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Diarrhoe nach Nierentransplantation (436 KB) - Klinikum Stuttgart

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Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen<br />

<strong>Diarrhoe</strong><br />

<strong>nach</strong> <strong>Nierentransplantation</strong>strukturiertes<br />

Vorgehen<br />

Symposium<br />

25 Jahre Transplantationszentrum <strong>Stuttgart</strong><br />

Alena Richter


Definition<br />

Stuhlentleerungen >3x/Tag<br />

Stuhlkonsistenz vermindert oder flüssig<br />

Stuhlmenge vermehrt (>250 g/Tag)<br />

Stationäre Therapie und Diagnostik bei:<br />

akuter <strong>Diarrhoe</strong> mit Zeichen der Dehydrierung:<br />

Gewichtsverlust, Kreatinin-Anstieg, Abnahme der Diurese<br />

persistierenden <strong>Diarrhoe</strong>n mehr als eine Woche<br />

Fieber, abdominellen Schmerzen, Blutauflagerungen auf<br />

dem Stuhl<br />

Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen


Epidemiologie<br />

41442 Erst-Nierentransplantatempfänger in den USA<br />

(1995-2002) USRDS:<br />

- kumulative Inzidenz von <strong>Diarrhoe</strong>n in den ersten 3<br />

Jahren <strong>nach</strong> NTx: 22% davon die Hälfte im ersten Jahr<br />

- davon 80% ohne infektiöse Ursache<br />

Risikofaktoren: weibliches Geschlecht, Diabetes Typ I,<br />

Immunsuppression mit Tacrolimus/MMF, CMV-<br />

Risikokonstellation (D+/R-)<br />

<strong>Diarrhoe</strong>n <strong>nach</strong> NTx verdoppelten das Risiko für<br />

Transplantatverlust und Tod<br />

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Hochdruckerkrankungen<br />

Bunnapradist S. et al., AJKD 2008


Epidemiologie: DIDACT-<br />

Studie<br />

108 Nierentransplantatempfänger<br />

(Median 27 Mon. <strong>nach</strong> NTx) in<br />

Belgien mit schweren <strong>Diarrhoe</strong>n (≥<br />

3Stühle/Tag für ≥ 7 Tage):<br />

- davon 22 Patienten mit positiver<br />

Stuhlkultur (Campylobacter,<br />

Salmonella, Clostridium difficile,<br />

Protozoen)<br />

Maes B. et al. Am J Transplant 2006<br />

Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen


Schritt 1: klinische Basisdiagnostik<br />

Anamnese/körperliche Untersuchung<br />

Dauer, Frequenz<br />

Blut/Schleimbeimengungen, Bauchschmerzen, Fieber?<br />

Medikamentenanamnese: insbesondere Antibiotika in<br />

den letzten 4 Wochen?<br />

Auslandsaufenthalt?<br />

Labordiagnostik<br />

BB, CRP, klinische Chemie, CMVpp65-Antigen/CMV-<br />

PCR, Tacrolimus/Cyclosporinspiegel<br />

Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen


Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen<br />

Schritt 2: mikrobiologische Stuhldiagnostik<br />

Bakterielle Durchfallerreger<br />

Inspektion auf Wurmeier und Parasiten<br />

Clostridium difficile-Toxin (10-25% der Fälle<br />

Antibiotika-assoziierter <strong>Diarrhoe</strong>n)<br />

PCR auf Noro-Virus<br />

Häufigste bakterielle Erreger bei Nierentransplant-Empfängern:<br />

Clostridium difficile, Campylobacter jejuni, Salmonella spp.


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Hochdruckerkrankungen<br />

Persistierende Noro-Virusinfektion unter<br />

Immunsuppression<br />

unter Immunsuppression können durch Persistenz des<br />

Noro-Virus chronische <strong>Diarrhoe</strong>n hervorgerufen werden<br />

Diagnose durch Virus-PCR im Stuhl<br />

Therapie: - Reduktion der Immunsuppression<br />

(Pausieren von MMF, ggf. Reduktion des<br />

Calcineurininhibitors)<br />

- symptomatische Therapie (Hydratation)


Schritt 3: Endoskopie<br />

Ösophago-Gastro-Duodenoskopie mit Biopsien<br />

- CMV-Gastritis/Duodentitis<br />

- Befall mit parasitären Erregern: Giardia lamblia,<br />

Cryptosporidium spp., Strongyloides stercoralis<br />

(Zwergfadenwurm) u.a.<br />

- duodenale Zottenatrophie durch Mycophenolat<br />

Ileocoloskopie mit Biopsien<br />

- CMV-Colitis<br />

- nichtinfektiöse Differentialdiagnosen: ischämische<br />

Colitis, Mycophenolat-induzierte Colitis<br />

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Hochdruckerkrankungen<br />

Cryptosporidium<br />

Giardia lamblia<br />

Strongyloides stercoralis


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Hochdruckerkrankungen<br />

CMV-Infektion des Gastrointestinaltraktes<br />

CMV kann den gesamten Gastrointestinaltrakt befallen<br />

häufige Symptome: Bauchschmerzen, Fieber, <strong>Diarrhoe</strong>n,<br />

Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust<br />

Diagnostik: - ÖGD/Ileocoloskopie mit Biopsien<br />

aus Mukosa-Läsionen<br />

- CMVpp65-Ag oder CMV-PCR im Blut<br />

CMV-Gastritis<br />

CMV-Colitis


Schritt 4: Umstellung der Immunsuppression<br />

<strong>Diarrhoe</strong>-auslösende Immunsuppressiva sind insbesondere:<br />

- Mycophenolat<br />

- Tacrolimus<br />

- Sirolimus<br />

<strong>Diarrhoe</strong>n häufiger bei Tacrolimus/MMF als bei Cyclosporin/MMF<br />

(31 vs. 13% in 12 Monaten Heller et al. Am J Transplant 2007)<br />

- unter Tacrolimus ist die Exposition gegenüber MPA höher<br />

Vorgehen:<br />

1. Blutspiegel überprüfen (für CNI und mTOR-Inhibitor), ggf.<br />

Dosisreduktion<br />

2. Mycophenolat pausieren<br />

3. Ggf. <strong>nach</strong> 14 d ganz absetzen und stattdessen Azathioprin beginnen<br />

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Hochdruckerkrankungen


Schritt 4: Umstellung der Immunsuppression<br />

Hohe Spitzenspiegel von MPA (2 x 1g CellCept®) sind assoziiert mit<br />

einem erhöhten Auftreten von Nebenwirkungen<br />

=> Dosis aufteilen!<br />

=> Mit dem Essen einnehmen<br />

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Hochdruckerkrankungen<br />

Mourad M et al, Clinical Chemistry 2001


Klinik für Nieren- und<br />

Hochdruckerkrankungen<br />

Umstellung auf Myfortic®?<br />

EC-MPS verzögert die Freisetzung von Mycophenolat (Freisetzung im Dünndarm)<br />

Salvadori et al, Am J Transplant 2003<br />

Budde et al. Transplant Proc 2004


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Diagnostisches Schema<br />

Schritt 1<br />

Anamnese/körperliche Untersuchung/Labordiagnostik/CMV-Antigenämie<br />

Schritt 2<br />

Mikrobiologische Stuhldiagnostik<br />

Schritt 3<br />

Endoskopie des oberen und unteren GI-Traktes mit Biopsieentnahme<br />

Schritt 4<br />

Umstellung/ggf. Reduktion der Immunsuppression<br />

Schritt 5<br />

Weitere gastroenterologische Spezialdiagnostik

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