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Eine Autobiographic von Adolf HORION - Koleopterologie.de

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86<br />

Im Sommer 1939 war ich dann<br />

endlich soweit, dal3 ich an die Ausarbeitung<br />

<strong>de</strong>s 1.Ban<strong>de</strong>s meiner "Faunistik"<br />

herangehenkonnte; die Ernte<br />

konnte in die Scheune geborgen wer<strong>de</strong>n!<br />

Damit das Buch durch buchhandlerische<br />

Spekulationen nicht allzusehr<br />

verteuert wur<strong>de</strong>, entsch1o13 ich mich<br />

zum Selbstverlag. Bosch stellte wie<strong>de</strong>r<br />

die nOtigen Mittel zur Verfiigung, und<br />

in <strong>de</strong>r Wiener Druckerei Lichtner fand<br />

ich eine wohlempfohlene Fachdruckerei,<br />

die sich aber lei<strong>de</strong>r als sehr wenig<br />

korrekt und zuverlassig erwiesen hat,<br />

was aber vielleicht auch, wenigstens<br />

zum Teil durch die Kriegsverhaltnisse<br />

verursacht war. Erst im Herbst 1941<br />

war <strong>de</strong>r Band fertig und konnte <strong>de</strong>n<br />

Koleopterologen tibergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Als eine kritische, grundlegen<strong>de</strong>, zuverlassige<br />

Arbeit fand er allgemeine Anerkennung.<br />

Der Vorstand <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Entomologischen Gesellschaft verlieh<br />

mir fir diesen Band ihre erste Fabricius-Medaille,<br />

die fiir das beste entomologische<br />

Werk <strong>de</strong>s laufen<strong>de</strong>n Jahres<br />

verliehen wer<strong>de</strong>n soli. Im Januar 1942<br />

konnte ich in Berlin, in <strong>de</strong>r Aula <strong>de</strong>s<br />

Zool. Museums, diese Auszeichnung in<br />

Empfang nehmen.<br />

Das Manuskript <strong>de</strong>s 2. Ban<strong>de</strong>s war<br />

En<strong>de</strong> 1941 zum Abschlul3 gekommen<br />

und <strong>de</strong>r Druck war im Gange; ich<br />

arbeitete wohlgemut am 3.Band, <strong>de</strong>r<br />

die Staphylini<strong>de</strong>n umfassen soil, als das<br />

grausige Kriegsverhangnis auch mich<br />

erreichte. Freund Henseler war schon<br />

im August aus Diisseldorf verzogen<br />

und hatte sich auf das stille nie<strong>de</strong>rrheinische<br />

Dorf Wachtendonk zuriickgezogen.<br />

Am 10. Sept. 1942 ging in<br />

<strong>de</strong>r Mlle meines Hauses eine Lufluiiine<br />

nie<strong>de</strong>r, die alle Ttiren und Fenster<br />

meiner Wohnung zertrammerte. Da<br />

mul3te ich fiir meine alte Mutter ein<br />

an<strong>de</strong>res Obdach suchen. Zufallig geriet<br />

ich nach Oberlingen am Bo<strong>de</strong>nsee, wo<br />

sich meine Schwester aufhielt und fir<br />

uns in einer Pension Quartier machen<br />

konnte. Ich fuhr mit meiner Mutter<br />

dorthin, kehrte aber nach drei Wochen<br />

wie<strong>de</strong>r nach Diisseldorf zuriick, da die<br />

Wohnung mittlerweile wie<strong>de</strong>r notdilrftig<br />

in Stand gesetzt war. Aber als<br />

meine Angehorigen mir in Oberlingen<br />

in <strong>de</strong>m <strong>von</strong> katholischen Schwestern<br />

geleiteten "Haus Seeburg" ein<br />

Dauer-Quartier besorgt hatten und als<br />

ich mit allerhand Beziehungen noch 10<br />

schwere Kisten mit meinem Arbeitsmaterial<br />

verfrachten konnte, da zog ich<br />

auch an <strong>de</strong>n sch6nen Bo<strong>de</strong>nsee. Ich<br />

habe meine Wohnung in Diisseldorf<br />

nicht mehr wie<strong>de</strong>rgesehen; am 15. Juni<br />

1943 wur<strong>de</strong> sie mit <strong>de</strong>m ganzen Viertel<br />

vernichtet; meine ganze<br />

Wohnungs-Einrichtung samt meiner<br />

Sammlung wur<strong>de</strong> ein Raub <strong>de</strong>r Flammen.<br />

Das Jahr 1943 habe ich beson<strong>de</strong>rs<br />

fir die Zusammenstellung einer neuen<br />

Sammlung benutzt. ZunAchst habe ich<br />

hier bei Oberlingen eifrig gesatnmelt<br />

und c. 1700 Arten in c. 15000 Ex.<br />

zusammengebracht. Dann habe ich<br />

mich an die <strong>de</strong>utschen Kollegen gewandt<br />

und allenthalben Unterstutzung<br />

gefun<strong>de</strong>n. Da mir eine vorlaufige Entschadigungssumme<br />

<strong>von</strong> 5000 RM ausbezahlt<br />

wur<strong>de</strong>, bestellte ich grof3ziigig<br />

bei <strong>de</strong>n naturwissenschaftl. Handlungen,<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>nen mir auch die Firma

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