PDF-Datei - NawaRo-Kommunal.de
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Ökologisch sinnvolle Verwertung von Bioabfällen Anregungen für kommunale Entscheidungsträger stofflich Kompostierung/direkte Verwertung Verwertung von biogenen Stoffströmen stofflich energetisch energetisch Vergärung Verbrennung
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Ökologisch sinnvolle Verwertung<br />
von Bioabfällen<br />
Anregungen für kommunale Entscheidungsträger<br />
stofflich<br />
Kompostierung/direkte<br />
Verwertung<br />
Verwertung von<br />
biogenen Stoffströmen<br />
stofflich<br />
energetisch<br />
energetisch<br />
Vergärung Verbrennung
impressum<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Bun<strong>de</strong>sministerium für umwelt, Naturschutz und reaktorsicherheit (Bmu)<br />
referat Öffentlichkeitsarbeit · 11055 Berlin<br />
e-mail: service@bmu.bund.<strong>de</strong> · internet: www.bmu.<strong>de</strong><br />
umweltbun<strong>de</strong>samt (uBA)<br />
Wörlitzer platz 1 · 06844 Dessau-roßlau<br />
internet: www.umweltbun<strong>de</strong>samt.<strong>de</strong><br />
Text: Karsten Funda, Dr. michael Kern, Thomas raussen (Witzenhausen-institut für Abfall, umwelt und energie GmbH)<br />
Dr. Claus-Gerhard Bergs (Bmu, referat WA ii 4), Tim Hermann (uBA, FG iii 2.4)<br />
redaktion: Alexandra Liebing (Bmu, referat ZG ii 3)<br />
Gestaltung: <strong>de</strong>sign_i<strong>de</strong>e, büro_für_gestaltung, erfurt<br />
Druck: silber Druck, Niestetal<br />
Abbildungen: Titel: (o.li.) Brs-Bioenergie GmbH, Villingen-schwenningen;<br />
(o.re.) Verband <strong>de</strong>r Humus- und er<strong>de</strong>nwirtschaft e.V (VH e), Aachen;<br />
(u.li.) Verband <strong>de</strong>r Humus- und er<strong>de</strong>nwirtschaft e.V (VHe ), Aachen;<br />
(u.mi.) rupert Oberhäuser/Bmu; (u.re.) GrafikHaus Anja Neubauer<br />
s. 4: rupert Oberhäuser/Bmu<br />
s. 6 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 6 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 7: Abfallwirtschaftsbetrieb münchen<br />
s. 8 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 8 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 9: Witzenhausen-institut<br />
s. 11: Witzenhausen-institut<br />
s. 12: Witzenhausen-institut<br />
s. 15: Witzenhausen-institut<br />
s. 16 (o.li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 16 (o.re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 16 (u.): rupert Oberhäuser/Bmu<br />
s. 17 (o.): Vogteier Kompost GmbH<br />
s. 17 (u.li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 17 (u.re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 18 (o.): siTA Kompostwerk Westheim<br />
s. 18 (mi.): siTA Kompostwerk Westheim<br />
s. 18 (u.): siTA Kompostwerk Westheim<br />
s. 19 (o.li.): KDm Kompostierungs- und Vermarktungsges ellschaft GmbH<br />
s. 19 (o.re.): KDm Kompostierungs- und Vermarktungsge sellschaft GmbH<br />
s. 19 (u.): KDm Kompostierungs- und Vermarktungsgesellschaft<br />
GmbH<br />
s. 20: Witzenhausen-institut<br />
s. 21: Witzenhausen-institut<br />
s. 22 (o.): Brs Bioenergie GmbH<br />
stand: september 2009<br />
1. Auflage: 5.000 exemplare<br />
2 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
s. 22 (u.): Brs Bioenergie GmbH<br />
s. 23 (o.): B & r Bioverwertung & recycling GmbH<br />
s. 23 (u.): B & r Bioverwertung & recycling GmbH<br />
s. 24 (o.): mm Vi<strong>de</strong>o Fotowerbung<br />
s. 24 (u.): mm Vi<strong>de</strong>o Fotowerbung<br />
s. 25 (o.): Ganser GmbH & Co. KG<br />
s. 25 (u.): Kompotec Kompostierungsanlagen GmbH<br />
s. 26 (o.): Kompotec Kompostierungsanlagen GmbH<br />
s. 26 (u.): Kompotec Kompostierungsanlagen GmbH<br />
s. 27 (o.): Witzenhausen-institut<br />
s. 27 (u.): GrafikHaus Anja Neubauer<br />
s. 29 (o.li.): Holzheizkraftwerk Oerlinghausen GmbH<br />
s. 29 (o.re.): Holzheizkraftwerk Oerlinghausen GmbH<br />
s. 29 (u.): Witzenhausen-institut<br />
s. 30 (o.): Witzenhausen-institut<br />
s. 30 (u.): Witzenhausen-institut<br />
s. 35 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 35 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 36 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 36 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 37 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 37 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 38 (o.): Humuswerk main-spessart<br />
s. 38 (u.): rupert Oberhäuser/Bmu<br />
s. 39 (li.): Witzenhausen-institut<br />
s. 39 (re.): Witzenhausen-institut<br />
s. 40: Witzenhausen-institut<br />
s. 43: Witzenhausen-institut
1 EINFÜHRUNG 4<br />
2 EINLEITUNG 5<br />
iNHALT<br />
3 AUFKOMMEN UND QUALITÄTEN ORGANISCHER ABFÄLLE 8<br />
3.1 erfassung und Aufkommen organischer Abfälle 8<br />
3.1.1 Bio- und Grünabfälle 8<br />
3.1.2 Landschaftspflegematerialien 10<br />
3.1.3 sonstige organische Abfälle aus industrie und Gewerbe 11<br />
3.2 Zusammensetzung und Qualitäten von Bio- und Grünabfällen 11<br />
3.3 möglichkeiten <strong>de</strong>r erfassungssteigerung 13<br />
4 VERWERTUNGSWEGE DER ERFASSTEN STOFFSTRÖME 14<br />
4.1 Kompostierungsverfahren 14<br />
4.2 Vergärungsverfahren 20<br />
4.3 stoffliche und energetische Nutzung von Grünabfällen 27<br />
5 ÖKOLOGISCHE ASPEKTE VON KOMPOSTIERUNG UND VERGÄRUNG 31<br />
5.1 Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen und Gütesicherung bei <strong>de</strong>r Verwertung von Komposten<br />
und Gärprodukten 31<br />
5.2 Komposte und Gärprodukte: Lieferanten von Nährstoffen und Humus für unsere Bö<strong>de</strong>n 32<br />
5.3 energiebilanzen von Kompostierung und Vergärung 33<br />
5.4 Klimabilanzen von Kompostierung und Vergärung 34<br />
6 ÖKONOMISCHE ASPEKTE DER BIOLOGISCHEN ABFALLVERWERTUNG 36<br />
6.1 Kompostvermarktung 36<br />
6.2 Kosten und erlöse <strong>de</strong>r Kompostierung, <strong>de</strong>r Vergärung und Kombinationsmo<strong>de</strong>lle<br />
(Vorschaltanlagen) 38<br />
7 FÖRDERUNG DER ENERGETISCHEN NUTZUNG VON BIO- UND GRÜNABFÄLLEN DURCH DAS EEG 40<br />
8 HANDLUNGSHILFE FÜR KOMMUNALE ENTSCHEIDUNGSTRÄGER 42<br />
9 WEITERGEHENDE INFORMATIONSQUELLEN 46<br />
10 GLOSSAR 47<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
3
1 EINFÜHRUNG<br />
Bei <strong>de</strong>r getrennten Erfassung von Bioabfällen und <strong>de</strong>ren<br />
Verwertung ist Deutschland im internationalen<br />
Vergleich schon jetzt hervorragend aufgestellt: Im<br />
Durchschnitt wer<strong>de</strong>n je Einwohner etwa 100 kg Bio-<br />
und Grünabfälle getrennt erfasst, was einem jährlichen<br />
Gesamtaufkommen von über acht Millionen<br />
Tonnen entspricht.<br />
Bis vor wenigen Jahren wur<strong>de</strong>n diese Materialien als<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s Restmülls noch auf Deponien abgelagert.<br />
Biologisch abbaubare Abfälle waren auf Deponien<br />
aber <strong>de</strong>r wesentliche Faktor bei <strong>de</strong>r Entstehung<br />
klimarelevanter Gase im Bereich <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft.<br />
Mit <strong>de</strong>r Getrennterfassung von Bioabfällen sowie <strong>de</strong>r<br />
Entfernung <strong>de</strong>r im Restmüll noch verbliebenen biologisch<br />
abbaubaren Bestandteile durch Abfallvorbehandlung<br />
wur<strong>de</strong> die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Abfallwirtschaft<br />
auch unter Klimaaspekten erreicht: Die<br />
jährlichen Emissionen von klimarelevanten Gasen auf<br />
rottetunnel eines Kompostwerks<br />
4 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Basis von CO 2 -Äquivalenten konnten im Vergleich zu<br />
1990 um nahezu 45 Millionen Tonnen reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das entsprach im Jahr 2005 fast 25 Prozent <strong>de</strong>r<br />
insgesamt erreichten Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Ausstoßes von<br />
Treibhausgasen in Deutschland.<br />
Aus getrennt erfassten Bioabfällen hergestellte Komposte<br />
und Vergärungsrückstän<strong>de</strong> bieten zu<strong>de</strong>m eine<br />
sehr gute Möglichkeit, <strong>de</strong>n Humusgehalt <strong>de</strong>r Bö<strong>de</strong>n<br />
zu stabilisieren o<strong>de</strong>r zu verbessern sowie die biologische<br />
Aktivität zu för<strong>de</strong>rn. Komposte o<strong>de</strong>r kompostierte<br />
Gärreste sind dabei hervorragend zur Substitution<br />
von Torf geeignet.<br />
Ökobilanzielle Untersuchungen <strong>de</strong>r letzten Jahre haben<br />
gezeigt, dass eine optimierte Bioabfallverwertung<br />
noch zusätzliche Beiträge zu Klima- und Ressourcenschutz<br />
leisten kann.
Dies wird dazu führen, dass geeignete Bioabfälle<br />
künftig verstärkt zur Erzeugung von Energie herangezogen<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) unterstützt diese Entwicklung mit<br />
<strong>de</strong>m Technologiebonus bei <strong>de</strong>r Ergänzung von Kompostanlagen<br />
um Vergärungsstufen und durch <strong>de</strong>n<br />
NaWaRo-Bonus für Landschaftspflegematerialien.<br />
Aber: Nicht je<strong>de</strong>r Bioabfall ist für die Vergärung o<strong>de</strong>r<br />
Verbrennung prä<strong>de</strong>stiniert, so dass auch die ausschließliche<br />
Kompostierung ohne energetische Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Bioabfälle in Zukunft einen hohen Stellenwert<br />
behalten wird.<br />
Um insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n kommunalen Entscheidungsträgern<br />
eine Hilfestellung bei <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Bioabfallerfassung und -nutzung zu geben, wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Broschüre die Potenziale an Bioabfällen<br />
dargestellt und die aktuell zur Nutzung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Bioabfallkategorien einsetzbaren technischen<br />
Verfahren vorgestellt. Außer<strong>de</strong>m kann je<strong>de</strong>r<br />
kommunale Entscheidungsträger anhand einer<br />
Checkliste abschätzen, ob eine Optimierung <strong>de</strong>r Bioabfallverwertung<br />
unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Erfassungsmengen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausbeute an Energie<br />
vor Ort sinnvoll ist.<br />
Diese Broschüre basiert auf <strong>de</strong>n Ergebnissen eines<br />
Forschungsvorhabens, das vom Bun<strong>de</strong>sumweltministerium<br />
(BMU) und vom Umweltbun<strong>de</strong>samt (UBA) ver-<br />
2 EINLEITUNG<br />
Die Bun<strong>de</strong>sregierung will bis spätestens 2020 die<br />
Emission treibhausrelevanter Gase in Deutschland um<br />
40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Ziele, die sich<br />
nur durch eine nachhaltige Energiewirtschaft – <strong>de</strong>r<br />
Einsparung von Energie, <strong>de</strong>r regenerativen Energieerzeugung<br />
und einem effizienteren Energieeinsatz –<br />
erreichen lassen. Angesichts dieser hochgesteckten<br />
Ziele ist auch zu prüfen, welchen Beitrag die Abfallwirtschaft<br />
und hierbei die Bioabfälle zur Erreichung<br />
<strong>de</strong>r Ressourcen-, Energie- und Klimaziele künftig zusätzlich<br />
noch leisten kann.<br />
Die Abfallwirtschaft trägt jährlich mit einer Entlastung<br />
von circa 46 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalenten pro<br />
Jahr im Vergleich zu 1990 bereits jetzt schon erheb-<br />
geben wur<strong>de</strong>. Auch wenn sich die Broschüre vorwiegend<br />
an Nutzer hierzulan<strong>de</strong> richtet, so ist darauf hinzuweisen,<br />
dass es sich das Bun<strong>de</strong>sumweltministerium<br />
auch zur Aufgabe gemacht hat, <strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>r<br />
ökologisch sinnvollen Nutzung von Bioabfällen verstärkt<br />
über die nationalen Grenzen hinweg zu transportieren.<br />
Auch <strong>de</strong>shalb hat das Bun<strong>de</strong>sumweltministerium<br />
das Ziel einer EU-Bioabfallrichtlinie konsequent<br />
verfolgt.<br />
Bereits im Mai 2006 wur<strong>de</strong> auf Initiative Deutschlands<br />
die politische Debatte über die Notwendigkeit<br />
einer EU-Bioabfallrichtlinie neu angestoßen. Die Aktivitäten<br />
für eine separate Regelung <strong>de</strong>r Bioabfälle fan<strong>de</strong>n<br />
starken politischen Rückhalt in mehreren Mitgliedstaaten.<br />
Dieser Allianz ist es zu verdanken, dass die EU-Abfallrahmenrichtlinie<br />
von 2008 in einem eigenen Artikel<br />
die Mitgliedstaaten zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Getrennterfassung<br />
und Verwertung von Bioabfällen verpflichtet.<br />
Auch das Europäische Parlament hat schon früh die<br />
Chancen <strong>de</strong>s Bioabfalls erkannt und unterstützt EUweite<br />
Regelungen für die Verwertung separat gesammelter<br />
Bioabfälle. Das sind gute Aussichten, <strong>de</strong>nn es<br />
gibt kaum einen an<strong>de</strong>ren Bereich im Klima- und Umweltschutz,<br />
in <strong>de</strong>m mit relativ wenig Aufwand so viel<br />
für Klima und Umwelt erreicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
lich zum Erreichen <strong>de</strong>r Klimaziele bei. Erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
konnte dies nicht zuletzt durch die seit mehr als<br />
zwei Jahrzehnten in Deutschland etablierte Abfalltrennung<br />
in <strong>de</strong>n Haushalten. Die separate Erfassung<br />
von Bio- und Grünabfällen nimmt im europaweiten<br />
Vergleich eine Spitzenposition ein.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund weiterer Anstrengungen zur<br />
Erzeugung regenerativer Energien, wie zum Beispiel<br />
durch Energiepflanzen, <strong>de</strong>ren Anbau mitunter in<br />
Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion<br />
steht, ist eine kombinierte stoffliche und energetische<br />
Nutzung von Bio- und Grünabfällen heute von<br />
beson<strong>de</strong>rem Interesse.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
5
Ein nachhaltiges Management biogener Stoffströme<br />
kombiniert stoffliche und energetische Verwertungswege<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel eines möglichst optimierten Zusammenwirkens<br />
von Nährstoff- und Kohlenstoff-Recycling,<br />
Energiebereitstellung, CO 2 -Reduzierung durch<br />
<strong>de</strong>n Ersatz fossiler Energieträger und die Verringerung<br />
<strong>de</strong>s Torfbedarfs sowie günstigere Behandlungskosten<br />
bei erweiterter regionaler Wertschöpfung.<br />
Wie eine optimierte Erfassung und Verwertung von<br />
Bioabfällen aussehen kann, welche zusätzlich erschließbaren<br />
Potenziale vorhan<strong>de</strong>n sind, welcher Aufwand<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist und wie sich <strong>de</strong>r Nutzen in Relation<br />
zum Aufwand darstellt, sind zentrale Fragen<br />
<strong>de</strong>r Abfallwirtschaft gewor<strong>de</strong>n, die im Rahmen dieser<br />
Schrift dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Es geht nicht darum, bestimmten Verfahren wie <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung, <strong>de</strong>r Vergärung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r thermischen<br />
Nutzung das Wort zu re<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn darum, die Nutzenpotenziale<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Bioabfälle so weit wie<br />
möglich auszuschöpfen und hierfür die jeweils optimale<br />
Kombination <strong>de</strong>r Verfahren einzusetzen.<br />
Ob energiepflanze o<strong>de</strong>r Bioabfall: Die stofflich energetischen Nutzungswege sind vergleichbar.<br />
6 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen stellte<br />
2007 fest, dass jährlich bun<strong>de</strong>sweit rund 100 Mio.<br />
Tonnen „Biomassereststoffe“, also Bioabfälle und ähnliche<br />
Materialien zum Beispiel aus <strong>de</strong>r Forst- und<br />
Landwirtschaft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Abwasser- und Abfallwirtschaft,<br />
anfallen. Davon seien etwa 65 Prozent technisch<br />
und ökologisch sinnvoll nutzbar, immerhin ein<br />
Potenzial von vier bis fünf Prozent <strong>de</strong>s Primärenergiebedarfs<br />
in Deutschland.<br />
Das Bun<strong>de</strong>sumweltministerium unterstreicht unter<br />
an<strong>de</strong>rem in seinem Diskussionspapier zur ökologischen<br />
Industriepolitik (2008) die Be<strong>de</strong>utung einer<br />
Ausweitung <strong>de</strong>r Bioabfallsammlung und die Nutzung<br />
dieser Ressource als Instrument auch im Interesse <strong>de</strong>s<br />
Klimaschutzes.<br />
Der Ausschöpfung dieses Reststoffpotenzials, das zu erheblichen<br />
Teilen im kommunalen Verwertungsbereich<br />
liegt, sollte eine hohe Priorität gewidmet wer<strong>de</strong>n.
PRAXISBEISPIEL: ABFALLWIRTSCHAFTSBETRIEB MÜNCHEN<br />
Der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) stellt<br />
seit Anfang <strong>de</strong>r 1990er Jahre mit einem ökologisch<br />
ausgerichteten Konzept zur Vermeidung und Verwertung<br />
von Abfällen die Weichen in Richtung Nachhaltigkeit<br />
und Klimaschutz.<br />
Zentral ist dabei auch die flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Erfassung<br />
von Bioabfällen. Seit Einführung <strong>de</strong>r Biotonne sind<br />
die eingesammelten Mengen stetig, auch infolge<br />
intensiver Öffentlichkeitsarbeit, bis auf rund<br />
40.000 Tonnen im Jahr 2008 gestiegen. Hinzukommen<br />
noch rund 15.000 Tonnen Gartenabfälle, die bei<br />
<strong>de</strong>n Wertstoffhöfen abgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Vom Komposthaufen zur Hightech-Anlage<br />
In <strong>de</strong>n Anfangsjahren lief <strong>de</strong>r Hauptverwertungsweg<br />
<strong>de</strong>r Bioabfälle über konventionelle Kompostieranlagen.<br />
2003 kam eine Vergärungsstufe (Trockenfermentation<br />
im Batch-Verfahren) hinzu, die bis 2008 auf<br />
eine Verwertungskapazität für rund 25.000 Tonnen<br />
Bioabfälle ausgebaut wur<strong>de</strong>. Ziel war es, <strong>de</strong>r Kompostierung<br />
ein hochmo<strong>de</strong>rnes Verfahren zur Gewinnung<br />
von Biogas als klimaschonen<strong>de</strong>n Energieträger vorzuschalten.<br />
Saubere Energie für 1.600 Münchner Haushalte<br />
Das gewonnene Biogas wird in <strong>de</strong>m integrierten<br />
Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom-<br />
und Prozesswärme genutzt und reicht aus, um<br />
1.600 Münchner Haushalte ganzjährig mit Strom zu<br />
versorgen.<br />
Premium-Blumener<strong>de</strong> für alle Münchner<br />
Die Gärreste aus <strong>de</strong>n Fermentern – rund 14.000 Tonnen<br />
pro Jahr – verarbeitet <strong>de</strong>r AWM zu Fertigkompost,<br />
<strong>de</strong>r im Gartenbau sowie zur Herstellung von<br />
Pflanz- und Premium-Blumener<strong>de</strong> genutzt wird. Beson<strong>de</strong>rs<br />
schön an <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Münchner Premium-Blumener<strong>de</strong><br />
ist die Verwirklichung <strong>de</strong>s Kreislaufgedankens:<br />
Die Münchner bringen ihre Gartenabfälle<br />
zum Wertstoffhof und können dort gleich die<br />
fertige Blumener<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Rückfahrt wie<strong>de</strong>r mitnehmen.<br />
Gesamtbeitrag <strong>de</strong>s AWM zum Klimaschutz<br />
Die Münchner Trockenvergärungsanlage ist ein Beispiel<br />
für <strong>de</strong>n Einsatz innovativer Technologien in <strong>de</strong>r<br />
Verwertung von organischen Abfällen.<br />
Mit <strong>de</strong>r konsequenten Umsetzung <strong>de</strong>s ökologischen<br />
Abfallwirtschaftskonzeptes ist es <strong>de</strong>m AWM im vergangenen<br />
Jahrzehnt gelungen, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Beiträge<br />
zur CO 2 -Reduzierung und damit zur Treibhausgasmin<strong>de</strong>rung<br />
zu leisten. Das erfreuliche Ergebnis: Die<br />
kommunale Abfallwirtschaft in München trägt mit<br />
822.000 Tonnen CO 2 -Äquivalenten pro Jahr zur Treibhausgasmin<strong>de</strong>rung<br />
bei. Das entspricht in etwa <strong>de</strong>m<br />
Treibhauspotenzial, das rund 62.000 Einwohner in einem<br />
Jahr verursachen.<br />
<strong>Kommunal</strong>e Abfallwirtschaft<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Gebührensenkung durch fortschrittliche Konzepte<br />
Trotz großer Investitionen in neue Technologien<br />
konnte <strong>de</strong>r AWM die Müllgebühren in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren zweimal in Folge um ein Gesamtvolumen<br />
von 14,2 Millionen Euro senken. Das be<strong>de</strong>utet:<br />
Hochwertige ökologische Konzepte und innovative<br />
Anlagentechnologie lassen sich sehr wohl mit wirtschaftlicher<br />
Effizienz und sozialverträglichen Gebühren<br />
in Einklang bringen.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
7
3 AUFKOMMEN UND QUALITÄTEN<br />
ORGANISCHER ABFÄLLE<br />
3.1 Erfassung und Aufkommen<br />
organischer Abfälle<br />
Bun<strong>de</strong>sweit fallen jährlich erhebliche Mengen von<br />
Bioabfällen unterschiedlichen Ursprungs an, von <strong>de</strong>nen<br />
die wichtigsten nachfolgend kurz erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />
3.1.1 Bio- und Grünabfälle<br />
Den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern, das<br />
heißt Kommunen und Abfallzweckverbän<strong>de</strong>n, sind in<br />
erster Linie<br />
˘ Bioabfälle aus <strong>de</strong>r Biotonne sowie<br />
˘ Grünabfälle (Garten- und Parkabfälle)<br />
unmittelbar zugänglich 1 .<br />
Die separate Erfassung von Bio- und Grünabfällen aus<br />
Haushalten erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Typischerweise<br />
wer<strong>de</strong>n sie über Biotonnen beim Bürger<br />
gesammelt. Weit verbreitet ist zu<strong>de</strong>m die separate<br />
Einsammlung von Grünabfällen, zum Beispiel in<br />
Wertstoffhöfen o<strong>de</strong>r durch Straßensammlung.<br />
1 Eine genaue Definition <strong>de</strong>r Abfallarten befin<strong>de</strong>t sich im Glossar<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Broschüre.<br />
Getrennt gesammelter Grünabfall Bioabfall aus einer Biotonne<br />
8 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Trotz großer Bereitschaft <strong>de</strong>r Bürger zur Getrenntsammlung<br />
für Bio- und Grünabfälle sind bun<strong>de</strong>sweit<br />
jedoch die Sammelsysteme nicht flächen<strong>de</strong>ckend eingeführt.<br />
So gibt es in Deutschland 116 Kreise und kreisfreie<br />
Städte (von insgesamt 421), die ihren Bürgern gar keine<br />
Biotonne anbieten. Dies betrifft rund 17 Mio. Menschen.<br />
65 Mio. Bürger leben in Regionen, in <strong>de</strong>nen<br />
die Biotonne eingeführt wur<strong>de</strong>. Der tatsächliche Anschlussgrad<br />
liegt jedoch im Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt bei<br />
rund 65 Prozent, so dass weiteren ca. 29 Mio. Bürgern<br />
keine Biotonne zur Verfügung steht.<br />
Insgesamt nutzen somit bun<strong>de</strong>sweit fast 46 Mio. Bürger,<br />
und damit mehr als die Hälfte aller Einwohner<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik, keine Biotonne.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass ein erheblicher Anteil an Bioabfällen<br />
nach wie vor über die Restabfallbehandlung<br />
beseitigt und damit nicht o<strong>de</strong>r nur unzureichend genutzt<br />
wird. Die damit einhergehen<strong>de</strong> Vernichtung<br />
von Ressourcen- und Energiepotenzialen wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>n Zielen einer nachhaltigen Ressourcennutzung.<br />
einer aktuellen studie zufolge befin<strong>de</strong>n sich alleine<br />
im <strong>de</strong>utschen hausmüll noch Bio- und grünabfälle<br />
in einer größenordnung von 4,6 Mio. tonnen,<br />
von <strong>de</strong>nen, konservativ gerechnet, durch geeignete<br />
Maßnahmen nahezu zwei Millionen tonnen<br />
pro Jahr abschöpfbar wären.
einwohner (in mio.)<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
17<br />
einwohner in Gebieten<br />
ohne Biotonne<br />
nicht angeschlossen angeschlossen<br />
Anschluss an die Biotonne<br />
65,4<br />
einwohner in Gebieten<br />
mit Biotonne<br />
Datengrundlage: Abfallbilanzen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r 2006, eigene erhebungen<br />
öre ohne Biotonne o<strong>de</strong>r kleiner/gleich 5 kg/ew*a Aufkommen organischer<br />
Abfälle wer<strong>de</strong>n als nicht angeschlossen bewertet<br />
Anteil <strong>de</strong>r getrennt erfassten Bio- und Grünabfälle am Gesamtaufkommen<br />
Bioabfall aus einer Hausmülltonne<br />
48 %<br />
51 %<br />
1 %<br />
erfasstes Gesamtaufkommen<br />
2006: 8.625.350 Tonnen<br />
4.179.322 t Bioabfall<br />
83.990 t sonstige Organik<br />
4.362.038 t Grünabfall<br />
Datengrundlage: Abfallbilanzen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r 2006, eigene erhebungen<br />
Trotz <strong>de</strong>s beschriebenen Optimierungspotenzials<br />
wer<strong>de</strong>n bereits jetzt jährlich rund 8,6 Mio. Tonnen<br />
Bio- und Grünabfälle aus Haushalten erfasst und einer<br />
stofflichen und/o<strong>de</strong>r energetischen Verwertung<br />
zugeführt. Das entspricht fast 20 Prozent <strong>de</strong>s gesamten<br />
bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Siedlungsabfallaufkommens in<br />
Höhe von über 46 Mio. Tonnen (2006).<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
9
kg je Einwohner und Jahr<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
148<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
134,4<br />
Rheinland-Pfalz<br />
131,3 129,1<br />
Bayern<br />
Spezifisches Bio- und Grünabfallaufkommen<br />
Saarland<br />
Hessen<br />
119,4 114,9<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
103,5 98,9<br />
Schleswig-Holstein<br />
Sachsen-Anhalt<br />
10 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
88,7 85,9<br />
Bremen<br />
72,1<br />
Hamburg<br />
63,8<br />
Thüringen<br />
Sachsen<br />
Mittel: 104,7 kg/E*a<br />
davon 50,7 kg/E*a Bioabfall<br />
und 52,9 kg/E*a Grünabfall<br />
51,0<br />
43,7<br />
35,0<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Berlin<br />
22,4<br />
Bran<strong>de</strong>nburg<br />
Bioabfall Grünabfall Sonstige Organik Datengrundlage: Abfallbilanzen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r 2006, eigene Erhebungen<br />
3.1.2 Landschaftspflegematerialien<br />
Etwas unsicherer stellt sich die Datenlage bei <strong>de</strong>n<br />
Landschaftspflegematerialien dar. Es kann allerdings<br />
davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass bun<strong>de</strong>sweit jährlich<br />
zwischen einer und drei Millionen Tonnen krautige<br />
und holzige Materialien aus Pflegemaßnahmen an<br />
Straßen, Schienen und Gewässern anfallen.<br />
Potenziale an Landschaftspflegematerialien<br />
Pflegematerialien theoretische Potenziale<br />
[t FM/a]<br />
Das Aufkommen von Materialien aus Pflegemaßnahmen<br />
<strong>de</strong>s Naturschutzes kann <strong>de</strong>rzeit nicht quantifiziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
technische Potenziale<br />
[t FM/a]<br />
holzig krautig holzig krautig<br />
Straßenbegleitgrün 900.000 1.100.000 250.000 – 550.000 100.000 – 150.000<br />
Schienenbegleitgrün *) 1.000.000 n. bek. 50.000 – 80.000 n. bek.<br />
Ufer-, Gewässerbegleitgrün n. bek. n. bek. 20.000 n. bek.<br />
Schwemmholz **) 50.000 25.000<br />
Summe 1.950.000 1.100.000 345.000 – 675.000 100.000 – 150.000<br />
*) jährliches Aufkommen bis 2011, danach sehr geringes Potenzial<br />
**) Extrapolation: Wassergehalt 60 %<br />
n. bek. = Größenordnung nicht bekannt
3.1.3 Sonstige organische Abfälle aus Industrie<br />
und Gewerbe<br />
Über die bisher genannten Abfälle hinaus fallen in<br />
<strong>de</strong>r Industrie, <strong>de</strong>m Gewerbe, <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r auch<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft noch weitere organische Stoffe<br />
an, die <strong>de</strong>n Verwertungsanlagen angedient wer<strong>de</strong>n.<br />
Dazu zählen beispielsweise Speiseabfälle aus <strong>de</strong>r Gastronomie<br />
und Großküchen (zum Beispiel Kantinen,<br />
Krankenhäusern, Mensen), Abfälle aus <strong>de</strong>m Lebensmittelhan<strong>de</strong>l<br />
o<strong>de</strong>r Produktionsrückstän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r<br />
Nahrungsmittelherstellung. Allen diesen Stoffen ist<br />
gemein, dass sie nicht <strong>de</strong>n öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern<br />
überlassen wer<strong>de</strong>n müssen. Deren<br />
Erfassung und Verwertung ist überwiegend privatwirtschaftlich<br />
organisiert und wird in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Broschüre nicht näher betrachtet.<br />
Zusammenfassung:<br />
˘ Aktuell wer<strong>de</strong>n in Deutschland je Einwohner jährlich<br />
circa 51 Kilogramm (kg) Bioabfall und 53 kg<br />
Garten- und Parkabfälle separat gesammelt, in vielen<br />
Regionen auch <strong>de</strong>utlich größere Mengen.<br />
˘ In manchen Regionen wer<strong>de</strong>n keine Biotonnen angeboten<br />
o<strong>de</strong>r nur in Teilbereichen zur Verfügung<br />
gestellt, wodurch mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sbürger<br />
nicht an eine Biotonne angeschlossen ist.<br />
˘ Eine weitere Ausschleusung von nahezu zwei Millionen<br />
Tonnen Bio- und Grünabfällen aus <strong>de</strong>m Hausmüll<br />
ist durch geeignete Maßnahmen möglich.<br />
˘ Die Ausweitung <strong>de</strong>r separaten Erfassung von Bio-<br />
und Grünabfall bietet zusammen mit <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Landschaftspflege anfallen<strong>de</strong>n Materialien die<br />
Chance, fossile Energiequellen zu schonen sowie<br />
Düngemittel und Bo<strong>de</strong>nverbesserer bereitzustellen.<br />
3.2 Zusammensetzung und<br />
Qualitäten von Bio- und Grünabfällen<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Abfälle aus Biotonnen<br />
Die Zusammensetzung von Abfällen aus <strong>de</strong>r Biotonne<br />
wechselt im Jahresverlauf: Zum einen spiegeln<br />
sich die unterschiedlichen Grünabfallbestandteile<br />
aus Privatgärten in <strong>de</strong>r Tonne wi<strong>de</strong>r, zum an<strong>de</strong>ren<br />
lässt sich darin das Konsumverhalten <strong>de</strong>r Bürger „ablesen“.<br />
Während im Sommer zum Beispiel vermehrt<br />
knochenhaltige Abfälle (Grillabfälle) in <strong>de</strong>n Tonnen<br />
auftreten können, fin<strong>de</strong>n sich im Winter überdurchschnittlich<br />
viele Schalen von Zitrusfrüchten.<br />
Bioabfall mit einigen störstoffen<br />
Im Winter ist auch <strong>de</strong>r relative Anteil an Störstoffen<br />
in <strong>de</strong>r Biotonne höher, da Verdünnungseffekte durch<br />
Grünabfälle wie in <strong>de</strong>n Vegetationszeiten weniger in<br />
Erscheinung treten. Der gelegentlich beson<strong>de</strong>rs ins<br />
Auge fallen<strong>de</strong> Anteil von Kunstofffolien stellt nur einen<br />
verschwin<strong>de</strong>nd geringen Anteil am Gesamtgewicht<br />
dar und lässt sich in <strong>de</strong>r Weiterverarbeitung<br />
relativ einfach ausschleusen. Der Eintrag <strong>de</strong>rartiger<br />
„Störstoffe“ kann aber ein Hinweis auf mangelhaftes<br />
Trenn- und Sortierverhalten sein.<br />
von erheblicher Be<strong>de</strong>utung ist daher die information<br />
<strong>de</strong>r Bürger über die richtige trennung <strong>de</strong>r<br />
stoffe – dabei muss die Öffentlichkeitsarbeit an<br />
die Zielgruppen angepasst sein. Zahlreiche kommunen<br />
haben mit zielgruppenorientierten informationen<br />
positive erfahrungen gemacht. hierzu<br />
gehören zum Beispiel bestimmte aktionstage, Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r örtlichen Presse o<strong>de</strong>r auch<br />
fremdsprachige Broschüren.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
11
Holziger Grünabfall<br />
Durch die Organisation <strong>de</strong>r Leerung und gezielter Öffentlichkeitsarbeit<br />
können zu<strong>de</strong>m die mitunter diskutierten<br />
Probleme von Gerüchen o<strong>de</strong>r das Auftreten<br />
von Fliegen o<strong>de</strong>r Ma<strong>de</strong>n stark reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Grünabfälle<br />
Auch das Aufkommen <strong>de</strong>r Grünabfälle und ihre Zusammensetzung<br />
ist saisonal unterschiedlich: Die<br />
größten Mengen sind während <strong>de</strong>r Vegetationsperio<strong>de</strong><br />
bis in <strong>de</strong>n Herbst hinein zu verzeichnen. Dabei<br />
fällt halmartiges Material wie Rasenschnitt und „Unkraut“<br />
relativ konstant über die Wachstumszeit an,<br />
holzige Materialien wie Strauch- und Baumschnitt vor<br />
allem im Winter und Frühjahr.<br />
Entsprechen<strong>de</strong>s gilt auch für die Reststoffe aus <strong>de</strong>r<br />
Landschaftspflege.<br />
Qualitäten getrennt erfasster Bio- und Grünabfälle<br />
Ob die Qualität <strong>de</strong>r getrennt erfassten Bio- und Grünabfälle<br />
eher für die Verwertung in <strong>de</strong>r Kompostierung,<br />
<strong>de</strong>r Verbrennung o<strong>de</strong>r zur Vergärung geeignet<br />
ist, hängt neben <strong>de</strong>m Inputmaterial auch vom Sammelsystem,<br />
<strong>de</strong>m verfügbaren Behältervolumen, <strong>de</strong>r<br />
Behältergröße und <strong>de</strong>n Gebietsstrukturen <strong>de</strong>s Sammelgebietes<br />
ab.<br />
12 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
So befin<strong>de</strong>n sich zum Beispiel in <strong>de</strong>n Biotonnen <strong>de</strong>r<br />
Geschossbebauung überwiegend feuchte bis nasse<br />
Küchenabfälle, während <strong>de</strong>r Anteil von Grünabfällen<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>r Auflockerung <strong>de</strong>r Bebauungsstrukturen<br />
und damit ansteigen<strong>de</strong>n Gartenanteilen<br />
zunimmt.<br />
Beim Garten- und Parkabfall lässt sich aus <strong>de</strong>m holzreichen<br />
Material <strong>de</strong>s Winterhalbjahrs ein Holzbrennstoff<br />
aufbereiten. Das Feinmaterial und das Material<br />
aus <strong>de</strong>m Sommerhalbjahr sollte kompostiert und/<br />
o<strong>de</strong>r vergoren wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassung:<br />
˘ Die Zusammensetzung und Qualität <strong>de</strong>r biogenen<br />
Abfallströme ist jahreszeitlich unterschiedlich.<br />
˘ Eine gezielte und kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
ist unabdingbare Voraussetzung, um die erfassbaren<br />
Mengen zu steigern, die Qualitäten zu<br />
sichern und zu verbessern sowie <strong>de</strong>n Störstoffanteil<br />
zu reduzieren.<br />
˘ Bio- und Grünabfälle sowie Landschaftspflegematerialien<br />
sind häufig für die stoffliche und/o<strong>de</strong>r energetische<br />
Nutzung geeignet. Unter Energie- und Klimaaspekten<br />
ist die Kombination unterschiedlicher<br />
Verwertungswege meist sinnvoll.
3.3 Möglichkeiten <strong>de</strong>r Erfassungssteigerung<br />
Es wur<strong>de</strong> bereits darauf hingewiesen: Im Hausmüll<br />
steckt theoretisch noch ein großes erschließbares Potenzial<br />
an Bio- und Grünabfällen. Warum sollte über<br />
die separate Erfassung und Nutzung möglichst großer<br />
Anteile dieses Potenzials nachgedacht wer<strong>de</strong>n?<br />
Zwei wesentliche grün<strong>de</strong>:<br />
1. Der separat erfasste organische Abfall kann stofflich<br />
und energetisch günstig genutzt wer<strong>de</strong>n und<br />
trägt damit zur Schonung von Düngemittelreserven,<br />
Torf und fossilen Energiequellen bei.<br />
2. Die Menge an Restmüll mit vergleichsweise höheren<br />
Behandlungskosten wird geringer.<br />
Die Einführung beziehungsweise Ausweitung <strong>de</strong>r Getrenntsammlung<br />
in Regionen ohne o<strong>de</strong>r mit nur geringem<br />
Anschlussgrad an die Biotonne ist grundlegend.<br />
In Gebieten mit Getrennterfassung bieten sich<br />
Maßnahmen zur Erhöhung <strong>de</strong>r Erfassungsquoten und<br />
zur Qualitätssteigerung <strong>de</strong>r Stoffströme an.<br />
Ziele müssen sein:<br />
˘ die weitgehen<strong>de</strong> Ausschleusung von Bio- und<br />
Grünabfällen aus <strong>de</strong>m Restabfall und<br />
˘ die Optimierung <strong>de</strong>r stofflichen und energetischen<br />
Nutzenpotenziale durch Auftrennung <strong>de</strong>r Bioabfallströme<br />
für die jeweils geeignetsten Verwertungsverfahren.<br />
Der Erfolg hängt neben nicht zu beeinflussen<strong>de</strong>n Faktoren<br />
wie jahreszeitlichen Schwankungen unter an<strong>de</strong>rem<br />
von folgen<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen ab:<br />
Gebietsstruktur <strong>de</strong>s Sammelgebietes<br />
Je lockerer die Besiedlungsdichte, umso höher sind<br />
die erfassbaren Mengen bei in <strong>de</strong>r Regel guter Qualität<br />
<strong>de</strong>s Materials. Hierbei ist aber auch zu berücksichtigen,<br />
dass in dieser Gebietsstruktur ein vergleichsweise<br />
hoher Anteil von Eigenkompostierern vorzufin<strong>de</strong>n<br />
ist.<br />
Anschluss- und Benutzungszwang<br />
Höhere Anschlussquoten ziehen höhere Erfassungsquoten<br />
nach sich. Die Pflichteinführung <strong>de</strong>r Biotonne<br />
birgt aber das Risiko höherer Störstoffanteile, insbe-<br />
son<strong>de</strong>re in sehr dicht bebauten Siedlungsstrukturen<br />
(Innenstädte). In ländlicheren Gebieten ist es sinnvoll,<br />
Ausnahmen wie die Eigenkompostierung kontrolliert<br />
zuzulassen. In stark verdichteten Gebieten ist dagegen<br />
zu prüfen, ob mit steigen<strong>de</strong>r Bevölkerungsdichte<br />
<strong>de</strong>r Störstoffanteil in <strong>de</strong>n Sammelbehältern nicht unverhältnismäßig<br />
zunimmt und für bestimmte Gebiete<br />
ein Ausschluss von <strong>de</strong>r getrennten Sammlung erfor<strong>de</strong>rlich<br />
ist.<br />
Es gibt jedoch auch positive Beispiele, wie das <strong>de</strong>r<br />
Stadt München, nach <strong>de</strong>nen sich auch in Großwohngebieten<br />
die Erfassungsmengen und -qualitäten<br />
durch geeignete Maßnahmen steigern lassen.<br />
eine erfolgreiche getrennterfassung von Bioabfällen<br />
setzt gera<strong>de</strong> in großstädten eine intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />
voraus.<br />
Gebührensystem<br />
Die wichtigste Einflussmöglichkeit zur Ausweitung<br />
<strong>de</strong>r Bio- und Grünabfallerfassungsmengen ist das Gebührensystem.<br />
Beim Verzicht auf einen Anschlusszwang<br />
sind direkte o<strong>de</strong>r indirekte finanzielle Anreize<br />
zur freiwilligen Nutzung <strong>de</strong>r Biotonnen zu diskutieren.<br />
Dies kann zum Beispiel eine Reduzierung <strong>de</strong>r<br />
Restabfallgebühren bei Teilnahme an <strong>de</strong>r Bioabfallerfassung<br />
o<strong>de</strong>r die Schaffung einer einheitlichen Müllgebühr<br />
ohne zusätzliche Kosten für die Biotonne sein.<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />
verursachergerechte Abfallgebühren lenken<strong>de</strong> Wirkungen<br />
haben können.<br />
Verursacherabhängige Gebühren ergeben sich zum<br />
Beispiel durch Wertmarken- o<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntsysteme, bei<br />
<strong>de</strong>nen die zu entsorgen<strong>de</strong>n Mengen <strong>de</strong>m einzelnen<br />
Haushalt zuzuordnen sind und sich die Kosten nach<br />
<strong>de</strong>m tatsächlichen Abfallaufkommen richten. Diese<br />
Systeme tragen durch die leistungsbezogene Abfuhr<br />
<strong>de</strong>r Restmülltonne zur gezielten Lenkung organischer<br />
Abfälle in die Biotonne bei. Wird zusätzlich auch die<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Bioabfälle nach Leistung berechnet,<br />
kann dies zur Entfrachtung <strong>de</strong>r Biotonne von holzigem<br />
Material führen. Voraussetzung ist in diesem Fall<br />
ein gutes Angebot <strong>de</strong>r Grünabfallerfassung zum Beispiel<br />
durch die Bün<strong>de</strong>lsammlung von Gartenabfällen<br />
o<strong>de</strong>r ortsnahe Sammelplätze.<br />
Patentlösungen zur Gebührengestaltung für alle Gebietsstrukturen<br />
existieren allerdings nicht – bei zu<br />
hoher finanzieller Begünstigung <strong>de</strong>r Biotonne kann<br />
es auch zu gehäuften Fehlwürfen kommen.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
13
Erhöhung <strong>de</strong>r Erfassungsmengen von Grünabfällen<br />
Bei <strong>de</strong>r Straßensammlung von Grünabfällen aus Haushaltungen<br />
kann das Abfuhrintervall erhöht und gegebenenfalls<br />
die Beschränkung <strong>de</strong>r Mengen reduziert<br />
wer<strong>de</strong>n. Dort wo Sammelplätze o<strong>de</strong>r Wertstoffhöfe<br />
betrieben wer<strong>de</strong>n, sind <strong>de</strong>ren Anzahl und Erreichbarkeit<br />
sowie die Öffnungszeiten für die Abschöpfung<br />
<strong>de</strong>s Grünabfallpotenzials entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Auch die sogenannten kommunalen Brenntage, das<br />
heißt die Gestattung <strong>de</strong>r Gartenabfallverbrennung<br />
auf <strong>de</strong>m eigenen Grundstück, sollten auf ihre Notwendigkeit<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n. Eine Einschränkung<br />
<strong>de</strong>r Gartenabfallverbrennung kann, dort wo sie noch<br />
erlaubt ist, zu einer Erhöhung <strong>de</strong>r erfassten Gartenabfallmengen<br />
führen und darüber hinaus noch einen<br />
Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz<br />
leisten.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Allen Schritten ist gemein, dass sie von einer gezielten<br />
Öffentlichkeitsarbeit begleitet sein müssen, die<br />
sich gezielt an spezifische Personengruppen wie zum<br />
Beispiel Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche o<strong>de</strong>r ausländische<br />
Mitbürger richtet. Wesentliche Inhalte <strong>de</strong>r flankieren<strong>de</strong>n<br />
Öffentlichkeitsarbeit sind zum Beispiel<br />
˘ Hinweise über <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r getrennten Erfassung<br />
und die richtige Trennung<br />
˘ Informationen über die Verwertungswege<br />
14 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
˘ Werbung für die Nutzung <strong>de</strong>s eigenen, regionalen<br />
Kompostes<br />
˘ Informationen über Anwendungsmöglichkeiten<br />
von Kompost und kompostierten Gärresten<br />
˘ Gewinnung von Multiplikatoren<br />
Zusammenfassung:<br />
˘ Die Einführung <strong>de</strong>r Biotonne beziehungsweise<br />
das Angebot <strong>de</strong>r Biotonne an Haushalte, die bisher<br />
nicht angeschlossen waren, ist ökologisch und<br />
wirtschaftlich in <strong>de</strong>r Regel sinnvoll.<br />
˘ Zielführend ist die Schaffung eines an die Entsorgungsstrukturen<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Entsorgungsgebietes<br />
angepassten Gebührensystems, bevorzugt mit<br />
<strong>de</strong>r Einführung eines verursachergerechten Gebührensystems<br />
für die Restmüll- und Biotonne.<br />
˘ Ein gut ausgebautes Grünabfallsammelsystem sollte<br />
etabliert wer<strong>de</strong>n, das gegebenenfalls mit Brennverboten<br />
einhergeht.<br />
˘ Es sollten nur in begrün<strong>de</strong>ten Fällen Ausnahmen<br />
von <strong>de</strong>r Getrennterfassung <strong>de</strong>r Bioabfälle zugelassen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
˘ Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist ein wesentliches<br />
Instrument zur Erfassungs- und Qualitätssteigerung<br />
getrennt gesammelter Bio- und Grünabfälle.<br />
4 VERWERTUNGSWEGE DER ERFASSTEN<br />
STOFFSTRÖME<br />
Was passiert mit <strong>de</strong>n getrennt gesammelten Bio- und<br />
Grünabfällen? Seit <strong>de</strong>n 1980er Jahren wer<strong>de</strong>n technische<br />
Kompostierungsanlagen mit Erfolg für Bio- und<br />
Grünabfall in Deutschland betrieben. Nur wenig später<br />
wur<strong>de</strong>n auch erste Vergärungsanlagen in Betrieb<br />
genommen, entwickelten sich aber nicht so dynamisch<br />
wie die Zahl <strong>de</strong>r Kompostierungsanlagen. Mit<br />
steigen<strong>de</strong>n Energiepreisen wur<strong>de</strong> in jüngerer Vergangenheit<br />
damit begonnen, holzige Anteile aus <strong>de</strong>m<br />
Grünabfall auszuschleusen und als Brennstoff aufzubereiten.<br />
4.1 Kompostierungsverfahren<br />
Die Kompostierung ist ein biologisches Abbauverfahren<br />
für organische Abfälle, bei <strong>de</strong>m unter Zufuhr von<br />
Sauerstoff die Zersetzung <strong>de</strong>s Materials durch Kleinlebewesen<br />
und Mikroorganismen erfolgt. Als Endprodukt<br />
entsteht ein organischer Pflanzennährstoff und<br />
Humuslieferant, <strong>de</strong>r Kompost.<br />
Ursprünglich von Hobbygärtnern im Hausgarten<br />
praktiziert, wird die Kompostierung als Metho<strong>de</strong> zur<br />
biologischen Abfallbehandlung in Deutschland seit<br />
Mitte <strong>de</strong>r 1980er Jahre in großtechnischem Maßstab<br />
betrieben.
Thermokomposter<br />
Die angewandten technischen Kompostierungsverfahren<br />
lassen sich in verschie<strong>de</strong>ne Kategorien einteilen:<br />
˘ Mietenkompostierung (Dreiecks-, Trapez- o<strong>de</strong>r Tafelmieten)<br />
˘ Boxen-/Containerkompostierung<br />
˘ Zeilen-/Tunnelkompostierung<br />
˘ Brikollarekompostierung<br />
˘ sonstige Systeme<br />
Kompostierungsverfahren<br />
Die Verfahren unterschei<strong>de</strong>n sich durch die Bauweise<br />
(offen, überdacht, gekapselt), die Art <strong>de</strong>r Belüftung<br />
sowie letztendlich auch in <strong>de</strong>r Zeitdauer <strong>de</strong>r Intensivrotte<br />
sowie <strong>de</strong>r damit angestrebten Kompostreife. Ist<br />
das Intensivrottesystem auf einen Reifekompost ausgelegt,<br />
sind die Haupt- und Nachrotte integriert. En<strong>de</strong>t<br />
die Intensivrotte mit einem hygienisierten Frischkompost,<br />
kann zur Erreichung höherer Rottegra<strong>de</strong><br />
eine Nachrotte folgen. Bei <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Kompostanlagen<br />
fin<strong>de</strong>t die Nachrotte überwiegend in Tafel-<br />
o<strong>de</strong>r Dreiecksmieten statt.<br />
Einen Überblick über mögliche Verfahren zeigt die<br />
folgen<strong>de</strong> Abbildung:<br />
geschlossen eingehaust offen bzw. unter Dach<br />
statisch<br />
Û Tunnel<br />
Û Container<br />
dynamisch<br />
Û Tunnel<br />
quasidynamisch<br />
Û etagenreaktoren<br />
Û Tunnel<br />
Û Turm<br />
Û Container<br />
statisch<br />
Û Flächen-/Trapezmieten<br />
Û Zeilenmieten<br />
Û Dreiecksmieten<br />
Û Bricollare-presslinge<br />
statisch<br />
Û Flächen-/Trapezmieten<br />
Û Zeilenmieten<br />
Û Dreiecksmieten<br />
Û Bricollare-presslinge<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
15
intensivrotte unter semipermeabler membran Blick in eine rottebox<br />
Derzeit wer<strong>de</strong>n in Deutschland annähernd 1.000 Kompostierungsanlagen<br />
(über 1.000 Tonnen Jahresdurchsatz)<br />
mit einer Gesamtkapazität von über zehn Millionen<br />
Tonnen betrieben. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich je<br />
zur Hälfte um Anlagen, die ausschließlich Grünabfälle<br />
verarbeiten und solche, die sowohl Bio- als auch<br />
Grünabfälle behan<strong>de</strong>ln.<br />
Den rund zehn Millionen Tonnen Verarbeitungskapazität<br />
stehen <strong>de</strong>rzeit die erwähnten 8,6 Millionen Tonnen<br />
erfasster Bio- und Grünabfälle gegenüber, so dass<br />
auch bei einer Ausweitung <strong>de</strong>r Erfassungsleitung die<br />
Verwertung <strong>de</strong>r zusätzlichen Mengen sichergestellt<br />
ist.<br />
Komposte eignen sich unter an<strong>de</strong>rem hervorragend<br />
als Bo<strong>de</strong>nverbesserer in <strong>de</strong>r Landwirtschaft und <strong>de</strong>r<br />
Rekultivierung, aber auch zur Herstellung von Substraten<br />
und fertigen Er<strong>de</strong>nmischungen.<br />
16 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Feinaufbereitung von Fertigkompost
PRAXISBEISPIEL: KOMPOSTANLAGE WITZENHAUSEN<br />
Zum einen zeigt die Kompostanlage in Witzenhausen,<br />
dass auch bei einer kleineren Inputkapazität von<br />
5.000 Tonnen pro Jahr wirtschaftlich qualitativ hochwertiger<br />
Kompost erzeugt wer<strong>de</strong>n kann. An<strong>de</strong>rerseits<br />
ist diese Anlage quasi die Geburtsstätte <strong>de</strong>r technischen<br />
Kompostierung in Deutschland und Europa.<br />
Denn seit 1983 wur<strong>de</strong>n an diesem Standort die bun<strong>de</strong>sweit<br />
ersten Versuche zur Kompostierung im technischen<br />
Maßstab durch die Universität Kassel/Witzenhausen<br />
durchgeführt.<br />
Die angelieferten Bioabfälle wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Kompostierung<br />
mit Strukturmaterial, d.h. geschred<strong>de</strong>rten<br />
Grünabfällen vermischt. Diese Mischung wird auf einer<br />
überdachten Rottefläche zu ca. zwei Meter hohen<br />
und 30 Meter langen Dreiecksmieten aufgesetzt.<br />
Zweimal wöchentlich wer<strong>de</strong>n diese dann mit einem<br />
mobilen Umsetzgerät umgelagert. Regelmäßige Temperaturkontrollen<br />
stellen einen Rotteprozess sicher,<br />
<strong>de</strong>r eine vollständige Hygienisierung <strong>de</strong>r Fertigprodukte<br />
gewährleistet. Nach sieben bis acht Wochen<br />
Rottezeit wird das Material abgesiebt und konfektioniert.<br />
Der Siebüberlauf wird erneut <strong>de</strong>m biologischen<br />
Prozess zugeführt.<br />
Die so entstan<strong>de</strong>nen RAL-gütegesicherten Qualitätskomposte<br />
wer<strong>de</strong>n vor allem regional in die Landwirtschaft,<br />
aber auch in größeren Mengen in <strong>de</strong>n Hobbygartenbau<br />
abgegeben. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Anlage<br />
<strong>de</strong>n Bürgern noch Rin<strong>de</strong>nmulch und hochwertige<br />
Blumener<strong>de</strong>n zum Verkauf angeboten.<br />
Kapazität: Inputmaterialien 5.000 t Bio- und Grünabfall<br />
Inbetriebnahme: 1991<br />
Verfahrenstechnik: Überdachte Mietenkompostierung, mobiler Umsetzer, Siebmaschine, Schred<strong>de</strong>r, Radla<strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter: 2<br />
Dauer <strong>de</strong>r Intensivrotte: 7 – 8 Wochen<br />
Erzeugte Produkte: Fertig- und Frischkompost<br />
Abnehmer/Vermarktung: Er<strong>de</strong>nwerk, Hobbygartenbau, Landwirtschaft, öffentl. Hand<br />
Kontakt: Vogteier Kompost GmbH<br />
Kompostanlage Witzenhausen<br />
Am Burgberg | 37213 Witzenhausen<br />
Tel.: 05542 / 713 20 | Fax: 05542 / 714 90 | E-Mail: vogteier-kompost@tupag.<strong>de</strong><br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
17
PRAXISBEISPIEL: KOMPOSTWERK WESTHEIM<br />
1999 nahm das Kompostwerk Westheim seinen Betrieb<br />
auf. In <strong>de</strong>r Anlage können jährlich 20.000 Tonnen<br />
Bio- und Grünabfälle zu sehr hochwertigem, gütegesichertem<br />
und für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau geeignetem<br />
Kompost vere<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Um die angelieferten Bioabfälle gut zu belüften, sollten<br />
sie eine möglichst lockere, homogene Struktur<br />
aufweisen und frei von Störstoffen sein. In <strong>de</strong>r Aufbe-<br />
18 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
reitungshalle wer<strong>de</strong>n sie <strong>de</strong>shalb einer mechanischen<br />
Vorbehandlung unterzogen. Nach <strong>de</strong>r Zerkleinerung<br />
und Mischung <strong>de</strong>s Bioabfalls erfolgt die Siebung und<br />
Abscheidung von Metallen und sonstigen Störstoffen.<br />
Die Luft in dieser Halle wird ständig abgesaugt (Unterdruck).<br />
Dieser Luftstrom wird durch <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Rottehalle gedrückt und belüftet <strong>de</strong>n Bioabfall. Der<br />
Biofilter minimiert die Emissionen <strong>de</strong>r abgesaugten<br />
Luft aus <strong>de</strong>r Rottehalle.<br />
Der Intensivrotteprozess fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Rottehalle statt.<br />
Auf zehn Mietenfel<strong>de</strong>rn, je<strong>de</strong>s 27 m breit und 6,5 m<br />
lang, wird nach <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>rmietensystem kompostiert.<br />
Der „Wen<strong>de</strong>lin“, das Herzstück <strong>de</strong>r Anlage, setzt<br />
<strong>de</strong>n Bioabfall vollautomatisch um. Beim Abwurf <strong>de</strong>s<br />
Bioabfalls wird dieser bewässert. Die Steuerung <strong>de</strong>s<br />
Rotteprozesses erfolgt durch entsprechen<strong>de</strong> Belüftung<br />
und Bewässerung.<br />
Ein ausgereiftes Wassermanagement erfor<strong>de</strong>rt keinen<br />
Anschluss an das öffentliche Frischwasser- und Abwassernetz.<br />
Der erzeugte Kompost wird per Radla<strong>de</strong>r<br />
nach acht bis zehn Wochen aus <strong>de</strong>r Rottehalle ausgetragen<br />
und auf 10 mm gesiebt.<br />
Kapazität: Inputmaterialien 20.000 t Bio- und Grünabfall<br />
Inbetriebnahme: 1999<br />
Verfahrenstechnik: Bühler Wen<strong>de</strong>lin, eingehaust<br />
Mitarbeiter: 4<br />
Dauer <strong>de</strong>r Intensivrotte: 8 – 10 Wochen<br />
Erzeugte Produkte: Gütegesicherter, ökologisch gelisteter Fertig- und Frischkompost 10 mm, Grüngut 30 mm<br />
Abnehmer/Vermarktung: Er<strong>de</strong>nwerke, Gemüse-, Wein-, Acker- und Landschaftsbau, Hobbygärtner, Ökolandbau<br />
Kontakt: SITA Kompostwerk Westheim<br />
Zeiskamer Schneise | 67368 Westheim<br />
Tel.: 07274 / 70 29 0 | Fax 07274 / 70 29 20<br />
E-Mail: info@kompostwerk-westheim.<strong>de</strong> | Internet www.kompostwerk-westheim.<strong>de</strong>
PRAXISBEISPIEL: KOMPOSTIERUNGSANLAGE RATINGEN-LINTORF<br />
Durch die Betreibergesellschaft <strong>de</strong>r Anlage, <strong>de</strong>r KDM<br />
GmbH, wur<strong>de</strong>n alle betrieblichen Voraussetzungen<br />
geschaffen, um organische Abfälle aus <strong>de</strong>r Biotonne,<br />
<strong>de</strong>r getrennten Grünsammlung, Abfälle aus <strong>de</strong>m Bereich<br />
<strong>de</strong>s Garten- und Landschaftsbaus, <strong>de</strong>r Friedhöfe<br />
etc. zu hochwertigem Kompost zu verarbeiten.<br />
Dazu wur<strong>de</strong> am Standort Ratingen-Lintorf ein mo<strong>de</strong>rnes<br />
Kompostwerk mit einer vollständig eingehausten,<br />
vollautomatischen Zeilenkompostierung errichtet, in<br />
<strong>de</strong>m jährlich bis zu 30.000 Tonnen organische Reststoffe<br />
zu vermarktungsfähigen Komposten verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Aufbereitung und Konfektionierung<br />
wird das Material zerkleinert, gesiebt, durch einen<br />
Fe-Abschei<strong>de</strong>r von Metallen befreit und zusätzlich<br />
noch händisch sortiert (Störstoffe > 60 mm). Erzeugt<br />
wer<strong>de</strong>n Fertig- und Frischkomposte.<br />
Zur Vermarktung <strong>de</strong>r Produkte wur<strong>de</strong> an vielen<br />
Standorten im Gebiet Düsseldorf/Kreis Mettmann ein<br />
flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Netz mit kommunalen Abgabestellen,<br />
Gartenzentren und an <strong>de</strong>n eigenen Standorten<br />
aufgebaut, das stetig erweitert wird.<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren sah die KDM einen Schwerpunkt<br />
ihrer Tätigkeit zu<strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Aufbereitung und<br />
Vermarktung von aus Grünabfällen gewonnenen Materialien<br />
und Hölzern als Ausgangsmaterial zur energetischen<br />
Nutzung in Biomasse-Heizkraftwerken.<br />
Kapazität: Inputmaterialien 30.000 t (Kompostwerk) Bio- und Grünabfälle, 60.000 t (Holzanlage) Alt- und Frischholz<br />
Inbetriebnahme: 1997 / 2009<br />
Verfahrenstechnik: Vollständig eingehauste, automatisierte Zeilenkompostierung mit automatisierter Umsetzung<br />
Mitarbeiter: 16<br />
Dauer <strong>de</strong>r Intensivrotte: ca. 4 – 5 Wochen<br />
Erzeugte Produkte: Fertig- und Frischkompost<br />
Abnehmer/Vermarktung: Er<strong>de</strong>nwerk, Hobbygartenbau, Landwirtschaft, öffentl. Hand<br />
Kontakt: KDM – Kompostierungs- und Vermarktungsgesellschaft für Stadt<br />
Düsseldorf/Kreis Mettmann GmbH | Lintorfer Weg 83 | 40885 Ratingen<br />
Tel.: 02102 / 30 22-0 | Fax: 02102 / 30 22-222<br />
E-Mail: info@kdm-gmbh.com | Internet: kdm-gmbh.com<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
19
4.2 Vergärungsverfahren<br />
Durch Vergärungsanlagen für Bioabfälle können im<br />
Gegensatz zu Kompostierungsanlagen auch flüssige<br />
und pastöse Stoffe verwertet wer<strong>de</strong>n.<br />
An<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>r Kompostierung fin<strong>de</strong>n die biologischen<br />
Abbauprozesse unter Sauerstoffabschluss, also<br />
anaerob, statt. Als wichtigstes Endprodukt <strong>de</strong>r Vergärung<br />
fällt neben einem nährstoffreichen Gärrest, <strong>de</strong>r<br />
als flüssiges o<strong>de</strong>r festes Gärprodukt in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
und verwandten Bereichen eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, vor allem Biogas an. Biogas kann vor allem in<br />
<strong>de</strong>r Strom- und Wärmeproduktion zum Einsatz kommen.<br />
Holz- und an<strong>de</strong>re ligninreiche Materialien wie zum<br />
Beispiel Langgras o<strong>de</strong>r Stroh sind für diesen Verwertungsweg<br />
ungeeignet, da die anaeroben Mikroorganismen<br />
diese in <strong>de</strong>n Vergärungsanlagen kaum abbauen.<br />
Nassfermentation<br />
TS < 12 – 15 %<br />
kontinuierliche Verfahren<br />
20 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Fermenter mit Biofilter<br />
Vergärungsverfahren<br />
Trockenfermentation<br />
TS > 20 – 30 %<br />
kontinuierlich<br />
Getrennt erfasster Bioabfall sowie Speisereste und <strong>de</strong>r<br />
krautige Anteil <strong>de</strong>s Grünabfalls eignen sich hingegen<br />
in <strong>de</strong>r Regel gut für die Vergärung.<br />
diskontinuierliche Verfahren<br />
Quelle: Biogas Nord Quelle: BeKON<br />
Trockenfermentation<br />
TS > 30 – 40 %<br />
Perkolationsverfahren<br />
TS Gärrest: 5 – 10 % Quelle: strabag/Lin<strong>de</strong><br />
TS Gärrest: 10 – 20 %<br />
TS Gärrest: 20 – 30 %
Bun<strong>de</strong>sweit existieren mehrere tausend Vergärungsanlagen,<br />
doch sind die meisten als landwirtschaftliche<br />
Anlagen in erster Linie zur Gülle- und Energiepflanzenvergärung<br />
konzipiert (sogenannte „<strong>NawaRo</strong>-<br />
Anlagen“ [<strong>NawaRo</strong> = nachwachsen<strong>de</strong> Rohstoffe]).<br />
Die Vergärungskapazität für Bioabfälle ist noch im<br />
Aufbau. So waren En<strong>de</strong> 2008 in Deutschland etwa 85<br />
Bioabfallvergärungsanlagen in Betrieb.<br />
Wesentliches Merkmal zur Einteilung <strong>de</strong>r Vergärungsverfahren<br />
ist die Betriebsweise, wobei grundsätzlich<br />
zwischen kontinuierlichen und diskontinuierlichen<br />
Verfahren unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Bei <strong>de</strong>n kontinuierlichen Verfahren wird Bioabfall automatisch<br />
gleichmäßig in <strong>de</strong>n Gärreaktor (Fermenter)<br />
gegeben, dies för<strong>de</strong>rt eine kontinuierliche Biogasproduktion<br />
mit konstanter Qualität.<br />
Bei diskontinuierlichen Verfahren wer<strong>de</strong>n die Fermenter<br />
per Radla<strong>de</strong>r befüllt, nach mehreren Wochen<br />
entleert und erneut befüllt (Batchbetrieb). Die Biogasproduktion<br />
ist nicht kontinuierlich, eine Parallelschaltung<br />
mehrerer zeitversetzt arbeiten<strong>de</strong>r Fermenter<br />
kann dies aber weitgehend kompensieren.<br />
Blockheizkraftwerk einer Vergärungsanlage zur energiegewinnung<br />
Diskontinuierliche Verfahren weisen durch ihre technisch<br />
einfacheren Reaktorsysteme Vorteile gegenüber<br />
kontinuierlichen Verfahren auf. Diese erfor<strong>de</strong>rn<br />
durch ihre höheren Raum-Zeit-Ausbeuten an<strong>de</strong>rerseits<br />
ein geringeres Reaktorvolumen und sind in <strong>de</strong>r<br />
Regel besser zu automatisieren als diskontinuierliche<br />
Prozesse.<br />
Pro tonne Bioabfall entsteht in abhängigkeit von<br />
inputqualität und verfahren zwischen 80 und<br />
140 kubikmeter (m 3 ) Biogas (Methangehalt 50<br />
bis 65 Prozent). Dessen energie entspricht 50 bis<br />
80 m 3 erdgas.<br />
Meist wird das Biogas über ein Blockheizkraftwerk<br />
direkt in Strom (200 bis 300 Kilowattstun<strong>de</strong> pro Tonne<br />
[kWh/t] Input) und Wärme (ebenfalls circa 200 bis<br />
300 kWh/t Input) umgewan<strong>de</strong>lt. Bei einem Anfall von<br />
beispielsweise 20.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr könnte<br />
ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistungsklasse<br />
von 600 kW (elektrisch) betrieben wer<strong>de</strong>n, das genügend<br />
Strom für 1.000 bis 1.500 Haushalte liefert.<br />
Möglich ist auch die Aufbereitung <strong>de</strong>s Biogases auf<br />
Erdgasqualität und die Einspeisung in das Erdgasnetz.<br />
Der Gärrest kann als flüssiges Gärprodukt direkt in<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft zum Einsatz kommen o<strong>de</strong>r nach<br />
einer Kompostierung als festes Gärprodukt vermarktet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
21
PRAXISBEISPIEL: VERGÄRUNGSANLAGE DEIßLINGEN<br />
Die Vergärungsanlage Deißlingen verwertet die getrennt<br />
erfassten Bioabfälle <strong>de</strong>r Region Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg; das sind die Landkreise Rottweil,<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis und Tuttlingen. Das Projekt<br />
ist ein Beispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit.<br />
Die favorisierte Vergärungstechnik<br />
war nur auf Basis aller Mengen <strong>de</strong>r drei Landkreise<br />
wirtschaftlich darstellbar.<br />
Die Anlage entstand unmittelbar neben <strong>de</strong>r Kläranlage<br />
<strong>de</strong>s Abwasserzweckverban<strong>de</strong>s Oberer Neckar. Sie<br />
liegt verkehrsgünstig in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Entsorgungsgebietes<br />
nahe <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsee-Autobahn A81. Die Vergärung<br />
wur<strong>de</strong> 2005 in Betrieb genommen. Jährlich<br />
wer<strong>de</strong>n etwa 25.000 Tonnen Bioabfälle verarbeitet.<br />
Das entstehen<strong>de</strong> Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk<br />
verstromt und in das öffentliche Stromnetz ein-<br />
22 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
gespeist. Die Überschusswärme <strong>de</strong>s Blockheizkraftwerkes<br />
wird am Standort zur Trocknung kommunaler<br />
Klärschlämme genutzt. Damit ist die nahezu vollständige<br />
Energienutzung realisiert. Abwässer können auf<br />
kurzem Wege in die benachbarte Kläranlage eingeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Sämtliche Eingangsstoffe <strong>de</strong>r Vergärung wer<strong>de</strong>n in einer<br />
thermischen Hygienisierung pasteurisiert. Die festen<br />
Gärreste wer<strong>de</strong>n als hochwertige, güteüberwachte<br />
Düngekomposte an Landwirte <strong>de</strong>r Region geliefert.<br />
Kapazität: 25.000 t Bioabfall<br />
Inbetriebnahme: 2005<br />
Systemanbieter: 1) Schwarting Umwelt GmbH i.I. 2004; 2) RosRoca Internacional, S.L., Ostfil<strong>de</strong>rn-Nellingen<br />
Elektrische Leistung: 840 kW<br />
Biogasproduktion: ~ 3.000.000 Nm3 /a<br />
Stromerzeugung: ~ 5.700.000 kWh/a<br />
Energienutzung: Einspeisung in das öffentliche Stromnetz; Klärschlammtrocknung<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste: Düngekompost für Landwirtschaft<br />
Kontakt: BRS Bioenergie GmbH<br />
Eberhard Ludwig<br />
Tel.: 07721 / 928 20 | Fax: 07721 / 92 82 72<br />
E-Mail: ewl@brs-recycling.<strong>de</strong>
PRAXISBEISPIEL: TROCKENFERMENTATIONSANLAGE ERFURT<br />
Mit <strong>de</strong>r Bioverwertungsanlage ging im Jahr 2009 eine<br />
mo<strong>de</strong>rne Anlage für <strong>de</strong>n Umweltschutz auf <strong>de</strong>m<br />
Deponiegelän<strong>de</strong> Erfurt-Schwerborn in Betrieb.<br />
18.200 Tonnen Bioabfälle können jährlich in <strong>de</strong>r so<br />
genannten Trockenfermentationsanlage in saubere<br />
Energie für über 1.000 Haushalte umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bioabfälle mit hohen Trockensubstanzgehalten können<br />
beim herkömmlichen Nassvergärungsverfahren<br />
nur in begrenztem Umfang beigemischt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
so genannte „Trockenfermentation“ erlaubt es dagegen,<br />
schüttfähige Biomassen aus <strong>de</strong>r Landwirtschaft,<br />
aus Bioabfällen und kommunalen Pflegeflächen zu<br />
methanisieren, ohne die Materialien in ein pumpfähiges,<br />
flüssiges Substrat zu überführen. Das macht die<br />
Anlage unanfällig gegenüber Störstoffen wie Folien,<br />
holzigen o<strong>de</strong>r faserigen Bestandteilen.<br />
Aus <strong>de</strong>m Gärrest entsteht zertifizierter Kompost für<br />
die Thüringer Landwirtschaft. Die Biogasanlage ist<br />
nicht nur eine sinnvolle abfallwirtschaftliche Maß-<br />
nahme, son<strong>de</strong>rn ist durch die erzeugte Ökoenergie<br />
ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Die neue Bioverwertungsanlage<br />
ersetzt die offene Kompostierung<br />
von Erfurter Bioabfällen.<br />
Kapazität: 18.200 t Bioabfall<br />
Inbetriebnahme: 2009 (2008 Test- bzw. Probebetrieb)<br />
Systemanbieter: BEKON Energy Technologies GmbH & Co. KG<br />
Elektrische Leistung: 660 kW (2 Motoren à 330 kW)<br />
el<br />
Biogasproduktion: 1.547.000 m3 /a<br />
Stromerzeugung: 3.993.900 kWh/a<br />
Energienutzung: Einspeisung in das Erfurter Stromnetz<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste: zertifizierter Kompost für die Landwirtschaft (nach Trockenfermentaion über<br />
2 Nachrottephasen, störstoffbefreit nach Absiebung)<br />
Kontakt: B & R Bioverwertung & Recycling GmbH | Herr Gutjahr<br />
Mag<strong>de</strong>burger Allee 34 | 99086 Erfurt<br />
Tel.: 0361 / 564-4430 | Fax: 0361 / 564-4429 | E-Mail: <strong>de</strong>tlef.gutjahr@stadtwerke-erfurt.<strong>de</strong><br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
23
PRAXISBEISPIEL: HUMUS- UND ERDENWERK NIDDATAL-ILBENSTADT<br />
Die zentrale Kompostierungsanlage <strong>de</strong>s Wetteraukreises<br />
mit Intensivrotte wur<strong>de</strong> im Jahr 2007 um eine<br />
Vergärungsstufe erweitert. Motivation hierzu waren<br />
die aktuelle Klimadiskussion, die gewünschte Kapazitätserweiterung,<br />
die weitere Vermin<strong>de</strong>rung von Geruchsimmissionen<br />
im Umfeld und die langfristige Sicherstellung<br />
<strong>de</strong>r Akzeptanz in <strong>de</strong>r Bevölkerung. Das<br />
bisherige Kompostierungsverfahren mit Aufbereitung<br />
und Intensivrotte im geschlossenen System für einen<br />
Durchsatz von 22.000 Tonnen konnte ohne größere<br />
Eingriffe in <strong>de</strong>n Bestand durch die Vergärung ergänzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r Anlage können nun jährlich bis zu 29.500 Tonnen<br />
Bio- und Grünabfälle verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Der<br />
feste Gärrest wird weiterhin zu Kompost verarbeitet.<br />
Neben <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen und gartenbaulichen<br />
Verwertung wer<strong>de</strong>n daraus Kompost-Er<strong>de</strong>-Mischungen<br />
und Blumener<strong>de</strong>n hergestellt. Der flüssige Gärrest<br />
wird als Volldünger landwirtschaftlich genutzt.<br />
24 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Aus <strong>de</strong>m Biogas wer<strong>de</strong>n in einem Blockheizkraftwerk<br />
mehr als 4,5 Mio. kWh Strom im Jahr erzeugt. Der<br />
Strom, nach <strong>de</strong>m Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet,<br />
wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist und<br />
versorgt ca. 1.500 Haushalte. Die Wärme wird für das<br />
thermophile Vergärungsverfahren, die Beheizung <strong>de</strong>r<br />
Betriebsgebäu<strong>de</strong> und die Warmwasseraufbereitung<br />
genutzt. Eine weitere externe Nutzung ist in Planung.<br />
Durch die Ergänzung <strong>de</strong>r Vergärungsstufe wird eine<br />
jährliche Reduzierung von 3 Mio. kg CO 2 erreicht –<br />
eine Menge, die <strong>de</strong>r CO 2 -Bindung von 30 ha Wald<br />
entspricht.<br />
Betreiber: Abfallwirtschaftsbetrieb <strong>de</strong>s Wetteraukreises Kompostierung Wetterau GmbH<br />
Systemanbieter: Kompogas<br />
Kapazität: 29.500 t/a, Fermenter 18.500 t/a<br />
Biogasproduktion: 120 Nm3 /t Fermenterinput<br />
Elektrische Leistung: 625 kWel Stromerzeugung: 4,5 mio. kWh/a<br />
Wärmeerzeugung: bis zu 3 mio. kWh/a netto<br />
Energienutzung: öffentl. stromnetz, Heizung und Warmwasserbereitung<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste: landwirtschaftliche Nutzung und Weiterverarbeitung zu Kompost mit teilweiser<br />
anschließen<strong>de</strong>r er<strong>de</strong>nproduktion<br />
Kontakt: Abfallwirtschaftsbetrieb <strong>de</strong>s Wetteraukreises<br />
Kurt schäfer | Dr. Jürgen roth<br />
Bismarckstr. 13 | 61169 Friedberg<br />
Tel.: 06031 / 90 66-0 | e-mail: j.roth@awb-wetterau.<strong>de</strong>
PRAXISBEISPIEL: VERGÄRUNGSANLAGE KIRCHSTOCKACH<br />
Die Vergärungsanlage Kirchstockach <strong>de</strong>s Landkreises<br />
München wur<strong>de</strong> im Jahr 1997 in Betrieb genommen.<br />
Wo zunächst die ordnungsgemäße Verwertung <strong>de</strong>r<br />
Bioabfälle im Vor<strong>de</strong>rgrund stand, steht mit <strong>de</strong>r mittlerweile<br />
vorgenommenen Optimierung <strong>de</strong>r Anlage<br />
für <strong>de</strong>n Landkreis eine optimale stoffliche und energetische<br />
Verwertung <strong>de</strong>r Bioabfälle im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Die als Nassvergärung arbeiten<strong>de</strong> Anlage erreicht einen<br />
jährlichen Durchsatz von über 30.000 Tonnen.<br />
Nach frühen Versuchen mit <strong>de</strong>r Speicherung <strong>de</strong>r<br />
Energie über Aluminiumsilikat steht das Jahr 2009<br />
im Zeichen <strong>de</strong>r Wärmeabgabe an das nahe Gewerbe.<br />
Der im betriebseigenen Blockheizkraftwerken erzeugte<br />
Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.<br />
Aktuell wird geprüft, ob die Verwertung <strong>de</strong>r Gärreste<br />
optimiert wer<strong>de</strong>n könnte. Ein Teil davon wird in <strong>de</strong>r<br />
Grüngutkompostierung direkt am Standort zu Kompost<br />
und Substraten verwertet.<br />
Kapazität: 30.000 t Bioabfall<br />
Inbetriebnahme: 1997<br />
Systemanbieter: BTA International GmbH<br />
Elektrische Leistung: 1 MW<br />
Biogasproduktion: 2,3 Mio. Nm3 /a<br />
Stromerzeugung: 5,0 Mio. kWh/a<br />
Energienutzung: Eigenversorgung und Einspeisung<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste: Kompost- und Substratherstellung<br />
Kontakt: U. Niefnecker | Fa. Ganser GmbH & Co KG<br />
Taufkirchner Str. 1 | 85649 Kirchstockach | E-Mail: niefnecker@ganser-gruppe.<strong>de</strong><br />
M. Kischenhofer | Landkreis München<br />
Mariahilfplatz 17 | 81541 München | E-Mail: matthaeus.kirschenhofer@lra-m.bayern.<strong>de</strong><br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
25
PRAXISBEISPIEL: KOMPOSTWERK UND VERGÄRUNGSANLAGE NIEHEIM<br />
Die Vergärungsanlage wur<strong>de</strong> am Standort Nieheim<br />
im Mai 2007 mit <strong>de</strong>m Ziel einer optimierten energetischen<br />
Verwertung <strong>de</strong>r Bioabfälle in Betrieb genommen.<br />
Die Trockenvergärung im Batchverfahren (acht<br />
Fermentertunnel) ergänzt als Vorschaltanlage die bereits<br />
seit 2003 betriebene Tunnelkompostierung mit<br />
einem Durchsatz von insgesamt 85.000 Tonnen je<br />
Jahr.<br />
In <strong>de</strong>r Anlage wer<strong>de</strong>n jährlich rund 24.000 Tonnen<br />
Bioabfälle vergoren. Auf diese Weise entsteht nach einer<br />
externen biologischen Entschwefelung hochwertiges<br />
Biogas für die Stromerzeugung in <strong>de</strong>n betriebseigenen<br />
Blockheizkraftwerken. Neben <strong>de</strong>r Einspeisung<br />
in das öffentliche Stromnetz dient <strong>de</strong>r Strom auch zur<br />
Lastgangoptimierung <strong>de</strong>s eigenen Fremdstrombezuges.<br />
26 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Die Trockenfermentation ist durch eine gesteuerte<br />
Kreislaufführung <strong>de</strong>r Prozessflüssigkeit (Perkolat) zur<br />
gezielten Durchfeuchtung <strong>de</strong>s Inputmaterials (Bio-<br />
und Grünabfall) gekennzeichnet. Ein kontinuierlich<br />
arbeiten<strong>de</strong>r Perkolatfermenter sichert zusätzlich eine<br />
gleichmäßige Biogasproduktion. Die Erwartungen<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>s Biogasertrages wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis<br />
dauerhaft bestätigt.<br />
Die festen Gärreste wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Austrag mit einem<br />
Radla<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r nachgeschalteten und voll automatisierten<br />
Tunnelkompostierung auf aeroben Stoffwechsel<br />
umgestellt und hygienisiert. Dieser Anlagenteil<br />
wur<strong>de</strong> um einen sauren Wäscher ergänzt, um die<br />
Ammoniakbelastung <strong>de</strong>s Biofilters wirkungsvoll zu<br />
reduzieren.<br />
Die Weiterverarbeitung zu Kompost in RAL-Qualität<br />
erfolgt wie üblich durch Nachrotte und Siebung. Der<br />
Kompost wird regional in Landwirtschaft und Gartenbau<br />
vermarktet.<br />
Jahreskapazität: 85.000 t Bioabfall, davon 24.000 t zur Vergärung<br />
Inbetriebnahme: 2007 Vergärung (2003 Tunnelkompostierung)<br />
Systemanbieter: Eggersmann Anlagenbau<br />
Elektrische Leistung: 680 kWel Biogasproduktion: 2,2 Mio. m3 /a<br />
Stromerzeugung: 4,5 Mio. kWh/a<br />
Energienutzung: Einspeisung gem. EEG ins öffentliche Netz, Lastgangoptimierung Eigenverbrauch, Deckung<br />
<strong>de</strong>s Wärmeeigenbedarfs<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste: Erzeugung eines hochwertigen Komposts gemäß <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r RAL-Gütesicherung<br />
Kontakt: KOMPOTEC Kompostierungsanlagen GmbH<br />
Am Steinbrink 5 | 33039 Nieheim<br />
Tel.: 05233 / 995-15 | Fax: 05233 / 995-17 | Internet: www.kompotec.<strong>de</strong>
4.3 Stoffliche und energetische<br />
Nutzung von Grünabfällen<br />
Die energetische Nutzung nicht aufbereiteter Grünabfälle<br />
ist aufgrund <strong>de</strong>s jahreszeitlich schwanken<strong>de</strong>n<br />
Anteils krautiger und damit feuchter Abfälle relativ<br />
schwierig. Für unaufbereitete Stoffströme bietet sich<br />
daher die stoffliche Nutzung durch die Herstellung<br />
von Grünabfallkomposten an. Dies gilt nicht zuletzt<br />
auch vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von Grünabfallkomposten<br />
als Torfersatz und somit ihrem Beitrag<br />
zur CO 2 -Vermeidung.<br />
Wer<strong>de</strong>n Grünabfälle durch geeignete Schritte wie<br />
Schred<strong>de</strong>rn und Absieben vor ihrer Nutzung aufbereitet,<br />
so ergibt sich zusätzlich zur Nutzung <strong>de</strong>r Feinanteile<br />
für eine Vergärung mit anschließen<strong>de</strong>r Kompostierung<br />
noch die Option, einen Teil <strong>de</strong>s Stoffstromes<br />
durch Verbrennung energetisch zu nutzen.<br />
Absiebung von Grünschnitt<br />
Die erzeugte Wärme kann wie<strong>de</strong>rum insbeson<strong>de</strong>re<br />
zur Wärmeversorgung von Gebäu<strong>de</strong>n genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Darüber hinaus ist <strong>de</strong>nkbar, eine gleichzeitige<br />
Strom- und Wärmeproduktion zu realisieren, um <strong>de</strong>n<br />
Gesamtwirkungsgrad weiter zu steigern.<br />
Aufbereitungsschritte für die Ausschleusung energetisch nutzbarer Teilströme<br />
aus <strong>de</strong>m Baum- und Strauchschnitt<br />
Schred<strong>de</strong>r<br />
Sieb Kompostierung<br />
Feuerung<br />
Feinfraktion<br />
(~ 70 Gew. %)<br />
Grobfraktion<br />
(~ 30 Gew. %)<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
27
Auf diese Weise kann rund ein Drittel <strong>de</strong>s Grünabfalls,<br />
insbeson<strong>de</strong>re das im Winterhalbjahr anfallen<strong>de</strong><br />
Material, als Brennstoff ausgeschleust wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />
ist zu beachten, dass für die Kompostierung ein ausreichen<strong>de</strong>r<br />
Anteil an Strukturmaterialien verbleibt,<br />
die für das Funktionieren <strong>de</strong>r aeroben Rotte unabdingbar<br />
sind. Fehlen solche Materialien, kann es zu<br />
erhöhten Emissionen klimarelevanter Gase aus <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r aeroben Nachbehandlung<br />
von Gärrückstän<strong>de</strong>n kommen.<br />
Grünabfall besteht – in gewissem Rahmen abhängig<br />
vom Sammelsystem und <strong>de</strong>n Strukturen – im Winterhalbjahr<br />
vorwiegend aus holzigem Baum- und<br />
Strauchschnitt und im Sommerhalbjahr aus grünen<br />
Pflanzenteilen. Daher wer<strong>de</strong>n jahreszeitlich stark<br />
schwanken<strong>de</strong> Heizwerte zwischen 2,2 und 12,8 Megajoule<br />
pro Kilogramm (MJ/kg) für unaufbereiteten<br />
Grünabfall gemessen. Für holzige Grünabfälle mit geringen<br />
krautigen Anteilen, die durch geeignete Aufbereitung<br />
erzeugt wer<strong>de</strong>n können, ist ein Heizwert<br />
von über zwölf MJ/kg, vergleichbar mit wenig getrocknetem<br />
Brennholz, zu veranschlagen.<br />
Zusammenfassung:<br />
28 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Brennstoff aus aufbereitetem Grünabfall <strong>de</strong>s Winterhalbjahrs<br />
kann nur mit Einschränkungen in Standardholzhackschnitzelfeuerungen<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Folgen<strong>de</strong><br />
Anpassungen haben sich für einen problemlosen<br />
Betrieb bewährt:<br />
Verbrennung:<br />
˘ langer wassergekühlter Rost für die Vortrocknung<br />
<strong>de</strong>s Materials und zur Vermeidung von Schlackebildung<br />
˘ optimierte Primärluftzuführung zu <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Rostzonen zur Gewährleistung einer vollständigen<br />
Verbrennung<br />
För<strong>de</strong>rtechnik:<br />
Kombinierte energetische und stoffliche Nutzung organischer Abfallströme<br />
˘ Vermeidung von För<strong>de</strong>rschnecken bei <strong>de</strong>r Inputzuführung<br />
und beim Ascheaustrag durch ausschließlichen<br />
Einsatz hydraulischer beziehungsweise mechanischer<br />
Aggregate wie Kratzkettenför<strong>de</strong>rer<br />
Stoffströme Energetische Nutzungsform Stoffliche Nutzungsform<br />
Bioabfall – Getrennte Sammlung Biogas Kompost bzw. Gärprodukte<br />
Grünabfall – (holzig 30 Prozent) Thermische Nutzung** Asche*<br />
Grünabfall – (krautig 70 Prozent) Biogas Kompost bzw. Gärprodukte<br />
Landschaftspflegematerial – krautig (Biogas) Kompost bzw. Gärprodukte<br />
Landschaftspflegematerial – holzig Thermische Nutzung** Asche*<br />
Siebüberlauf aus <strong>de</strong>r Kompostierung Thermische Nutzung** Strukturmaterial Kompost<br />
* Holzasche kann aufgrund von Gehalten an Pflanzennährstoffen als Dünger verwertbar sein. Rechtliche Anfor<strong>de</strong>rungen sind<br />
einzuhalten.<br />
** Thermische Nutzung kann je nach Anlagenkonzept Wärmebereitstellung o<strong>de</strong>r kombinierte Strom- und Wärmebereitstellung<br />
be<strong>de</strong>uten.
PRAXISBEISPIEL: ORC ANLAGE OERLINGHAUSEN<br />
aus grünabfall wird strom und fernwärme<br />
Schon seit Langem erzeugen die Stadtwerke Oerlinghausen<br />
selber Strom und Wärme, z.B. über eine erdgasbefeuerte<br />
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage. Die<br />
Wärme wird über das stadtwerkeigene Fernwärmenetz<br />
genutzt.<br />
Eine Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s ersten ORC-Kraftwerkes in<br />
Nordrhein-Westfalen besteht darin, dass ein überwiegen<strong>de</strong>r<br />
Teil <strong>de</strong>r Brennstoffe aus <strong>de</strong>r Aufbereitung<br />
kommunalen Baum- und Strauchschnitts gewonnen<br />
wird. In Verbindung mit an<strong>de</strong>ren naturbelassenen<br />
Resthölzern wird so ein günstiger Qualitätsbrennstoff<br />
erzeugt und eingesetzt. Die Brennstoffe führen in <strong>de</strong>r<br />
Region zu einer jährlichen Wertschöpfung von etwa<br />
500.000. Euro. Das bei <strong>de</strong>r Holzaufbereitung zurückbleiben<strong>de</strong><br />
Feinmaterial wird kompostiert.<br />
Feuerungswärmeleistung: 4.605 kW<br />
Thermische Nutzleistung: 3.900 kW<br />
Elektrische Leistung: 600 kW<br />
Brennstoff: 13.000 t/Jahr unbehan<strong>de</strong>ltes Holz, davon 50 % Holz aus Grünabfall<br />
Investition: ca. 4 Mio. Euro<br />
Inbetriebnahme: Dezember 2005<br />
Stromerzeugung: 4,5 Mio. kWh/Jahr – Einspeisung in das Stromnetz<br />
Nutzwärmeerzeugung: 24,5 Mio. kWh/Jahr – Einspeisung in das Fernwärmenetz <strong>de</strong>r Stadtwerke Oerlinghausen GmbH<br />
Klimaeffekte: Reduktion um 7.900 t/Jahr CO2 Kontakt: Holzheizkraftwerk Oerlinghausen GmbH<br />
An <strong>de</strong>r Bleiche 21 | 33813 Oerlinghausen<br />
Internet: www.stadtwerke-oerlinghausen.<strong>de</strong><br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
29
PRAXISBEISPIEL: GÄRTNEREI RODENBRÖKER IN PADERBORN<br />
Wärme für die Gärtnerei aus Grünabfallhölzern<br />
Die Produktionsgärtnerei Ro<strong>de</strong>nbröker in Pa<strong>de</strong>rborn<br />
produziert auf über einem Hektar unter Glas Gemüse<br />
und Zierpflanzen. Der überwiegen<strong>de</strong> Teil dieser Gewächshäuser<br />
muss auf über 20 °C Temperatur gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Keine Frage, dass die Wärmeversorgung<br />
für die Wirtschaftlichkeit ein ganz wesentlicher Faktor<br />
ist.<br />
Schon 2000 entschie<strong>de</strong>n sich die Besitzer, Familie Ro<strong>de</strong>nbröker,<br />
für die Umstellung auf eine Heizzentrale<br />
auf Basis von Holzbrennstoffen. Da Holz ein zwar<br />
nachwachsen<strong>de</strong>r, aber auch begrenzter Rohstoff ist,<br />
wählte man eine sehr flexible Anlage, die insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch feuchte Hölzer unterschiedlicher Stückigkeit<br />
verbrennen kann. Die Brennstofflieferungen erfolgen<br />
nahezu ausschließlich aus aufbereiteten Grünabfallhölzern<br />
und Landschaftspflegematerialien, die vergleichsweise<br />
günstig zu erwerben sind. Die Lieferungen<br />
stammen von regionale Unternehmen aus <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Landschaftspflege und Maschinendienstleistungen.<br />
30 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Die Heizzentrale mit einer Leistung von 850 kW ist<br />
komplett in einem Container untergebracht. Die<br />
Brennstoffzuführung erfolgt über einen robusten<br />
80 m 3 Vorratsbunker mit einem Hydraulikkratzbo<strong>de</strong>n.<br />
Da die Gewächshäuser insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n frühen<br />
Morgenstun<strong>de</strong>n einen hohen Wärmebedarf<br />
(Spitzenlast) aufweisen, verfügt die Anlage über einen<br />
100-m 3 -Pufferspeicher, <strong>de</strong>r die Lastwechsel abfängt.<br />
Thermische Nutzleistung: 1.200 kW<br />
Brennstoff: 6.000 schüttraummeter/Jahr (knapp 1.000 t) Grünabfall und Landschaftspflegmaterial<br />
Investition: ca. 300.000 euro<br />
Inbetriebnahme: 2001<br />
Nutzwärmeerzeugung: ca. 2.000 mWh/Jahr<br />
~ 350.000 – 400.000 l Heizöl<br />
Klimaeffekte:<br />
reduktion um 500 t/Jahr CO2 Kontakt:<br />
Gärtnerei ro<strong>de</strong>nbröker<br />
im Dörener Feld 33 | 33100 pa<strong>de</strong>rborn<br />
Tel.: 05251 / 52 71 31
5 ÖKOLOGISCHE ASPEKTE VON KOMPOSTIERUNG<br />
UND VERGÄRUNG<br />
Die in Deutschland jährlich getrennt erfassten über<br />
acht Millionen Tonnen Bio- und Grünabfall stellen<br />
eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Ressource zur Energiegewinnung sowie<br />
für das Nährstoff- und Humusrecycling dar. Diesem<br />
Potenzial sind die Aufwendungen für Erfassung<br />
und Behandlung gegenüberzustellen.<br />
5.1 Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen und<br />
Gütesicherung bei <strong>de</strong>r<br />
Verwertung von Komposten und<br />
Gärprodukten<br />
An die Komposte und Gärprodukte wer<strong>de</strong>n hohe<br />
Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen hinsichtlich ihrer Stör- und<br />
Schadstoffgehalte gestellt.<br />
Den rechtlichen Rahmen hierfür liefert die Bioabfallverordnung,<br />
in <strong>de</strong>r die Verwertung von Bioabfällen<br />
auf land- beziehungsweise forstwirtschaftlich o<strong>de</strong>r<br />
gärtnerisch genutzten Bö<strong>de</strong>n hinsichtlich ihrer Behandlung<br />
und Ausbringung geregelt ist. Dort fin<strong>de</strong>n<br />
sich beispielsweise Festlegungen geeigneter Bioabfälle<br />
zur stofflichen Verwertung, Hygienisierungsvorgaben<br />
sowie Grenzwerte für Schadstoffgehalte.<br />
Durch die Bioabfallverordnung wird auch gewährleistet,<br />
dass Komposte o<strong>de</strong>r Gärreste aus vermischten<br />
Siedlungsabfällen nicht zur Düngung o<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nverbesserung<br />
verwertet wer<strong>de</strong>n. Zahlreiche Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass Bioabfallkomposte, die<br />
aus getrennt erfassten Bioabfällen hergestellt wur<strong>de</strong>n,<br />
qualitativ <strong>de</strong>n Komposten auf <strong>de</strong>r Basis von vermischten<br />
Siedlungsabfällen weit überlegen sind.<br />
Um <strong>de</strong>n Abnehmern <strong>de</strong>r Produkte gleich bleiben<strong>de</strong><br />
Qualitäten zu sichern, schließen sich die meisten<br />
Kompostierungsanlagen und zunehmend auch Vergärungsanlagen<br />
<strong>de</strong>n regelmäßigen und unabhängigen<br />
Qualitätsüberwachungen durch eine Gütegemeinschaft<br />
an.<br />
Gütegemeinschaften stellen sicher, dass nur geeignete<br />
und unbe<strong>de</strong>nkliche Ausgangsstoffe in die Verwertung<br />
gelangen und die Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Behandlung, die Qualität <strong>de</strong>r erzeugten Dünge- und<br />
Bo<strong>de</strong>nverbesserungsmittel sowie <strong>de</strong>ren sachgerechte<br />
Verwendung erfüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Gera<strong>de</strong> für Produkte aus <strong>de</strong>r Verwertung von Bio-<br />
und Grünabfällen sind <strong>de</strong>r Nachweis einer neutralen<br />
Qualitätskontrolle sowie die Kennzeichnung als Qualitätsprodukt<br />
für die Akzeptanz beim Kun<strong>de</strong>n und die<br />
Stärkung <strong>de</strong>r regionalen Absatzstrukturen von beson<strong>de</strong>rer<br />
Be<strong>de</strong>utung. Die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG), im Speziellen <strong>de</strong>s Technologiebonus<br />
für Anlagen, die ausschließlich Bioabfälle<br />
vergären und unmittelbar mit einer Einrichtung zur<br />
Nachrotte verbun<strong>de</strong>n sind, können bei Verwendung<br />
<strong>de</strong>r freiwilligen Gütesicherungen als erfüllt angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Fazit:<br />
Aufgrund rechtlicher Vorgaben und freiwilliger Gütesicherung<br />
bei einem überwiegen<strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Anlagen<br />
sind Kompost- und Gärprodukte aus Bio- und<br />
Grünabfällen durchweg von hoher Qualität.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
31
5.2 Komposte und Gärprodukte:<br />
Lieferanten von Nährstoffen<br />
und Humus für unsere Bö<strong>de</strong>n<br />
Durch ihre Gehalte an wesentlichen Pflanzennährstoffen<br />
sind Komposte und Gärprodukte gute organische<br />
Düngemittel und ausgezeichnete Bo<strong>de</strong>nverbesserer.<br />
Kompost und kompostierte feste Gärreste sind für<br />
die Humusreproduktion beson<strong>de</strong>rs geeignet. Sowohl<br />
feste als auch flüssige Gärprodukte enthalten unmittelbar<br />
pflanzenverfügbare Nährstoffe, während sie<br />
<strong>de</strong>r Kompost allmählich zur Verfügung stellt. Dies ist<br />
bei einer Düngeplanung zu berücksichtigen.<br />
Komposte und Gärprodukte aus Bio- und Grünabfall<br />
˘ tragen zur Einsparung energieaufwändig hergestellter<br />
synthetischer Mineraldünger bei, schonen<br />
die Ressourcen und haben positive Effekte auf die<br />
CO 2 -Bilanz,<br />
˘ leisten einen wichtigen Beitrag zur Humusreproduktion<br />
im Bo<strong>de</strong>n und<br />
˘ wirken regulierend auf <strong>de</strong>n Wasserhaushalt.<br />
32 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Nach Berechnungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Entsorgungswirtschaft (BDE) liegt das Einsparpotenzial<br />
von CO 2 durch <strong>de</strong>n Einsatz von Kompost anstelle<br />
mineralischen Düngers bun<strong>de</strong>sweit im Jahr bei<br />
fast 300.000 Tonnen.<br />
In zunehmen<strong>de</strong>m Maße wer<strong>de</strong>n Komposte als Mischkomponenten<br />
bei <strong>de</strong>r Herstellung von Blumener<strong>de</strong>n<br />
und Kultursubstraten in Er<strong>de</strong>nwerken eingesetzt und<br />
tragen hierdurch zu einer Reduzierung <strong>de</strong>s Torfeinsatzes<br />
in diesen Bereichen und damit ebenfalls zur<br />
Einsparung von CO 2 bei.<br />
Fazit:<br />
Nutzwert von Bioabfällen bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Verwertungswegen<br />
Verwertungswege<br />
Produkt<br />
Bioabfallkomposte und Gärprodukte tragen zur Verbesserung<br />
von Humusbilanzen bei. Komposte liefern<br />
Pflanzennährstoffe wie etwa Stickstoff allmählich<br />
nach, während Stickstoff in flüssigen Gärprodukten<br />
rasch verfügbar ist.<br />
Die energetische Verwertung von Bioabfällen in Verbindung<br />
mit einer stofflichen Nutzung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
Bioabfällen enthaltenen Pflanzennährstoffe kann als<br />
„hochwertige Verwertung“ angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Kompostierung Vergärung<br />
stofflich<br />
- fest -<br />
energetisch/stofflich<br />
- fest - 1)<br />
Humusreproduktion + + + + + + o<br />
Torfsubstitution + + + + o<br />
Pflanzennährstoffe: 2)<br />
- Stickstoff + + ++<br />
- Phosphor ++ ++ ++<br />
- Sonstige Nährstoffe + ++ ++<br />
Energie, Wärme (+) 3 + + + +<br />
energetisch/stofflich<br />
- flüssig -<br />
1) kompostierte Gärreste<br />
2) kurz- und mittelfristige Verfügbarkeit<br />
3) bei energetischer Nutzung <strong>de</strong>s Siebüberlaufs Quelle: BUNDESGÜTEGEMEINSCHAFT KOMPOST 2008, verän<strong>de</strong>rt
5.3 Energiebilanzen von Kompostie-<br />
rung und Vergärung<br />
Ein wichtiges Kriterium zur Bewertung <strong>de</strong>r biologischen<br />
Verwertungswege ist die Energiebilanz <strong>de</strong>r<br />
eingesetzten Anlagentechnik, die letztendlich einen<br />
wichtigen Einfluss auf die klimatische Relevanz <strong>de</strong>s<br />
Prozesses hat.<br />
Bei <strong>de</strong>r Kompostierung hängt <strong>de</strong>r Energiebedarf zur<br />
Verwertung einer Tonne Inputmaterials von <strong>de</strong>r Komplexität<br />
<strong>de</strong>r Anlage ab. So liegt <strong>de</strong>r Energiebedarf je<br />
nach Anlagentyp zwischen 15 und 80 kWh (Strom<br />
und Kraftstoff) je Tonne Input. Nebenprodukte <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung und Vergärung wie zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Siebüberlauf können in Heizkraftwerken eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n und verbessern die Energiebilanzen.<br />
Auch die Vergärung biologischer Abfälle ist mit einem<br />
Strombedarf zwischen 30 kWh und 60 kWh je<br />
Tonne Input sowie <strong>de</strong>m Wärmebedarf für die Fermentation<br />
energieaufwändig. Durch die Nutzung <strong>de</strong>s<br />
kWh el./t input<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
entstehen<strong>de</strong>n Biogases zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
stehen diesen Aufwendungen jedoch spezifische<br />
Energiegutschriften in <strong>de</strong>r Größenordnung um<br />
200 kWh sowohl für Strom als auch für Wärme gegenüber,<br />
so dass <strong>de</strong>r gesamte Prozess <strong>de</strong>utliche Energieüberschüsse<br />
aufweist.<br />
Die dargestellte Ausschleusung geeigneter holziger<br />
Brennstoffe aus <strong>de</strong>m Grünabfall verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung <strong>de</strong>r krautigen Anteile führt zu einer<br />
<strong>de</strong>utlich positiven Energiebilanz dieses Nutzungswegs.<br />
Fazit:<br />
Bei <strong>de</strong>r reinen Kompostierung muss <strong>de</strong>m Verwertungsprozess<br />
Energie zugeführt wer<strong>de</strong>n, während bei<br />
<strong>de</strong>r Vergärung mit anschließen<strong>de</strong>r Kompostierung<br />
<strong>de</strong>s Gärrests Energie gewonnen wird. Soweit bei <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung eine effiziente thermische Verwertung<br />
geeigneter Siebrückstän<strong>de</strong> erfolgt, kann auch<br />
dieser Verwertungsweg einen Nettoenergieüberschuss<br />
aufweisen.<br />
Bioabfallvergärung – spezifischer Nettostromertrag<br />
Vergleich <strong>de</strong>r Biogasverfahren (Herstellerangaben)<br />
Vergärung:<br />
ca. 190 – 250 kWh strom (netto)<br />
plus gleiche menge Wärme Überschuss<br />
Kompostierung:<br />
ca. 15 – 80 kWh Bedarf<br />
Trockenfermentation<br />
diskontinuierlich<br />
Trockenfermentation<br />
kontinuierlich<br />
Datengrundlage: Herstellerangaben 2008 und eigene Berechnungen<br />
Nassfermentation<br />
Teilstrom<br />
perkolat o<strong>de</strong>r presssaft<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
33
5.4 Klimabilanzen von Kompostie-<br />
rung und Vergärung<br />
Bei <strong>de</strong>r Sammlung, <strong>de</strong>m Anlagenbetrieb und <strong>de</strong>r Ausbringung<br />
<strong>de</strong>r Komposte beziehungsweise Gärreste<br />
entstehen CO 2 -Emissionen, die auf <strong>de</strong>r Nutzung fossiler<br />
Energieträger beruhen. Durch <strong>de</strong>n Abbau <strong>de</strong>r organischen<br />
Substanz bei <strong>de</strong>r Bioabfallkompostierung<br />
und <strong>de</strong>r Kompostierung fester Gärreste wer<strong>de</strong>n zwar<br />
erhebliche Mengen Kohlendioxid freigesetzt, die<br />
aber, da sie zuvor durch die Pflanzen aufgenommen<br />
wur<strong>de</strong>n, als klimaneutral bewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings entstehen sowohl bei <strong>de</strong>r Kompostierung<br />
als auch bei <strong>de</strong>r Vergärung, abhängig von <strong>de</strong>r technischen<br />
Ausführung <strong>de</strong>r Anlage und <strong>de</strong>r Ausbringung<br />
<strong>de</strong>r Komposte bzw. Gärreste, in gewissem Umfang<br />
weitere Emissionen (Methan, Lachgas, Ammoniak), die<br />
bei <strong>de</strong>r Klimabilanz berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
kg eingesparte CO 2 -Äquivalente pro Tonne Bioabfall<br />
34 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Die genannten Emissionen halten sich zusammen mit<br />
<strong>de</strong>n Aufwendungen für die Erfassung und Behandlung<br />
bei <strong>de</strong>r Kompostierung die Waage mit <strong>de</strong>n CO 2 -<br />
Gutschriften für <strong>de</strong>n Kompost aufgrund seines Düngewertes<br />
und <strong>de</strong>r Kohlenstofffestlegung im Bo<strong>de</strong>n als<br />
Humus.<br />
Das Vorschalten einer Vergärung vor die Kompostierung<br />
reduziert die CO 2 -Freisetzung bei <strong>de</strong>r Kompostierung<br />
und erzielt darüber hinaus eine erhebliche<br />
Energie-Gutschrift durch die Biogasnutzung. Auf diese<br />
Weise kann pro Tonne Bioabfall eine Klimagutschrift<br />
von circa 160 kg CO 2 -Äquivalenten erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hierbei ist allerdings sicherzustellen, dass Methanemissionen<br />
nur in geringem Umfang auftreten.<br />
In <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Abbildung sind wesentliche Be-<br />
und Entlastungen <strong>de</strong>r Kompostierung und <strong>de</strong>r Vergärung<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r CO 2 -Äquivalente dargestellt.<br />
Es ist zu beachten, dass diese Abbildung keine umfassen<strong>de</strong><br />
Ökobilanz, son<strong>de</strong>rn eine reine Klimabilanz<br />
darstellt.<br />
Vergleichen<strong>de</strong> Klimagas-Bilanz <strong>de</strong>r Kompostierung und Vergärung<br />
Gutschrift Kompost<br />
Gutschrift Dünger<br />
sammlung<br />
Anlage<br />
Ausbringung<br />
Gutschrift energie<br />
saldo<br />
Energiegutschrift<br />
Klimagutschrift<br />
einsparung Belastung<br />
Kompostierung<br />
Vergärung<br />
-250 -200 -150 -100 -50 -0 50 100 150<br />
Quelle: ifeu und partner 2008:<br />
Optimierung für einen nachhaltigen Ausbau <strong>de</strong>r Biogaserzeugdung und -nutzung in Deutschland
Flüssiger Gärrest entwässerter Gärrest<br />
Zusammenfassung:<br />
˘ Durch die getrennte Erfassung und Verwertung<br />
von Bio- und Grünabfall lassen sich durch <strong>de</strong>ren<br />
Behandlung in Kompostierungs- o<strong>de</strong>r kombinierten<br />
Vergärungs- und Kompostierungsanlagen<br />
hochwertige Bo<strong>de</strong>nverbesserer und Nährstoffdünger<br />
regenerativ herstellen.<br />
˘ Die stoffliche Nutzung <strong>de</strong>r Gärreste ist als erneuerbare<br />
Quelle für Pflanzennährstoffe sowie Humus<br />
und dadurch auch für die Klimabilanz wesentlich.<br />
˘ Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Gütesicherung<br />
garantieren hochwertige Kompost-<br />
und Gärprodukte.<br />
˘ Die Vergärung erzielt durch das entstehen<strong>de</strong> Biogas<br />
und damit <strong>de</strong>r Substitution fossiler Energieträger<br />
eine positive Energie- und Klimabilanz. Bei<br />
<strong>de</strong>r Kompostierung trägt die energetische Nutzung<br />
von grobem Material (Siebüberlauf) zur Energiegewinnung<br />
bei.<br />
˘ Bei <strong>de</strong>r Vergärung kann eine Klimagutschrift von<br />
etwa 160 kg eingesparten CO 2 -Äquivalenten pro<br />
Tonne Bioabfall erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
˘ Ungewollte Emissionen an Spurengasen, insbeson<strong>de</strong>re<br />
Methan, Lachgas und Ammoniak, müssen<br />
durch technische und betriebliche Maßnahmen<br />
weiter reduziert und in <strong>de</strong>r gesamten Prozesskette<br />
minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
35
6 ÖKONOMISCHE ASPEKTE DER BIOLOGISCHEN<br />
ABFALLVERWERTUNG<br />
Komposthaufen im Herbst Das endprodukt: vermarktungsfähiger Qualitätskompost<br />
Kompost ist seit jeher ein beliebter Bo<strong>de</strong>nverbesserer<br />
in Privatgärten, <strong>de</strong>r oftmals auf <strong>de</strong>m eigenen Komposthaufen<br />
erzeugt wird. Auch Landwirte, insbeson<strong>de</strong>re<br />
im biologischen Landbau, und Gartenbaubetriebe<br />
wissen um die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kompostes für die<br />
Nährstoffversorgung und <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nfruchtbarkeit.<br />
2 % sonstiges<br />
14 % er<strong>de</strong>nwerke<br />
3 % Kommune (öffentliche Hand)<br />
11 % Landschaftspflege / rekultivierung<br />
13 % Hobby- und erwerbsgartenbau<br />
57 % Landwirtschaft / son<strong>de</strong>rkulturen<br />
Vermarktungswege von Komposten<br />
Quelle: Bun<strong>de</strong>sgütegemeinschaft Kompost, H&K aktuell 03/2009<br />
36 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
6.1 Kompostvermarktung<br />
Komposte fin<strong>de</strong>n in vielen Bereichen, teilweise durch<br />
Regionalstrukturen geprägte Vermarktungswege.
Oft wird die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Einsatzes<br />
von Komposten in <strong>de</strong>r Landwirtschaft unterschätzt.<br />
Eine stetig steigen<strong>de</strong> Nachfrage zeigt jedoch, dass<br />
sich Kompost im Zuge gestiegener Mineraldüngerpreise<br />
zusehends zu einem attraktiven Substitutionsprodukt<br />
entwickelt. Wur<strong>de</strong> bis vor wenigen Jahren<br />
Kompost beziehungsweise kompostierter Gärrest<br />
noch gegen Zuzahlung an die Landwirtschaft abgegeben,<br />
wer<strong>de</strong>n mittlerweile in <strong>de</strong>r Regel Erlöse erzielt.<br />
Flüssiger Gärrest kann in Ackerbauregionen mit nicht<br />
zu hohem Anteil an Viehhaltung bei Transportentfernungen<br />
unter zehn Kilometer kostenneutral eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Betrachtet man nur <strong>de</strong>n Düngewert von Kompost auf<br />
<strong>de</strong>r Grundlage mineralischer Düngemittelpreise, ergibt<br />
sich Anfang 2009 ein Wert von bis zu zwölf Euro<br />
pro Tonne Kompost.<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Kompostwertes<br />
Berechnung <strong>de</strong>s Kompostwertes auf Grundlage mineralischer Düngemittelpreise in Westfalen-Lippe und<br />
Humuswerte in Anlehnung an die Humusreproduktion von stroh (2005 – 2009)<br />
Wertigkeit Kompost (euro/t)<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Jan<br />
2005<br />
Mai<br />
2005<br />
Sep<br />
2005<br />
Jan<br />
2006<br />
Mai<br />
2006<br />
Sep<br />
2006<br />
Jan<br />
2007<br />
Mai<br />
2007<br />
Sep<br />
2007<br />
Jan<br />
2008<br />
Mai<br />
2008<br />
Sep<br />
2008<br />
Quelle: Verbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Humus und er<strong>de</strong>nwirtschaft<br />
(VHe),<br />
märz 2009<br />
Jan<br />
2009<br />
Stickstoff (N) Phosphor (P 2O 5)<br />
Kalium (K 2O)<br />
Kalk (CaO) Magnesium (MgO) Kompost-Humus (C)<br />
Absiebung von kompostiertem Gärrest Fertiger, aufbereiteter Kompost zur Bo<strong>de</strong>nverbesserung<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
37
Eine erfolgreiches Konzept für die Kompostvermarktung<br />
im Hobby- und Erwerbsgartenbau praktiziert<br />
das HUMUSWERK Main-Spessart im Verbund mit <strong>de</strong>r<br />
Würzburger Kompostierung: Qualitätskomposte aus<br />
<strong>de</strong>n regionalen Kompostanlagen wer<strong>de</strong>n vor Ort zu<br />
hochwertigen Humusprodukten wie zum Beispiel<br />
Garten- o<strong>de</strong>r Blumen<strong>de</strong>r<strong>de</strong>n vere<strong>de</strong>lt und gemeinsam<br />
mit einem Partner lose und als Sackware lokal<br />
unter <strong>de</strong>r Bezeichnung „Unterfränkische Er<strong>de</strong>n“ vermarktet.<br />
6.2 Kosten und Erlöse <strong>de</strong>r<br />
Kompostierung, <strong>de</strong>r Vergärung<br />
und Kombinationsmo<strong>de</strong>lle<br />
(Vorschaltanlagen)<br />
Auf Optionen zur Ausweitung <strong>de</strong>r Erfassung biologischer<br />
Abfälle wur<strong>de</strong> bereits hingewiesen. Dies ist in<br />
<strong>de</strong>r Regel auch wirtschaftlich sinnvoll, da die Kosten<br />
einer Bioabfallkompostierung o<strong>de</strong>r einer Vergärung<br />
mit anschließen<strong>de</strong>r Kompostierung noch immer <strong>de</strong>utlich<br />
unter <strong>de</strong>n Restabfallbehandlungskosten liegen.<br />
Im Jahr 2008 lagen die Restabfallbehandlungskosten<br />
zwischen 90 und 150 Euro pro Tonne, während<br />
die Bioabfallbehandlung (Kompostierung o<strong>de</strong>r Vergärung)<br />
in <strong>de</strong>r Regel Aufwendungen zwischen 30 und<br />
80 Euro pro Tonne verursachte. Die Grünabfallkompostierung<br />
liegt mit Kosten von 15 und 30 Euro pro<br />
Tonne sogar <strong>de</strong>utlich darunter.<br />
38 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Da die meisten <strong>de</strong>r kompostierungsanlagen anfang<br />
bis Mitte <strong>de</strong>r 1990er Jahre in Betrieb gingen,<br />
ist bei einer vielzahl von anlagen davon auszugehen,<br />
dass ersatzinvestitionen anstehen. Damit<br />
wird die frage aufgeworfen ob die kompostierung<br />
erneuert und optimiert o<strong>de</strong>r ob zusätzlich<br />
eine vergärungsstufe integriert wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Daneben besteht durch die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
für eingespeisten Strom aus <strong>de</strong>r<br />
Vergärung von Bioabfällen mit stofflicher Nutzung<br />
<strong>de</strong>s festen Gärrestes durch eine Grundvergütung plus<br />
verschie<strong>de</strong>ner Boni ein interessanter wirtschaftlicher<br />
Anreiz (siehe auch Abschnitt 7).<br />
Geeignet für die Integration einer Vergärungsstufe<br />
wären vor allem technisch hochwertige Bioabfallkompostierungsanlagen<br />
mit einer Min<strong>de</strong>stgröße von<br />
15.000 Tonnen im Jahr und mehr. I<strong>de</strong>ale Voraussetzungen<br />
bestehen, wenn die Inputmenge um ein Drittel<br />
bis zur Hälfte erhöht wer<strong>de</strong>n kann, da dann die<br />
bestehen<strong>de</strong> Kompostanlage mit <strong>de</strong>r Weiterverarbeitung<br />
<strong>de</strong>s Gärrests voll ausgelastet ist. Die bestehen<strong>de</strong>n<br />
Rahmenbedingungen und Optionen sind jedoch<br />
im Einzelfall zu prüfen. Im Durchschnitt liegen dann<br />
die Mehrkosten einer bestehen<strong>de</strong>n Anlage durch die<br />
Nachrüstung um eine Vergärungsstufe im Schnitt<br />
bei null bis 30 Euro pro Tonne Bioabfall. Berücksichtigt<br />
sind dabei die Erlöse durch Strom- und Wärmeverkauf.<br />
In Einzelfällen, gera<strong>de</strong> bei gegenwärtig höheren<br />
Bioabfallbehandlungskosten, kann sogar eine<br />
Kostenreduktion eintreten. Da auch <strong>de</strong>r feste Gärrest<br />
kompostiert wird, bleiben in diesem Bereich die Kosten<br />
bestehen.<br />
Anlieferung von Bioabfall zur Verwertung
euro t/input<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Zusammenfassung:<br />
0<br />
Wirtschaftliche Betrachtung<br />
Vergärungsanlage als Vorschaltanlage<br />
bis 10.000 t/a bis 20.000 t/a bis 40.000 t/a<br />
Netto-mehrkosten Vergärung: 0 bis 30 euro/t<br />
erlöse nach eeG = 20 bis 40 euro/t (je nach Gasertrag und energienutzungskonzept)<br />
˘ Durch die Vermarktung von Komposten und Gärprodukten<br />
als attraktive Substitutionsprodukte für<br />
mineralische Dünger und Bo<strong>de</strong>nverbesserer lassen<br />
sich in <strong>de</strong>r Regel Erlöse erzielen.<br />
˘ Regionale Vermarktungskonzepte und die Erzeugung<br />
hochwertiger Er<strong>de</strong>n und Substrate können zu<br />
einer Absatzsteigerung von Komposten beitragen.<br />
Aus Bioabfall wird energie.<br />
potenzielle erlöse aus <strong>de</strong>r Wärme 0 bis 10 euro/t<br />
˘ Die Mehrkosten für die Nachrüstung einer Kompostierungsanlage<br />
um eine Vergärungsstufe liegen<br />
im Schnitt bei null bis 30 Euro pro Tonne Bioabfall.<br />
In Einzelfällen kann sogar eine Kostenreduktion<br />
eintreten.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
39
7 FÖRDERUNG DER ENERGETISCHEN NUTZUNG VON<br />
BIO- UND GRÜNABFÄLLEN DURCH DAS EEG<br />
Die stoffliche und energetische Verwertung biologisch<br />
abbaubarer Abfälle wird in Deutschland von einer<br />
Reihe gesetzlicher Regelungen gesteuert:<br />
˘ energierechtliche Bestimmungen zur För<strong>de</strong>rung<br />
und Optimierung <strong>de</strong>r Nutzungsprozesse (zum Beispiel<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz, Biomasseverordnung),<br />
˘ anlagenbezogene Vorschriften mit Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an die Errichtung und <strong>de</strong>n Betrieb von Anlagen<br />
(zum Beispiel Bun<strong>de</strong>simmissionsschutzgesetz und<br />
Verordnungen/Verwaltungsvorschriften auf Grundlage<br />
<strong>de</strong>s Gesetzes) und<br />
˘ stoffbezogene Regelwerke, die anfallen<strong>de</strong> Materialströme<br />
schadlos und effizient in die Wirtschaftskreisläufe<br />
lenken sollen (zum Beispiel Bioabfallverordnung,<br />
Düngemittelverordnung).<br />
Fermenter einer Biogasanlage<br />
40 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
An exponierter Stelle stehen für die Behandlung und<br />
Nutzung biogener Abfälle die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bioabfallverordnung<br />
und <strong>de</strong>s Düngemittelrechts, die zulässige<br />
Materialien, <strong>de</strong>n Behandlungsprozess und die<br />
Verwertungsoptionen umfassend regeln.<br />
Das Gesetz zum Vorrang erneuerbarer Energien<br />
(EEG)<br />
Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für die energetische Nutzung<br />
von Bio- und Grünabfällen ist das Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz (EEG) in <strong>de</strong>r am 1. Januar 2009 in<br />
Kraft getretenen novellierten Fassung. Es dient <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rung und Entwicklung regenerativer Stromerzeugung<br />
in Deutschland.<br />
Das EEG garantiert die Einspeisung erneuerbar erzeugten<br />
Stroms in das Stromnetz sowie ein Vergütungssystem,<br />
das Betreiber von Stromnetzen zur Zah-
Vergütungssätze durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)<br />
elektrischer<br />
Leistungsbereich<br />
Grundvergütung<br />
Cent/kWh<br />
lung einer festen Vergütung an die Erzeuger von<br />
Strom aus erneuerbaren Energien verpflichtet. Hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Vergütung setzt sich <strong>de</strong>r Betrag aus einer<br />
Grundvergütung, die nach elektrischen Leistungsklassen<br />
gestaffelt ist, sowie aus verschie<strong>de</strong>nen Boni,<br />
die je nach Rahmenbedingungen zur Grundvergütung<br />
hinzukommen, zusammen.<br />
KWK Bonus<br />
Cent/kWh<br />
„Innovative<br />
Technologie"-Bonus<br />
Cent/kWh<br />
Immissions-<br />
Bonus<br />
Cent/kWh<br />
8 HANDLUNGSHILFE FÜR KOMMUNALE<br />
ENTSCHEIDUNGSTRÄGER<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Broschüre zeigt auch anhand von<br />
Praxisbeispielen, dass die separate Erfassung von Bio-<br />
und Grünabfall und ihre stofflich-energetische Nutzung<br />
Wesentliches zum Erreichen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ziele<br />
für <strong>de</strong>n Klimaschutz und regenerative Energien<br />
beitragen kann. Die folgen<strong>de</strong>n Checklisten sollen öffentlich-rechtlichen<br />
Entsorgungsträgern helfen, ihre<br />
˘ gegenwärtige Erfassung von Bio- und Grünabfällen<br />
˘ sowie <strong>de</strong>ren Verwertung<br />
zu überprüfen und gegebenenfalls Optimierungs-<br />
und Handlungsbedarf aufzeigen.<br />
schritt 1:<br />
Status quo<br />
ermitteln<br />
schritt 2:<br />
Ziele<br />
<strong>de</strong>finieren<br />
schritt 3:<br />
Handlungsbedarf<br />
feststellen<br />
schritt 4:<br />
Lösungsmöglichkeiten<br />
erarbeiten<br />
schritt 5:<br />
Praktische<br />
Umsetzung<br />
schritt 6:<br />
Erfolgskontrolle<br />
42 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
Die dabei verwen<strong>de</strong>ten zahlenmäßigen Angaben orientieren<br />
sich an Erfahrungen und Zielgrößen aus <strong>de</strong>r<br />
Praxis.<br />
Das Bewertungsschema soll dazu anregen, sich intensiv<br />
mit <strong>de</strong>m Thema Bioabfall auseinan<strong>de</strong>rzusetzen<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, die Bio- und Grünabfallnutzung zu optimieren.<br />
Selbst dort, wo die in <strong>de</strong>n einzelnen Fragen<br />
genannten Zielmengen für die Erfassung von Bioabfällen<br />
und Grünabfällen bereits erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />
kann natürlich über weitere Optimierungen <strong>de</strong>r Verwertung<br />
nachgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />
menge und Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n organischen Abfälle<br />
Verwertung- und Kostenstrukturen<br />
entsorgungswege<br />
Ökonomische, ökologische<br />
und soziale Ziele und Visionen<br />
Abgleich <strong>de</strong>s status quo<br />
mit <strong>de</strong>n Zielvorstellungen<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Verfahrensvarianten<br />
und prioritäten<br />
Organisatorische und<br />
technische projektrealisierung<br />
Analyse <strong>de</strong>r Verwertungs- und<br />
Kostenstrukturen<br />
Benchmark
Holzabfälle für eine energetische Verwertung<br />
ZIELVORGABE:<br />
Bio- und Grünabfälle wer<strong>de</strong>n einer hochwertigen stofflichen<br />
und/o<strong>de</strong>r energetischen Verwertung zugeführt<br />
1. Die Verwertung <strong>de</strong>r Bio- und Grünabfälle erfolgt weitgehend in <strong>de</strong>r region.<br />
2. es wird ein hochwertiger Kompost beziehungsweise Gärrest erzeugt, <strong>de</strong>r eine hochwertige stoffliche<br />
Verwertung nach guter fachlicher praxis ermöglicht.<br />
3. Für die Vergärung beson<strong>de</strong>rs geeignete materialien wer<strong>de</strong>n einer Vergärungsanlage (Vorschaltanla-<br />
ge) zugeführt und das Biogas zur strom- und Wärmeerzeugung genutzt beziehungsweise aufbereitet<br />
ins erdgasnetz eingespeist.<br />
4. Der holzige Anteil <strong>de</strong>r Bio- und Grünabfälle (auch siebüberlauf) wird abgetrennt und energetisch in<br />
einem Biomassekraftwerk o<strong>de</strong>r zur Wärmegewinnung genutzt. Bei <strong>de</strong>r Kompostierung verbleiben<strong>de</strong>r<br />
Bio- und Grünabfälle sowie Gärreste ist mit Blick auf eine emissionsarme rotteführung darauf zu achten,<br />
dass ausreichend holzige Anteile als strukturmaterial für eine aerobe rotte verbleiben.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
43
Getrennte Erfassung für Bioabfälle (Biotonne) vorhan<strong>de</strong>n<br />
JA<br />
1. spezifisch erfasste mengen liegen<br />
über 60 kg/ew*a.<br />
2. mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Haushalte sind an<br />
das system angeschlossen.<br />
3. Die sammelqualität ist ausreichend gut<br />
(störstoffanteil ist kleiner als fünf prozent).<br />
4. in <strong>de</strong>r Abfall- und Gebührensatzung wer<strong>de</strong>n<br />
wirtschaftliche Anreize zur getrennten erfassung<br />
von Bioabfällen gegeben.<br />
5. Die eigenkompostierung wird unterstützt,<br />
aber auch kontrolliert.<br />
6. Der Organikanteil im Hausmüll ist kleiner als<br />
ein Drittel (Hausmüllanalyse).<br />
7. Die Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
widmet sich regelmäßig <strong>de</strong>m Thema Bioabfall<br />
(ggf. fremdsprachige infos).<br />
Je geringer die Zahl <strong>de</strong>r angekreuzten Fragen,<br />
<strong>de</strong>sto intensiver sollten noch bestehen<strong>de</strong><br />
Optimierungspotenziale bei <strong>de</strong>r Bioabfallerfassung<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
BEWERTUNG<br />
44 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
NEIN<br />
1. es gibt nachvollziehbare Grün<strong>de</strong>, die gegen<br />
die einführung eines separaten erfassungssystems<br />
für Bioabfälle sprechen (zum Beispiel<br />
aufgrund <strong>de</strong>r siedlungsstruktur).<br />
2. mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Haushalte betreiben<br />
eine gut funktionieren<strong>de</strong> eigenkompostierung<br />
(durch Kontrollen belegt).<br />
3. sehr hohe spezifische erfassung von Grünabfällen<br />
(mehr als 100 kg/e*a).<br />
4. Der Organikanteil im Hausmüll ist kleiner als<br />
ein Drittel (Hausmüllanalyse).<br />
Je geringer die Zahl <strong>de</strong>r angekreuzten Fragen,<br />
<strong>de</strong>sto intensiver sollte die einführung<br />
<strong>de</strong>r Biotonne geprüft wer<strong>de</strong>n.
Getrennte Erfassung für Grünabfälle vorhan<strong>de</strong>n<br />
JA<br />
1. Die Grünabfallerfassung erfolgt in Kombination<br />
mit <strong>de</strong>r Bioabfallsammlung. Die spezifisch<br />
erfassten mengen liegen zusammen<br />
(Bio- und Grünabfall) über 110 kg/ew*a.<br />
2. min<strong>de</strong>stens zweimal im Jahr wird Grünabfall<br />
(Baum- und strauchschnitt, Weihnachtsbäume)<br />
beim Bürger gesammelt.<br />
3. Alle Bürger können ihren Grünabfall an einer<br />
sammelstelle abgeben.<br />
4. Die sammelstelle ist gut erreichbar.<br />
5. Die eigenkompostierung wird unterstützt,<br />
aber auch kontrolliert.<br />
6. Der Organikanteil im Hausmüll ist kleiner als<br />
ein Drittel (Hausmüllanalyse).<br />
7. Die Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
widmet sich regelmäßig <strong>de</strong>m Thema Grünabfälle<br />
(ggf. fremdsprachige infos).<br />
Je geringer die Zahl <strong>de</strong>r angekreuzten Fragen,<br />
<strong>de</strong>sto intensiver sollten noch bestehen<strong>de</strong><br />
Optimierungspotenziale bei <strong>de</strong>r Grünabfallerfassung<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
BEWERTUNG<br />
NEIN<br />
1. es gibt nachvollziehbare Grün<strong>de</strong>, die gegen<br />
die einführung eines separaten erfassungssystems<br />
für Grünabfälle sprechen.<br />
2. sehr hohe spezifische erfassung von Bioabfällen<br />
(Biotonne) (größer 100 kg/e*a) mit<br />
hohem Anteil an Grünabfall.<br />
3. Der Organikanteil im Hausmüll ist kleiner als<br />
ein Drittel (Hausmüllanalyse).<br />
Je geringer die Zahl <strong>de</strong>r angekreuzten Fragen,<br />
<strong>de</strong>sto intensiver sollte die einführung<br />
einer separaten Grünabfallerfassung geprüft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
45
9 WEITERGEHENDE INFORMATIONSQUELLEN<br />
weitere informationen fin<strong>de</strong>n sie im internet<br />
unter:<br />
˘ www.bmu.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sministerium für Umwelt, Naturschutz und<br />
Rektorsicherheit<br />
˘ www.uba.<strong>de</strong><br />
Umweltbun<strong>de</strong>samt<br />
˘ www.witzenhausen-institut.<strong>de</strong><br />
Witzenhausen-Institut<br />
˘ www.ask-eu.<strong>de</strong><br />
Wissensportal<br />
˘ www.kompost.<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>sgütegemeinschaft Kompost e.V.<br />
˘ www.biogas.org<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
˘ www.vhe.<strong>de</strong><br />
Verband <strong>de</strong>r Humus- und Er<strong>de</strong>nwirtschaft e.V.<br />
46 Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen
10 GLOSSAR<br />
Bioabfälle: Über die Biotonne erfasste Küchenabfälle bei anteiliger Miterfassung von Gartenabfällen (Abfallschlüssel<br />
20030104 „Abfälle aus <strong>de</strong>r Biotonne“).<br />
Biogas: Biogas entsteht durch <strong>de</strong>n bakteriellen Abbau organischer Substanz (Biomasse) unter Luftabschluss<br />
(anaerobes Milieu). Hauptkomponente <strong>de</strong>s Biogases ist Methan. Biogas fin<strong>de</strong>t sich z.B. in Sümpfen<br />
und Mooren, im Verdauungstrakt von Wie<strong>de</strong>rkäuern o<strong>de</strong>r kann in technischen Anlagen aus Biomasse<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n (Vergärungsanlagen).<br />
grünabfälle: Über separate Sammelsysteme (Hol- und/o<strong>de</strong>r Bringsysteme) erfasste Gartenabfälle und Strauchschnitt<br />
(ohne Vermischung mit nassen Küchenabfällen) (Abfallschlüssel 200201 „Biologisch abbaubare<br />
Abfälle aus Garten- und Parkabfällen“).<br />
gärrest: Bei <strong>de</strong>r Fermentation in <strong>de</strong>r Anaerobphase <strong>de</strong>r Vergärung entstehen<strong>de</strong> Gärrückstän<strong>de</strong>.<br />
gärprodukt: Bei <strong>de</strong>r Separation von Gärresten entstehen<strong>de</strong> Endprodukte, die entwe<strong>de</strong>r als flüssige Gärprodukte<br />
direkt in die Landwirtschaft abgegeben und stofflich verwertet wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stoffkreislauf<br />
nach einer Kompostierung als festes Gärprodukt wie<strong>de</strong>r zur Verfügung stehen.<br />
nassfermentation 2 : Die Vergärung von Flüssigkeiten (i.d.R. bei Trockenmassegehalten unter 3 %) und die<br />
Vergärung von festen Substraten kann mit Verfahren <strong>de</strong>r Nassfermentation erfolgen. Dabei ist <strong>de</strong>r<br />
Fermenterinhalt immer pumpfähig. Dieser Zustand kann durch die Zumischung von Flüssigkeiten<br />
(z.B. Wasser) erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
landschaftspflegematerialien 1 : Pflanzen o<strong>de</strong>r Pflanzenbestandteile fallen im Rahmen <strong>de</strong>r Landschaftspflege<br />
an, wenn sie bei Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung eines bestimmten Zustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Natur und Landschaft anfallen. Sie umfassen auch Materialien aus <strong>de</strong>r forst- und landwirtschaftlichen<br />
sowie gartenbaulichen Tätigkeit, sofern diese vorrangig <strong>de</strong>r Landschaftspflege dient.<br />
spezifisches abfallaufkommen: Das spezifische Abfallaufkommen gibt die Frischmasse eines Abfallstoffes an,<br />
<strong>de</strong>r pro Bürger und Jahr anfällt. Die Angabe erfolgt in <strong>de</strong>n meisten Fällen als Angabe in Kilogramm<br />
pro Einwohner und Jahr (kg/E*a).<br />
technisches Potenzial 2 : Das technische Potenzial ist <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>s theoretischen Potenzials, <strong>de</strong>r unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r o.g. gegebenen Restriktionen tatsächlich nutzbar ist.<br />
theoretisches Potenzial 2 : Das theoretische Potenzial beschreibt das innerhalb eines Zeitraums theoretisch<br />
physikalisch nutzbare Energieangebot (z.B. die in <strong>de</strong>r Pflanzenmasse gespeicherte Energie) in einer<br />
Region. Wegen unüberwindbarer Hemmnisse (technische, ökologische, strukturelle, administrative<br />
Grenzen) kann das theoretische Potenzial i.d.R. nur anteilig erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
trockenfermentation 2 : Die Trockenfermentation ist ein Verfahren zur Erzeugung von Biogas durch Vergärung,<br />
bei <strong>de</strong>m ausschließlich feste Substrate mit hohen Trockenmassegehalten (i.d.R. oberhalb 20 %)<br />
verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Der Fermenterinhalt ist in diesen Fällen nicht mehr pumpfähig. Er ist jedoch im<br />
Normalfall stapelfähig. Eine Verdünnung mit Flüssigkeiten erfolgt nicht.<br />
1 Definition nach Clearingstelle EEG.<br />
2 Definition nach Kaltschmitt, M. et al. (2009): Energie aus Biomasse. 2. Auflage Berlin.<br />
Ökologisch sinnvolle verwertung von BioaBfällen<br />
47
„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen<br />
Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen …“<br />
Grundgesetz, Artikel 20 a<br />
BesTeLLuNG VON puBLiKATiONeN:<br />
Bun<strong>de</strong>sministerium für umwelt, Naturschutz und reaktorsicherheit (Bmu)<br />
postfach 30 03 61<br />
53183 Bonn<br />
Tel.: 0228 99 305-33 55<br />
Fax: 0228 99 305-33 56<br />
e-mail: bmu@broschuerenversand.<strong>de</strong><br />
internet: www.bmu.<strong>de</strong><br />
Diese publikation ist Teil <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums für umwelt,<br />
Naturschutz und reaktorsicherheit. sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum<br />
Verkauf bestimmt. Gedruckt auf recyclingpapier.