B. „Schlüssel-Schloss-Prinzip“<br />
Kohlenhydrat<br />
(Nährstoffkette)<br />
Drei faserförmige Polypeptidketten<br />
.-+HOL[ LQ .-Helix)<br />
n<br />
funktionsfähiges<br />
Kohlenhydrat<br />
n<br />
passt<br />
=> gewünschtes<br />
Ergebnis erzielt
Zum Vergleich:<br />
- Form kann durch Hitze, Säureeinwirkung und Schwermetalle beeinträchtigt werden<br />
- bei Erbkrankheiten ist die Form verändert (Vgl. Evolution, Malariaverteilung)<br />
- auch für Proteine des Immunsystems entscheidend!<br />
=> weniger statisches Modell des „induced fit“: Während der Wechselwirkung mit<br />
einem geeigneten Substrat verändert auch das Protein ständig seine Struktur<br />
n<br />
funktionsunfähiges<br />
Kohlenhydrat<br />
passt nicht<br />
=> gewünschtes Ergebnis nicht erzielt
3.1.3 Struktur der Nucleotide und Polynucleotide (= Nucleinsäuren)<br />
=> Nucleotide sind die Bausteine der DNA und RNA<br />
a) Bestandteile eines Nucleotids<br />
Nucleinsäure (-acid) DNA RNA<br />
Zucker Desoxyribose Ribose<br />
Phosphorsäure<br />
Basen Adenin A<br />
Nucleotid<br />
P<br />
Phosphorsäure<br />
Thymin T<br />
Cytosin C<br />
Guanin G<br />
P<br />
P<br />
5’<br />
Base<br />
Z<br />
5’<br />
Base<br />
D<br />
3’<br />
3’<br />
Zucker<br />
P<br />
Adenin A<br />
Uracil U<br />
Cytosin C<br />
Guanin G<br />
P<br />
5’<br />
Base<br />
R<br />
3’
) Moleküloberfläche der<br />
Bestandteile<br />
P D R<br />
Base<br />
5’<br />
P<br />
P<br />
Z<br />
Z<br />
Doppelhelixstruktur:<br />
Base<br />
Base<br />
Base Base<br />
Unpolare Van-Der-Waals-Kräfte<br />
Polare Wasserstoffbrückenbindungen<br />
Z<br />
Z<br />
P<br />
P<br />
5’
3.2 DNA als Träger der genetischen Information<br />
3.2.1 Das Verhältnis der Basen<br />
• gefunden: A : T = 1 : 1<br />
C : G = 1 : 1<br />
• Erklärung:<br />
A T 2x Wasserstoff-<br />
brücken-<br />
C G 3x bindungen<br />
A und T bilden ein komplementäres Basenpaar (ebenso C mit G).<br />
3.2.2 Doppelhelixstruktur<br />
5´ 3` 5` 3`<br />
P<br />
P<br />
P<br />
D<br />
D<br />
D<br />
A<br />
C<br />
T<br />
C G<br />
A<br />
T<br />
G<br />
T A<br />
3` 5`<br />
Polynucleotid- komplementär Polynucleotid-<br />
einzelstrang einzelstrang<br />
D<br />
D<br />
D<br />
Polynucleotiddoppelstrang<br />
P<br />
P<br />
P<br />
3` 5`<br />
ca.10 ca.10<br />
Basenpaare<br />
=<br />
eine<br />
vollständigeSchraubenwindung
antiparallel: 5` 3`<br />
3` 5`<br />
3.2.3 Struktur der RNA<br />
• Einzelstrangbestandteile:<br />
U<br />
G<br />
A<br />
R<br />
R<br />
R<br />
P<br />
P<br />
P<br />
3´<br />
5´<br />
Polynucleotideinzelstrang<br />
mit U statt T<br />
und R statt D<br />
• Raumstrukturen:<br />
(Aufsicht)<br />
3´<br />
einfache<br />
Helix<br />
5`
Kleeblatt<br />
• Funktionsformen:<br />
5`<br />
komplementär<br />
mRNA (messager-RNA): vgl. Translation (Expression)<br />
tRNA (transfer-RNA): vgl. Transkription (Expression)<br />
3`
3.3 Replikation der DNA<br />
3.3.1 Zeitpunkt<br />
- in der Synthesephase zwischen zwei Mitosen oder direkt nach der Befruchtung<br />
- Einchromatidchromosomen werden zu Zweichromatidchromosomen.<br />
3.3.2 Ablauf und beteiligte Enzyme<br />
1.) In der Replikationsgabel werden die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den<br />
beiden komplementären Elternsträngen getrennt.<br />
2.) Der eine Tochterstrang wird direkt durch komplementäre Basenpaarung vom 3’-<br />
Ende des einen Elternstrangs aus angelagert.<br />
3.) Der andere Tochterstrang wird in kurzen Bruchstücken vom 3’<br />
Replikationsgabelpunkt des anderen Elternstrangs angelagert.<br />
4.) Die Bruchstücke des zweiten Tochterstrangs werden zusammengefügt.<br />
beteiligte Enzyme:<br />
1.) Topoisomerase<br />
2.) und 3.) DNA-Polymerase<br />
4.) Ligase („Klebstoff“)<br />
3.3.3 semikonservativer Mechanismus:<br />
(Richtung vom Tochterstrang aus: 5’ -> 3’)<br />
5’<br />
3’<br />
3’<br />
5’<br />
Jeder der beiden Tochterdoppelstränge enthält einen unveränderten Einzelstrang<br />
des Elterndoppelstrangs.
3.4 Genexpression (= Proteinenbildung)<br />
<strong>Übersicht</strong>:<br />
DNA-<br />
Abschnitt<br />
(Gen)<br />
Nucleotid-<br />
Sequenz<br />
Transkription<br />
3.4.1<br />
mRNA<br />
Nucleotid-<br />
Sequenz<br />
3.4.1 Transkription der DNA in mRNA<br />
a) Zeitpunkt<br />
Translation<br />
3.4.2<br />
Protein<br />
Aminosäure-<br />
sequenz =<br />
Primärstruktur<br />
Faltung<br />
Tertiärstruktur<br />
(= räumlicher<br />
Bau)<br />
Ö Funktion<br />
- bei Bedarf an Proteinen zwischen den Mitosen (Interphase)<br />
Ö (Einchromatid-)Chromosomen in der Arbeitsform<br />
- ein DNA-Abschnitt wird oft mehrfach transkribiert<br />
Ö mehr Protein pro Zeit!<br />
b) Ablauf<br />
beteiligte Enzyme: RNA-Polymerase (= Transkriptase)<br />
Merkmal<br />
1.) der DNA-Doppelstrang wird auf einem kleinen Stück entspiralisiert und die<br />
Einzelstränge werden voneinander getrennt.<br />
2.) An einen der beiden DNA-Einzelstränge (den codogenen Strang) wird durch<br />
komplementäre Basenpaarung die mRNA in 5’→3’ Richtung (von der mRNA<br />
aus betrachtet) angelagert. (Vergleiche Syntheserichtung der DNA-<br />
Tochterstrangbildung bei der Replikation!)
5’<br />
c) Ort<br />
- im Zellkern<br />
- die mRNA wird ins Plasma transportiert<br />
DNA<br />
d) reverse Transkription<br />
3’<br />
codogener DNA-<br />
Strang<br />
mRNA<br />
5’<br />
mRNA-Strang<br />
„normales“ DNA-Virus „Retro“-DNA-Virus: (z.B. HI-Virus)<br />
Virus-<br />
DNA<br />
Virus-RNA<br />
1) reverse Transkription<br />
Enzym: reverse Transkriptase<br />
(= DNA-Polymerase)<br />
DNA<br />
1<br />
3’
3.4.2 Translation der mRNA in Protein<br />
a) Voraussetzungen<br />
- ausreichende Versorgung mit freien Aminosäuren<br />
- mRNA aus dem Kern<br />
- Ribosomen (frei im Plasma oder am rauen ER)<br />
b) Ablauf<br />
AS 5<br />
AS 4 AS 3<br />
3’ 5’<br />
1. Die t -RNA bindet an eine bestimmte Aminosäure (AS).<br />
2. Die t -RNA bindet mit dem Anticodon an das Codon der mRNA.<br />
3. Die neue AS wird an die Vorhergehende angehängt.<br />
4. Die t - RNA löst sich von der m - RNA.<br />
Protein<br />
t - RNA<br />
mRNA<br />
3 ´ 5 ´<br />
AS 3<br />
AS 1<br />
Ribosom<br />
mRNA
3.4.3 Der Genbegriff<br />
- bei Mendel: Gen = „Erbfaktor“<br />
= Genetische Information, die für die Ausprägung eines<br />
bestimmten Merkmals verantwortlich ist<br />
- bei Beadle/Tatum: Gen = Genetische Information, die auf einem bestimmten DNA-<br />
Abschnitt liegt und für die Bildung eines Proteins<br />
verantwortlich ist („Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese“)<br />
- neuere: Gen = Genetische Information, die für die Bildung einer mRNA<br />
(allgemeiner noch eines RNA-Abschnitts) zuständig ist.<br />
Die mRNA wird noch verändert oder kann auch direkt als<br />
siRNA regulatorisch wirken.
3.4.4 Genmutation<br />
a) <strong>Übersicht</strong>sschema<br />
Veränderung des Phänotyps aufgrund von Veränderungen im Genotyp?<br />
nein ja<br />
nur durch Umwelteinflüsse ? Mutation<br />
ja Veränderung der Chromosomenzahl?<br />
Modifikation ja nein<br />
Genommutation Veränderung der Nucleotidsequenz ?<br />
ja<br />
Genmutation<br />
Austausch einer Base ?<br />
ja nein<br />
Punktmutation fehlende oder zusätzliche Base ?<br />
ja<br />
Rastermutation
stille Mutation (= Sonderfall der Genmutation):<br />
- keine Auswirkung auf den Phänotyp<br />
- möglich: 1. Nucleotidsequenzänderung ohne Primärstrukturänderung<br />
b) Entstehung<br />
(Vgl. Degeneration des genetischen Codes!)<br />
2. Primärstrukturänderung ohne Tertiärstrukturänderung<br />
(bei ähnlichen Resten der AS, z. B. beide unpolar)<br />
- spontan durch Fehler bei der Replikation der DNA und Oxidation von Nucleotiden<br />
- induziert durch Umwelteinflüsse (Mutagene)<br />
- Strahlung<br />
- UV-Strahlung<br />
- Röntgen-Strahlung ionisierend<br />
- Radioaktive Strahlung<br />
- Chemikalien<br />
- Benzol/aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
- Schwermetallionen (schädigen DNA-Reparaturenzyme)<br />
- salpetrige Säure<br />
- Basenanaloga (verursachen meist Austausch)<br />
- Farbstoff Acridin (verursacht Einschub, daher oft Rastermutationen)<br />
- Formaldehyd<br />
Æ Reparaturmechanismen werden überfordert<br />
c) Folgen<br />
Körperzellen Keimbahnzellen<br />
ca. 4 - 5 Mutationen oft schon ab wenigen Mutationen<br />
Krebsentstehung spontane Entstehung von Erbkrankheiten
3.5 Gentechnologie<br />
3.5.1 Neukombination der genetischen Information bei einer Bakterienzelle<br />
(1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
(6)<br />
Ligase<br />
Ligase<br />
Petrischale<br />
Plasmid = ringförmiges DNA-Molekül (dient<br />
dem Genaustausch bei Bakterien)<br />
Neu einzuschleusender DNA-Abschnitt mit<br />
1. Eiweiß-Gen<br />
2. Antibiotika- Resistenz-Gen<br />
Passagier<br />
Hybridplasmid (= neukombiniertes Plasmid)<br />
Rekombiniertes Bakterium<br />
Antibiotikum<br />
Es überlebte dank Gen 2<br />
(Antibiotikum Resistenz)<br />
Starke Vermehrung<br />
Æ es entstehen:<br />
KLONE = erbgleiche Individuen
(7) ANALYSE (9) EXPRESSION<br />
(8)<br />
Markiertes<br />
Gen 1<br />
= erzwungene Proteinbiosynthese
3.5.2 Anwendungen<br />
a) Biotechnologie<br />
Def.: Einsatz von Mikroorganismen zur Gewinnung eines bestimmten<br />
Stoffwechselprodukts oder Proteins<br />
Gentechnisch<br />
verändert<br />
Nein<br />
Nein<br />
Nein<br />
Nachteile: Oft starke Verunreinigung mit giftigen Nebenprodukten<br />
Ausblick: - nachwachsende Rohstoffe (Methanol, Ethanol, Methan)<br />
Æ Brennstoffe als Energieträger zur Energiegewinnung<br />
- Stickstoff-Fixierung Æ Düngemittel<br />
b) transgene Pflanzen<br />
Organismen Stoffwechselvorgang Produkt Funktion<br />
Hefepilz<br />
EssigsäurebakteriumMilchsäure-<br />
bakterium<br />
Alkohol. Gärung<br />
Essigsäuregärung<br />
Milchsäuregärung<br />
Ja Coli-Bakterium Proteinbiosynthese<br />
(s. Expression)<br />
Bier, Wein<br />
Essig,<br />
Sauerkraut,<br />
Joghurt<br />
Insulin<br />
Somatropin<br />
Somatostatin<br />
Interferon<br />
Erythropoietin<br />
(EPO)<br />
Plasminogen-<br />
Aktivator<br />
(TPA)<br />
Problem: Schäden durch Insektenfraß<br />
Lösungen: - Gen für Resistenz gegen Insektizide in die Pflanze<br />
- Gen für Hemmstoff des Insektenstoffwechsels in die Pflanze<br />
Überträger: „Tumor-induzierendes“ Ti-Plasmid des Agrobakteriums<br />
Risiken: - Übertragung des Gens auf andere Arten (Freilandversuche!)<br />
- Störung des ökologischen Gleichgewichts/ungehemmte<br />
Ausbreitung der veränderten Pflanze<br />
- giftige Nebenprodukte<br />
z.B. Mais<br />
(Rausch)<br />
Haltbarmachen<br />
von<br />
Lebensmitteln<br />
Hormone<br />
Hemmt<br />
Virenvermehrung,<br />
stoppt Tumorwachstum<br />
Regt die<br />
Bildung von<br />
roten<br />
Blutkörperchen<br />
an<br />
Beseitigt<br />
Blutgerinnsel
c) transgene Tiere<br />
Ziele: - höhere Fleischausbeute<br />
- Krebsforschung<br />
z.B. Schwein mit menschlichem Gen für Wachstumshormon,<br />
Krebsmaus<br />
Risiken: - Rückstände in Nahrungsmitteln<br />
- Tierschutz<br />
3.5.3 Gentherapie und Gendiagnostik<br />
- Probleme bei der Gendiagnostik<br />
z.B.: Chorea Huntington - Diagnose möglich, aber Therapie nicht möglich<br />
- Probleme bei der Gentherapie<br />
- Diskriminierung durch Arbeitgeber,<br />
Versicherungen, Staat ( Datenschutz )<br />
z.B.: Mucoviszidose - Transport in die Zelle mit Viren aus Inhalator<br />
- Einfügen ins Chromosom<br />
- Aktivierung und Steuerung des Gens