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neuropsych1 - neu.pub (Schreibgeschützt) - Klinik Bavaria

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Neuropsychologische Therapie<br />

THERAPIEZENTRUM NEUROLOGIE<br />

NEUROPSYCHOLOGIE THERAPIE<br />

Die <strong>neu</strong>ropsychologische Therapieplanung ist ganzheitlich und personenorientiert. An-<br />

gestrebt wird die Wiedererlangung der größtmöglichen Selbständigkeit des Patienten.<br />

Ausgangspunkt stellt eine sorgfältige Problemanalyse dar, die unter Einbeziehung in-<br />

terdisziplinärer Gesichtspunkte zu geschehen hat. Die Zielbestimmung orientiert sich<br />

in aller Regel an folgenden Lebensbereichen:<br />

• Selbstbestimmung<br />

• Erleichterung der Pflege<br />

• Selbständigkeit im häuslichen Umfeld<br />

• Selbständiges Wohnen<br />

• Regelung geschäftlicher Angelegenheiten<br />

• Wiedereingliederung in Arbeit und Tätigkeit<br />

Konzeptuell orientiert sich die Auswahl der zu behandelnden Störungen an dem<br />

ICIDH-Modell der WHO (International Classification of Impairments, Disabilities and<br />

Handicaps; WHO, 1980), das eine Unterscheidung von Impairments<br />

(Funktionsausfälle), Disabilities (Beeinträchtigung von Fähigkeiten) und Handicaps<br />

(Auswirkungen auf soziale Rollen) vornimmt. Die <strong>neu</strong>ropsychologische Therapie kann<br />

auf jeder dieser Ebenen ansetzen.<br />

Individuelles Aufnahmegespräch<br />

Im Erstkontakt stellt der Neuropsychologe dem Patienten den Therapiebereich vor. In<br />

diesem Gespräch werden die ersten „Weichen“ gestellt. Der Therapeut verschafft sich<br />

einen Überblick über die persönliche Situation des <strong>neu</strong>en Patienten. Das Kennenler-<br />

nen dient einer vorläufigen Identifikation therapierelevanter Bereiche (kognitive und<br />

emotionale Veränderungen, Bedürfnis nach Information und stützenden Gesprächen<br />

zur Krankheitsbewältigung). In die Therapieplanung geht eine ganzheitliche Sichtwei-<br />

se des Patienten ein. Neben den vom Patienten berichteten erkrankungsbedingten<br />

Veränderungen stellen die aktuellen Alltagsanforderungen im privaten und beruflichen<br />

Bereich eine wichtige Grundlage für die Einleitung <strong>neu</strong>ropsychologischer Maßnahmen<br />

dar.<br />

Neuropsychologische Angebote der <strong>Klinik</strong> <strong>Bavaria</strong> Kreischa im Überblick:<br />

Neuropsychologische Einzeltherapie:<br />

• Therapie kognitiver Funktionsstörungen (Hirnleistungstraining/<br />

Kompensationsstrategien)<br />

• stützende Gespräche zur Krankheitsverarbeitung<br />

• Beratung: Umgang mit kognitiven Veränderungen im Hinblick auf die<br />

Bewältigung von Alltagsanforderungen und sozialen Rollen<br />

• Anbahnung weiterführender Maßnahmen<br />

(z.B. Arbeits- u. Belastungserprobung)<br />

• Einzelentspannung<br />

• praktische Fahrproben<br />

Kompensationstraining<br />

Umweltmodifikation/ Angehörigenberatung<br />

Ein weiterer Ansatzpunkt besteht in der Anpassung der Umwelt. Diese Strategie ist<br />

bei schweren und chronischen Funktionseinbußen zu wählen. Hier geht es darum,<br />

die Umgebung des Patienten und die an ihn gestellten Alltagsanforderungen so zu<br />

gestalten, dass sie trotz seiner Funktionseinbußen bewältigt werden können (z.B.<br />

Beschriftung von Türen und Schränken für Patienten mit schweren Gedächtnisstö-<br />

rungen). Die meisten derartigen Maßnahmen betreffen die Zeit nach der stationären<br />

Rehabilation. Daher spielt in diesem Zusammenhang die Beratung und Vorbereitung<br />

der Angehörigen des Patienten eine wichtige Rolle.<br />

Gruppenangebot:<br />

Kognitives Training<br />

• Aufmerksamkeitsgruppen<br />

Neglectgruppe<br />

• Training von Orientierungsleistungen<br />

Entspannungsgruppen<br />

• Autogenes Training<br />

• Progressive Muskelrelaxation<br />

Problem- und themenorientierte Gruppe:<br />

• · Schlaganfallgruppe<br />

Funktionstraining<br />

Das Training spezifischer kognitiver Funktionen<br />

setzt auf der Störungs-Ebene an und zielt darauf<br />

ab, die spontane Erholung des Gehirns anzuregen<br />

und zu unterstützen. Das Ziel ist, die betroffene<br />

Funktion wiederherzustellen. Diese Methode hat<br />

sich besonders für die Behandlung von Aufmerk-<br />

samkeitsleistungen bewährt (Sturm & Zimmer-<br />

mann, 2000).<br />

Beim Training kompensatorischer Verhaltens-<br />

weisen wird die ausgefallene Funktion durch in-<br />

takt gebliebene Leistungen ersetzt (z.B. Einsatz<br />

von Mnemotechniken zur Steigerung von Ge-<br />

dächtnisleistungen). Hier geht es um das Ein-<br />

üben konkreter Fertigkeiten wie das Benutzen<br />

von Hilfsmitteln (z. B. Gedächtnistagebücher).


Was ist Neuropsychologie?<br />

Die klinische Neuropsychologie beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Änderungen im Verhalten<br />

und Erleben bei Patienten mit hirnorganischen Veränderungen. Derartige Veränderungen können im Zusam-<br />

menhang mit Schlaganfällen, Unfallverletzungen, Hirntumoren, entzündlichen Prozessen und degenerativen Er-<br />

krankungen auftreten.<br />

Auswahl <strong>neu</strong>ropsychologischer Funktionsbereiche<br />

Aufmerksamkeitsleistungen:<br />

Zu den häufigsten <strong>neu</strong>ropsychologischen Störungen nach<br />

hirnorganischen Schädigungen zählen Beeinträchtigungen<br />

der Aufmerksamkeitsfunktionen. Da diese die Basis für alle ü-<br />

bergeordneten Leistungen darstellen, können sich Störungen<br />

in diesen Bereichen auf viele relevante Alltagsaktivitäten ne-<br />

gativ auswirken. Aus Beeinträchtigungen basaler Aufmerk-<br />

samkeitsleistungen resultieren eine allgemeine Verlangsa-<br />

mung oder Probleme, die Aufmerksamkeit über einen länge-<br />

ren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Komplexere Leistungen<br />

betreffen u.a. die Fähigkeit, irrelevante Reize auszublenden<br />

(selektive Aufmerksamkeit). Störungen dieser Funktion führen<br />

zu einer erhöhten Ablenkbarkeit. Bei Beeinträchtigungen der<br />

geteilten Aufmerksamkeit kommt es zu Schwierigkeiten bei<br />

der simultanen Bearbeitung mehrerer Aufgaben und der<br />

gleichzeitigen Beachtung verschiedener Reizquellen .<br />

Lern- und Gedächtnisleistungen:<br />

Verminderte Lern- und Gedächtnisleistungen treten ebenfalls häufig bei Hirnschädigungen<br />

unterschiedlicher Ätiologie und Lokalisation auf. Die Auswirkungen können von geringfügigen<br />

relativen Leistungseinbußen bis zu schweren amnestischen Syndromen reichen, die eine<br />

selbständige Bewältigung des Alltags unmöglich machen (Schuri, 2000). Bei einigen Ätiolo-<br />

gien kommt es zu retrograden Amnesien, bei der Informationen, die vor dem Ereignis aufge-<br />

nommen wurden, betroffen sind. Hirnorganische Schädigungen wie Schlaganfälle oder<br />

Schädelhirntraumen wirken sich vor allem auf den Erwerb <strong>neu</strong>er Informationen aus<br />

(anterograde Amnesie) und können spezifisch für eine Modalität gestört sein (z. B. verbales<br />

vs. bildhaftes Material). Auf der Ebene des Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnisses kann es zu<br />

Einbußen beim unmittelbaren Halten und Bearbeiten von Informationen kommen (z. B. beim<br />

Kopfrechnen). Störungen weiterführender Gedächtnisprozesse können sich negativ auf die<br />

Aufnahme <strong>neu</strong>er Informationen ins Langzeitgedächtnis (Lernleistung) und das mittel- und<br />

längerfristige Behalten von Informationen (Behalten und Erinnern) beziehen. Eine hohe<br />

Alltagsrelevanz besitzen die prospektiven Gedächtnisleistungen – der Fähigkeit, in die<br />

Zukunft gerichtete Absichten zu erinnern (z. B. das Einhalten von Terminen).<br />

Visuell-perzeptive und visuell-konstruktive Leistungen:<br />

Empfindungs- und Wahrnehmungsstörungen können in allen sensorischen Modalitäten auf-<br />

treten. Insbesondere die Untersuchung visueller Leistungen besitzt eine hohe Alltagsrele-<br />

vanz. Das Spektrum der beobachtbaren Ausfälle reicht von elementaren sensorischen Leis-<br />

tungen (z.B. Gesichtsfeldeinschränkungen, Kontrastsehen, Farbsehen) über komplexe per-<br />

zeptive Fähigkeiten, wie die Unterscheidung von Formen und Mustern, bis zur Objekterken-<br />

nung und der Verarbeitung räumlicher Beziehungen. Visuo-kognitive Leistungen beziehen<br />

sich auf die gedankliche Manipulation visueller Wahrnehmungsinhalte. Visuo-konstruktive<br />

oder räumlich-konstruktive Störungen betreffen die Fähigkeit, einzelne Komponenten einer<br />

Gesamtfigur zusammenzufügen und stellen eine wichtige Grundlage für viele Alltagsaufga-<br />

ben - z.B. handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten - dar.<br />

THERAPIEZENTRUM NEUROLOGIE<br />

NEUROPSYCHOLOGIE<br />

Neglect:<br />

Der Neglect (Vernachlässigung) tritt in aller Regel nach<br />

Schlaganfällen in der rechten Hemisphäre auf. Die Stö-<br />

rung äußert sich durch eine Nichtbeachtung von Reizen<br />

auf der zur Läsion kontralateralen Seite. Die Patienten<br />

haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit nach links<br />

auszurichten. Häufig werden Personen und Gegenstän-<br />

de auf der betroffenen Seite übersehen, beim Lesen<br />

können Wörter oder Satzanfänge ausgelassen werden.<br />

Das Vernachlässigungsphänomen kann sich auch auf<br />

mentale Vorstellungen beziehen. Ebenso kann es beim<br />

Abzeichnen oder bei Reproduktionen aus dem Ge-<br />

dächtnis (z.B. einfachen Zeichenaufgaben) zu<br />

neglectspezifischen Auslassungen kommen. Ein<br />

Neglect wird häufig von den Patienten nicht wahrge-<br />

nommen und kann die Fähigkeit zur selbständigen Le-<br />

bensführung deutlich beeinflussen.<br />

Exekutive Funktionen<br />

Neuropsychologische Diagnostik<br />

Eine Hauptaufgabe der klinisch-<strong>neu</strong>ropsychologischen Tätig-keit<br />

besteht darin, kognitive und affektive Funktionsstörung-en nach<br />

einer Hirnschädigung und die emotionale Reaktion des Patienten<br />

auf seine Störungen objektiv zu erfassen. Sturm (2000) zählt<br />

folgende Bereiche auf, die in Abhängig-keit von der jeweiligen<br />

Fragestellung Relevanz erlangen können:<br />

• basale und höhere Wahrnehmungsleistungen<br />

• intellektuelles Niveau und Leistungsprofil<br />

• Aufmerksamkeitsleistungen<br />

• Gedächtnisfunktionen<br />

• Planungs- und Kontrollfunktionen („exekutive Funktionen“)<br />

• Sprache<br />

• sensomotorische Leistungen und motorische Planung<br />

• räumlich-perzeptive, räumlich-kognitive und räumlich-<br />

konstruktive Leistungen<br />

• Untersuchung der Zahlenverarbeitung und Rechenleistun-<br />

gen<br />

• berufsabhängige Fertigkeiten und domänenspezifisches<br />

Wissen<br />

• Affektivität und Persönlichkeit<br />

Bei der Erfassung des kognitiven Leistungsprofils werden mit etablierten und wissen-<br />

schaftlich anerkannten Testverfahren die Auswirkungen der Erkrankung auf alltagsrelevan-<br />

te kognitive Leistungen überprüft. Der Umfang der Untersuchung wird hierbei individuell<br />

auf die jeweilige Situation des Patienten und der sich daraus ergebenden Fragestellungen<br />

abgestimmt.<br />

Der Begriff exekutive Funktionen bezieht sich auf eine Reihe von komplexeren kognitiven<br />

Leistungen, die für die Planung und Durchführung zielgerichteten Handelns erforderlich<br />

sind. Störungen exekutiver Funktionen treten in aller Regel nach Schädigungen frontaler<br />

Kortexareale auf. Bei Störungen des Antriebs können das Beginnen, das Aufrechterhalten<br />

oder – entgegengesetzt - die Hemmung von Handlungen gestört sein. Weitere häufige Fol-<br />

gen exekutiver Funktionsstörungen betreffen die Handlungsplanung (z.B. Abfolge von<br />

Handlungsschritten), Problemlöseverhalten und Kontrolle der Durchführung und Effektivität<br />

von Handlungen. Bei einigen Patienten kann es zu sozial unangemessenen Verhaltens-<br />

weisen (z. B. Distanzlosigkeit) und zu nicht-aphasischen Kommunikationsstörungen kom-<br />

men. Typische Symptome sind Weitschweifigkeit, Tangentialität und mangelnde Beachtung<br />

der Bedürfnisse des Gesprächspartners (z.B. Einhaltung des Dialogwechsels).

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