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Eine Autobiographic von Adolf HORION - Koleopterologie.de

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mere Atmosphare gegenither <strong>de</strong>m ktihlen<br />

und strengsachlichen Institut, so<br />

dal3 man sich doppelt wohl Mite. Hier<br />

konnte ich auch nach <strong>de</strong>m offiziellen<br />

Schlul3 um 3 o<strong>de</strong>r 4 Uhr nachmittags<br />

noch langer arbeiten, bis mich gegen 6<br />

o<strong>de</strong>r gar 7 Uhr irgend ein Assistent aus<br />

einer an<strong>de</strong>ren zoologischen Abteilung<br />

durch die weit verschlungenen Gdnge<br />

und Raume <strong>de</strong>s Riesen-Museums ins<br />

Freie begleitete.<br />

En<strong>de</strong> Oktober kehrte ich wie<strong>de</strong>r in<br />

mein kleines rheinisches DOrfchen<br />

zurtick. Hier hatten sich unter <strong>de</strong>m<br />

nazistischen Terror die Verhaltnisse<br />

be<strong>de</strong>nklich zugespitzt. Uns Geistlichen<br />

war das Betreten <strong>de</strong>r Schulraume verboten<br />

wor<strong>de</strong>n - die neue Schule in<br />

Libur war 1932 durch meine Bemiihungen<br />

erbaut wor<strong>de</strong>n -; ich mute <strong>de</strong>n<br />

Religions-Unterricht in <strong>de</strong>r Kirche<br />

erteilen, was mir doch wegen meiner<br />

schon sehr fortgeschrittenen Schwerhorigkeit<br />

sehr schwer fiel. Im November<br />

bekam ich auch gleich wie<strong>de</strong>r einen<br />

schlimmen Zusammensto13 mit <strong>de</strong>r<br />

Gestapo, die mich seit Monaten in<br />

meiner ganzen Korrespon<strong>de</strong>nz Oberwachte.<br />

Der Beamte, <strong>de</strong>r meine Vernehmung<br />

protokolierte und mir seine<br />

"Zeugen" vorgefithrt hatte, machte<br />

mich nachher streng vertraulich aufdas<br />

Gefahrliche meiner Situation aufmerksam<br />

- wir kannten uns aus fritheren<br />

schiedlich-friedlichen Zeiten - und<br />

legte mir nahe, aus Libur zu verschwin<strong>de</strong>n,<br />

wenn ich nicht ins Konzentrationslager<br />

kommen wollte. Was blieb<br />

mir an<strong>de</strong>rs ubrig , als diesen gutgemeinten<br />

Rat zu beherzigen? Ich fuhr nach<br />

Köln zu meiner Behor<strong>de</strong>, und ich<br />

85<br />

wur<strong>de</strong> wegen meiner SchwerhOrigkeit<br />

zum 1. Febr. 1938 aus meinem Pfarramt<br />

pensioniert.<br />

Da ich in Dusseldorf eine verheiratete<br />

Schwester hate, zog ich in diese<br />

Stadt, die man wohl als die schOnste<br />

<strong>de</strong>r rheinischen Stadte bezeichnen<br />

kann. In <strong>de</strong>r Dietrich-EckartstraPe, die<br />

heute wie<strong>de</strong>r ihren alten Namen Heinestral3e<br />

fuhrt , aber ganzlich in Schutt<br />

und Asche liegt, fand ich ftir meine<br />

Mutter und mich eine komfortable<br />

Wohnung, in <strong>de</strong>r ich mich nun mit<br />

Feuereifer in die vielgeliebte koleopterologische<br />

Arbeit starzte. Herr Geheimrat<br />

Bosch stellte wie<strong>de</strong>r eine betrachtliche<br />

Sunune zur Verftigung, urn<br />

die mir noch fehlen<strong>de</strong> Literatur zu<br />

beschaffen und eine grof3zUgige Befragung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Koleopterologen<br />

Ober die selteneren <strong>de</strong>utschen Kaferarten<br />

einzuleiten. Mit meinen Dtisseldorfer<br />

Kollegen verband mich innige<br />

Freundschaft. Mit Henseler machte ich<br />

je<strong>de</strong>n Samstag-Nachmittag eine Excursion<br />

mit anschlief3en<strong>de</strong>m Ddmmerschoppen;<br />

er half mir beson<strong>de</strong>rs auch<br />

bei <strong>de</strong>r Neu-Aufstellung meiner Sammlung,<br />

beim Versand <strong>de</strong>r Fragebogen<br />

usw.. Ermisch kam in je<strong>de</strong>r Woche an<br />

einem Abend zu mir, urn allerhand<br />

Dubia zu bestimmen und sonstige Probleme<br />

zu besprechen. Koch kam ebenfalls<br />

an einem Abend <strong>de</strong>r Woche, um<br />

sich in die Curculioni<strong>de</strong>n einzuarbeiten.<br />

Mit Freund Muller im nahen Ordingen<br />

kam ein lebhaftes gegenseitiges Besuchen<br />

und Excursionieren in Gang. Es<br />

waren schone Jahre, die ich trotz<br />

Nazi-Terror und Krieg im Diisseldorfer<br />

Freundschaftskreis verlebt habe.

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