Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster
Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster
- Seite 2 und 3: INHALT Seite P. Helmut Bochnick OSB
- Seite 4 und 5: P. Jonas Wiemann OSB Novizenmeister
- Seite 6 und 7: Den Augenblick zu erfahren, davon k
- Seite 8 und 9: P. Nikolaus Nonn OSB Seelsorger Mit
- Seite 10 und 11: Am Samstag brachte mich Jozef nach
- Seite 12 und 13: Interview mit Br. Jacques Missihoun
- Seite 14 und 15: Gottesdienste in der Abteikirche so
- Seite 16: Gruß aus der Abtei Königsmünster
INHALT Seite<br />
P. Helmut Bochnick OSB<br />
Grußwort .………………………………..………..……… 2<br />
P. Jonas Wiemann OSB<br />
<strong>Die</strong> Benediktsregel – die Gestaltung eines Lebens … 4<br />
P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />
Neue Aktion: …Aufmerksamkeit und Zuwendung .. 5<br />
P. Nikolaus Nonn OSB<br />
Festgehalten im Paradies ...…………………………... 8<br />
Redaktion<br />
50 Jahre Priester – P. Beda Pavel OSB……………... 11<br />
Br. Robert Sandrock OSB<br />
Im <strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Kirche Cubas…...……….……………... 12<br />
P. Nikolaus Nonn OSB<br />
Das Portrait mit P. Clemens Brunnert OSB ……….…. 13<br />
Redaktion<br />
Rund um das Kloster .……………….….……………… 14<br />
IMPRESSUM<br />
Titelseite: Nur von kurzer Dauer<br />
ist die rosa-weiße Blütenpracht<br />
des Apfelbaumes im Innenhof<br />
des Klostergartens. Nicht immer<br />
sind es die wärmenden und lichtreichen<br />
Sonnenstrahlen, die dem<br />
neuen Leben Hoffnung und Kraft<br />
schenken. Mitunter muss <strong>der</strong><br />
Glaube sich im Schattenbereich<br />
des Lebens bewähren.<br />
Rückseite: Weit geöffnete Fensterflügel<br />
lassen den Geruch alter,<br />
verbrauchter Luft aus dem eigenen,<br />
oft beengten und eingesessenen<br />
Lebensbereich entweichen<br />
und ermöglichen im „Gegenzug“<br />
das Einatmen und die Wahrnehmung<br />
kühler, frischer Gedanken<br />
und Bil<strong>der</strong>, - auf dass ein neuer<br />
Wind wehe in unserem Kloster!<br />
Gruß aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />
AUSGABE MAI 2010<br />
Für Freunde, För<strong>der</strong>er und Interessenten<br />
<strong>der</strong> (Missions)-Arbeit <strong>der</strong> Mönche<br />
<strong>der</strong> Benediktinerabtei <strong>Königsmünster</strong>, Meschede<br />
Redaktion: P. Helmut Bochnick OSB (verantwortlich)<br />
P. Nikolaus Nonn OSB<br />
Herausgeber: Missionsprokura <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />
59872 Meschede<br />
Tel: 0291.2995-107 / Fax: 0291.2995-110<br />
E-Mail: helmut@koenigsmuenster-prokura.de<br />
Internet: http://www.koenigsmuenster.de<br />
Bildnachweis: Archiv <strong>Königsmünster</strong><br />
Druck: Vier-Türme GmbH, Benedict Press,<br />
97359 Münsterschwarzach <strong>Abtei</strong><br />
KONTO<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />
Bank für Kirche und Caritas, Pa<strong>der</strong>born<br />
Blz.: 472 603 07; Kto.-Nr. 11 560 900<br />
BEI ÜBERWEISUNGEN<br />
bitte den<br />
SPENDENZWECK<br />
angeben!<br />
Liebe Freundinnen und Freunde unserer <strong>Abtei</strong><br />
und unserer Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mission –<br />
liebe Leserinnen und Leser!<br />
P. Helmut Bochnick OSB<br />
Missionsprokurator<br />
Nun hat er sich wirklich nicht von seiner schönsten Seite gezeigt, <strong>der</strong><br />
Wonnemonat Mai – zumindest bei uns im Sauerland: nasskalt, Grau in<br />
Grau, das wärmende Sonnenlicht hinter dicken Regenwolken.<br />
Da fehlte es deshalb lei<strong>der</strong> auch an guter Gelegenheit für ein farben- und<br />
lichtfrohes sowie kontrastreiches Titelbild für diese Gruß-Ausgabe. <strong>Die</strong><br />
rosa-weiße Blütenpracht des Apfelbaumes im Innenhof des Klostergartens<br />
kommt – wie auch an<strong>der</strong>swo – nur verhalten zur Geltung und ist von<br />
kurzer Dauer.<br />
Den Beinamen Wonnemond hat <strong>der</strong> Monat Mai im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t durch<br />
Karl den Großen erhalten. Mit Wonne im heutigen Verständnis hat <strong>der</strong><br />
alte Name jedoch nichts zu tun, denn Wonnemond leitet sich ab aus dem<br />
althochdeutschen wunnimanot, was so viel wie Weidemonat bedeutet. In<br />
diesem Monat konnte man also das Vieh wie<strong>der</strong> auf die Weide treiben,<br />
weil aufgrund des vielen Regens und des damit verbundenen kräftigen<br />
Wachstums die Wiesen in fetten Grün standen.<br />
<strong>Die</strong> etymologische Zuordnung zur Wort-Wurzel mag (Wachstum, Vermehrung)<br />
gilt als sicher. Damit war <strong>der</strong> mensis Maius in das ursprüngliche<br />
römische Bauernjahr eingeordnet. In unseren „Bauernweisheiten“<br />
wird <strong>der</strong> Segen eines regenreichen Monats Mai „beschworen“: Ist <strong>der</strong><br />
Mai kühl und nass, füllt´s dem Bauern Scheun und Fass. Ebensolche<br />
Weisheiten überliefern uns die Einsicht, dass wir uns <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Wärme erst nach den so genannten Eisheiligen vom 11. bis zum 15. Mai<br />
sicher sein dürfen.<br />
<strong>Die</strong> Bezeichnung Blumenmond hat <strong>der</strong> Mai wegen <strong>der</strong> Hauptblütezeit <strong>der</strong><br />
meisten Pflanzen erhalten.<br />
Seit dem julianischen Kalen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Mai mit seinen 31 Tagen <strong>der</strong><br />
fünfte Jahresmonat. Wie einige lateinische Autoren bezeugen, ist er nach<br />
<strong>der</strong> römischen Göttin Maia, welcher am ersten Tag dieses Monats ein<br />
Opfer dargebracht wurde, benannt.<br />
Im katholischen Kirchenjahr ist <strong>der</strong> Mai beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Verehrung <strong>der</strong><br />
Gottesmutter Maria durch die sogenannten Maiandachten gewidmet,<br />
weshalb er in diesem Umfeld auch als Marienmond bezeichnet wird.<br />
Etwa seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t wird <strong>der</strong> Mai in Europa mit Maifeiern, Maiumgängen<br />
und -umritten gefeiert, in vielen Gegenden Deutschlands und<br />
Österreichs ist das Aufstellen oft imposanter Maibäume gewachsenes<br />
Brauchtum. Länger schon existierten im Kirchenjahr die Hochfeste wie<br />
Christi Himmelfahrt und Pfingsten.<br />
2
Am Montag, <strong>Die</strong>nstag und Mittwoch vor dem Fest Christi<br />
Himmelfahrt finden in den zumeist ländlichen Gegenden<br />
heute noch die in <strong>der</strong> katholischen Kirche traditionellen<br />
Bitttage mit den dazugehörigen Bittprozessionen statt,<br />
die um 800 von Papst Leo III. in Rom eingeführt wurden.<br />
In langen Prozessionen von Ort zu Ort wird für eine gute<br />
Ernte gebetet. Erhalten haben sich an manchen<br />
katholischen Orten bis heute kleinere Flurprozessionen.<br />
Dabei gehen die Gläubigen und <strong>der</strong> Priester mit einem<br />
voran getragenen Kreuz durch die Fel<strong>der</strong> und beten vor<br />
Bildstöcken, Wegkreuzen und Feldkapellen um den<br />
Segen für eine gute und reiche Ernte und um die<br />
Fernhaltung alles Schädlichen – wie lange Nässe o<strong>der</strong><br />
Dürre.<br />
Im Laufe des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelten sich aus<br />
diesen Prozessionen, Umzügen, Flur- und Grenzbegehungen<br />
die sogenannten „Herrenpartien“, welche<br />
nach <strong>der</strong> Einführung des Muttertages im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
zum Gegenstück, dem „Vatertag“ umbenannt wurden,<br />
<strong>der</strong> fortan am Himmelfahrtstag lautstark und bierselig<br />
gefeiert wurde und an dem <strong>der</strong> Alkohol nicht erst heute<br />
eine erheblich größere Rolle spielt als das Weihwasser.<br />
Christi Himmelfahrt bezeichnet im christlichen Glauben<br />
die Rückkehr Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem<br />
Vater in den Himmel. Am 40. Tag des Osterfestkreises<br />
feiert die katholische wie die evangelische Kirche dieses<br />
Fest. <strong>Die</strong> vierzig Tage entsprechen <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong><br />
Fastenzeit vor Ostern und greifen damit eine in <strong>der</strong> Bibel<br />
mehrfach verwendete Symbolzahl auf: Vierzig Tage<br />
dauerte die Sintflut, vierzig Tage lang war Mose auf dem<br />
Berg Sinai, um die Gebote Gottes zu empfangen, vierzig<br />
Tage lang fastete Jesus in <strong>der</strong> Wüste vor seinem<br />
öffentlichen Auftreten, vierzig Jahre wan<strong>der</strong>ten die<br />
Israeliten durch die Wüste.<br />
Christi Himmelfahrt am 40. Tag des Osterfestkreises,<br />
also 39 Tage nach dem Ostersonntag, und 10 Tage vor<br />
dem Pfingstfest. Deshalb fällt das Fest immer auf einen<br />
Donnerstag und zumeist in den Monat Mai. Der frü-<br />
hestmögliche Termin ist <strong>der</strong> 30. April; <strong>der</strong> spätestmög-<br />
liche <strong>der</strong> 3. Juni. Im Jahre 2008 fiel Christi Himmelfahrt<br />
mit dem Feiertag „Tag <strong>der</strong> Arbeit“ am 1. Mai zusammen.<br />
Im Mittelalter verdeutlichte man die Himmelfahrt ganz<br />
realistisch: eine Christusfigur wurde in das Kirchengewölbe<br />
hinaufgezogen, dann regnete es aus dem<br />
Gewölbehimmel Blumen, Heiligenbildchen und zum Teil<br />
auch brennendes Werg, das die Feuerzungen des<br />
Heiligen Geistes darstellte. Bis zur Liturgiereform des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils (1963) wurde an diesem<br />
Tag nach dem Evangelium die Osterkerze ausgeblasen,<br />
die in <strong>der</strong> Osternacht entzündet und geweiht wurde,<br />
erinnernd, dass Christus nun nicht mehr leibhaftig unter<br />
seinen Jüngern ist.<br />
Umso mehr wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und<br />
Leser, die Erfahrung, dass <strong>der</strong> Heilige Geist, <strong>der</strong> uns<br />
durch den Vater und mit dem Sohn als Tröster und<br />
„Inspirator“ geschenkt ist, Ihre Herzen erfüllt und Sie und<br />
die Ihren über das Pfingstfest hinaus mit seiner<br />
schöpferischen Kraft erfülle.<br />
Im Gebet mit Ihnen verbunden,<br />
Ihr stets dankbarer<br />
3
P. Jonas Wiemann OSB<br />
Novizenmeister und Seelsorger<br />
<strong>Die</strong> Gestaltung<br />
eines Lebens<br />
aus dem Glauben<br />
o<strong>der</strong><br />
„<strong>Die</strong> <strong>Werkzeuge</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“<br />
RB Kapitel 4<br />
<strong>Die</strong> Taufe ist das Fundament eines Lebens aus dem<br />
Glauben und (wie wir schon gesehen haben) eines<br />
<strong>der</strong> Fundamente <strong>der</strong> Benediktsregel. Aus <strong>der</strong><br />
Zusage <strong>der</strong> unumstößlichen Liebe Gottes kann <strong>der</strong><br />
(neue) Christ sein Leben gestalten. Doch diese<br />
Zusage Gottes ist nicht nur ein nettes Gefühl, es hat<br />
Auswirkungen auf die gesamte Lebensgestaltung<br />
eines Menschen. Das wussten die frühen Christen,<br />
das wusste auch <strong>der</strong> Heilige Benedikt, dessen<br />
Mönchregel nichts an<strong>der</strong>es will, als diesen Glauben<br />
an Jesus Christus in den ganz konkreten Alltag<br />
umzusetzen. Und das heißt dann sehr konkret z.B.:<br />
Wie geht man miteinan<strong>der</strong> um? (RB 72) Wie<br />
gestalte ich meinen Tagesablauf, so dass ich auch<br />
Zeit für Gebet und Lesung in <strong>der</strong> Hl. Schrift finde?<br />
(RB 48) Wieviel Essen und Trinken ist gut für mich?<br />
(RB 39/40) Wie gehe ich mit Christen um, die von<br />
ihrem Weg abgekommen sind, die schuldig<br />
geworden sind? (RB 23-30) Wie sollte ich meinen<br />
Umgang mit Krankheit und Fremdsein gestalten?<br />
(RB 36/53) ... Sehr konkrete Dinge, die uns alle in<br />
unserem Alltag betreffen, die hier von Benedikt<br />
geregelt werden! Dabei hält er sich sehr an die<br />
Tradition, an die Gestaltung solcher Fragen in den<br />
Anfängen des Christentums.<br />
So auch im vierten Kapitel seiner Regel über die<br />
„<strong>Werkzeuge</strong> <strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“. Es war in <strong>der</strong><br />
Alten Kirche nämlich durchaus üblich, dem<br />
Getauften nach <strong>der</strong> Taufe eine Liste zu überreichen,<br />
in <strong>der</strong> seine „Taufverpflichtungen“ aufgereiht waren.<br />
In diesen Taufverpflichtungen ging es genau um die<br />
Frage, wie ich meinen Glauben an Jesus Christus denn<br />
konkret in den Alltag umsetzen kann – was ich als Christ<br />
„zu tun und zu lassen habe“. Solch eine Liste übernimmt<br />
Benedikt auch für seine Mönche. Sie beinhaltet so<br />
„selbstverständliche“ For<strong>der</strong>ungen wie die <strong>der</strong> Zehn<br />
Gebote, die Werke <strong>der</strong> Barmherzigkeit, Grundfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Bergpredigt Jesu bis hin zu sehr konkreten<br />
Weisungen.<br />
Aus diesen vierundsiebzig <strong>Werkzeuge</strong>n sei hier nur eines<br />
herausgegriffen, was die Grundfor<strong>der</strong>ung an ein<br />
christliches Leben damals wie heute gut zusammenfassen<br />
kann.<br />
„Sich dem Treiben <strong>der</strong> Welt entziehen!“ (RB 4,20) Das<br />
klingt zunächst ziemlich missverständlich, ja<br />
abschreckend. Sollten sich die Christen, die Mönche für<br />
Benedikt vollkommen aus <strong>der</strong> „bösen Welt“ zurückziehen?<br />
Wird hier nicht „heile Welt“ aufgebaut, die den Blick für die<br />
eigene Realität verschließt?<br />
Es hilft ein Blick in den lateinischen Urtext Benedikts! Dort<br />
steht: „Saeculi actibus se facere alienum!“ Wörtlich<br />
übersetzt: „Sich den Taten/Werken des Zeitalters fremd<br />
machen!“ In unserer Sprache: „Nicht bei allem mitmachen,<br />
was <strong>der</strong> Zeitgeist vorgibt!“ Das klingt schon ganz an<strong>der</strong>s!<br />
Für die Christen <strong>der</strong> Antike hieß dies sehr konkret, dass<br />
sie bestimmte Verhaltensweisen, die in ihrer Zeit üblich<br />
waren, nicht mehr mitmachen konnten. So konnten sie z.B.<br />
nicht mehr zu den Circus-Spielen gehen, wo Menschen<br />
zur Belustigung den Tieren vorgeworfen wurden. Sie<br />
konnten nicht mehr einfach unerwünschte Kin<strong>der</strong> als<br />
Säuglinge aussetzen. Sie konnten nicht mehr Sklaven zu<br />
Tausenden in die Bergwerke schicken, um den<br />
dekadenten Lebensstil <strong>der</strong> Obrigkeit zu finanzieren…<br />
<strong>Die</strong> Zusage <strong>der</strong> unumstößlichen Liebe Gottes, die sie<br />
selbst in <strong>der</strong> Taufe erfahren hatten, galt für jeden<br />
Menschen. Und deshalb konnten sie nicht mehr<br />
mitmachen bei manchen menschenverachtenden<br />
Praktiken ihrer Zeit.<br />
Ist das nicht eine bleibende For<strong>der</strong>ung, die sich aus<br />
unserem Christ-Sein ergibt? Auch im Jahr 2010! Wo kann<br />
ich aus meinem Glauben heraus nicht mehr einfach<br />
mitmachen? Wo muss ich meinen Lebensstil so än<strong>der</strong>n,<br />
dass er nicht meinem Glauben wi<strong>der</strong>spricht? …<br />
<strong>Die</strong> „<strong>Werkzeuge</strong> <strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“ im 4. Kapitel <strong>der</strong><br />
Benediktsregel wollen dazu Anregungen und Hilfen geben.<br />
„<strong>Die</strong> Werkstatt aber, in <strong>der</strong> wir das alles sorgfältig<br />
verwirklichen sollen, ist <strong>der</strong> Bereich des Klosters und die<br />
Beständigkeit in <strong>der</strong> Gemeinschaft.“ (RB 4,78) – also unser<br />
konkreter Alltag in <strong>der</strong> je eigenen Lebensform!<br />
4
P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />
P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />
Lehrbeauftragter für Christliche Sozialethik<br />
Superior <strong>der</strong> Cella St. Benedikt in Hannover<br />
Lehrbeauftragter für Christliche Sozialethik<br />
Cella Sankt Benedikt<br />
Superior <strong>der</strong> Cella St. Benedikt in Hannover<br />
Voßstraße 36<br />
Cella Sankt Benedikt<br />
30161 Hannover<br />
Voßstraße 36<br />
dh@cella-sankt-benedikt.de<br />
30161 Hannover<br />
dh@cella-sankt-benedikt.de<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
am Benediktsfest haben mich viele<br />
am Gäste Benediktsfest direkt um ein haben Exemplar mich meiner viele<br />
Predigt Gäste direkt gebeten. um ein Spontan Exemplar habe meiner ich<br />
Predigt zugesagt gebeten. unter einer Spontan heiter habe gestimmten ich<br />
Bedingung: zugesagt unter Dass einer sie heiter eine Spende gestimmten für<br />
die Bedingung: Cella-Hauskirche Dass sie machen. eine Spende Auch für<br />
die wenn Cella-Hauskirche Predigten keine machen. Ware sind, Auch kann<br />
wenn es ein Predigten schönes Zeichen keine Ware <strong>der</strong> sind, kann<br />
Verbundenheit es ein schönes sein, Zeichen sich <strong>der</strong> dieser Idee zu<br />
Verbundenheit stellen. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sein, diese sich Predigt dieser Idee liest, zu<br />
stellen. sollte 20 Je<strong>der</strong>, ,– Euro<strong>der</strong><br />
(in diese memoriam Predigt 20. liest, März)<br />
sollte auf das 20 Konto ,– Euro<strong>der</strong><br />
(in Cella-Hauskirche<br />
memoriam 20. März)<br />
auf überweisen. das Konto <strong>Die</strong> <strong>der</strong> Predigt Cella-Hauskirche<br />
ist für offene<br />
überweisen. Herzen gehalten, <strong>Die</strong> Predigt unsere ist Hauskirche für offene ist<br />
das Herzen Herz gehalten, unserer unsere Cella. Hauskirche ist<br />
das Herz unserer Cella.<br />
In diesem Sinne wünsche ich mir viele<br />
In aufmerksame diesem Sinne Leserinnen wünsche und ich mir Leser viele<br />
aufmerksame meiner Predigt. Leserinnen und Leser<br />
meiner Predigt.<br />
KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />
KONTO Pa<strong>der</strong>born, Bank für BLZ: Kirche 472 und 603 Caritas 07<br />
Pa<strong>der</strong>born,<br />
Kto.-Nr.:<br />
BLZ:<br />
11 560<br />
472<br />
900<br />
603 07<br />
Kto.-Nr.:<br />
Kennwort:<br />
11 560 900<br />
HAUSKIRCHE<br />
Kennwort:<br />
HAUSKIRCHE<br />
In diesem Falle für die Cella-Hauskirche<br />
In diesem Falle für die Cella-Hauskirche<br />
Benediktsfest <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 2010<br />
Benediktsfest <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 2010<br />
Wissen sie noch, wie sie sprechen gelernt haben? Kennen sie noch<br />
das erste Wort, das sie selbstständig, mündig – mit dem eigenen Mund<br />
Wissen sie noch, wie sie sprechen gelernt haben? Kennen sie noch<br />
gesprochen haben? Ahnen sie das Baugesetz des Sprechens, seine<br />
das erste Wort, das sie selbstständig, mündig – mit dem eigenen Mund<br />
innere Grammatik, die uns Menschen ermöglicht, miteinan<strong>der</strong> zu<br />
gesprochen haben? Ahnen sie das Baugesetz des Sprechens, seine<br />
kommunizieren – sich auszusprechen und sich zu verstehen – die<br />
innere Grammatik, die uns Menschen ermöglicht, miteinan<strong>der</strong> zu<br />
Grundgrammatik <strong>der</strong> Beziehung?<br />
kommunizieren – sich auszusprechen und sich zu verstehen – die<br />
Grundgrammatik <strong>der</strong> Beziehung?<br />
Sprechen will gelernt sein. „Der Mensch ist nur Mensch durch die<br />
Sprache“, so sagt es Wilhelm von Humboldt. <strong>Die</strong>ser Grundvollzug<br />
Sprechen will gelernt sein. „Der Mensch ist nur Mensch durch die<br />
menschlichen Lebens ist reich und verletzlich, kann zu tiefen<br />
Sprache“, so sagt es Wilhelm von Humboldt. <strong>Die</strong>ser Grundvollzug<br />
Verwundungen und hohen Glücksmomenten führen. Seit jeher ist die<br />
menschlichen Lebens ist reich und verletzlich, kann zu tiefen<br />
Sprache und ihre Grammatik ein weites Forschungsfeld von Alltag und<br />
Verwundungen und hohen Glücksmomenten führen. Seit jeher ist die<br />
Wissenschaft. Beinahe mag man meinen, dass es die Wissenschaft des<br />
Sprache und ihre Grammatik ein weites Forschungsfeld von Alltag und<br />
Alltags, ein Handwerk <strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> communio, <strong>der</strong><br />
Wissenschaft. Beinahe mag man meinen, dass es die Wissenschaft des<br />
Begegnung von Menschen auf Beziehung hin ist. Sprich mit mir und ich<br />
Alltags, ein Handwerk <strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> communio, <strong>der</strong><br />
sage dir, wie du lebst – in diesem Schlüsselsatz enthüllen sich weise<br />
Begegnung von Menschen auf Beziehung hin ist. Sprich mit mir und ich<br />
Einsichten.<br />
sage dir, wie du lebst – in diesem Schlüsselsatz enthüllen sich weise<br />
Einsichten.<br />
In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sprachwissenschaft vertritt <strong>der</strong> berühmte Linguist<br />
Noam Chomsky eine vorherrschende Position, die sagt, dass unsere<br />
In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sprachwissenschaft vertritt <strong>der</strong> berühmte Linguist<br />
Sprachmächtigkeit etwas biologisch Gegebenes ist, ähnlich dem<br />
Noam Chomsky eine vorherrschende Position, die sagt, dass unsere<br />
aufrechten Gang. Wie Beine so besitzen wir ein Organ für die Sprache.<br />
Sprachmächtigkeit etwas biologisch Gegebenes ist, ähnlich dem<br />
Eine Art Superprozessor im Gehirn, baugleich für die ganze Menschheit.<br />
aufrechten Gang. Wie Beine so besitzen wir ein Organ für die Sprache.<br />
Alle Sätze, die in jedem Augenblick an allen Plätzen <strong>der</strong> Welt<br />
Eine Art Superprozessor im Gehirn, baugleich für die ganze Menschheit.<br />
gesprochen werden, folgen in ihrer Struktur den Regeln dieses<br />
Alle Sätze, die in jedem Augenblick an allen Plätzen <strong>der</strong> Welt<br />
Prozessors. Hinter allen Sprachen <strong>der</strong> Welt steht ein und <strong>der</strong>selbe<br />
gesprochen werden, folgen in ihrer Struktur den Regeln dieses<br />
Bauplan, eine universale Grammatik, die dafür sorgt, dass wir mit<br />
Prozessors. Hinter allen Sprachen <strong>der</strong> Welt steht ein und <strong>der</strong>selbe<br />
begrenzten Wörtern, unbegrenzt lange und komplexe Aussagen in den<br />
Bauplan, eine universale Grammatik, die dafür sorgt, dass wir mit<br />
verschiedensten Satzformen erzeugen können.<br />
begrenzten Wörtern, unbegrenzt lange und komplexe Aussagen in den<br />
verschiedensten Satzformen erzeugen können.<br />
<strong>Die</strong>se Sichtweise wird von einer Entdeckung hinterfragt, die<br />
nicht nur Sprache- son<strong>der</strong>n Lebensformen in Frage stellt. Dan Everett<br />
<strong>Die</strong>se Sichtweise wird von einer Entdeckung hinterfragt, die<br />
hat im brasilianischen Amazonasbecken das Volk <strong>der</strong> Piraha erkundet,<br />
nicht nur Sprache- son<strong>der</strong>n Lebensformen in Frage stellt. Dan Everett<br />
dessen Sprechen in einer ganz an<strong>der</strong>en Grammatik gründet. <strong>Die</strong><br />
hat im brasilianischen Amazonasbecken das Volk <strong>der</strong> Piraha erkundet,<br />
Menschen <strong>der</strong> Piraha kennen keine Nebensätze, son<strong>der</strong>n sprechen<br />
dessen Sprechen in einer ganz an<strong>der</strong>en Grammatik gründet. <strong>Die</strong><br />
ausschließlich in Hauptsätzen, die sie wie Perlen auf einer Kette<br />
Menschen <strong>der</strong> Piraha kennen keine Nebensätze, son<strong>der</strong>n sprechen<br />
aneinan<strong>der</strong>reihen. Sie kennen keine Erzählungen von Anfang und Ende,<br />
ausschließlich in Hauptsätzen, die sie wie Perlen auf einer Kette<br />
keine Bedingungen, son<strong>der</strong>n nur das Leben im Konkreten.<br />
aneinan<strong>der</strong>reihen. Sie kennen keine Erzählungen von Anfang und Ende,<br />
keine Bedingungen, son<strong>der</strong>n nur das Leben im Konkreten.<br />
5<br />
5
Den Augenblick zu erfahren, davon können sie<br />
sprechen, was darüber hinaus geht macht sie<br />
sprachlos. Sie werden nie über etwas reden, was<br />
sie nicht selbst sehen o<strong>der</strong> selbst gesehen haben.<br />
Everett nennt die Art, wie die Piraha ihr Leben gestalten,<br />
das „Prinzip <strong>der</strong> unmittelbaren Erfahrung“.<br />
Zwei Positionen, die sich wi<strong>der</strong>sprechen:<br />
<strong>Die</strong> eine postuliert die universale Grammatik, die<br />
überall gleich ist. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>e steht zur unmittelbaren<br />
Erfahrung, die sich in jedem Augenblick und mit<br />
jedem Menschen unterscheidet. <strong>Die</strong>ser Wi<strong>der</strong>spruch<br />
kann uns sprachlos machen.<br />
Lange vor den Erkenntnissen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Sprachwissenschaft gab es Einsichten in Sprache<br />
und Kommunikation, die um den weisen Zusammenhang<br />
zwischen dem Universalen und dem<br />
Konkreten, zwischen <strong>der</strong> Allgemeinheit und dem<br />
Einzelnen, zwischen Gemeinschaft und Individuum<br />
wissen und daraus Leben verstehen und gestalten.<br />
Ein solches Beispiel ist die Regel des Heiligen Benedikt.<br />
In <strong>der</strong> ausgehenden Antike eröffnete die<br />
Regel eine Sprach- und Lebensgewandtheit, die<br />
weit über das Kloster hinaus den weisen Zusammenhang<br />
zwischen universaler Ordnung und konkretem<br />
Lebensalltag, zwischen Stabilität und<br />
Wandlung lehrte. Bis heute sind wir in diesen Zusammenhang<br />
gestellt, können wir in <strong>der</strong> Regel eine<br />
Grammatik <strong>der</strong> Unterscheidung lernen, die uns<br />
ermöglicht, in verschiedenen Sprachen zu sprechen<br />
und uns dennoch gegenseitig zu verstehen.<br />
Ohne gleich in Fremdsprachen zu reden, sprechen<br />
wir doch alltäglich verschiedene Sprachen. Je<strong>der</strong><br />
hat seine eigene individuelle Ausdrucksweise, zeigt<br />
sich und zeigt sich nicht, will verstanden werden und<br />
wird oft doch missverstanden. <strong>Die</strong>sen verschiedenen<br />
Sprachgebaren, mit denen wir unsere Eigenheit<br />
auszudrücken versuchen, steht die eine Grammatik<br />
<strong>der</strong> Beziehung entgegen. Wir reden von uns und<br />
wollen vom an<strong>der</strong>en verstanden werden. <strong>Die</strong>se<br />
Grammatik gilt universal, verbindet uns Mönche mit<br />
allen Menschen, verbindet das persönliche Leben<br />
mit Öffentlichkeit.<br />
<strong>Die</strong> Regel Benedikts beginnt mit einem<br />
Hauptsatz, <strong>der</strong> wie eine Perlenkette aus mehreren<br />
Sätzen besteht: Höre, mein Sohn, auf die Lehren<br />
des Meisters. Neige das Ohr deines Herzens. Nimm<br />
die Weisung des gütigen Vaters willig an. Erfülle sie<br />
durch die Tat.<br />
Es gibt keinen Nebensatz. <strong>Die</strong>ser Hauptsatz ist so<br />
stark, dass die Nebensätze alle in ihm Platz finden.<br />
In ihm ist die ganze Regel enthalten. Je<strong>der</strong> einzelne<br />
Satz, <strong>der</strong> in den 72 Kapiteln folgt, lebt vom Echo<br />
dieses einen ansprechenden Satzes. <strong>Die</strong>ser erste<br />
Satz spricht von und mit Herzen, in dem die Eigenheit<br />
artikuliert und von an<strong>der</strong>en verstanden werden<br />
kann. Wie ich mit diesem Regelsatz auch umgekehrt<br />
vieles von an<strong>der</strong>en verstehen lerne, in dem es vom<br />
und mit dem Herzen gehört wird.<br />
Das Ohr des Herzens, von dem Benedikt sich führen lässt, neigt sich zur<br />
Sprache des Lebens, zur Sprache <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Tradition, zur<br />
Sprache des Alltags, <strong>der</strong> Schwermut und <strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong> Trauer und<br />
<strong>der</strong> Freude. Im Herzen kann ich Dinge, Situationen, mich, den An<strong>der</strong>en<br />
verstehen lernen, die vor dem Verstande nur Unverständnis ernten. Mit<br />
dem Herzen verstehe ich die Hauptsätze im Leben, kann sie von den<br />
Nebensätzen unterscheiden. <strong>Die</strong>se Sprache, diese Kommunikation <strong>der</strong><br />
Herzen scheint in vielem zur Fremdsprache zu werden. Unzählige<br />
Nebensätze werden gesprochen und geschrieben, während <strong>der</strong><br />
Hauptsatz zur Unkenntlichkeit verzerrt wird. <strong>Die</strong> Sprache des Herzens ist<br />
nicht laut, sie karikiert nicht, sie hat nicht einmal große Worte o<strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>e Zitate. Sie kommt nicht aus dem Munde, sie geht ins Ohr. Um<br />
diese Sprache zu sprechen, muss ich ganz Ohr werden.<br />
6
Darum wusste <strong>der</strong> Heilige Benedikt. Er<br />
kannte die Sprache des Herzens, in dem er sich<br />
übte, das Ohr seines Herzens zu neigen. Sich dem<br />
Leben zu zuneigen, Zuneigung zum Leben zu haben<br />
– in diesen Sprachspielen spielt sich Leben ab,<br />
ein Leben das vom Herzen kommt, das Weisungen,<br />
Erfahrungen und Einsichten sammelt und so um die<br />
Unterscheidung von Haupt- und Nebensätzen weiß.<br />
<strong>Die</strong> herkömmlichen Sprachschulen lehren uns in<br />
Vielem das Sprechen ohne zu hören, sie lehren uns<br />
schnell zu sprechen, weil ihnen aufmerksames<br />
Zuhören oftmals als zu langsam erscheint. Aus<br />
guter Absicht, dass wir doch sprechen müssen,<br />
resultieren immer wie<strong>der</strong> negative Folgen, indem wir<br />
einan<strong>der</strong> nicht zugehört haben. Es gibt eine Tendenz<br />
zur Verallgemeinerung, die nicht mehr zwischen<br />
Haupt- und Nebensätzen unterscheidet, und<br />
die Nebensätze als Hauptsätze verwendet.<br />
<strong>Die</strong> Sprachschule des Heiligen Benedikt setzt dagegen<br />
die Fähigkeit des Hörens voraus. Nur wer<br />
hören kann, kann sprechen. Nur wer bereit ist, das<br />
Ohr seines Herzens zu neigen, kann die Sprache<br />
des Herzens sprechen lernen. In dieser Sprech- und<br />
Lebenshaltung lernen wir, Haupt- und Nebensätze<br />
zu unterscheiden, Gewichtungen und Vergewisserungen<br />
für unsere Lebensrichtung und -orientierung<br />
zu finden und zu setzen, Kriterien und Werte<br />
zu formulieren, um uns daran messen zu können.<br />
Letztlich lernen wir uns selbst zu verstehen und<br />
Verantwortung für unser Sprechen und für unser<br />
Handeln zu übernehmen.<br />
<strong>Die</strong> Neigung des Herzens, diese feine Aufmerksamkeit,<br />
korrigiert den Nebensatz <strong>der</strong> Idealisierung,<br />
mit dem wir unser Leben oftmals schön reden.<br />
Klösterliche Gemeinschaften bieten sich an, Leben<br />
zu idealisieren. Beson<strong>der</strong>s von außen werden Gemeinschaften<br />
als Orte beson<strong>der</strong>er Lebensideale<br />
gesehen. <strong>Die</strong>se Form <strong>der</strong> Heiligsprechung ist ungut<br />
und illusionär, verführt zur Isolation und Arroganz.<br />
Idealisierung von innen wie von außen dient dem<br />
Leben nicht. Darum wusste Benedikt, und hat in<br />
seiner Regel immer wie<strong>der</strong> zur Nüchternheit und<br />
Klarheit, zur Bescheidenheit und Verantwortlichkeit<br />
aufgerufen.<br />
<strong>Die</strong> Neigung des Herzens, in Achtsamkeit unterbricht<br />
sie aber auch den Nebensatz des Urteils, mit<br />
dem wir einan<strong>der</strong> nach dem Leben trachten. Kirchliche<br />
und klösterliche Gemeinschaften haben oftmals<br />
selbst einseitige und harte Urteile über das Leben<br />
an<strong>der</strong>er und des eigenen gefällt. Man kann den<br />
Eindruck gewinnen, dass diese Weise des Urteils<br />
nun auf sie selbst zurück fällt. Eine harte Schule, die<br />
zur ehrlichen Selbsterkenntnis und -annahme führen<br />
kann. Benedikt kennt unterschiedliche Weisen<br />
<strong>der</strong> Konfrontation mit <strong>der</strong> eigenen Verantwortlichkeit,<br />
die helfen kann, das Urteilen zu überwinden,<br />
um Leben diskret, unterscheidend, demütig und<br />
wertschätzend zu gestalten.<br />
Im Hauptsatz lehrt Benedikt seine Mönche, sich<br />
dem Leben zu zuneigen und darin Gott zu suchen.<br />
We<strong>der</strong> das Ideal noch das Urteil sind das letzte<br />
Wort. Das letzte Wort ist die mutige - vielleicht zwei-<br />
felnde, die beständige – vielleicht stolpernde Suche nach Gott, nach<br />
dem Gegenüber, dessen Sprache unsere Herzen verstehen. Wir<br />
brauchen uns we<strong>der</strong> im Urteil über Vergangenes zu verlieren, noch<br />
müssen wir uns dem Ideal einer besseren Zukunft verkaufen. <strong>Die</strong><br />
Sprache des Herzens weiß, dass Wahrhaftigkeit und Authentischsein,<br />
ein ehrliches zu sich selber und zu seiner Fehlbarkeit stehen, Grund<br />
genug zum Leben sind. Wir brauchen uns vor unserer Fehlbarkeit nicht<br />
zu fürchten.<br />
Auf und aus diesem Grund können wir uns zeigen, so wie wir sind,<br />
können wir gegenwärtig sein, auf dass wir uns nicht verstecken und nicht<br />
entblößen müssen, son<strong>der</strong>n uns zeigen dürfen in aller Schwäche und<br />
aller Stärke so wie wir sind, so wie ich bin. <strong>Die</strong> Regel des Heiligen<br />
Benedikt gibt uns festen Grund, eine gute Tradition von Lebensweisheit,<br />
um mit und in je<strong>der</strong> Situation – auch <strong>der</strong> aktuellen – miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Sprache des Herzens sprechen zu lernen. Mitten in Verunsicherung und<br />
Sorge kann sich eine empfängliche Stunde öffnen – von <strong>der</strong> Martin<br />
Buber sagt: „Der Mensch begegnet in einer empfänglichen Stunde, … an<br />
dem (in <strong>der</strong> es) mir etwas, was ich gar nicht gegenständlich zu erfassen<br />
vermag, (mir dieses) ‚etwas’ sagt.“<br />
Damit sind Situationen gemeint, die wir nicht wirklich erfassen können<br />
und in denen wir dennoch ahnen, dass „es uns etwas sagen will“. Dabei<br />
können wir we<strong>der</strong> dieses „es“ noch sofort das „etwas“ bestimmen, es<br />
bleibt verschlossen und ist doch offen. Manchmal werden wir in solch<br />
empfängliche Stunden gestellt, ohne dass wir sie gesucht o<strong>der</strong> gewollt<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong>se empfängliche Stunde zeigt sich zwischen <strong>der</strong> ängstlichen Sorge<br />
des Unverstandenseins, die uns oftmals im Alltäglichen einholt, und <strong>der</strong><br />
verhaltenen Freude am Verstandensein, die uns zum heutigen Fest<br />
einlädt. <strong>Die</strong>se empfängliche Stunde sagt uns vielleicht doch auch etwas,<br />
von dem wir nicht genau sagen können, was es eigentlich ist. Nur mit<br />
dem Herzen, werden wir dieses Ungefähre, nicht genau zu erfassende<br />
und uns doch in <strong>der</strong> Mitte treffende verstehen lernen.<br />
In dem wir das Ohr unseres Herzens neigen – ein je<strong>der</strong> für sich<br />
und doch alle verbunden – können wir in empfänglichen Stunden die<br />
Grammatik unseres Glaubens in wenigen Sätzen neu und an<strong>der</strong>s lesen<br />
und leben lernen, können wir den Dreisatz des Heiligen Paulus<br />
verstehen lernen, <strong>der</strong> Menschen schon lange in <strong>der</strong> Suche hält und von<br />
dessen Weisheit Benedikt sich führen lässt: Wenn du den Glauben<br />
verloren hast, lass dich fallen! Wenn du die Hoffnung verloren hast, lass<br />
dich ein. Wenn du die Liebe verloren hast, lass dich finden. <strong>Die</strong>ser<br />
Dreisatz kommt aus dem Herzen und spricht zum Herzen, in dem ich<br />
mich <strong>der</strong> Suche nach Gott überlasse, dem Kriterium schlechthin, warum<br />
wir hier sind – auf Erden, im Kloster .<br />
Um am Ende noch einmal zum Anfang zurück zu kommen! Wenn sie<br />
das erste Wort ihres Lebens vergessen haben, seien sie nicht traurig,<br />
üben sie lieber ein, was das letzte Wort ihres Lebens sein wird. Nach <strong>der</strong><br />
Heiligen Schrift und nach <strong>der</strong> weisen Regel sagt es endgültig „Ja“ zu mir,<br />
ist es ein Wort <strong>der</strong> Vergebung und des Loslassens, ein teures Wort, was<br />
viel gekostet hat. Ein Wort, das nicht wir sprechen, son<strong>der</strong>n das uns<br />
zugesprochen wird von Gott dem liebenden Geheimnis des Lebens. In<br />
ihm gibt es nur eine Sprache und nur einen Hauptsatz, ohne jeden<br />
Nebensatz: „Du bist mein geliebtes Kind“. Ob wir das unmittelbar<br />
erfahren und mit dem Herzen hören können, liegt an uns!<br />
KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />
Pa<strong>der</strong>born, BLZ: 472 603 07<br />
Kto.-Nr.: 11 560 900<br />
Kennwort:<br />
HAUSKIRCHE<br />
7<br />
7
P. Nikolaus Nonn OSB<br />
Seelsorger<br />
Mitte Februar fragte Abt Dionys von <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong><br />
Ndanda, Tansania, an, ob jemand von<br />
<strong>Königsmünster</strong> kurzfristig für den erkrankten<br />
Exerzitienmeister einspringen könne. <strong>Die</strong> Anfrage ist<br />
schließlich bei mir gelandet und ich habe nicht lange<br />
überlegt, son<strong>der</strong>n spontan zugesagt.<br />
<strong>Die</strong> Exerzitien sollten vom 12. bis 16. April für die<br />
Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> und einige Tutzinger<br />
Benediktinerinnen sowie Würzburger Erlöser-<br />
Schwestern auf Deutsch gehalten werden (für die<br />
afrikanischen Mitbrü<strong>der</strong> gestaltete gleichzeitig ein<br />
Kapuzinermönch aus Dar es Salaam die Tage).<br />
Unser Missionsprokurator, P. Helmut, besorgte mir<br />
schnell die Flugtickets, so dass <strong>der</strong> Reisetermin bald<br />
feststand: 5. bis 18. April.<br />
Br. Gottfried brachte mich am Ostermontag zu<br />
nachtschlafen<strong>der</strong> Zeit nach Düsseldorf. Von dort<br />
ging <strong>der</strong> Flug mit KLM über Amsterdam direkt nach<br />
Dar es Salaam: aus dem noch winterkalten Europa<br />
in die tropische Regenzeit mit etwa 35° C und an die 80% Luftfeuchtigkeit nach Afrika. Nach Mitternacht<br />
in unserer Prokura in Kurasini eingetroffen,<br />
schmeckte das eisgekühlte Bier einfach köstlich…<br />
Am <strong>Die</strong>nstagvormittag fuhr mich Jozef, einer<br />
<strong>der</strong> Fahrer von Kurasini, nach Pugu, einem<br />
traumhaft schönen Ort am Rande von Dar es<br />
Salaam, an dem 1888 die ersten Benediktiner<br />
unserer Kongregation im damaligen Deutsch-<br />
Ostafrika ihre Missionsarbeit begannen. (<strong>Die</strong>se<br />
Neugründung wurde aber bereits ein Jahr später<br />
zerstört.)<br />
1999 bat <strong>der</strong> Erzbischof von Dar es Salaam, Polycarp Kardinal Pengo,<br />
unsere Brü<strong>der</strong>, in Pugu wie<strong>der</strong> ein geistliches Zentrum aufzubauen. Br.<br />
Anno (aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> Hanga) hat mir das relativ weitläufige Gelände<br />
gezeigt, auf dem den Besuchern die Bibel und das Christentum anhand<br />
von Text- und Bildtafeln nahe gebracht wird – eine wahrhaft katechetische<br />
Aufgabe! (Bild oben und Mitte: Das Wohnhaus und das renovierte<br />
Kirchlein aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit, unten: das Friedhofskreuz).<br />
8
Am Nachmittag zeigte mir P.<br />
John dann die katholische Kathedrale<br />
und einige Sehenswürdigkeiten<br />
in <strong>der</strong> Innenstadt. Beeindruckend<br />
an dieser Metropole<br />
mit 4,5 Millionen Einwohnern war<br />
für mich das Nebeneinan<strong>der</strong> von<br />
(reicher) Großstadt und deutlich<br />
erkennbarer Armut; von gepflegten<br />
alten Häusern und zerfallenen<br />
Ruinen; von Sauberkeit und<br />
Eleganz auf <strong>der</strong> einen Seite und<br />
Schmutz und Dreck auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite – Eindrücke, die es zu<br />
verarbeiten galt.<br />
<strong>Die</strong> nächsten drei Tage standen<br />
ganz unter dem Vorzeichen „Ferien“:<br />
Von einem Fahrer wurden<br />
P. John und ich frühmorgens zum<br />
Hafen gebracht, wo wir im strömenden<br />
Regen auf die Fähre<br />
nach Sansibar warteten.<br />
Knapp zwei Stunden dauerte die Überfahrt. Wir<br />
kamen im hektischen Getriebe des Hafens auf <strong>der</strong><br />
Hauptinsel Unguja an und <strong>der</strong> strahlend blaue Himmel<br />
sollte auch in den beiden nächsten Tagen nicht<br />
von Wolken verdunkelt werden.<br />
Ein wenig befremdlich war für mich, dass ich das<br />
Gefühl hatte, in ein an<strong>der</strong>es Land zu reisen: Einreiseformulare,<br />
Stempel im Reisepass usw. vermitteln<br />
dem Besucher das Gefühl, ein fremdes Staatsgebiet<br />
zu betreten, dabei hat sich Sansibar 1964 mit dem<br />
unabhängigen Staat Tanganjika zum neuen Staat<br />
Tansania zusammengeschlossen.<br />
Vom Hafen aus ging es mit dem Taxi zu einem<br />
kleinen malerischen Hotel, etwas außerhalb von<br />
Sansibar City: neben einer alten Missionsanlage <strong>der</strong><br />
Anglikaner, in einem botanischen Garten (allein<br />
etwa 150 verschiedene Palmenarten) und direkt am<br />
Strand des indischen Ozeans gelegen, ist dies das<br />
ideale Urlaubsparadies!<br />
Bei <strong>der</strong> Führung durch Stone Town, <strong>der</strong> Altstadt von Zanzibar City, hat P.<br />
John keine Ecke ausgelassen:<br />
Begonnen haben wir an <strong>der</strong> Anglikanischen Kathedrale, die 1873-1880<br />
auf dem alten Sklavenmarkt errichtet worden ist. Direkt neben <strong>der</strong><br />
Kathedrale sind noch einige Kellerverliese aus <strong>der</strong> Zeit des<br />
Sklavenhandels zu sehen. Der Sklavenhandel, hauptsächlich von<br />
Arabern betrieben, wurde auf Druck von David Livingstone und dem<br />
anglikanischen Bischof Edward Steere durch Erlass des damaligen<br />
Sultans am 6. Juni 2873 verboten.<br />
Nicht ganz so beeindruckend, jedoch sehenswert ist die katholische<br />
Kathedrale St. Joseph, die mit ihrer farbenfrohen Gestaltung für den<br />
europäischen Besucher erst ein wenig fremdartig wirkt, aber gerade<br />
durch ihre Ausmalung ein wenig von <strong>der</strong> Freude <strong>der</strong> Christen in Afrika<br />
vermittelt.<br />
Der anschließende Gang über den Fischmarkt war nicht ganz nach<br />
meinem Geschmack. Umso mehr bannte mich <strong>der</strong> Flair des späten 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts beim Gang durch die schmalen Gassen des Stadtkerns, an<br />
dessen Rand sich pompöse Gebäude erheben: etwa <strong>der</strong> Sultanspalast<br />
o<strong>der</strong> das Beit al-Ajaib. <strong>Die</strong>ses<br />
war das erste Gebäude in<br />
ganz Ostafrika, das mit<br />
Elektrizität und fließendem<br />
Wasser in Stahlrohren ausgestattet<br />
war. 1883 fertiggestellt,<br />
diente es zunächst als<br />
Zeremonienpalast des Sultans,<br />
war dann Sitz <strong>der</strong> britischen<br />
Kolonialregierung,<br />
später dann <strong>der</strong> sansibarischen<br />
und tansanischen Regierung,<br />
bevor es im Jahr<br />
2000 zum Weltkulturerbe ernannt<br />
wurde. Es beherbergt<br />
heute das „National Museum<br />
of Zanzibar“. Der Besuch auf<br />
<strong>der</strong> abendlichen Flaniermeile<br />
in den Forodhani Gardens mit<br />
einem traumhaften Sonnenuntergang<br />
rundete den Tag ab.<br />
Am darauffolgenden Tag ging<br />
es mit einem kleinen Flieger<br />
zurück nach Dar es Salaam.<br />
9
Am Samstag brachte mich Jozef nach<br />
Kilimahewa, das ja vielen Leser des „Gruß aus<br />
<strong>Königsmünster</strong>“ bekannt ist. Herzlich wurde ich von<br />
P. Beda, Br. Markus und Pfr. Primo empfangen und<br />
über das Gelände <strong>der</strong> Pfarrei mit ihren Werkstätten,<br />
dem Kin<strong>der</strong>garten und <strong>der</strong> Schule, dem Krankenhaus<br />
und dem Schwesternhaus sowie einigen weiteren<br />
Einrichtungen geführt – ein wirkliches Paradies<br />
auf Erden: die gepflegten Außenanlagen mit blühenden<br />
Bäumen und Blumen, die schön gestaltete<br />
Kirche, das Gästehaus.<br />
P. Beda und Br. Markus erzählten viel von ihrer<br />
Arbeit und ihrem Engagement in <strong>der</strong> Pfarrei des<br />
6000-Seelen-Dorfes. Gerade während meines Besuchs<br />
dort wurden zwei Wassertanks auf einem<br />
hohen Steinsockel montiert. Dorthin wird in Zukunft<br />
von einem gut zwei Kilometern entfernten neu gebohrten<br />
Brunnen Wasser gepumpt werden, so dass<br />
die Einwohner des Dorfes nicht mehr kilometerlange<br />
Wege zurücklegen müssen, um aus verdreckten<br />
Wasserlöchern ihr Wasser zu holen.<br />
Höhepunkt des Aufenthaltes<br />
in Kilimahewa für mich war die<br />
„Buschmesse“ auf einer Außenstation,<br />
zu <strong>der</strong> mich P. Beda am<br />
Sonntag mitnahm. Gut 25 Kilometer<br />
entfernt, nur über „Schleichpfade“<br />
zu erreichen, kamen wir etwas vor<br />
10 Uhr am Sonntagmorgen bei<br />
einer eher baufälligen Lehmkonstruktion<br />
an, die anscheinend von<br />
dem durchrosteten Wellblechdach<br />
zusammen gehalten wurde. In dem<br />
kleinen Kirchlein waren schon viele<br />
Christen versammelt und stimmten<br />
sich mit Singen auf ihren ersten<br />
Ostergottesdienst ein. Auf Holzplanken,<br />
knapp über dem Erdboden<br />
sitzend, feierten die beinahe einhun<strong>der</strong>t<br />
Menschen einen wirklich<br />
lebhaften und festlichen Gottesdienst<br />
– für mich wahrhaftig ein<br />
eindrucksvolles Erlebnis!<br />
Nach dem Mittagsschlaf nahmen mich Br. Markus und P. Beda mit<br />
zurück nach Dar es Salaam. An und für sich wollten wir die etwa 500<br />
Kilometer lange Strecke nach Ndanda mit dem Auto zurücklegen, aber<br />
aufgrund <strong>der</strong> Regenzeit war ein etwa 60 Kilometer langes Teilstück, das<br />
noch nicht geteert ist, unpassierbar. So flogen wir am kommenden<br />
Morgen nach Mtwara. Von dort aus ging es mit dem Auto weiter zur<br />
<strong>Abtei</strong> Ndanda, wo wir pünktlich zum Mittagessen eintrafen.<br />
Am Nachmittag habe ich den Tutzinger Schwestern, die ihr Kloster<br />
neben <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> haben und die dortige Krankenstation betreuen, den<br />
Einstieg in die Exerzitien geben, am Abend dann den deutschsprachigen<br />
Mitbrü<strong>der</strong>n. An den kommenden Tagen standen je zwei Impulse, die<br />
Eucharistiefeier und eine abendliche Bildmeditation auf dem Programm,<br />
dazu Gesprächsangebot und Beichtmöglichkeit.<br />
In <strong>der</strong> für mich freien Zeit zeigten mir vor allem P. Severin und P.<br />
Konrad viel von <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>: die zahlreichen Werkstätten,<br />
die Tierwirtschaft, die Schule, das neue Gästehaus „Zakeoh“, die Wasserversorgung<br />
aus eigenen Quellen.<br />
Sehr wohltuend empfand ich das Stundengebet, das in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> in <strong>der</strong><br />
Landessprache Swahili gebetet wird und seit Neuestem auch in einer<br />
Vertonung vorliegt, die sich nah am<br />
Gregorianischen Choral orientiert.<br />
Nachdem die Exerzitien geendet<br />
hatten, hörte ich am Freitagabend<br />
im deutschsprachigen Nachrichten-<br />
programm zum ersten Mal das unaussprechliche<br />
Wort „Eyjafjallakjökull“,<br />
Name des isländischen Gletscher-Vulkans,<br />
dessen Ausbruch<br />
den Flugverkehr in Europa bedrohte.<br />
Dennoch hielt ich an meinem<br />
Plan fest, am Samstagabend wie<strong>der</strong><br />
nach Deutschland zu fliegen…<br />
Deshalb ließ ich mich in aller Herrgottsfrühe<br />
von P. Witmar am Samstag<br />
mit dem Auto zum Flugplatz<br />
nach Mtwara bringen. In Dar es<br />
Salaam angekommen, hieß es<br />
aber, dass in fast ganz Europa die<br />
Flughäfen wegen <strong>der</strong> Aschewolke<br />
geschlossen seien und ich – wie so<br />
viele An<strong>der</strong>e auch – nicht fliegen<br />
könne.<br />
10 10
Das bedeutete, zusammen mit einigen an<strong>der</strong>en<br />
„Zwangsurlaubern“ in Kurasini auszuharren. Insgesamt<br />
musste ich neun Tage auf eine Rückflugmöglichkeit<br />
warten – ein unverhoffter Urlaub also. Wenn<br />
ich mir dafür auch nicht unbedingt die Großstadt Dar<br />
es Salaam ausgesucht hätte, so habe ich doch die<br />
Zeit genutzt, um ein wenig mehr von <strong>der</strong> Arbeit<br />
unserer Brü<strong>der</strong> und Schwestern mitzubekommen.<br />
Mit P. Meinolf besuchte ich einen kleinen Schwesternkonvent<br />
im Busch vor den Toren Dar es<br />
Salaams. Hier hilft P. Meinolf, ein neues Klostergebäude<br />
zu errichten, damit die Schwestern jeweils ein<br />
eigenes Zimmer haben können.<br />
Ein Besuch in <strong>der</strong> St. Benedict’s School, die<br />
von P. John unterstützt wird, hat mich sehr beeindruckt:<br />
Zwei pensionierte Lehrer haben vor einigen<br />
Jahren diese Schule gegründet, um Waisenkin<strong>der</strong>n<br />
Bildung zukommen zu lassen. Inzwischen sind über<br />
120 Mädchen und Jungen auf dieser Schule, die<br />
aus allen Nähten platzt.<br />
<strong>Die</strong> wöchentliche Einkaufsfahrt mit P. Meinolf war<br />
auch interessant: am einen Ende von Dar es<br />
Salaam wird Brot eingekauft, in einem an<strong>der</strong>en<br />
Stadtteil liegt <strong>der</strong> kleine Gemüsemarkt, auf dem es<br />
alle Sorten von Obst und Gemüse gibt. <strong>Die</strong>ser<br />
Markt erinnerte mich an einen orientalischen Basar,<br />
zumal das Feilschen um den Preis scheinbar unverzichtbar<br />
dazu gehört.<br />
Faszinierend auch die weiteren Fahrten durch die<br />
Stadt: etwa 20 Minuten von Kurasini entfernt das<br />
Gelände <strong>der</strong> ehemaligen Müllkippe: bis vor gut zwei<br />
Jahren wurde <strong>der</strong> gesamte Müll <strong>der</strong> Stadt einfach<br />
ins Meer geschüttet. Inzwischen ist diese Müllhalde<br />
mit Erde zugeschüttet und begrünt und <strong>der</strong> Müll wird<br />
nun am Stadtrand gesammelt.<br />
P. John führte mich auch auf einen sehr gepflegten<br />
britischen Soldatenfriedhof, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Straße nach<br />
Bagamoyo liegt. Dort sind in einer Ecke deutsche<br />
Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg beigesetzt. P.<br />
John ist dort vor einigen Jahren ein Grabstein aufgefallen,<br />
dessen Namensinschrift ihn lange Zeit<br />
beschäftigte. Vor fünf Jahren schließlich konnte er<br />
das „Rätsel“ lösen: Der Grabstein erinnerte an Br.<br />
Cyprian Hölzl aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> St. Ottilien, <strong>der</strong> 1904 nach Dar es Salaam<br />
ausgesandt worden war und 1916 gefallen ist. Auf P. Johns Betreiben<br />
hin ist dem Grabstein inzwischen eine weitere Gedenkplatte zugefügt,<br />
auf <strong>der</strong> die gesamten Lebensdaten des ehemaligen Mitbru<strong>der</strong>s<br />
eingraviert sind.<br />
Das reiche Besichtigungsprogramm und die vielen<br />
Gespräche mit den an<strong>der</strong>en Gästen in Kurasini, aber auch<br />
mit P. Meinolf, <strong>der</strong> dort für die Gäste zuständig ist, haben die<br />
neun Tage schnell vergehen lassen.<br />
Erfüllt und beschenkt mit vielen Eindrücken und Erfahrungen,<br />
trat ich am Montag, dem 26. Mai, abends den<br />
Heimflug an. – Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter<br />
Aufenthalt in Tansania war!<br />
Am 29. Juni feiert P. Beda Pavel OSB, Missionar und Pfarrer<br />
<strong>der</strong> Pfarrei Maria Malkia in Kilimahewa / Tanzania, sein 50jähriges<br />
Priesterjubiläum.<br />
P. Beda wurde am 7. Juni 1935 im<br />
Kreis Budweis geboren. Aufgewachsen<br />
ist er im unterfränkischen<br />
Hammelburg. Er besuchte die<br />
Kloster-Internate und Gymnasien in<br />
St. Ludwig und Würzburg. Nach dem<br />
Abitur 1954 trat er in die Benediktinerabtei<br />
Münsterschwarzach ein.<br />
1960 empfing er die Priesterweihe.<br />
Es folgte ein weiteres Studium in<br />
England mit dem Abschluss des<br />
Lehrer-Diploms. 1963 erfolgte seine<br />
Missionsaussendung in die <strong>Abtei</strong><br />
Ndanda, in Tanzania. Dort war Pater<br />
Beda etliche Jahre mit Leib und See-<br />
le Lehrer für Mathematik, Physik und Biologie in Kigonsera,<br />
Likonde, Namupa und Soni. Von 1985 bis 1998 hatte er das Amt<br />
des Haus-Oberen und Gastpater in Kurasini in Dar es Salaam<br />
inne. Seit 1999 ist er als Pfarrer in Kilimahewa tätig.<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, Pater Beda!<br />
11 11
Interview mit<br />
Br. Jacques Missihoun OSB<br />
Prior <strong>der</strong> Neugründung auf Cuba.<br />
Jacques, dein Heimatkloster feiert dieses Jahr<br />
sein 25-jähriges Bestehen. Du bist seit einem Jahr<br />
weit fern von dort. Was bedeutet dein Heimatkloster,<br />
Agbang, für dich?<br />
In <strong>der</strong> Frage ist die Antwort schon enthalten. Wir<br />
sprechen über das Heimatkloster. Natürlich ist das<br />
Kloster in Agbang, in Togo, meine Heimat. Ich sage<br />
„Heimat“, nicht nur „Heimatkloster“. „Heimatkloster“<br />
wäre für mich jedes Kloster in meinem Land. Aber<br />
Heimat ist für mich seit meiner Feierlichen Profess<br />
das Kloster in Agbang. Das soll heißen, dass ich<br />
keine an<strong>der</strong>e Heimat außer dieser habe.<br />
Was fällt dir auf, wenn du die Län<strong>der</strong>, in denen du<br />
gelebt hast, Togo, Deutschland, Kenia und Cuba,<br />
miteinan<strong>der</strong> vergleichst?<br />
<strong>Die</strong> Voraussetzungen dafür, einen gerechten und<br />
korrekten Vergleich zwischen den Län<strong>der</strong>n, in denen<br />
ich gelebt habe bzw. lebe, anzustellen, habe ich<br />
noch nicht sammeln können. Ich bin gerade erst in<br />
Cuba angekommen, vor nur elf Monaten. Da weiß<br />
man zu wenig über das Land und die Menschen, um<br />
schon vergleichen zu können. Wenn man mit dem<br />
Hubschrauber eine Stadt überfliegt, dann hat man<br />
einen vagen, schönen, wun<strong>der</strong>baren Blick auf die<br />
Stadt. Und man hat dort oben nicht dieselben Gefühle,<br />
wie wenn man in <strong>der</strong> Stadt landet und von<br />
Straße zu Straße geht.<br />
Ich bin immer noch in diesem „Hubschrauber“, wenn<br />
ich mir das Land Cuba und seine Realität anschaue.<br />
In dieser Lage kann ich also keinen korrekten und<br />
gerechten Vergleich zwischen Cuba und an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n ziehen. Das heißt natürlich nicht, dass ich<br />
bisher nichts beobachtet hätte. Im Gegenteil. Ich könnte viel erzählen,<br />
aber das bliebe auf dem Niveau <strong>der</strong> Ansichten von Touristen. Und was<br />
ein Tourist über sein Reiseland erzählt, bildet manchmal weniger als ein<br />
halbes Prozent <strong>der</strong> Wirklichkeit des Landes ab. Hinzu kommt, dass hier<br />
in Cuba das Leben sehr stark von einer für Auslän<strong>der</strong> schwer durchschaubaren<br />
Politik bestimmt wird.<br />
Immerhin so viel kann ich sicher sagen: In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kühlt sich<br />
das Klima während <strong>der</strong> Regenzeit vor und nach den Regenfällen ab. Ich<br />
erinnere mich an das französische Sprichwort, „Après la pluie c'est le<br />
beau temps – Nach dem Regen kommt gutes Wetter“. Aber auf Cuba ist<br />
es vor und nach dem Regen sehr heiß.<br />
Wie kam es damals zu <strong>der</strong> Entscheidung, dass du nach Cuba gehen<br />
würdest?<br />
Ich weiß nicht, wie das entschieden worden ist. Mein Prior Boniface hat<br />
mich eines Tages von Deutschland aus angerufen – das war im März<br />
2008, als ich noch in Nairobi studierte – und hat mir gesagt, dass <strong>der</strong><br />
Kongregationsrat mich nach Cuba senden würde. Das ist alles.<br />
Würdest du wie<strong>der</strong> gehen, wenn du heute wie<strong>der</strong> gefragt werden würdest?<br />
Was meinen eigenen Willen angeht, so ist die Antwort ein klares Nein.<br />
Aber ich bin hier, um Gottes Willen zu tun, nicht meinen eigenen. Als ich<br />
in das Kloster eintrat, wollte ich Mönch werden, und wenn Mönch zu<br />
werden für Gott bedeutet, dass ich in einen beliebigen Teil <strong>der</strong> Welt,<br />
Cuba eingeschlossen, gesandt werde, dann werde ich ein großes Ja<br />
sprechen. Für Jesus war es sehr schwer, den Kelch zu trinken, aber er<br />
hat ihn getrunken, um den Willen des Vaters zu erfüllen. Wenn ich also<br />
Jesus folge, bin ich bereit zu jedem Opfer, wie er.<br />
Welches war nach deiner Einschätzung unser größter Erfolg in den<br />
letzten elf Monaten, und welches <strong>der</strong> größte Misserfolg?<br />
Der größte Erfolg war, dass noch niemand von uns weggelaufen ist.<br />
Bisher sehe ich noch keinen Misserfolg.<br />
Was wünscht du dir o<strong>der</strong> uns für das nächste Jahr?<br />
Ich habe nur einen Wunsch für mich und auch für die ganze Gemeinschaf:<br />
Dass wir für die neue Situation offen sind und uns auf unseren<br />
<strong>Die</strong>nst für die Kirche Cubas vorbereiten.<br />
Wo siehst du den wichtigsten <strong>Die</strong>nst, den wir <strong>der</strong> Kirche Cubas geben<br />
können?<br />
<strong>Die</strong>ser <strong>Die</strong>nst für die Menschen in Cuba und speziell für die Kirche ist die<br />
Sorge für die Seelen: Arbeiten in einer Weise, dass die Werte des Christentums,<br />
christliche Moral und christliche Kultur bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Was bedeutet Geld für dich?<br />
Geld ist ein mächtiger <strong>Die</strong>ner, <strong>der</strong> die Herren, denen es dienen sollte,<br />
spalten kann.<br />
Herzlichen Dank!<br />
Das Interview<br />
wurde geführt von Br. Robert<br />
Sandrock OSB, Cellerar <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft Monasterio Benedictino<br />
de la Epifanía del Señor<br />
in Havanna/ Cuba.<br />
12 12
P. Clemens Brunnert OSB<br />
Feier <strong>der</strong> diamantenen Profess<br />
Am 1. Mai 2010 hatten wir eine ganze Reihe von<br />
Gästen zur Vesper und zum anschließenden<br />
festlichen Abendessen aus Anlass des 60jährigen<br />
Professjubiläums von unserem P.<br />
Clemens.<br />
P. Clemens, <strong>der</strong> Senior unserer Gemeinschaft,<br />
ist 1929 geboren und trat 1949 in unserer <strong>Abtei</strong> ein.<br />
Er legte am 1. Mai 1950 seine Zeitliche Profess ab<br />
und wurde vier Jahre später zum Priester geweiht.<br />
An das Theologiestudium schloss sich das<br />
Lehramtsstudium an. Lange Jahre war er Lehrer für<br />
Deutsch und Englisch an unserem Gymnasium. Von<br />
1991 bis 2001 war er Prior unserer Gemeinschaft.<br />
Seit einigen Jahren ist er pflegebedürftig.<br />
Sein großes liturgisches Interesse zeigte sich<br />
neben vielen Forschungen im Bereich <strong>der</strong><br />
Hymnologie vor allem in seinem <strong>Die</strong>nst als Kantor,<br />
den er lange Jahre versehen hat. Der Umgang mit<br />
den Psalmen war ihm stets wichtig. Daher sollen im<br />
Folgenden einige <strong>der</strong> Psalmen aus <strong>der</strong> festlichen<br />
Vesper an seinem Jubiläumstag gedeutet werden:<br />
Als erster Psalm <strong>der</strong> Sonntagsvesper auch in <strong>der</strong><br />
Osterzeit steht Psalm 66: „Jauchzet Gott zu, alle<br />
Lande, spielt zum Ruhm seines Namens,<br />
verherrlicht ihn mit Lobpreis!“ <strong>Die</strong>ser Vers drückt viel<br />
von <strong>der</strong> inneren Haltung unseres P. Clemens aus;<br />
denn gerade das Stundengebet hat ihm, solange er<br />
bei Kräften war, sehr viel bedeutet. An<strong>der</strong>s<br />
formuliert findet sich <strong>der</strong> gleiche Gedanke im ge-<br />
nannten Psalm: „Nun komme ich mit Opfern in dein Haus, erfülle dir<br />
meine Gelübde.“<br />
„Er erhielt uns am Leben, ließ unseren Fuß nicht wanken“, heißt es<br />
an an<strong>der</strong>er Stelle im gleichen Psalm. Gerade in den letzten Jahren<br />
nehmen wir an P. Clemens wahr, dass man auch mit „wankendem Fuß“<br />
sein Leben meistern und dankbar für die Hilfe Gottes und <strong>der</strong> Menschen<br />
sein kann.<br />
Dem sich anschließende Psalm 21 ist die Kernaussage als Antiphon<br />
vorangestellt: „Leben erbat er von dir, du hast es ihm gewährt: mit Pracht<br />
und Hoheit hast du ihn bekleidet.“ Tatsächlich bedeutet P. Clemens das<br />
Leben sehr viel. Gerade in <strong>der</strong> Begegnung mit seinen Schülern ist ihm<br />
wichtig gewesen, diese das Leben und die Freude an ihm zu lehren. Und<br />
dies ganz im Geiste Benedikts, <strong>der</strong> im Prolog seiner Regel schreibt: „Wer<br />
ist <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“<br />
Wenn du das hörst und antwortest: „Ich“, dann sagt Gott zu dir: Willst du<br />
wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem<br />
und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute!<br />
Suche Frieden und jage ihm nach! (RB Prolog 14-17).<br />
Und auch <strong>der</strong> nächste Psalm <strong>der</strong> Vesper beschreibt ganz gut die<br />
Lebenshaltung von P. Clemens – selbst bis in die Gebrechen des Alters<br />
hinein:<br />
Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen,<br />
vor den Engeln will ich dir singen und spielen.<br />
Ich will mich nie<strong>der</strong>werfen zu deinem heiligen Tempel hin,<br />
will deinen Namen feiern,<br />
um deiner Liebe willen und deiner Treue.<br />
Denn deine Verheißung hast du groß gemacht<br />
aufgrund deines herrlichen Namens.<br />
Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort,<br />
du hast mir in <strong>der</strong> Seele Kraft geweckt.<br />
Danken sollen dir, Herr, alle Herrscher <strong>der</strong> Erde,<br />
wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen.<br />
Sie sollen singen auf den Wegen des Herrn:<br />
„<strong>Die</strong> Herrlichkeit des Herrn ist gewaltig.“<br />
Ja, <strong>der</strong> Herr ist erhaben,<br />
doch er schaut auf den Niedrigen,<br />
den Stolzen erkennt er von ferne.<br />
Muss ich auch gehen inmitten <strong>der</strong> Drangsal,<br />
du erhältst mich am Leben trotz <strong>der</strong> Wut meiner Feinde.<br />
Du streckst deine Hand aus,<br />
ja, deine Rechte hilft mir.<br />
Derr Herr wird meine Sache führen.<br />
Herr, deine Liebe währt ewig!<br />
Lass nicht ab vom Werk deiner Hände. (Psalm 138)<br />
<strong>Die</strong>ser Dankpsalm könnte als großes Dankgebet Dankgebet über über den den 60<br />
Professjahren von von P. Clemens Clemens stehen: Dank für Gottes Liebe und Treue; Treue;<br />
Dank für Gottes Schutz und Begleitung.<br />
<strong>Die</strong>ser Dankpsalm kann kann aber auch aber als auch großes als Dank- großes und Segensgebet<br />
Dank- und<br />
gerade Segensgebet über die gerade vergangenen über die Jahre vergangenen stehen, in Jahre denen stehen, er alt und in gebrechlich,<br />
denen er alt<br />
vor und allem gebrechlich, aber pflegebedürftig vor allem aber geworden pflegebedürftig ist. geworden ist.<br />
13<br />
Der Psalm ist ist aber gleichzeitig auch das das Dankgebet unserer unserer Gemeinschaft Gemein- für die<br />
schaft vielen für Jahre, die vielen die P. Jahre, Clemens die P. Clemens in aller Treue in aller und Treue Pflichterfüllung und Pflichterfüllung sein<br />
sein Leben Leben als Mönch als Mönch unserer unserer Gemeinschaft lebt; lebt; Dank Dank für für all das, all das, was was er<br />
er uns uns geschenkt hat. hat. O<strong>der</strong> O<strong>der</strong> mit mit den den Worten Martin Rinckarts, die als<br />
Schlusslied bei <strong>der</strong> Vesper erklungen sind, zu sprechen:<br />
Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,<br />
<strong>der</strong> große Dinge tut an uns und allen Enden,<br />
<strong>der</strong> uns von Mutterleib Mutterleib und Kindesbeinen an<br />
unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.
Gottesdienste<br />
in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>kirche<br />
sonn- und feiertags:<br />
6.15 Uhr Matutin und Laudes<br />
7.30 Uhr Hl. Messe<br />
9.30 Uhr Konventamt<br />
11.45 Uhr Mittagshore<br />
17.45 Uhr Vesper mit sakramentalem Segen<br />
20.15 Uhr Komplet<br />
werktags:<br />
5.30 Uhr Matutin<br />
6.45 Uhr Laudes<br />
7.15 Uhr Hl. Messe in <strong>der</strong> Marienkapelle<br />
12.45 Uhr Mittagshore<br />
17.45 Uhr Konventamt und Vesper<br />
20.15 Uhr Komplet (freitags 19.40 Uhr)<br />
samstags:<br />
5.30 Uhr Matutin<br />
6.45 Uhr Laudes<br />
7.15 Uhr Hl. Messe in <strong>der</strong> Krypta<br />
12.45 Uhr Mittagshore<br />
17.45 Uhr Vorabendmesse<br />
18.40<br />
Uhr Vesper<br />
20.15 Uhr Komplet<br />
<strong>Abtei</strong>gespräche 2010<br />
19.30 Uhr<br />
in <strong>der</strong> Aula des Gymnasiums<br />
Streitfall Religion<br />
Der Streit um Religion ist neu entbrannt. Der Biologe<br />
Richard Dawkins, Professor an <strong>der</strong> britischen Oxford<br />
University, verkündet, an Gott zu glauben sei<br />
entwe<strong>der</strong> lächerlich, böswillig o<strong>der</strong> Zeichen einer<br />
Geistesstörung. Er nennt es in seinem gleichnamigen<br />
Buch Gotteswahn.<br />
Jürgen Habermas, <strong>der</strong> deutsche Philosoph,<br />
dagegen hat in seiner Paulskirchen-Rede 2001<br />
gefor<strong>der</strong>t, die Religion wie<strong>der</strong> in den öffentlichen<br />
Diskurs einzubeziehen.<br />
Zum Fundament des Begriffs <strong>der</strong> Menschenwürde gehöre die jüdischchristliche<br />
Lehre von <strong>der</strong> Gottebenbildlichkeit des Menschen.<br />
Dazu brauchen wir aber eine öffentliche Debatte über Gott. Dabei muss<br />
man verständlich und klar reden, denn die Frage, ob Gott existiert o<strong>der</strong><br />
nicht, ist entwe<strong>der</strong> eine Frage für alle o<strong>der</strong> für keinen.<br />
7. Juni 2010<br />
Prof. Dr. Franz Josef Wetz<br />
Kosmische Bescheidenheit<br />
Der neue Atheismus<br />
Seit wenigen Jahren sind Neuer Atheismus und Naturalismus zwei<br />
Schlagworte unserer Zeit. Beide kulturellen Konzepte gehen davon aus,<br />
dass es keinen Gott gibt. Es sei nichts mit <strong>der</strong> höheren Sinngestalt <strong>der</strong><br />
Welt und <strong>der</strong> Wertbeson<strong>der</strong>heit des Menschen. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />
mo<strong>der</strong>nen Wissenschaften stürzten die großen Religionen in eine tiefe<br />
Plausibilitätskrise. Religionskritik ist mindestens so alt wie die<br />
abendländische Kultur. Große Bedeutung erlangte sie in <strong>der</strong> zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wie kommt es, dass diese alten Debatten<br />
heute wie<strong>der</strong> Urständ feiern können? Wurde <strong>der</strong> alte Streit zwischen<br />
Religion und Aufklärung niemals beigelegt, son<strong>der</strong>n einst nur beiseite<br />
gelegt, so dass er sich plötzlich wie<strong>der</strong> neu entfachen kann? Warum<br />
ausgerechnet heute? Wie überzeugend ist <strong>der</strong> neue Atheismus?<br />
20. September 2010<br />
Prof. Dr. Elmar Salmann OSB<br />
Ferne Nähe<br />
Von <strong>der</strong> Demut des Christentums<br />
Wenn man auf die heutige deutsche Gesellschaft und individuelle<br />
Seelenlandschaft und dann auf die offiziöse kirchliche Praxis blickt,<br />
werden viele von Trauer und hilfloser Wut übermannt. Aber es gibt auch<br />
die reinigende Gabe <strong>der</strong> Tränen, einer gespannten, erwartungsfrohen<br />
Ratlosigkeit, die hellsichtig um Elend und Größe <strong>der</strong> Lage weiß und sich<br />
anschickt, sie tapfer, mit Würde und Entdeckerfreude zu bestehen. Denn<br />
können wir wirklich auf Weisung, Halt, Trost und Hoffnung verzichten, die<br />
uns aus <strong>der</strong> Geschichte und Weisheit eines in aller Bescheidenheit<br />
gelebten, nüchtern und tief bedachten Christentums entgegen leuchten?<br />
15. November 2010<br />
Armin Risi<br />
Der radikale Mittelweg<br />
Überwindung von Atheismus und Monotheismus<br />
<strong>Die</strong> Abende finden wie bisher in <strong>der</strong> Aula des Gymnasiums <strong>der</strong><br />
Benediktiner statt, beginnen ab diesem Jahr aber bereits um 19.30 Uhr.<br />
Runde Geburtstage und Jubiläen<br />
1. Halbjahr 2010<br />
10. Februar 80. Geburtstag von Br. Ulrich<br />
28. Februar 80. Geburtstag von Br. Andreas<br />
01. März 70. Geburtstag von Altabt Stephan<br />
02. März 50. Geburtstag von Br. Damian<br />
22. März Silbernes Professjubiläum von P. Nikolaus<br />
05. April 80. Geburtstag von Br. Adelhard<br />
01. Mai Diamantenes Professjubiläum von P. Clemens<br />
03. Mai Silbernes Professjubiläum von P. Matthias<br />
16. Juni Silbernes Priesterjubiläum von P. Gabriel<br />
17. Juni Goldenes Professjubiläum von Br. Ulrich<br />
14 14
Klosterladen und<br />
<strong>Abtei</strong>markt<br />
Unser Klosterladen lädt Sie ein.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Freitag<br />
von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 17.30 Uhr.<br />
Samstag<br />
von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 17.45 Uhr.<br />
Sonntag<br />
von 10.40 bis 11.40 Uhr.<br />
Produkte aus Bäckerei, Küche und Metzgerei:<br />
Täglich<br />
Verkauf von Rohmilchfrischkäse, eingefrorenen<br />
Eintöpfen und Marmeladen aus <strong>der</strong> Klosterküche.<br />
<strong>Die</strong>nstag bis Samstag<br />
Verkauf von Brot aus <strong>der</strong> Klosterbäckerei.<br />
Nur am Samstag<br />
von 11.00 bis 13.00 Uhr Verkauf von Wurst<br />
aus <strong>der</strong> Klostermetzgerei.<br />
Eintopf-Tag! -<br />
jeden Samstag<br />
von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />
Im Ausstellungsraum <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>, neben <strong>der</strong> Buch-<br />
und <strong>Kunst</strong>handlung, lädt die k(l)öst(er)liche Eintopftafel<br />
zum Verweilen und Genießen ein. Hier<br />
bekommen Sie frischen Eintopf aus <strong>der</strong><br />
Klosterküche, soviel Sie mögen, dazu Brotscheiben<br />
mit verschiedenen Aufstrichen. Im Preis inbegriffen<br />
ist ein abschließendes Dessert.<br />
29.05. Erbsensuppe mit geräucherten<br />
Mettwurstscheiben<br />
05.06. Gyrossuppe mit Paprika und Kartoffeln<br />
12.06. Möhren-Hackfleisch-Eintopf mit Porree<br />
19.06. Weißkohl-Kartoffeleintopf mit<br />
Schinkenwürfeln und Preiselbeeren<br />
26.06. Linsensuppe mit geräucherten<br />
Mettwurstscheiben<br />
03.07. Käselauchsuppe mit Hackfleisch und<br />
Kartoffeln<br />
10.07. Gemüsesuppe mit gekochten<br />
Rindfleischwürfeln und Kartoffeln<br />
17.07. Mitternachtssuppe mit Hackfleisch und<br />
Ananas<br />
24.07.<br />
und kein Samstags-Eintopf<br />
31.07.<br />
ORGEL-Sekt<br />
Bereits über ein Jahr ist die Orgel unserer <strong>Abtei</strong>kirche nicht mehr<br />
spielbar und wir behelfen uns mit einem Provisorium.<br />
Inzwischen gibt es erste Überlegungen, was an Erneuerungen<br />
durchgeführt werden muss und was ergänzt werden könnte. <strong>Die</strong>se Ideen<br />
gilt es in den kommenden Wochen und Monaten mit Fachleuten zu<br />
diskutieren. Egal, ob die alte Orgel nur repariert, ob sie in diesem Zuge<br />
erweitert o<strong>der</strong> ob sogar ein Neubau ansteht, benötigen wir für dieses<br />
Projekt finanzielle Unterstützung.<br />
Unser Klosterladen verkauft seit einiger Zeit einen Orgel-Sekt. Es<br />
handelt sich bei diesem Sekt um einen trockenen Silvaner, <strong>der</strong> vom<br />
Weingut Jean Buscher, Bechtheim, kommt.<br />
<strong>Die</strong> 0,7 ltr-Flasche kostet 7,90 €. Von diesem Betrag werden 2,– € als<br />
Spende für die Erneuerung Orgel verwandt. – Trinken Sie also ein Glas<br />
Sekt auf das Wohl unserer Orgel und <strong>der</strong> Kirchenmusik in<br />
<strong>Königsmünster</strong>.<br />
Spendenkonto für die Orgel………………………………….……Danke!<br />
KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />
Pa<strong>der</strong>born, BLZ: 472 603 07<br />
Kto.-Nr.: 11 560 900<br />
Kennwort:<br />
ORGEL<br />
Wohlfahrtsmarken 2010<br />
Duftendes Obst<br />
Das Porto mit Herz<br />
Wer Wohlfahrtsmarken kauft, tut damit gleichzeitig etwas Gutes; denn<br />
<strong>der</strong> Zuschlagserlös des „Porto mit Herz“ kommt unserem sogenannten<br />
Katastrophenfonds zugute. Daraus unterstützen wir soziale Projekte in<br />
nah und fern, helfen schnell und unbürokratisch bei Katastrophen o<strong>der</strong><br />
unterstützen Menschen, die in soziale Not geraten sind.<br />
Frankieren auch Sie Ihre Briefe mit Wohlfahrtsmarken und helfen damit<br />
Menschen in Not!<br />
Auskunft und Bestellformulare bei Br. Antonius Fach OSB –<br />
Tel.: 0291/2995-104 o<strong>der</strong> E-Mail: antonius@koenigsmuenster.de<br />
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Gruß aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 16