Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster

Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster Die Werkzeuge der geistlichen Kunst - Abtei Königsmünster

koenigsmuenster
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INHALT Seite<br />

P. Helmut Bochnick OSB<br />

Grußwort .………………………………..………..……… 2<br />

P. Jonas Wiemann OSB<br />

<strong>Die</strong> Benediktsregel – die Gestaltung eines Lebens … 4<br />

P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />

Neue Aktion: …Aufmerksamkeit und Zuwendung .. 5<br />

P. Nikolaus Nonn OSB<br />

Festgehalten im Paradies ...…………………………... 8<br />

Redaktion<br />

50 Jahre Priester – P. Beda Pavel OSB……………... 11<br />

Br. Robert Sandrock OSB<br />

Im <strong>Die</strong>nst <strong>der</strong> Kirche Cubas…...……….……………... 12<br />

P. Nikolaus Nonn OSB<br />

Das Portrait mit P. Clemens Brunnert OSB ……….…. 13<br />

Redaktion<br />

Rund um das Kloster .……………….….……………… 14<br />

IMPRESSUM<br />

Titelseite: Nur von kurzer Dauer<br />

ist die rosa-weiße Blütenpracht<br />

des Apfelbaumes im Innenhof<br />

des Klostergartens. Nicht immer<br />

sind es die wärmenden und lichtreichen<br />

Sonnenstrahlen, die dem<br />

neuen Leben Hoffnung und Kraft<br />

schenken. Mitunter muss <strong>der</strong><br />

Glaube sich im Schattenbereich<br />

des Lebens bewähren.<br />

Rückseite: Weit geöffnete Fensterflügel<br />

lassen den Geruch alter,<br />

verbrauchter Luft aus dem eigenen,<br />

oft beengten und eingesessenen<br />

Lebensbereich entweichen<br />

und ermöglichen im „Gegenzug“<br />

das Einatmen und die Wahrnehmung<br />

kühler, frischer Gedanken<br />

und Bil<strong>der</strong>, - auf dass ein neuer<br />

Wind wehe in unserem Kloster!<br />

Gruß aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />

AUSGABE MAI 2010<br />

Für Freunde, För<strong>der</strong>er und Interessenten<br />

<strong>der</strong> (Missions)-Arbeit <strong>der</strong> Mönche<br />

<strong>der</strong> Benediktinerabtei <strong>Königsmünster</strong>, Meschede<br />

Redaktion: P. Helmut Bochnick OSB (verantwortlich)<br />

P. Nikolaus Nonn OSB<br />

Herausgeber: Missionsprokura <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />

59872 Meschede<br />

Tel: 0291.2995-107 / Fax: 0291.2995-110<br />

E-Mail: helmut@koenigsmuenster-prokura.de<br />

Internet: http://www.koenigsmuenster.de<br />

Bildnachweis: Archiv <strong>Königsmünster</strong><br />

Druck: Vier-Türme GmbH, Benedict Press,<br />

97359 Münsterschwarzach <strong>Abtei</strong><br />

KONTO<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong><br />

Bank für Kirche und Caritas, Pa<strong>der</strong>born<br />

Blz.: 472 603 07; Kto.-Nr. 11 560 900<br />

BEI ÜBERWEISUNGEN<br />

bitte den<br />

SPENDENZWECK<br />

angeben!<br />

Liebe Freundinnen und Freunde unserer <strong>Abtei</strong><br />

und unserer Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mission –<br />

liebe Leserinnen und Leser!<br />

P. Helmut Bochnick OSB<br />

Missionsprokurator<br />

Nun hat er sich wirklich nicht von seiner schönsten Seite gezeigt, <strong>der</strong><br />

Wonnemonat Mai – zumindest bei uns im Sauerland: nasskalt, Grau in<br />

Grau, das wärmende Sonnenlicht hinter dicken Regenwolken.<br />

Da fehlte es deshalb lei<strong>der</strong> auch an guter Gelegenheit für ein farben- und<br />

lichtfrohes sowie kontrastreiches Titelbild für diese Gruß-Ausgabe. <strong>Die</strong><br />

rosa-weiße Blütenpracht des Apfelbaumes im Innenhof des Klostergartens<br />

kommt – wie auch an<strong>der</strong>swo – nur verhalten zur Geltung und ist von<br />

kurzer Dauer.<br />

Den Beinamen Wonnemond hat <strong>der</strong> Monat Mai im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t durch<br />

Karl den Großen erhalten. Mit Wonne im heutigen Verständnis hat <strong>der</strong><br />

alte Name jedoch nichts zu tun, denn Wonnemond leitet sich ab aus dem<br />

althochdeutschen wunnimanot, was so viel wie Weidemonat bedeutet. In<br />

diesem Monat konnte man also das Vieh wie<strong>der</strong> auf die Weide treiben,<br />

weil aufgrund des vielen Regens und des damit verbundenen kräftigen<br />

Wachstums die Wiesen in fetten Grün standen.<br />

<strong>Die</strong> etymologische Zuordnung zur Wort-Wurzel mag (Wachstum, Vermehrung)<br />

gilt als sicher. Damit war <strong>der</strong> mensis Maius in das ursprüngliche<br />

römische Bauernjahr eingeordnet. In unseren „Bauernweisheiten“<br />

wird <strong>der</strong> Segen eines regenreichen Monats Mai „beschworen“: Ist <strong>der</strong><br />

Mai kühl und nass, füllt´s dem Bauern Scheun und Fass. Ebensolche<br />

Weisheiten überliefern uns die Einsicht, dass wir uns <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Wärme erst nach den so genannten Eisheiligen vom 11. bis zum 15. Mai<br />

sicher sein dürfen.<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung Blumenmond hat <strong>der</strong> Mai wegen <strong>der</strong> Hauptblütezeit <strong>der</strong><br />

meisten Pflanzen erhalten.<br />

Seit dem julianischen Kalen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Mai mit seinen 31 Tagen <strong>der</strong><br />

fünfte Jahresmonat. Wie einige lateinische Autoren bezeugen, ist er nach<br />

<strong>der</strong> römischen Göttin Maia, welcher am ersten Tag dieses Monats ein<br />

Opfer dargebracht wurde, benannt.<br />

Im katholischen Kirchenjahr ist <strong>der</strong> Mai beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Verehrung <strong>der</strong><br />

Gottesmutter Maria durch die sogenannten Maiandachten gewidmet,<br />

weshalb er in diesem Umfeld auch als Marienmond bezeichnet wird.<br />

Etwa seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t wird <strong>der</strong> Mai in Europa mit Maifeiern, Maiumgängen<br />

und -umritten gefeiert, in vielen Gegenden Deutschlands und<br />

Österreichs ist das Aufstellen oft imposanter Maibäume gewachsenes<br />

Brauchtum. Länger schon existierten im Kirchenjahr die Hochfeste wie<br />

Christi Himmelfahrt und Pfingsten.<br />

2


Am Montag, <strong>Die</strong>nstag und Mittwoch vor dem Fest Christi<br />

Himmelfahrt finden in den zumeist ländlichen Gegenden<br />

heute noch die in <strong>der</strong> katholischen Kirche traditionellen<br />

Bitttage mit den dazugehörigen Bittprozessionen statt,<br />

die um 800 von Papst Leo III. in Rom eingeführt wurden.<br />

In langen Prozessionen von Ort zu Ort wird für eine gute<br />

Ernte gebetet. Erhalten haben sich an manchen<br />

katholischen Orten bis heute kleinere Flurprozessionen.<br />

Dabei gehen die Gläubigen und <strong>der</strong> Priester mit einem<br />

voran getragenen Kreuz durch die Fel<strong>der</strong> und beten vor<br />

Bildstöcken, Wegkreuzen und Feldkapellen um den<br />

Segen für eine gute und reiche Ernte und um die<br />

Fernhaltung alles Schädlichen – wie lange Nässe o<strong>der</strong><br />

Dürre.<br />

Im Laufe des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelten sich aus<br />

diesen Prozessionen, Umzügen, Flur- und Grenzbegehungen<br />

die sogenannten „Herrenpartien“, welche<br />

nach <strong>der</strong> Einführung des Muttertages im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zum Gegenstück, dem „Vatertag“ umbenannt wurden,<br />

<strong>der</strong> fortan am Himmelfahrtstag lautstark und bierselig<br />

gefeiert wurde und an dem <strong>der</strong> Alkohol nicht erst heute<br />

eine erheblich größere Rolle spielt als das Weihwasser.<br />

Christi Himmelfahrt bezeichnet im christlichen Glauben<br />

die Rückkehr Jesu Christi als Sohn Gottes zu seinem<br />

Vater in den Himmel. Am 40. Tag des Osterfestkreises<br />

feiert die katholische wie die evangelische Kirche dieses<br />

Fest. <strong>Die</strong> vierzig Tage entsprechen <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong><br />

Fastenzeit vor Ostern und greifen damit eine in <strong>der</strong> Bibel<br />

mehrfach verwendete Symbolzahl auf: Vierzig Tage<br />

dauerte die Sintflut, vierzig Tage lang war Mose auf dem<br />

Berg Sinai, um die Gebote Gottes zu empfangen, vierzig<br />

Tage lang fastete Jesus in <strong>der</strong> Wüste vor seinem<br />

öffentlichen Auftreten, vierzig Jahre wan<strong>der</strong>ten die<br />

Israeliten durch die Wüste.<br />

Christi Himmelfahrt am 40. Tag des Osterfestkreises,<br />

also 39 Tage nach dem Ostersonntag, und 10 Tage vor<br />

dem Pfingstfest. Deshalb fällt das Fest immer auf einen<br />

Donnerstag und zumeist in den Monat Mai. Der frü-<br />

hestmögliche Termin ist <strong>der</strong> 30. April; <strong>der</strong> spätestmög-<br />

liche <strong>der</strong> 3. Juni. Im Jahre 2008 fiel Christi Himmelfahrt<br />

mit dem Feiertag „Tag <strong>der</strong> Arbeit“ am 1. Mai zusammen.<br />

Im Mittelalter verdeutlichte man die Himmelfahrt ganz<br />

realistisch: eine Christusfigur wurde in das Kirchengewölbe<br />

hinaufgezogen, dann regnete es aus dem<br />

Gewölbehimmel Blumen, Heiligenbildchen und zum Teil<br />

auch brennendes Werg, das die Feuerzungen des<br />

Heiligen Geistes darstellte. Bis zur Liturgiereform des<br />

Zweiten Vatikanischen Konzils (1963) wurde an diesem<br />

Tag nach dem Evangelium die Osterkerze ausgeblasen,<br />

die in <strong>der</strong> Osternacht entzündet und geweiht wurde,<br />

erinnernd, dass Christus nun nicht mehr leibhaftig unter<br />

seinen Jüngern ist.<br />

Umso mehr wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und<br />

Leser, die Erfahrung, dass <strong>der</strong> Heilige Geist, <strong>der</strong> uns<br />

durch den Vater und mit dem Sohn als Tröster und<br />

„Inspirator“ geschenkt ist, Ihre Herzen erfüllt und Sie und<br />

die Ihren über das Pfingstfest hinaus mit seiner<br />

schöpferischen Kraft erfülle.<br />

Im Gebet mit Ihnen verbunden,<br />

Ihr stets dankbarer<br />

3


P. Jonas Wiemann OSB<br />

Novizenmeister und Seelsorger<br />

<strong>Die</strong> Gestaltung<br />

eines Lebens<br />

aus dem Glauben<br />

o<strong>der</strong><br />

„<strong>Die</strong> <strong>Werkzeuge</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“<br />

RB Kapitel 4<br />

<strong>Die</strong> Taufe ist das Fundament eines Lebens aus dem<br />

Glauben und (wie wir schon gesehen haben) eines<br />

<strong>der</strong> Fundamente <strong>der</strong> Benediktsregel. Aus <strong>der</strong><br />

Zusage <strong>der</strong> unumstößlichen Liebe Gottes kann <strong>der</strong><br />

(neue) Christ sein Leben gestalten. Doch diese<br />

Zusage Gottes ist nicht nur ein nettes Gefühl, es hat<br />

Auswirkungen auf die gesamte Lebensgestaltung<br />

eines Menschen. Das wussten die frühen Christen,<br />

das wusste auch <strong>der</strong> Heilige Benedikt, dessen<br />

Mönchregel nichts an<strong>der</strong>es will, als diesen Glauben<br />

an Jesus Christus in den ganz konkreten Alltag<br />

umzusetzen. Und das heißt dann sehr konkret z.B.:<br />

Wie geht man miteinan<strong>der</strong> um? (RB 72) Wie<br />

gestalte ich meinen Tagesablauf, so dass ich auch<br />

Zeit für Gebet und Lesung in <strong>der</strong> Hl. Schrift finde?<br />

(RB 48) Wieviel Essen und Trinken ist gut für mich?<br />

(RB 39/40) Wie gehe ich mit Christen um, die von<br />

ihrem Weg abgekommen sind, die schuldig<br />

geworden sind? (RB 23-30) Wie sollte ich meinen<br />

Umgang mit Krankheit und Fremdsein gestalten?<br />

(RB 36/53) ... Sehr konkrete Dinge, die uns alle in<br />

unserem Alltag betreffen, die hier von Benedikt<br />

geregelt werden! Dabei hält er sich sehr an die<br />

Tradition, an die Gestaltung solcher Fragen in den<br />

Anfängen des Christentums.<br />

So auch im vierten Kapitel seiner Regel über die<br />

„<strong>Werkzeuge</strong> <strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“. Es war in <strong>der</strong><br />

Alten Kirche nämlich durchaus üblich, dem<br />

Getauften nach <strong>der</strong> Taufe eine Liste zu überreichen,<br />

in <strong>der</strong> seine „Taufverpflichtungen“ aufgereiht waren.<br />

In diesen Taufverpflichtungen ging es genau um die<br />

Frage, wie ich meinen Glauben an Jesus Christus denn<br />

konkret in den Alltag umsetzen kann – was ich als Christ<br />

„zu tun und zu lassen habe“. Solch eine Liste übernimmt<br />

Benedikt auch für seine Mönche. Sie beinhaltet so<br />

„selbstverständliche“ For<strong>der</strong>ungen wie die <strong>der</strong> Zehn<br />

Gebote, die Werke <strong>der</strong> Barmherzigkeit, Grundfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Bergpredigt Jesu bis hin zu sehr konkreten<br />

Weisungen.<br />

Aus diesen vierundsiebzig <strong>Werkzeuge</strong>n sei hier nur eines<br />

herausgegriffen, was die Grundfor<strong>der</strong>ung an ein<br />

christliches Leben damals wie heute gut zusammenfassen<br />

kann.<br />

„Sich dem Treiben <strong>der</strong> Welt entziehen!“ (RB 4,20) Das<br />

klingt zunächst ziemlich missverständlich, ja<br />

abschreckend. Sollten sich die Christen, die Mönche für<br />

Benedikt vollkommen aus <strong>der</strong> „bösen Welt“ zurückziehen?<br />

Wird hier nicht „heile Welt“ aufgebaut, die den Blick für die<br />

eigene Realität verschließt?<br />

Es hilft ein Blick in den lateinischen Urtext Benedikts! Dort<br />

steht: „Saeculi actibus se facere alienum!“ Wörtlich<br />

übersetzt: „Sich den Taten/Werken des Zeitalters fremd<br />

machen!“ In unserer Sprache: „Nicht bei allem mitmachen,<br />

was <strong>der</strong> Zeitgeist vorgibt!“ Das klingt schon ganz an<strong>der</strong>s!<br />

Für die Christen <strong>der</strong> Antike hieß dies sehr konkret, dass<br />

sie bestimmte Verhaltensweisen, die in ihrer Zeit üblich<br />

waren, nicht mehr mitmachen konnten. So konnten sie z.B.<br />

nicht mehr zu den Circus-Spielen gehen, wo Menschen<br />

zur Belustigung den Tieren vorgeworfen wurden. Sie<br />

konnten nicht mehr einfach unerwünschte Kin<strong>der</strong> als<br />

Säuglinge aussetzen. Sie konnten nicht mehr Sklaven zu<br />

Tausenden in die Bergwerke schicken, um den<br />

dekadenten Lebensstil <strong>der</strong> Obrigkeit zu finanzieren…<br />

<strong>Die</strong> Zusage <strong>der</strong> unumstößlichen Liebe Gottes, die sie<br />

selbst in <strong>der</strong> Taufe erfahren hatten, galt für jeden<br />

Menschen. Und deshalb konnten sie nicht mehr<br />

mitmachen bei manchen menschenverachtenden<br />

Praktiken ihrer Zeit.<br />

Ist das nicht eine bleibende For<strong>der</strong>ung, die sich aus<br />

unserem Christ-Sein ergibt? Auch im Jahr 2010! Wo kann<br />

ich aus meinem Glauben heraus nicht mehr einfach<br />

mitmachen? Wo muss ich meinen Lebensstil so än<strong>der</strong>n,<br />

dass er nicht meinem Glauben wi<strong>der</strong>spricht? …<br />

<strong>Die</strong> „<strong>Werkzeuge</strong> <strong>der</strong> <strong>geistlichen</strong> <strong>Kunst</strong>“ im 4. Kapitel <strong>der</strong><br />

Benediktsregel wollen dazu Anregungen und Hilfen geben.<br />

„<strong>Die</strong> Werkstatt aber, in <strong>der</strong> wir das alles sorgfältig<br />

verwirklichen sollen, ist <strong>der</strong> Bereich des Klosters und die<br />

Beständigkeit in <strong>der</strong> Gemeinschaft.“ (RB 4,78) – also unser<br />

konkreter Alltag in <strong>der</strong> je eigenen Lebensform!<br />

4


P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />

P. Dr. <strong>Die</strong>ter W. Haite OSB<br />

Lehrbeauftragter für Christliche Sozialethik<br />

Superior <strong>der</strong> Cella St. Benedikt in Hannover<br />

Lehrbeauftragter für Christliche Sozialethik<br />

Cella Sankt Benedikt<br />

Superior <strong>der</strong> Cella St. Benedikt in Hannover<br />

Voßstraße 36<br />

Cella Sankt Benedikt<br />

30161 Hannover<br />

Voßstraße 36<br />

dh@cella-sankt-benedikt.de<br />

30161 Hannover<br />

dh@cella-sankt-benedikt.de<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

am Benediktsfest haben mich viele<br />

am Gäste Benediktsfest direkt um ein haben Exemplar mich meiner viele<br />

Predigt Gäste direkt gebeten. um ein Spontan Exemplar habe meiner ich<br />

Predigt zugesagt gebeten. unter einer Spontan heiter habe gestimmten ich<br />

Bedingung: zugesagt unter Dass einer sie heiter eine Spende gestimmten für<br />

die Bedingung: Cella-Hauskirche Dass sie machen. eine Spende Auch für<br />

die wenn Cella-Hauskirche Predigten keine machen. Ware sind, Auch kann<br />

wenn es ein Predigten schönes Zeichen keine Ware <strong>der</strong> sind, kann<br />

Verbundenheit es ein schönes sein, Zeichen sich <strong>der</strong> dieser Idee zu<br />

Verbundenheit stellen. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sein, diese sich Predigt dieser Idee liest, zu<br />

stellen. sollte 20 Je<strong>der</strong>, ,– Euro<strong>der</strong><br />

(in diese memoriam Predigt 20. liest, März)<br />

sollte auf das 20 Konto ,– Euro<strong>der</strong><br />

(in Cella-Hauskirche<br />

memoriam 20. März)<br />

auf überweisen. das Konto <strong>Die</strong> <strong>der</strong> Predigt Cella-Hauskirche<br />

ist für offene<br />

überweisen. Herzen gehalten, <strong>Die</strong> Predigt unsere ist Hauskirche für offene ist<br />

das Herzen Herz gehalten, unserer unsere Cella. Hauskirche ist<br />

das Herz unserer Cella.<br />

In diesem Sinne wünsche ich mir viele<br />

In aufmerksame diesem Sinne Leserinnen wünsche und ich mir Leser viele<br />

aufmerksame meiner Predigt. Leserinnen und Leser<br />

meiner Predigt.<br />

KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />

KONTO Pa<strong>der</strong>born, Bank für BLZ: Kirche 472 und 603 Caritas 07<br />

Pa<strong>der</strong>born,<br />

Kto.-Nr.:<br />

BLZ:<br />

11 560<br />

472<br />

900<br />

603 07<br />

Kto.-Nr.:<br />

Kennwort:<br />

11 560 900<br />

HAUSKIRCHE<br />

Kennwort:<br />

HAUSKIRCHE<br />

In diesem Falle für die Cella-Hauskirche<br />

In diesem Falle für die Cella-Hauskirche<br />

Benediktsfest <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 2010<br />

Benediktsfest <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 2010<br />

Wissen sie noch, wie sie sprechen gelernt haben? Kennen sie noch<br />

das erste Wort, das sie selbstständig, mündig – mit dem eigenen Mund<br />

Wissen sie noch, wie sie sprechen gelernt haben? Kennen sie noch<br />

gesprochen haben? Ahnen sie das Baugesetz des Sprechens, seine<br />

das erste Wort, das sie selbstständig, mündig – mit dem eigenen Mund<br />

innere Grammatik, die uns Menschen ermöglicht, miteinan<strong>der</strong> zu<br />

gesprochen haben? Ahnen sie das Baugesetz des Sprechens, seine<br />

kommunizieren – sich auszusprechen und sich zu verstehen – die<br />

innere Grammatik, die uns Menschen ermöglicht, miteinan<strong>der</strong> zu<br />

Grundgrammatik <strong>der</strong> Beziehung?<br />

kommunizieren – sich auszusprechen und sich zu verstehen – die<br />

Grundgrammatik <strong>der</strong> Beziehung?<br />

Sprechen will gelernt sein. „Der Mensch ist nur Mensch durch die<br />

Sprache“, so sagt es Wilhelm von Humboldt. <strong>Die</strong>ser Grundvollzug<br />

Sprechen will gelernt sein. „Der Mensch ist nur Mensch durch die<br />

menschlichen Lebens ist reich und verletzlich, kann zu tiefen<br />

Sprache“, so sagt es Wilhelm von Humboldt. <strong>Die</strong>ser Grundvollzug<br />

Verwundungen und hohen Glücksmomenten führen. Seit jeher ist die<br />

menschlichen Lebens ist reich und verletzlich, kann zu tiefen<br />

Sprache und ihre Grammatik ein weites Forschungsfeld von Alltag und<br />

Verwundungen und hohen Glücksmomenten führen. Seit jeher ist die<br />

Wissenschaft. Beinahe mag man meinen, dass es die Wissenschaft des<br />

Sprache und ihre Grammatik ein weites Forschungsfeld von Alltag und<br />

Alltags, ein Handwerk <strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> communio, <strong>der</strong><br />

Wissenschaft. Beinahe mag man meinen, dass es die Wissenschaft des<br />

Begegnung von Menschen auf Beziehung hin ist. Sprich mit mir und ich<br />

Alltags, ein Handwerk <strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> communio, <strong>der</strong><br />

sage dir, wie du lebst – in diesem Schlüsselsatz enthüllen sich weise<br />

Begegnung von Menschen auf Beziehung hin ist. Sprich mit mir und ich<br />

Einsichten.<br />

sage dir, wie du lebst – in diesem Schlüsselsatz enthüllen sich weise<br />

Einsichten.<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sprachwissenschaft vertritt <strong>der</strong> berühmte Linguist<br />

Noam Chomsky eine vorherrschende Position, die sagt, dass unsere<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sprachwissenschaft vertritt <strong>der</strong> berühmte Linguist<br />

Sprachmächtigkeit etwas biologisch Gegebenes ist, ähnlich dem<br />

Noam Chomsky eine vorherrschende Position, die sagt, dass unsere<br />

aufrechten Gang. Wie Beine so besitzen wir ein Organ für die Sprache.<br />

Sprachmächtigkeit etwas biologisch Gegebenes ist, ähnlich dem<br />

Eine Art Superprozessor im Gehirn, baugleich für die ganze Menschheit.<br />

aufrechten Gang. Wie Beine so besitzen wir ein Organ für die Sprache.<br />

Alle Sätze, die in jedem Augenblick an allen Plätzen <strong>der</strong> Welt<br />

Eine Art Superprozessor im Gehirn, baugleich für die ganze Menschheit.<br />

gesprochen werden, folgen in ihrer Struktur den Regeln dieses<br />

Alle Sätze, die in jedem Augenblick an allen Plätzen <strong>der</strong> Welt<br />

Prozessors. Hinter allen Sprachen <strong>der</strong> Welt steht ein und <strong>der</strong>selbe<br />

gesprochen werden, folgen in ihrer Struktur den Regeln dieses<br />

Bauplan, eine universale Grammatik, die dafür sorgt, dass wir mit<br />

Prozessors. Hinter allen Sprachen <strong>der</strong> Welt steht ein und <strong>der</strong>selbe<br />

begrenzten Wörtern, unbegrenzt lange und komplexe Aussagen in den<br />

Bauplan, eine universale Grammatik, die dafür sorgt, dass wir mit<br />

verschiedensten Satzformen erzeugen können.<br />

begrenzten Wörtern, unbegrenzt lange und komplexe Aussagen in den<br />

verschiedensten Satzformen erzeugen können.<br />

<strong>Die</strong>se Sichtweise wird von einer Entdeckung hinterfragt, die<br />

nicht nur Sprache- son<strong>der</strong>n Lebensformen in Frage stellt. Dan Everett<br />

<strong>Die</strong>se Sichtweise wird von einer Entdeckung hinterfragt, die<br />

hat im brasilianischen Amazonasbecken das Volk <strong>der</strong> Piraha erkundet,<br />

nicht nur Sprache- son<strong>der</strong>n Lebensformen in Frage stellt. Dan Everett<br />

dessen Sprechen in einer ganz an<strong>der</strong>en Grammatik gründet. <strong>Die</strong><br />

hat im brasilianischen Amazonasbecken das Volk <strong>der</strong> Piraha erkundet,<br />

Menschen <strong>der</strong> Piraha kennen keine Nebensätze, son<strong>der</strong>n sprechen<br />

dessen Sprechen in einer ganz an<strong>der</strong>en Grammatik gründet. <strong>Die</strong><br />

ausschließlich in Hauptsätzen, die sie wie Perlen auf einer Kette<br />

Menschen <strong>der</strong> Piraha kennen keine Nebensätze, son<strong>der</strong>n sprechen<br />

aneinan<strong>der</strong>reihen. Sie kennen keine Erzählungen von Anfang und Ende,<br />

ausschließlich in Hauptsätzen, die sie wie Perlen auf einer Kette<br />

keine Bedingungen, son<strong>der</strong>n nur das Leben im Konkreten.<br />

aneinan<strong>der</strong>reihen. Sie kennen keine Erzählungen von Anfang und Ende,<br />

keine Bedingungen, son<strong>der</strong>n nur das Leben im Konkreten.<br />

5<br />

5


Den Augenblick zu erfahren, davon können sie<br />

sprechen, was darüber hinaus geht macht sie<br />

sprachlos. Sie werden nie über etwas reden, was<br />

sie nicht selbst sehen o<strong>der</strong> selbst gesehen haben.<br />

Everett nennt die Art, wie die Piraha ihr Leben gestalten,<br />

das „Prinzip <strong>der</strong> unmittelbaren Erfahrung“.<br />

Zwei Positionen, die sich wi<strong>der</strong>sprechen:<br />

<strong>Die</strong> eine postuliert die universale Grammatik, die<br />

überall gleich ist. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>e steht zur unmittelbaren<br />

Erfahrung, die sich in jedem Augenblick und mit<br />

jedem Menschen unterscheidet. <strong>Die</strong>ser Wi<strong>der</strong>spruch<br />

kann uns sprachlos machen.<br />

Lange vor den Erkenntnissen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Sprachwissenschaft gab es Einsichten in Sprache<br />

und Kommunikation, die um den weisen Zusammenhang<br />

zwischen dem Universalen und dem<br />

Konkreten, zwischen <strong>der</strong> Allgemeinheit und dem<br />

Einzelnen, zwischen Gemeinschaft und Individuum<br />

wissen und daraus Leben verstehen und gestalten.<br />

Ein solches Beispiel ist die Regel des Heiligen Benedikt.<br />

In <strong>der</strong> ausgehenden Antike eröffnete die<br />

Regel eine Sprach- und Lebensgewandtheit, die<br />

weit über das Kloster hinaus den weisen Zusammenhang<br />

zwischen universaler Ordnung und konkretem<br />

Lebensalltag, zwischen Stabilität und<br />

Wandlung lehrte. Bis heute sind wir in diesen Zusammenhang<br />

gestellt, können wir in <strong>der</strong> Regel eine<br />

Grammatik <strong>der</strong> Unterscheidung lernen, die uns<br />

ermöglicht, in verschiedenen Sprachen zu sprechen<br />

und uns dennoch gegenseitig zu verstehen.<br />

Ohne gleich in Fremdsprachen zu reden, sprechen<br />

wir doch alltäglich verschiedene Sprachen. Je<strong>der</strong><br />

hat seine eigene individuelle Ausdrucksweise, zeigt<br />

sich und zeigt sich nicht, will verstanden werden und<br />

wird oft doch missverstanden. <strong>Die</strong>sen verschiedenen<br />

Sprachgebaren, mit denen wir unsere Eigenheit<br />

auszudrücken versuchen, steht die eine Grammatik<br />

<strong>der</strong> Beziehung entgegen. Wir reden von uns und<br />

wollen vom an<strong>der</strong>en verstanden werden. <strong>Die</strong>se<br />

Grammatik gilt universal, verbindet uns Mönche mit<br />

allen Menschen, verbindet das persönliche Leben<br />

mit Öffentlichkeit.<br />

<strong>Die</strong> Regel Benedikts beginnt mit einem<br />

Hauptsatz, <strong>der</strong> wie eine Perlenkette aus mehreren<br />

Sätzen besteht: Höre, mein Sohn, auf die Lehren<br />

des Meisters. Neige das Ohr deines Herzens. Nimm<br />

die Weisung des gütigen Vaters willig an. Erfülle sie<br />

durch die Tat.<br />

Es gibt keinen Nebensatz. <strong>Die</strong>ser Hauptsatz ist so<br />

stark, dass die Nebensätze alle in ihm Platz finden.<br />

In ihm ist die ganze Regel enthalten. Je<strong>der</strong> einzelne<br />

Satz, <strong>der</strong> in den 72 Kapiteln folgt, lebt vom Echo<br />

dieses einen ansprechenden Satzes. <strong>Die</strong>ser erste<br />

Satz spricht von und mit Herzen, in dem die Eigenheit<br />

artikuliert und von an<strong>der</strong>en verstanden werden<br />

kann. Wie ich mit diesem Regelsatz auch umgekehrt<br />

vieles von an<strong>der</strong>en verstehen lerne, in dem es vom<br />

und mit dem Herzen gehört wird.<br />

Das Ohr des Herzens, von dem Benedikt sich führen lässt, neigt sich zur<br />

Sprache des Lebens, zur Sprache <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Tradition, zur<br />

Sprache des Alltags, <strong>der</strong> Schwermut und <strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong> Trauer und<br />

<strong>der</strong> Freude. Im Herzen kann ich Dinge, Situationen, mich, den An<strong>der</strong>en<br />

verstehen lernen, die vor dem Verstande nur Unverständnis ernten. Mit<br />

dem Herzen verstehe ich die Hauptsätze im Leben, kann sie von den<br />

Nebensätzen unterscheiden. <strong>Die</strong>se Sprache, diese Kommunikation <strong>der</strong><br />

Herzen scheint in vielem zur Fremdsprache zu werden. Unzählige<br />

Nebensätze werden gesprochen und geschrieben, während <strong>der</strong><br />

Hauptsatz zur Unkenntlichkeit verzerrt wird. <strong>Die</strong> Sprache des Herzens ist<br />

nicht laut, sie karikiert nicht, sie hat nicht einmal große Worte o<strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>e Zitate. Sie kommt nicht aus dem Munde, sie geht ins Ohr. Um<br />

diese Sprache zu sprechen, muss ich ganz Ohr werden.<br />

6


Darum wusste <strong>der</strong> Heilige Benedikt. Er<br />

kannte die Sprache des Herzens, in dem er sich<br />

übte, das Ohr seines Herzens zu neigen. Sich dem<br />

Leben zu zuneigen, Zuneigung zum Leben zu haben<br />

– in diesen Sprachspielen spielt sich Leben ab,<br />

ein Leben das vom Herzen kommt, das Weisungen,<br />

Erfahrungen und Einsichten sammelt und so um die<br />

Unterscheidung von Haupt- und Nebensätzen weiß.<br />

<strong>Die</strong> herkömmlichen Sprachschulen lehren uns in<br />

Vielem das Sprechen ohne zu hören, sie lehren uns<br />

schnell zu sprechen, weil ihnen aufmerksames<br />

Zuhören oftmals als zu langsam erscheint. Aus<br />

guter Absicht, dass wir doch sprechen müssen,<br />

resultieren immer wie<strong>der</strong> negative Folgen, indem wir<br />

einan<strong>der</strong> nicht zugehört haben. Es gibt eine Tendenz<br />

zur Verallgemeinerung, die nicht mehr zwischen<br />

Haupt- und Nebensätzen unterscheidet, und<br />

die Nebensätze als Hauptsätze verwendet.<br />

<strong>Die</strong> Sprachschule des Heiligen Benedikt setzt dagegen<br />

die Fähigkeit des Hörens voraus. Nur wer<br />

hören kann, kann sprechen. Nur wer bereit ist, das<br />

Ohr seines Herzens zu neigen, kann die Sprache<br />

des Herzens sprechen lernen. In dieser Sprech- und<br />

Lebenshaltung lernen wir, Haupt- und Nebensätze<br />

zu unterscheiden, Gewichtungen und Vergewisserungen<br />

für unsere Lebensrichtung und -orientierung<br />

zu finden und zu setzen, Kriterien und Werte<br />

zu formulieren, um uns daran messen zu können.<br />

Letztlich lernen wir uns selbst zu verstehen und<br />

Verantwortung für unser Sprechen und für unser<br />

Handeln zu übernehmen.<br />

<strong>Die</strong> Neigung des Herzens, diese feine Aufmerksamkeit,<br />

korrigiert den Nebensatz <strong>der</strong> Idealisierung,<br />

mit dem wir unser Leben oftmals schön reden.<br />

Klösterliche Gemeinschaften bieten sich an, Leben<br />

zu idealisieren. Beson<strong>der</strong>s von außen werden Gemeinschaften<br />

als Orte beson<strong>der</strong>er Lebensideale<br />

gesehen. <strong>Die</strong>se Form <strong>der</strong> Heiligsprechung ist ungut<br />

und illusionär, verführt zur Isolation und Arroganz.<br />

Idealisierung von innen wie von außen dient dem<br />

Leben nicht. Darum wusste Benedikt, und hat in<br />

seiner Regel immer wie<strong>der</strong> zur Nüchternheit und<br />

Klarheit, zur Bescheidenheit und Verantwortlichkeit<br />

aufgerufen.<br />

<strong>Die</strong> Neigung des Herzens, in Achtsamkeit unterbricht<br />

sie aber auch den Nebensatz des Urteils, mit<br />

dem wir einan<strong>der</strong> nach dem Leben trachten. Kirchliche<br />

und klösterliche Gemeinschaften haben oftmals<br />

selbst einseitige und harte Urteile über das Leben<br />

an<strong>der</strong>er und des eigenen gefällt. Man kann den<br />

Eindruck gewinnen, dass diese Weise des Urteils<br />

nun auf sie selbst zurück fällt. Eine harte Schule, die<br />

zur ehrlichen Selbsterkenntnis und -annahme führen<br />

kann. Benedikt kennt unterschiedliche Weisen<br />

<strong>der</strong> Konfrontation mit <strong>der</strong> eigenen Verantwortlichkeit,<br />

die helfen kann, das Urteilen zu überwinden,<br />

um Leben diskret, unterscheidend, demütig und<br />

wertschätzend zu gestalten.<br />

Im Hauptsatz lehrt Benedikt seine Mönche, sich<br />

dem Leben zu zuneigen und darin Gott zu suchen.<br />

We<strong>der</strong> das Ideal noch das Urteil sind das letzte<br />

Wort. Das letzte Wort ist die mutige - vielleicht zwei-<br />

felnde, die beständige – vielleicht stolpernde Suche nach Gott, nach<br />

dem Gegenüber, dessen Sprache unsere Herzen verstehen. Wir<br />

brauchen uns we<strong>der</strong> im Urteil über Vergangenes zu verlieren, noch<br />

müssen wir uns dem Ideal einer besseren Zukunft verkaufen. <strong>Die</strong><br />

Sprache des Herzens weiß, dass Wahrhaftigkeit und Authentischsein,<br />

ein ehrliches zu sich selber und zu seiner Fehlbarkeit stehen, Grund<br />

genug zum Leben sind. Wir brauchen uns vor unserer Fehlbarkeit nicht<br />

zu fürchten.<br />

Auf und aus diesem Grund können wir uns zeigen, so wie wir sind,<br />

können wir gegenwärtig sein, auf dass wir uns nicht verstecken und nicht<br />

entblößen müssen, son<strong>der</strong>n uns zeigen dürfen in aller Schwäche und<br />

aller Stärke so wie wir sind, so wie ich bin. <strong>Die</strong> Regel des Heiligen<br />

Benedikt gibt uns festen Grund, eine gute Tradition von Lebensweisheit,<br />

um mit und in je<strong>der</strong> Situation – auch <strong>der</strong> aktuellen – miteinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Sprache des Herzens sprechen zu lernen. Mitten in Verunsicherung und<br />

Sorge kann sich eine empfängliche Stunde öffnen – von <strong>der</strong> Martin<br />

Buber sagt: „Der Mensch begegnet in einer empfänglichen Stunde, … an<br />

dem (in <strong>der</strong> es) mir etwas, was ich gar nicht gegenständlich zu erfassen<br />

vermag, (mir dieses) ‚etwas’ sagt.“<br />

Damit sind Situationen gemeint, die wir nicht wirklich erfassen können<br />

und in denen wir dennoch ahnen, dass „es uns etwas sagen will“. Dabei<br />

können wir we<strong>der</strong> dieses „es“ noch sofort das „etwas“ bestimmen, es<br />

bleibt verschlossen und ist doch offen. Manchmal werden wir in solch<br />

empfängliche Stunden gestellt, ohne dass wir sie gesucht o<strong>der</strong> gewollt<br />

haben.<br />

<strong>Die</strong>se empfängliche Stunde zeigt sich zwischen <strong>der</strong> ängstlichen Sorge<br />

des Unverstandenseins, die uns oftmals im Alltäglichen einholt, und <strong>der</strong><br />

verhaltenen Freude am Verstandensein, die uns zum heutigen Fest<br />

einlädt. <strong>Die</strong>se empfängliche Stunde sagt uns vielleicht doch auch etwas,<br />

von dem wir nicht genau sagen können, was es eigentlich ist. Nur mit<br />

dem Herzen, werden wir dieses Ungefähre, nicht genau zu erfassende<br />

und uns doch in <strong>der</strong> Mitte treffende verstehen lernen.<br />

In dem wir das Ohr unseres Herzens neigen – ein je<strong>der</strong> für sich<br />

und doch alle verbunden – können wir in empfänglichen Stunden die<br />

Grammatik unseres Glaubens in wenigen Sätzen neu und an<strong>der</strong>s lesen<br />

und leben lernen, können wir den Dreisatz des Heiligen Paulus<br />

verstehen lernen, <strong>der</strong> Menschen schon lange in <strong>der</strong> Suche hält und von<br />

dessen Weisheit Benedikt sich führen lässt: Wenn du den Glauben<br />

verloren hast, lass dich fallen! Wenn du die Hoffnung verloren hast, lass<br />

dich ein. Wenn du die Liebe verloren hast, lass dich finden. <strong>Die</strong>ser<br />

Dreisatz kommt aus dem Herzen und spricht zum Herzen, in dem ich<br />

mich <strong>der</strong> Suche nach Gott überlasse, dem Kriterium schlechthin, warum<br />

wir hier sind – auf Erden, im Kloster .<br />

Um am Ende noch einmal zum Anfang zurück zu kommen! Wenn sie<br />

das erste Wort ihres Lebens vergessen haben, seien sie nicht traurig,<br />

üben sie lieber ein, was das letzte Wort ihres Lebens sein wird. Nach <strong>der</strong><br />

Heiligen Schrift und nach <strong>der</strong> weisen Regel sagt es endgültig „Ja“ zu mir,<br />

ist es ein Wort <strong>der</strong> Vergebung und des Loslassens, ein teures Wort, was<br />

viel gekostet hat. Ein Wort, das nicht wir sprechen, son<strong>der</strong>n das uns<br />

zugesprochen wird von Gott dem liebenden Geheimnis des Lebens. In<br />

ihm gibt es nur eine Sprache und nur einen Hauptsatz, ohne jeden<br />

Nebensatz: „Du bist mein geliebtes Kind“. Ob wir das unmittelbar<br />

erfahren und mit dem Herzen hören können, liegt an uns!<br />

KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />

Pa<strong>der</strong>born, BLZ: 472 603 07<br />

Kto.-Nr.: 11 560 900<br />

Kennwort:<br />

HAUSKIRCHE<br />

7<br />

7


P. Nikolaus Nonn OSB<br />

Seelsorger<br />

Mitte Februar fragte Abt Dionys von <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong><br />

Ndanda, Tansania, an, ob jemand von<br />

<strong>Königsmünster</strong> kurzfristig für den erkrankten<br />

Exerzitienmeister einspringen könne. <strong>Die</strong> Anfrage ist<br />

schließlich bei mir gelandet und ich habe nicht lange<br />

überlegt, son<strong>der</strong>n spontan zugesagt.<br />

<strong>Die</strong> Exerzitien sollten vom 12. bis 16. April für die<br />

Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> und einige Tutzinger<br />

Benediktinerinnen sowie Würzburger Erlöser-<br />

Schwestern auf Deutsch gehalten werden (für die<br />

afrikanischen Mitbrü<strong>der</strong> gestaltete gleichzeitig ein<br />

Kapuzinermönch aus Dar es Salaam die Tage).<br />

Unser Missionsprokurator, P. Helmut, besorgte mir<br />

schnell die Flugtickets, so dass <strong>der</strong> Reisetermin bald<br />

feststand: 5. bis 18. April.<br />

Br. Gottfried brachte mich am Ostermontag zu<br />

nachtschlafen<strong>der</strong> Zeit nach Düsseldorf. Von dort<br />

ging <strong>der</strong> Flug mit KLM über Amsterdam direkt nach<br />

Dar es Salaam: aus dem noch winterkalten Europa<br />

in die tropische Regenzeit mit etwa 35° C und an die 80% Luftfeuchtigkeit nach Afrika. Nach Mitternacht<br />

in unserer Prokura in Kurasini eingetroffen,<br />

schmeckte das eisgekühlte Bier einfach köstlich…<br />

Am <strong>Die</strong>nstagvormittag fuhr mich Jozef, einer<br />

<strong>der</strong> Fahrer von Kurasini, nach Pugu, einem<br />

traumhaft schönen Ort am Rande von Dar es<br />

Salaam, an dem 1888 die ersten Benediktiner<br />

unserer Kongregation im damaligen Deutsch-<br />

Ostafrika ihre Missionsarbeit begannen. (<strong>Die</strong>se<br />

Neugründung wurde aber bereits ein Jahr später<br />

zerstört.)<br />

1999 bat <strong>der</strong> Erzbischof von Dar es Salaam, Polycarp Kardinal Pengo,<br />

unsere Brü<strong>der</strong>, in Pugu wie<strong>der</strong> ein geistliches Zentrum aufzubauen. Br.<br />

Anno (aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> Hanga) hat mir das relativ weitläufige Gelände<br />

gezeigt, auf dem den Besuchern die Bibel und das Christentum anhand<br />

von Text- und Bildtafeln nahe gebracht wird – eine wahrhaft katechetische<br />

Aufgabe! (Bild oben und Mitte: Das Wohnhaus und das renovierte<br />

Kirchlein aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit, unten: das Friedhofskreuz).<br />

8


Am Nachmittag zeigte mir P.<br />

John dann die katholische Kathedrale<br />

und einige Sehenswürdigkeiten<br />

in <strong>der</strong> Innenstadt. Beeindruckend<br />

an dieser Metropole<br />

mit 4,5 Millionen Einwohnern war<br />

für mich das Nebeneinan<strong>der</strong> von<br />

(reicher) Großstadt und deutlich<br />

erkennbarer Armut; von gepflegten<br />

alten Häusern und zerfallenen<br />

Ruinen; von Sauberkeit und<br />

Eleganz auf <strong>der</strong> einen Seite und<br />

Schmutz und Dreck auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite – Eindrücke, die es zu<br />

verarbeiten galt.<br />

<strong>Die</strong> nächsten drei Tage standen<br />

ganz unter dem Vorzeichen „Ferien“:<br />

Von einem Fahrer wurden<br />

P. John und ich frühmorgens zum<br />

Hafen gebracht, wo wir im strömenden<br />

Regen auf die Fähre<br />

nach Sansibar warteten.<br />

Knapp zwei Stunden dauerte die Überfahrt. Wir<br />

kamen im hektischen Getriebe des Hafens auf <strong>der</strong><br />

Hauptinsel Unguja an und <strong>der</strong> strahlend blaue Himmel<br />

sollte auch in den beiden nächsten Tagen nicht<br />

von Wolken verdunkelt werden.<br />

Ein wenig befremdlich war für mich, dass ich das<br />

Gefühl hatte, in ein an<strong>der</strong>es Land zu reisen: Einreiseformulare,<br />

Stempel im Reisepass usw. vermitteln<br />

dem Besucher das Gefühl, ein fremdes Staatsgebiet<br />

zu betreten, dabei hat sich Sansibar 1964 mit dem<br />

unabhängigen Staat Tanganjika zum neuen Staat<br />

Tansania zusammengeschlossen.<br />

Vom Hafen aus ging es mit dem Taxi zu einem<br />

kleinen malerischen Hotel, etwas außerhalb von<br />

Sansibar City: neben einer alten Missionsanlage <strong>der</strong><br />

Anglikaner, in einem botanischen Garten (allein<br />

etwa 150 verschiedene Palmenarten) und direkt am<br />

Strand des indischen Ozeans gelegen, ist dies das<br />

ideale Urlaubsparadies!<br />

Bei <strong>der</strong> Führung durch Stone Town, <strong>der</strong> Altstadt von Zanzibar City, hat P.<br />

John keine Ecke ausgelassen:<br />

Begonnen haben wir an <strong>der</strong> Anglikanischen Kathedrale, die 1873-1880<br />

auf dem alten Sklavenmarkt errichtet worden ist. Direkt neben <strong>der</strong><br />

Kathedrale sind noch einige Kellerverliese aus <strong>der</strong> Zeit des<br />

Sklavenhandels zu sehen. Der Sklavenhandel, hauptsächlich von<br />

Arabern betrieben, wurde auf Druck von David Livingstone und dem<br />

anglikanischen Bischof Edward Steere durch Erlass des damaligen<br />

Sultans am 6. Juni 2873 verboten.<br />

Nicht ganz so beeindruckend, jedoch sehenswert ist die katholische<br />

Kathedrale St. Joseph, die mit ihrer farbenfrohen Gestaltung für den<br />

europäischen Besucher erst ein wenig fremdartig wirkt, aber gerade<br />

durch ihre Ausmalung ein wenig von <strong>der</strong> Freude <strong>der</strong> Christen in Afrika<br />

vermittelt.<br />

Der anschließende Gang über den Fischmarkt war nicht ganz nach<br />

meinem Geschmack. Umso mehr bannte mich <strong>der</strong> Flair des späten 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts beim Gang durch die schmalen Gassen des Stadtkerns, an<br />

dessen Rand sich pompöse Gebäude erheben: etwa <strong>der</strong> Sultanspalast<br />

o<strong>der</strong> das Beit al-Ajaib. <strong>Die</strong>ses<br />

war das erste Gebäude in<br />

ganz Ostafrika, das mit<br />

Elektrizität und fließendem<br />

Wasser in Stahlrohren ausgestattet<br />

war. 1883 fertiggestellt,<br />

diente es zunächst als<br />

Zeremonienpalast des Sultans,<br />

war dann Sitz <strong>der</strong> britischen<br />

Kolonialregierung,<br />

später dann <strong>der</strong> sansibarischen<br />

und tansanischen Regierung,<br />

bevor es im Jahr<br />

2000 zum Weltkulturerbe ernannt<br />

wurde. Es beherbergt<br />

heute das „National Museum<br />

of Zanzibar“. Der Besuch auf<br />

<strong>der</strong> abendlichen Flaniermeile<br />

in den Forodhani Gardens mit<br />

einem traumhaften Sonnenuntergang<br />

rundete den Tag ab.<br />

Am darauffolgenden Tag ging<br />

es mit einem kleinen Flieger<br />

zurück nach Dar es Salaam.<br />

9


Am Samstag brachte mich Jozef nach<br />

Kilimahewa, das ja vielen Leser des „Gruß aus<br />

<strong>Königsmünster</strong>“ bekannt ist. Herzlich wurde ich von<br />

P. Beda, Br. Markus und Pfr. Primo empfangen und<br />

über das Gelände <strong>der</strong> Pfarrei mit ihren Werkstätten,<br />

dem Kin<strong>der</strong>garten und <strong>der</strong> Schule, dem Krankenhaus<br />

und dem Schwesternhaus sowie einigen weiteren<br />

Einrichtungen geführt – ein wirkliches Paradies<br />

auf Erden: die gepflegten Außenanlagen mit blühenden<br />

Bäumen und Blumen, die schön gestaltete<br />

Kirche, das Gästehaus.<br />

P. Beda und Br. Markus erzählten viel von ihrer<br />

Arbeit und ihrem Engagement in <strong>der</strong> Pfarrei des<br />

6000-Seelen-Dorfes. Gerade während meines Besuchs<br />

dort wurden zwei Wassertanks auf einem<br />

hohen Steinsockel montiert. Dorthin wird in Zukunft<br />

von einem gut zwei Kilometern entfernten neu gebohrten<br />

Brunnen Wasser gepumpt werden, so dass<br />

die Einwohner des Dorfes nicht mehr kilometerlange<br />

Wege zurücklegen müssen, um aus verdreckten<br />

Wasserlöchern ihr Wasser zu holen.<br />

Höhepunkt des Aufenthaltes<br />

in Kilimahewa für mich war die<br />

„Buschmesse“ auf einer Außenstation,<br />

zu <strong>der</strong> mich P. Beda am<br />

Sonntag mitnahm. Gut 25 Kilometer<br />

entfernt, nur über „Schleichpfade“<br />

zu erreichen, kamen wir etwas vor<br />

10 Uhr am Sonntagmorgen bei<br />

einer eher baufälligen Lehmkonstruktion<br />

an, die anscheinend von<br />

dem durchrosteten Wellblechdach<br />

zusammen gehalten wurde. In dem<br />

kleinen Kirchlein waren schon viele<br />

Christen versammelt und stimmten<br />

sich mit Singen auf ihren ersten<br />

Ostergottesdienst ein. Auf Holzplanken,<br />

knapp über dem Erdboden<br />

sitzend, feierten die beinahe einhun<strong>der</strong>t<br />

Menschen einen wirklich<br />

lebhaften und festlichen Gottesdienst<br />

– für mich wahrhaftig ein<br />

eindrucksvolles Erlebnis!<br />

Nach dem Mittagsschlaf nahmen mich Br. Markus und P. Beda mit<br />

zurück nach Dar es Salaam. An und für sich wollten wir die etwa 500<br />

Kilometer lange Strecke nach Ndanda mit dem Auto zurücklegen, aber<br />

aufgrund <strong>der</strong> Regenzeit war ein etwa 60 Kilometer langes Teilstück, das<br />

noch nicht geteert ist, unpassierbar. So flogen wir am kommenden<br />

Morgen nach Mtwara. Von dort aus ging es mit dem Auto weiter zur<br />

<strong>Abtei</strong> Ndanda, wo wir pünktlich zum Mittagessen eintrafen.<br />

Am Nachmittag habe ich den Tutzinger Schwestern, die ihr Kloster<br />

neben <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> haben und die dortige Krankenstation betreuen, den<br />

Einstieg in die Exerzitien geben, am Abend dann den deutschsprachigen<br />

Mitbrü<strong>der</strong>n. An den kommenden Tagen standen je zwei Impulse, die<br />

Eucharistiefeier und eine abendliche Bildmeditation auf dem Programm,<br />

dazu Gesprächsangebot und Beichtmöglichkeit.<br />

In <strong>der</strong> für mich freien Zeit zeigten mir vor allem P. Severin und P.<br />

Konrad viel von <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>: die zahlreichen Werkstätten,<br />

die Tierwirtschaft, die Schule, das neue Gästehaus „Zakeoh“, die Wasserversorgung<br />

aus eigenen Quellen.<br />

Sehr wohltuend empfand ich das Stundengebet, das in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> in <strong>der</strong><br />

Landessprache Swahili gebetet wird und seit Neuestem auch in einer<br />

Vertonung vorliegt, die sich nah am<br />

Gregorianischen Choral orientiert.<br />

Nachdem die Exerzitien geendet<br />

hatten, hörte ich am Freitagabend<br />

im deutschsprachigen Nachrichten-<br />

programm zum ersten Mal das unaussprechliche<br />

Wort „Eyjafjallakjökull“,<br />

Name des isländischen Gletscher-Vulkans,<br />

dessen Ausbruch<br />

den Flugverkehr in Europa bedrohte.<br />

Dennoch hielt ich an meinem<br />

Plan fest, am Samstagabend wie<strong>der</strong><br />

nach Deutschland zu fliegen…<br />

Deshalb ließ ich mich in aller Herrgottsfrühe<br />

von P. Witmar am Samstag<br />

mit dem Auto zum Flugplatz<br />

nach Mtwara bringen. In Dar es<br />

Salaam angekommen, hieß es<br />

aber, dass in fast ganz Europa die<br />

Flughäfen wegen <strong>der</strong> Aschewolke<br />

geschlossen seien und ich – wie so<br />

viele An<strong>der</strong>e auch – nicht fliegen<br />

könne.<br />

10 10


Das bedeutete, zusammen mit einigen an<strong>der</strong>en<br />

„Zwangsurlaubern“ in Kurasini auszuharren. Insgesamt<br />

musste ich neun Tage auf eine Rückflugmöglichkeit<br />

warten – ein unverhoffter Urlaub also. Wenn<br />

ich mir dafür auch nicht unbedingt die Großstadt Dar<br />

es Salaam ausgesucht hätte, so habe ich doch die<br />

Zeit genutzt, um ein wenig mehr von <strong>der</strong> Arbeit<br />

unserer Brü<strong>der</strong> und Schwestern mitzubekommen.<br />

Mit P. Meinolf besuchte ich einen kleinen Schwesternkonvent<br />

im Busch vor den Toren Dar es<br />

Salaams. Hier hilft P. Meinolf, ein neues Klostergebäude<br />

zu errichten, damit die Schwestern jeweils ein<br />

eigenes Zimmer haben können.<br />

Ein Besuch in <strong>der</strong> St. Benedict’s School, die<br />

von P. John unterstützt wird, hat mich sehr beeindruckt:<br />

Zwei pensionierte Lehrer haben vor einigen<br />

Jahren diese Schule gegründet, um Waisenkin<strong>der</strong>n<br />

Bildung zukommen zu lassen. Inzwischen sind über<br />

120 Mädchen und Jungen auf dieser Schule, die<br />

aus allen Nähten platzt.<br />

<strong>Die</strong> wöchentliche Einkaufsfahrt mit P. Meinolf war<br />

auch interessant: am einen Ende von Dar es<br />

Salaam wird Brot eingekauft, in einem an<strong>der</strong>en<br />

Stadtteil liegt <strong>der</strong> kleine Gemüsemarkt, auf dem es<br />

alle Sorten von Obst und Gemüse gibt. <strong>Die</strong>ser<br />

Markt erinnerte mich an einen orientalischen Basar,<br />

zumal das Feilschen um den Preis scheinbar unverzichtbar<br />

dazu gehört.<br />

Faszinierend auch die weiteren Fahrten durch die<br />

Stadt: etwa 20 Minuten von Kurasini entfernt das<br />

Gelände <strong>der</strong> ehemaligen Müllkippe: bis vor gut zwei<br />

Jahren wurde <strong>der</strong> gesamte Müll <strong>der</strong> Stadt einfach<br />

ins Meer geschüttet. Inzwischen ist diese Müllhalde<br />

mit Erde zugeschüttet und begrünt und <strong>der</strong> Müll wird<br />

nun am Stadtrand gesammelt.<br />

P. John führte mich auch auf einen sehr gepflegten<br />

britischen Soldatenfriedhof, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Straße nach<br />

Bagamoyo liegt. Dort sind in einer Ecke deutsche<br />

Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg beigesetzt. P.<br />

John ist dort vor einigen Jahren ein Grabstein aufgefallen,<br />

dessen Namensinschrift ihn lange Zeit<br />

beschäftigte. Vor fünf Jahren schließlich konnte er<br />

das „Rätsel“ lösen: Der Grabstein erinnerte an Br.<br />

Cyprian Hölzl aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> St. Ottilien, <strong>der</strong> 1904 nach Dar es Salaam<br />

ausgesandt worden war und 1916 gefallen ist. Auf P. Johns Betreiben<br />

hin ist dem Grabstein inzwischen eine weitere Gedenkplatte zugefügt,<br />

auf <strong>der</strong> die gesamten Lebensdaten des ehemaligen Mitbru<strong>der</strong>s<br />

eingraviert sind.<br />

Das reiche Besichtigungsprogramm und die vielen<br />

Gespräche mit den an<strong>der</strong>en Gästen in Kurasini, aber auch<br />

mit P. Meinolf, <strong>der</strong> dort für die Gäste zuständig ist, haben die<br />

neun Tage schnell vergehen lassen.<br />

Erfüllt und beschenkt mit vielen Eindrücken und Erfahrungen,<br />

trat ich am Montag, dem 26. Mai, abends den<br />

Heimflug an. – Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter<br />

Aufenthalt in Tansania war!<br />

Am 29. Juni feiert P. Beda Pavel OSB, Missionar und Pfarrer<br />

<strong>der</strong> Pfarrei Maria Malkia in Kilimahewa / Tanzania, sein 50jähriges<br />

Priesterjubiläum.<br />

P. Beda wurde am 7. Juni 1935 im<br />

Kreis Budweis geboren. Aufgewachsen<br />

ist er im unterfränkischen<br />

Hammelburg. Er besuchte die<br />

Kloster-Internate und Gymnasien in<br />

St. Ludwig und Würzburg. Nach dem<br />

Abitur 1954 trat er in die Benediktinerabtei<br />

Münsterschwarzach ein.<br />

1960 empfing er die Priesterweihe.<br />

Es folgte ein weiteres Studium in<br />

England mit dem Abschluss des<br />

Lehrer-Diploms. 1963 erfolgte seine<br />

Missionsaussendung in die <strong>Abtei</strong><br />

Ndanda, in Tanzania. Dort war Pater<br />

Beda etliche Jahre mit Leib und See-<br />

le Lehrer für Mathematik, Physik und Biologie in Kigonsera,<br />

Likonde, Namupa und Soni. Von 1985 bis 1998 hatte er das Amt<br />

des Haus-Oberen und Gastpater in Kurasini in Dar es Salaam<br />

inne. Seit 1999 ist er als Pfarrer in Kilimahewa tätig.<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, Pater Beda!<br />

11 11


Interview mit<br />

Br. Jacques Missihoun OSB<br />

Prior <strong>der</strong> Neugründung auf Cuba.<br />

Jacques, dein Heimatkloster feiert dieses Jahr<br />

sein 25-jähriges Bestehen. Du bist seit einem Jahr<br />

weit fern von dort. Was bedeutet dein Heimatkloster,<br />

Agbang, für dich?<br />

In <strong>der</strong> Frage ist die Antwort schon enthalten. Wir<br />

sprechen über das Heimatkloster. Natürlich ist das<br />

Kloster in Agbang, in Togo, meine Heimat. Ich sage<br />

„Heimat“, nicht nur „Heimatkloster“. „Heimatkloster“<br />

wäre für mich jedes Kloster in meinem Land. Aber<br />

Heimat ist für mich seit meiner Feierlichen Profess<br />

das Kloster in Agbang. Das soll heißen, dass ich<br />

keine an<strong>der</strong>e Heimat außer dieser habe.<br />

Was fällt dir auf, wenn du die Län<strong>der</strong>, in denen du<br />

gelebt hast, Togo, Deutschland, Kenia und Cuba,<br />

miteinan<strong>der</strong> vergleichst?<br />

<strong>Die</strong> Voraussetzungen dafür, einen gerechten und<br />

korrekten Vergleich zwischen den Län<strong>der</strong>n, in denen<br />

ich gelebt habe bzw. lebe, anzustellen, habe ich<br />

noch nicht sammeln können. Ich bin gerade erst in<br />

Cuba angekommen, vor nur elf Monaten. Da weiß<br />

man zu wenig über das Land und die Menschen, um<br />

schon vergleichen zu können. Wenn man mit dem<br />

Hubschrauber eine Stadt überfliegt, dann hat man<br />

einen vagen, schönen, wun<strong>der</strong>baren Blick auf die<br />

Stadt. Und man hat dort oben nicht dieselben Gefühle,<br />

wie wenn man in <strong>der</strong> Stadt landet und von<br />

Straße zu Straße geht.<br />

Ich bin immer noch in diesem „Hubschrauber“, wenn<br />

ich mir das Land Cuba und seine Realität anschaue.<br />

In dieser Lage kann ich also keinen korrekten und<br />

gerechten Vergleich zwischen Cuba und an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n ziehen. Das heißt natürlich nicht, dass ich<br />

bisher nichts beobachtet hätte. Im Gegenteil. Ich könnte viel erzählen,<br />

aber das bliebe auf dem Niveau <strong>der</strong> Ansichten von Touristen. Und was<br />

ein Tourist über sein Reiseland erzählt, bildet manchmal weniger als ein<br />

halbes Prozent <strong>der</strong> Wirklichkeit des Landes ab. Hinzu kommt, dass hier<br />

in Cuba das Leben sehr stark von einer für Auslän<strong>der</strong> schwer durchschaubaren<br />

Politik bestimmt wird.<br />

Immerhin so viel kann ich sicher sagen: In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kühlt sich<br />

das Klima während <strong>der</strong> Regenzeit vor und nach den Regenfällen ab. Ich<br />

erinnere mich an das französische Sprichwort, „Après la pluie c'est le<br />

beau temps – Nach dem Regen kommt gutes Wetter“. Aber auf Cuba ist<br />

es vor und nach dem Regen sehr heiß.<br />

Wie kam es damals zu <strong>der</strong> Entscheidung, dass du nach Cuba gehen<br />

würdest?<br />

Ich weiß nicht, wie das entschieden worden ist. Mein Prior Boniface hat<br />

mich eines Tages von Deutschland aus angerufen – das war im März<br />

2008, als ich noch in Nairobi studierte – und hat mir gesagt, dass <strong>der</strong><br />

Kongregationsrat mich nach Cuba senden würde. Das ist alles.<br />

Würdest du wie<strong>der</strong> gehen, wenn du heute wie<strong>der</strong> gefragt werden würdest?<br />

Was meinen eigenen Willen angeht, so ist die Antwort ein klares Nein.<br />

Aber ich bin hier, um Gottes Willen zu tun, nicht meinen eigenen. Als ich<br />

in das Kloster eintrat, wollte ich Mönch werden, und wenn Mönch zu<br />

werden für Gott bedeutet, dass ich in einen beliebigen Teil <strong>der</strong> Welt,<br />

Cuba eingeschlossen, gesandt werde, dann werde ich ein großes Ja<br />

sprechen. Für Jesus war es sehr schwer, den Kelch zu trinken, aber er<br />

hat ihn getrunken, um den Willen des Vaters zu erfüllen. Wenn ich also<br />

Jesus folge, bin ich bereit zu jedem Opfer, wie er.<br />

Welches war nach deiner Einschätzung unser größter Erfolg in den<br />

letzten elf Monaten, und welches <strong>der</strong> größte Misserfolg?<br />

Der größte Erfolg war, dass noch niemand von uns weggelaufen ist.<br />

Bisher sehe ich noch keinen Misserfolg.<br />

Was wünscht du dir o<strong>der</strong> uns für das nächste Jahr?<br />

Ich habe nur einen Wunsch für mich und auch für die ganze Gemeinschaf:<br />

Dass wir für die neue Situation offen sind und uns auf unseren<br />

<strong>Die</strong>nst für die Kirche Cubas vorbereiten.<br />

Wo siehst du den wichtigsten <strong>Die</strong>nst, den wir <strong>der</strong> Kirche Cubas geben<br />

können?<br />

<strong>Die</strong>ser <strong>Die</strong>nst für die Menschen in Cuba und speziell für die Kirche ist die<br />

Sorge für die Seelen: Arbeiten in einer Weise, dass die Werte des Christentums,<br />

christliche Moral und christliche Kultur bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Was bedeutet Geld für dich?<br />

Geld ist ein mächtiger <strong>Die</strong>ner, <strong>der</strong> die Herren, denen es dienen sollte,<br />

spalten kann.<br />

Herzlichen Dank!<br />

Das Interview<br />

wurde geführt von Br. Robert<br />

Sandrock OSB, Cellerar <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft Monasterio Benedictino<br />

de la Epifanía del Señor<br />

in Havanna/ Cuba.<br />

12 12


P. Clemens Brunnert OSB<br />

Feier <strong>der</strong> diamantenen Profess<br />

Am 1. Mai 2010 hatten wir eine ganze Reihe von<br />

Gästen zur Vesper und zum anschließenden<br />

festlichen Abendessen aus Anlass des 60jährigen<br />

Professjubiläums von unserem P.<br />

Clemens.<br />

P. Clemens, <strong>der</strong> Senior unserer Gemeinschaft,<br />

ist 1929 geboren und trat 1949 in unserer <strong>Abtei</strong> ein.<br />

Er legte am 1. Mai 1950 seine Zeitliche Profess ab<br />

und wurde vier Jahre später zum Priester geweiht.<br />

An das Theologiestudium schloss sich das<br />

Lehramtsstudium an. Lange Jahre war er Lehrer für<br />

Deutsch und Englisch an unserem Gymnasium. Von<br />

1991 bis 2001 war er Prior unserer Gemeinschaft.<br />

Seit einigen Jahren ist er pflegebedürftig.<br />

Sein großes liturgisches Interesse zeigte sich<br />

neben vielen Forschungen im Bereich <strong>der</strong><br />

Hymnologie vor allem in seinem <strong>Die</strong>nst als Kantor,<br />

den er lange Jahre versehen hat. Der Umgang mit<br />

den Psalmen war ihm stets wichtig. Daher sollen im<br />

Folgenden einige <strong>der</strong> Psalmen aus <strong>der</strong> festlichen<br />

Vesper an seinem Jubiläumstag gedeutet werden:<br />

Als erster Psalm <strong>der</strong> Sonntagsvesper auch in <strong>der</strong><br />

Osterzeit steht Psalm 66: „Jauchzet Gott zu, alle<br />

Lande, spielt zum Ruhm seines Namens,<br />

verherrlicht ihn mit Lobpreis!“ <strong>Die</strong>ser Vers drückt viel<br />

von <strong>der</strong> inneren Haltung unseres P. Clemens aus;<br />

denn gerade das Stundengebet hat ihm, solange er<br />

bei Kräften war, sehr viel bedeutet. An<strong>der</strong>s<br />

formuliert findet sich <strong>der</strong> gleiche Gedanke im ge-<br />

nannten Psalm: „Nun komme ich mit Opfern in dein Haus, erfülle dir<br />

meine Gelübde.“<br />

„Er erhielt uns am Leben, ließ unseren Fuß nicht wanken“, heißt es<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle im gleichen Psalm. Gerade in den letzten Jahren<br />

nehmen wir an P. Clemens wahr, dass man auch mit „wankendem Fuß“<br />

sein Leben meistern und dankbar für die Hilfe Gottes und <strong>der</strong> Menschen<br />

sein kann.<br />

Dem sich anschließende Psalm 21 ist die Kernaussage als Antiphon<br />

vorangestellt: „Leben erbat er von dir, du hast es ihm gewährt: mit Pracht<br />

und Hoheit hast du ihn bekleidet.“ Tatsächlich bedeutet P. Clemens das<br />

Leben sehr viel. Gerade in <strong>der</strong> Begegnung mit seinen Schülern ist ihm<br />

wichtig gewesen, diese das Leben und die Freude an ihm zu lehren. Und<br />

dies ganz im Geiste Benedikts, <strong>der</strong> im Prolog seiner Regel schreibt: „Wer<br />

ist <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“<br />

Wenn du das hörst und antwortest: „Ich“, dann sagt Gott zu dir: Willst du<br />

wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem<br />

und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute!<br />

Suche Frieden und jage ihm nach! (RB Prolog 14-17).<br />

Und auch <strong>der</strong> nächste Psalm <strong>der</strong> Vesper beschreibt ganz gut die<br />

Lebenshaltung von P. Clemens – selbst bis in die Gebrechen des Alters<br />

hinein:<br />

Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen,<br />

vor den Engeln will ich dir singen und spielen.<br />

Ich will mich nie<strong>der</strong>werfen zu deinem heiligen Tempel hin,<br />

will deinen Namen feiern,<br />

um deiner Liebe willen und deiner Treue.<br />

Denn deine Verheißung hast du groß gemacht<br />

aufgrund deines herrlichen Namens.<br />

Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort,<br />

du hast mir in <strong>der</strong> Seele Kraft geweckt.<br />

Danken sollen dir, Herr, alle Herrscher <strong>der</strong> Erde,<br />

wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen.<br />

Sie sollen singen auf den Wegen des Herrn:<br />

„<strong>Die</strong> Herrlichkeit des Herrn ist gewaltig.“<br />

Ja, <strong>der</strong> Herr ist erhaben,<br />

doch er schaut auf den Niedrigen,<br />

den Stolzen erkennt er von ferne.<br />

Muss ich auch gehen inmitten <strong>der</strong> Drangsal,<br />

du erhältst mich am Leben trotz <strong>der</strong> Wut meiner Feinde.<br />

Du streckst deine Hand aus,<br />

ja, deine Rechte hilft mir.<br />

Derr Herr wird meine Sache führen.<br />

Herr, deine Liebe währt ewig!<br />

Lass nicht ab vom Werk deiner Hände. (Psalm 138)<br />

<strong>Die</strong>ser Dankpsalm könnte als großes Dankgebet Dankgebet über über den den 60<br />

Professjahren von von P. Clemens Clemens stehen: Dank für Gottes Liebe und Treue; Treue;<br />

Dank für Gottes Schutz und Begleitung.<br />

<strong>Die</strong>ser Dankpsalm kann kann aber auch aber als auch großes als Dank- großes und Segensgebet<br />

Dank- und<br />

gerade Segensgebet über die gerade vergangenen über die Jahre vergangenen stehen, in Jahre denen stehen, er alt und in gebrechlich,<br />

denen er alt<br />

vor und allem gebrechlich, aber pflegebedürftig vor allem aber geworden pflegebedürftig ist. geworden ist.<br />

13<br />

Der Psalm ist ist aber gleichzeitig auch das das Dankgebet unserer unserer Gemeinschaft Gemein- für die<br />

schaft vielen für Jahre, die vielen die P. Jahre, Clemens die P. Clemens in aller Treue in aller und Treue Pflichterfüllung und Pflichterfüllung sein<br />

sein Leben Leben als Mönch als Mönch unserer unserer Gemeinschaft lebt; lebt; Dank Dank für für all das, all das, was was er<br />

er uns uns geschenkt hat. hat. O<strong>der</strong> O<strong>der</strong> mit mit den den Worten Martin Rinckarts, die als<br />

Schlusslied bei <strong>der</strong> Vesper erklungen sind, zu sprechen:<br />

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,<br />

<strong>der</strong> große Dinge tut an uns und allen Enden,<br />

<strong>der</strong> uns von Mutterleib Mutterleib und Kindesbeinen an<br />

unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.


Gottesdienste<br />

in <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>kirche<br />

sonn- und feiertags:<br />

6.15 Uhr Matutin und Laudes<br />

7.30 Uhr Hl. Messe<br />

9.30 Uhr Konventamt<br />

11.45 Uhr Mittagshore<br />

17.45 Uhr Vesper mit sakramentalem Segen<br />

20.15 Uhr Komplet<br />

werktags:<br />

5.30 Uhr Matutin<br />

6.45 Uhr Laudes<br />

7.15 Uhr Hl. Messe in <strong>der</strong> Marienkapelle<br />

12.45 Uhr Mittagshore<br />

17.45 Uhr Konventamt und Vesper<br />

20.15 Uhr Komplet (freitags 19.40 Uhr)<br />

samstags:<br />

5.30 Uhr Matutin<br />

6.45 Uhr Laudes<br />

7.15 Uhr Hl. Messe in <strong>der</strong> Krypta<br />

12.45 Uhr Mittagshore<br />

17.45 Uhr Vorabendmesse<br />

18.40<br />

Uhr Vesper<br />

20.15 Uhr Komplet<br />

<strong>Abtei</strong>gespräche 2010<br />

19.30 Uhr<br />

in <strong>der</strong> Aula des Gymnasiums<br />

Streitfall Religion<br />

Der Streit um Religion ist neu entbrannt. Der Biologe<br />

Richard Dawkins, Professor an <strong>der</strong> britischen Oxford<br />

University, verkündet, an Gott zu glauben sei<br />

entwe<strong>der</strong> lächerlich, böswillig o<strong>der</strong> Zeichen einer<br />

Geistesstörung. Er nennt es in seinem gleichnamigen<br />

Buch Gotteswahn.<br />

Jürgen Habermas, <strong>der</strong> deutsche Philosoph,<br />

dagegen hat in seiner Paulskirchen-Rede 2001<br />

gefor<strong>der</strong>t, die Religion wie<strong>der</strong> in den öffentlichen<br />

Diskurs einzubeziehen.<br />

Zum Fundament des Begriffs <strong>der</strong> Menschenwürde gehöre die jüdischchristliche<br />

Lehre von <strong>der</strong> Gottebenbildlichkeit des Menschen.<br />

Dazu brauchen wir aber eine öffentliche Debatte über Gott. Dabei muss<br />

man verständlich und klar reden, denn die Frage, ob Gott existiert o<strong>der</strong><br />

nicht, ist entwe<strong>der</strong> eine Frage für alle o<strong>der</strong> für keinen.<br />

7. Juni 2010<br />

Prof. Dr. Franz Josef Wetz<br />

Kosmische Bescheidenheit<br />

Der neue Atheismus<br />

Seit wenigen Jahren sind Neuer Atheismus und Naturalismus zwei<br />

Schlagworte unserer Zeit. Beide kulturellen Konzepte gehen davon aus,<br />

dass es keinen Gott gibt. Es sei nichts mit <strong>der</strong> höheren Sinngestalt <strong>der</strong><br />

Welt und <strong>der</strong> Wertbeson<strong>der</strong>heit des Menschen. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

mo<strong>der</strong>nen Wissenschaften stürzten die großen Religionen in eine tiefe<br />

Plausibilitätskrise. Religionskritik ist mindestens so alt wie die<br />

abendländische Kultur. Große Bedeutung erlangte sie in <strong>der</strong> zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wie kommt es, dass diese alten Debatten<br />

heute wie<strong>der</strong> Urständ feiern können? Wurde <strong>der</strong> alte Streit zwischen<br />

Religion und Aufklärung niemals beigelegt, son<strong>der</strong>n einst nur beiseite<br />

gelegt, so dass er sich plötzlich wie<strong>der</strong> neu entfachen kann? Warum<br />

ausgerechnet heute? Wie überzeugend ist <strong>der</strong> neue Atheismus?<br />

20. September 2010<br />

Prof. Dr. Elmar Salmann OSB<br />

Ferne Nähe<br />

Von <strong>der</strong> Demut des Christentums<br />

Wenn man auf die heutige deutsche Gesellschaft und individuelle<br />

Seelenlandschaft und dann auf die offiziöse kirchliche Praxis blickt,<br />

werden viele von Trauer und hilfloser Wut übermannt. Aber es gibt auch<br />

die reinigende Gabe <strong>der</strong> Tränen, einer gespannten, erwartungsfrohen<br />

Ratlosigkeit, die hellsichtig um Elend und Größe <strong>der</strong> Lage weiß und sich<br />

anschickt, sie tapfer, mit Würde und Entdeckerfreude zu bestehen. Denn<br />

können wir wirklich auf Weisung, Halt, Trost und Hoffnung verzichten, die<br />

uns aus <strong>der</strong> Geschichte und Weisheit eines in aller Bescheidenheit<br />

gelebten, nüchtern und tief bedachten Christentums entgegen leuchten?<br />

15. November 2010<br />

Armin Risi<br />

Der radikale Mittelweg<br />

Überwindung von Atheismus und Monotheismus<br />

<strong>Die</strong> Abende finden wie bisher in <strong>der</strong> Aula des Gymnasiums <strong>der</strong><br />

Benediktiner statt, beginnen ab diesem Jahr aber bereits um 19.30 Uhr.<br />

Runde Geburtstage und Jubiläen<br />

1. Halbjahr 2010<br />

10. Februar 80. Geburtstag von Br. Ulrich<br />

28. Februar 80. Geburtstag von Br. Andreas<br />

01. März 70. Geburtstag von Altabt Stephan<br />

02. März 50. Geburtstag von Br. Damian<br />

22. März Silbernes Professjubiläum von P. Nikolaus<br />

05. April 80. Geburtstag von Br. Adelhard<br />

01. Mai Diamantenes Professjubiläum von P. Clemens<br />

03. Mai Silbernes Professjubiläum von P. Matthias<br />

16. Juni Silbernes Priesterjubiläum von P. Gabriel<br />

17. Juni Goldenes Professjubiläum von Br. Ulrich<br />

14 14


Klosterladen und<br />

<strong>Abtei</strong>markt<br />

Unser Klosterladen lädt Sie ein.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Freitag<br />

von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 17.30 Uhr.<br />

Samstag<br />

von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 17.45 Uhr.<br />

Sonntag<br />

von 10.40 bis 11.40 Uhr.<br />

Produkte aus Bäckerei, Küche und Metzgerei:<br />

Täglich<br />

Verkauf von Rohmilchfrischkäse, eingefrorenen<br />

Eintöpfen und Marmeladen aus <strong>der</strong> Klosterküche.<br />

<strong>Die</strong>nstag bis Samstag<br />

Verkauf von Brot aus <strong>der</strong> Klosterbäckerei.<br />

Nur am Samstag<br />

von 11.00 bis 13.00 Uhr Verkauf von Wurst<br />

aus <strong>der</strong> Klostermetzgerei.<br />

Eintopf-Tag! -<br />

jeden Samstag<br />

von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr<br />

Im Ausstellungsraum <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong>, neben <strong>der</strong> Buch-<br />

und <strong>Kunst</strong>handlung, lädt die k(l)öst(er)liche Eintopftafel<br />

zum Verweilen und Genießen ein. Hier<br />

bekommen Sie frischen Eintopf aus <strong>der</strong><br />

Klosterküche, soviel Sie mögen, dazu Brotscheiben<br />

mit verschiedenen Aufstrichen. Im Preis inbegriffen<br />

ist ein abschließendes Dessert.<br />

29.05. Erbsensuppe mit geräucherten<br />

Mettwurstscheiben<br />

05.06. Gyrossuppe mit Paprika und Kartoffeln<br />

12.06. Möhren-Hackfleisch-Eintopf mit Porree<br />

19.06. Weißkohl-Kartoffeleintopf mit<br />

Schinkenwürfeln und Preiselbeeren<br />

26.06. Linsensuppe mit geräucherten<br />

Mettwurstscheiben<br />

03.07. Käselauchsuppe mit Hackfleisch und<br />

Kartoffeln<br />

10.07. Gemüsesuppe mit gekochten<br />

Rindfleischwürfeln und Kartoffeln<br />

17.07. Mitternachtssuppe mit Hackfleisch und<br />

Ananas<br />

24.07.<br />

und kein Samstags-Eintopf<br />

31.07.<br />

ORGEL-Sekt<br />

Bereits über ein Jahr ist die Orgel unserer <strong>Abtei</strong>kirche nicht mehr<br />

spielbar und wir behelfen uns mit einem Provisorium.<br />

Inzwischen gibt es erste Überlegungen, was an Erneuerungen<br />

durchgeführt werden muss und was ergänzt werden könnte. <strong>Die</strong>se Ideen<br />

gilt es in den kommenden Wochen und Monaten mit Fachleuten zu<br />

diskutieren. Egal, ob die alte Orgel nur repariert, ob sie in diesem Zuge<br />

erweitert o<strong>der</strong> ob sogar ein Neubau ansteht, benötigen wir für dieses<br />

Projekt finanzielle Unterstützung.<br />

Unser Klosterladen verkauft seit einiger Zeit einen Orgel-Sekt. Es<br />

handelt sich bei diesem Sekt um einen trockenen Silvaner, <strong>der</strong> vom<br />

Weingut Jean Buscher, Bechtheim, kommt.<br />

<strong>Die</strong> 0,7 ltr-Flasche kostet 7,90 €. Von diesem Betrag werden 2,– € als<br />

Spende für die Erneuerung Orgel verwandt. – Trinken Sie also ein Glas<br />

Sekt auf das Wohl unserer Orgel und <strong>der</strong> Kirchenmusik in<br />

<strong>Königsmünster</strong>.<br />

Spendenkonto für die Orgel………………………………….……Danke!<br />

KONTO Bank für Kirche und Caritas<br />

Pa<strong>der</strong>born, BLZ: 472 603 07<br />

Kto.-Nr.: 11 560 900<br />

Kennwort:<br />

ORGEL<br />

Wohlfahrtsmarken 2010<br />

Duftendes Obst<br />

Das Porto mit Herz<br />

Wer Wohlfahrtsmarken kauft, tut damit gleichzeitig etwas Gutes; denn<br />

<strong>der</strong> Zuschlagserlös des „Porto mit Herz“ kommt unserem sogenannten<br />

Katastrophenfonds zugute. Daraus unterstützen wir soziale Projekte in<br />

nah und fern, helfen schnell und unbürokratisch bei Katastrophen o<strong>der</strong><br />

unterstützen Menschen, die in soziale Not geraten sind.<br />

Frankieren auch Sie Ihre Briefe mit Wohlfahrtsmarken und helfen damit<br />

Menschen in Not!<br />

Auskunft und Bestellformulare bei Br. Antonius Fach OSB –<br />

Tel.: 0291/2995-104 o<strong>der</strong> E-Mail: antonius@koenigsmuenster.de<br />

15<br />

15


Gruß aus <strong>der</strong> <strong>Abtei</strong> <strong>Königsmünster</strong> 16

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