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nah dran 2009 - Kinderschutz eV

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Rechtliche Betreuung<br />

Lebenserfahrung schenken<br />

und sammeln<br />

Mehr als 40 ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen und Betreuer begleitet und<br />

berät Veronika Vaitl vom Betreuungsverein des <strong>Kinderschutz</strong> e.V. Einer von ihnen<br />

ist Christian Trabold, 46 Jahre, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.<br />

Er engagiert sich bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich als rechtlicher Betreuer.<br />

Herr Trabold, zurzeit führen Sie die<br />

rechtliche Betreuung für zwei ältere<br />

Damen und einen Mann. Was ist Ihre<br />

Aufgabe dabei?<br />

Ich unterstütze sie in allen möglichen<br />

Angelegenheiten, die mit Bürokratie oder<br />

Behörden zu tun haben. Zum Beispiel stelle<br />

ich für sie Anträge bei Krankenkassen,<br />

etwa für die Zuzahlungsbefreiung, oder<br />

auch bei Versicherungen und Behörden.<br />

Ich kümmere mich bei der einen Dame um<br />

alles was ihre Heimunterbringung betrifft.<br />

Ich vereinbare auch Arzttermine und begleite<br />

die Betreuten wenn nötig dorthin<br />

und ich kümmere mich um ihre finanziellen<br />

Angelegenheiten. Ich übernehme also<br />

die Dinge, um die sie sich selbst nicht<br />

mehr sorgen können.<br />

Warum können die betreuten Menschen<br />

diese Aufgaben nicht mehr selbst erfüllen?<br />

Zum Teil, weil sie einfach alt sind und daher<br />

geistig oder körperlich nicht mehr in<br />

der Lage. Vieles ist mit der Zeit auch so<br />

komplex geworden, dass alte Menschen<br />

damit überfordert sind. Allein ein Antrag<br />

auf Zuzahlungsbefreiung bei der Krankenkasse<br />

kann ihnen Schwierigkeiten bereiten.<br />

Eine meiner Betreuten ist fast<br />

blind, lebt aber noch zuhause. Natürlich<br />

kann sie da vieles nicht mehr alleine erledigen.<br />

Briefe lesen, Rechnungen begleichen<br />

oder auch Geld holen, all das muss<br />

dann jemand für sie machen. Ich habe<br />

aber auch schon mal einen jungen Mann<br />

betreut, der psychisch krank ist und deshalb<br />

jemanden braucht, der ihn rechtlich<br />

vertritt. In der Regel haben alle diese<br />

Menschen keine Angehörigen mehr und<br />

auch keine Bekannten, die sie unterstützen<br />

können. Daher bestellt das Vormundschaftsgericht<br />

einen fremden rechtlichen<br />

Betreuer für sie.<br />

Wie ist Ihr Verhältnis zu den betreuten<br />

Menschen?<br />

Es entsteht automatisch eine Beziehung,<br />

auch wenn man sich „nur“ um ihre rechtlichen<br />

Angelegenheiten kümmert. Und<br />

man bekommt selbstverständlich einiges<br />

aus der Lebensgeschichte der Menschen<br />

mit. Ich versuche für meine Betreuten<br />

wenn möglich auch mehr zu tun als nur<br />

das Allernötigste. Sie können mich beispielsweise<br />

jederzeit anrufen. Wenn eine<br />

zum Beispiel Einlagen braucht, dann kümmere<br />

ich mich darum. Da sag ich nicht:<br />

Das geht mich nichts an. Oder wenn meine<br />

blinde Betreute gerne mal das Grab ihres<br />

Mannes besuchen möchte, dann fahre<br />

ich mit ihr zum Friedhof. Wer soll das<br />

denn sonst machen?<br />

Welche Unterstützung bietet Ihnen der<br />

<strong>Kinderschutz</strong> e.V.?<br />

Ich kann mich mit jeder Frage und mit<br />

jedem Problem im Rahmen meiner<br />

Betreuungen an den Verein wenden und<br />

bekomme auch sehr schnell Antwort.<br />

Besonders anfangs war ich darauf<br />

angewiesen, denn vieles wusste ich erstmal<br />

nicht. Wo und wie ich zum Beispiel<br />

eine höhere Pflegestufe beantrage, all<br />

solche Sachen musste ich erfragen. Da<br />

ist es schon gut, eine persönliche Ansprechpartnerin<br />

zu haben und nicht alles<br />

selbst recherchieren zu müssen. Ganz am<br />

Anfang meiner Betreuungen haben wir<br />

uns auch die individuellen Bereiche und<br />

Bedürfnisse jedes Betreuten gemeinsam<br />

angeschaut und geklärt, was zu tun ist.<br />

Außerdem gibt es hier im Verein alle vier<br />

Wochen den Betreuerstammtisch, bei<br />

dem immer ein bestimmtes Thema im<br />

Mittelpunkt steht und bei dem wir<br />

Ehrenamtlichen uns austauschen können.<br />

Sie investieren viel Zeit und Energie in<br />

Ihr Ehrenamt. Profitieren Sie selbst<br />

auch davon?<br />

Auf jeden Fall! Die meisten sind sehr dankbar,<br />

dass ich sie besuche und mich kümmere. Außerdem<br />

ist es eine persönliche Bestätigung,<br />

wenn ich etwas so durchsetzen kann, wie ich<br />

es mir vorgestellt habe. Es macht mir Spaß,<br />

etwas für die Menschen zu bewegen und ihnen<br />

sagen zu können: Wenn es irgendwo<br />

klemmt, bin ich da und helfe. Auch in meiner<br />

eigenen Familie kam mir meine Erfahrung<br />

schon zugute. Zuletzt, als meine Mutter im<br />

Krankenhaus war und wir eine Vorsorgevollmacht<br />

erstellt haben. Abgesehen davon wünsche<br />

ich mir aber auch, dass jemand diese<br />

Aufgaben mal für mich übernimmt, wenn ich<br />

nicht mehr in der Lage sein sollte, mich selbst<br />

um meine Angelegenheiten zu kümmern.<br />

Möchten Sie sich über Vorsorgemöglichkeiten<br />

informieren? Oder können<br />

Sie sich vorstellen, selbst ehrenamtlich<br />

eine rechtliche Betreuung zu<br />

übernehmen?<br />

Dann ist unsere hauptamtliche<br />

Betreuerin Veronika Vaitl die richtige<br />

Ansprechpartnerin. Sie steht Ihnen<br />

gerne für ein ausführ liches Gespräch<br />

zur Verfügung:<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9732,<br />

v.vaitl@kinderschutz.de<br />

Zahlen und Standort<br />

3 Fachkräfte sind in Voll- und Teilzeit in diesem<br />

Bereich tätig.<br />

76 Erwachsene wurden 2008 rechtlich betreut.<br />

54 ehrenamtliche rechtliche Betreuerinnen<br />

und Betreuer wurden informiert, geschult<br />

und bei ihrer Aufgabe begleitet.<br />

Rechtliche Betreuung<br />

Liebherrstraße 5<br />

80538 München<br />

Tel. (089) 23 17 16 -9710<br />

betreuung@kinderschutz.de<br />

<strong>nah</strong> <strong>dran</strong><br />

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