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Alexander Fehling, Miriam Stein, Moritz Bleibtreu

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HISTORISCHER HINTERGRUND<br />

Historischer Hintergrund<br />

Dass alle Symptome dieser wunderlichen, so natürlichen als unnatürlichen Krankheit auch einmal<br />

mein Innerstes durchrast haben, daran lässt Werther wohl niemanden zweifeln. Ich weiß recht<br />

gut, was es mich damals für Anstrengungen kostete, den Wellen des Todes zu ent kommen…<br />

Johann Wolfgang von Goethe, 1778<br />

© Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift, Foto: Ursula Edelmann<br />

JURA, LIEBESLYRIK UND STURM UND DRANG<br />

Johann Wolfgang von Goethe setzte 1770 bis 1771 in Straßburg<br />

sein in Leipzig begonnenes Jura-Studium fort. Er hatte zwar<br />

wenig Motivation dazu und interessierte sich mehr für Medizinund<br />

Chemie-Vorlesungen. Doch schloss er mit einem Examen<br />

zum Lizentiaten ab, was einem heutigen Doktortitel entspricht.<br />

Zu dieser Zeit schrieb er bereits viel Lyrik (u.a. die Sesenheimer<br />

Liebesgedichte auf Friederike Brion) und sein erstes Drama,<br />

den GÖTZ VON BERLICHINGEN MIT DER EISERNEN HAND, der<br />

1773 auf seine eigenen Kosten veröffentlicht wurde und als<br />

Maßstab der Literatur des sogenannten Sturm und Drang galt.<br />

Über die damals in Salons vorgetragene Literatur in ihrem<br />

Schwulst und Kitsch einerseits und ihre strengen Regel-Konventionen<br />

andererseits wollten er und manche Dichterkollegen<br />

dieser Zeit sich bewusst hinwegsetzen. Sie orientierten sich<br />

Goethe in DICHTUNG UND WAHRHEIT<br />

Charlotte Sophie Henriette Kestner, geb. Buff, 1782<br />

© Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift, Foto: David Hall<br />

lieber an Shakespeare (1564 – 1616) oder auch an Lessing<br />

(1729 – 1781), geistesgeschichtlich an Rousseau (1712 – 1778).<br />

Diese Künstler galten damals noch als Revolutionäre, man<br />

fürchtete umstürzlerische Gedanken, die das sich gerade jenseits<br />

des mächtigen Adels etablierende Bürgertum als aufsteigende<br />

Klasse in seinen Werten und angepassten Ritualen<br />

hinterfragte. Nicht nur Goethes Vater wollte, dass sein Sohn<br />

„etwas Anständiges“ zum Erwerb des Lebensunterhaltes und<br />

eines guten Rufs lernte. Kunst galt eher als Unterhaltung und<br />

erfrischender Ausgleich zum Tagesgeschäft („das Schöngeistige“)<br />

und wurde als echte Bereicherung oder wahrhaftige<br />

Darstellung des Lebens nicht ernst genommen. Es war allenfalls<br />

ein Hobby oder Thema im Smalltalk: Dichtung hatte in der<br />

breiten Meinung damals mit dem „wahren Leben“ nichts zu tun.<br />

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