nah dran 2009 - Kinderschutz eV
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Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen (SBW)<br />
und Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung (ISE)<br />
Ist Jugendhilfe für junge Volljährige<br />
noch notwendig?<br />
Im Rahmen des Sozialpädagogisch Betreuten<br />
Wohnens (SBW) und der Intensiven<br />
Sozialpädagogischen Einzelbetreuung (ISE)<br />
begleitet der <strong>Kinderschutz</strong> e.V. junge Menschen<br />
ab dem 16. Lebensjahr auf dem Weg<br />
ins Erwachsenenleben. In Zeiten, in denen<br />
die Kommunen über Sparmaß<strong>nah</strong>men<br />
nachdenken, wird jedoch regelmäßig<br />
darüber diskutiert, ob es diese Form der<br />
Betreuung für junge Volljährige überhaupt<br />
noch geben soll. Die sozialpädagogischen<br />
Fachkräfte des <strong>Kinderschutz</strong> e.V. sagen<br />
dazu ganz klar: Ja, für benachteiligte<br />
Heranwachsende ist eine gezielte Unterstützung<br />
auch über das 18. Lebensjahr<br />
hinaus notwendig!<br />
Erwachsenwerden mit Hindernissen<br />
Junge Volljährige befinden sich in einer<br />
kritischen Lebensphase. Sie stehen vor der<br />
Aufgabe, sich aus ihren bisherigen mal<br />
mehr, mal weniger fürsorglichen familiären<br />
Strukturen herauslösen und auf eigenen<br />
Beinen stehen zu müssen. Auch in beruflicher<br />
Hinsicht stehen sie vor weitreichenden<br />
Entscheidungen und Veränderungen,<br />
die für jeden jungen Menschen eine<br />
enorme Herausforderung bedeuten.<br />
Was für jeden Heranwachsenden gilt, gilt<br />
für die von SBW und ISE betreuten in besonderer<br />
Weise. Viele von ihnen kennen<br />
keine verlässlichen Beziehungen oder<br />
mussten erleben, wie diese abgerissen<br />
sind, beispielsweise durch Scheidung, Tod<br />
der Eltern oder durch Flucht. Häufig sind<br />
sie in konfliktbelasteten Familien aufgewachsen,<br />
viele bereits in Heimen oder<br />
Jugendwohngruppen. Aufgrund des<br />
mangelnden sozialen Rückhalts lernen sie<br />
nur mühsam, dass eine Herausforderung<br />
nicht gleich ein unüberwindbares Problem<br />
darstellt. Wenn diese Heranwachsenden<br />
auf ihrem Weg zur Selbständigkeit keine<br />
Förderung erhalten laufen sie Gefahr, einen<br />
„falschen Weg“ einzuschlagen: Schul-<br />
abbruch, keine Ausbildung, Arbeitslosigkeit,<br />
Mangel an Perspektiven, Frustration…<br />
die Abwärtsspirale kann tief reichen.<br />
Durch Förderung<br />
und Beziehung reifen<br />
Die Voraussetzungen für einen selbstbewussten<br />
und verantwortungsvollen Weg<br />
ins Erwachsenenleben sind bei den meisten<br />
Betreuten alles andere als günstig. Sie<br />
haben häufig wenig Selbstvertrauen,<br />
wenig Lebensmut und wenig Zuversicht,<br />
ihren Lebensweg selbst bestimmen zu<br />
können. Gesundheitliche Schwierigkeiten,<br />
Essstörungen beispielsweise oder psychische<br />
Erkrankungen erschweren es vielen,<br />
die Energie für die nötigen Anstrengungen<br />
aufzubringen. Probleme in der Schule<br />
und die Aussicht, ohne qualifizierenden<br />
Schulabschluss da zu stehen, sind Folgen.<br />
Mangelnde Frustrationstoleranz, Aggressivität<br />
und das Unvermögen, sich in andere<br />
Menschen einzufühlen und deren<br />
Verhalten zu verstehen, sind häufig<br />
weitere Merkmale.<br />
Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> e.V. versuchen,<br />
eine vertrauensvolle und verlässliche<br />
Beziehung zu den jungen Menschen aufzubauen,<br />
die Voraussetzung für die notwendigen<br />
positiven Entwicklungsprozesse<br />
ist. Im Rahmen der Jugendhilfemaß<strong>nah</strong>men<br />
SBW und ISE erhalten die jungen<br />
Menschen nicht nur sozialpädagogische<br />
Unterstützung. Ihnen wird auch ein eigener<br />
Wohnraum zur Verfügung gestellt, in dem<br />
sie eigenständiges Leben üben können.<br />
Dabei werden sie ganz praktisch in den<br />
jeweils relevanten Lebensbereichen<br />
unterstützt. Sie lernen beispielsweise, eine<br />
Wohnung einzurichten und sauber zu<br />
halten. Auch wie sie mit Geld umgehen<br />
können, um Schulden zu vermeiden, oder<br />
wie Behördenbriefe zu verstehen und<br />
rechtzeitig zu beantworten sind. Für viele<br />
ist es entscheidend, passende Lernstrategien<br />
zu entwickeln und mit ihren Lehrerinnen<br />
und Lehrern oder Ausbilderinnen<br />
und Ausbildern im Kontakt zu sein. Gesundheit,<br />
medizinische und therapeutische<br />
Versorgung sowie eine ausgewogene<br />
Ernährungsweise sind ebenfalls Themen,<br />
bei denen die jungen Erwachsenen Rat<br />
und Unterstützung erhalten. Nicht zuletzt<br />
geht es im Rahmen der Betreuung auch<br />
darum, Freizeit sinnvoll zu gestalten und<br />
mit der Familie und dem sonstigen sozialen<br />
Umfeld neue Formen der Auseinandersetzung<br />
zu finden.<br />
Rechtzeitige und ausreichende Hilfen können<br />
bei diesen jungen Menschen darüber<br />
entscheiden, ob ihnen der Einstieg in die<br />
Erwachsenengesellschaft gelingt, oder ob<br />
sie dauerhaft in Perspektivlosigkeit,<br />
Zukunftsangst, Dauerarbeitslosigkeit,<br />
Subkulturen oder in die Kriminalität abrutschen.<br />
In diesen Fällen lägen die<br />
Folgekosten für die Gesellschaft um ein<br />
Vielfaches über dem, was eine Hilfe wie<br />
SWB und ISE kostet.<br />
Zahlen und Standort<br />
28 Fachkräfte sind in Voll- und Teilzeit in<br />
diesem Bereich tätig.<br />
55 Jugendliche und junge Erwachsene wurden<br />
2008 im Rahmen des Angebotes betreut.<br />
Sozialpädagogisch Betreutes Wohnen /<br />
Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung<br />
Kathi-Kobus-Straße 11<br />
80797München<br />
Tel. (089) 23 17 16 -9010<br />
sbw-ise@kinderschutz.de<br />
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